Zuerst möchte ich kurz erwähnen, wie es kam, dass ich mich für die Ökologie des Moschusochsen interessierte. Herr Heinrich Walter war Professor beim Botanischen Institut der Universität von Hohenheim bei Stuttgart, SW Deutschland. Er hat das Klimadiagramm entdeckt. Als er in Pension gegangen war, habe ich ihn öfter in seiner Wohnung in Hohenheim besucht. Wir unterhielten uns über die Ökologie der Pflanzen und über die Mammut-Tierwelt. Ich gab ihm dann auch Artikel (auf Russisch) über die Mammut-Fauna in Russland, die er dann in seinen letzten Büchern benutzte.

Ich fragte ihn: In was für einem Klima hat das Wollhaar-Mammut im Hohen Norden gelebt? Er sagte mir: „Der Moschusochse ist ein großes Tier. Es kann im Hohen Norden leben, sogar in Nordgrönland, wo es sehr trocken ist. Nordsibirien und Nordkanada sind sehr groß. Deshalb gibt es dort viel Futter. Im Hohen Norden bewahrt der erste Frost im Herbst die Nährstoffe, wie das Protein, in den oberirdischen Teilen der Pflanzen. Deshalb haben die grasenden Tiere dort oben den ganzen Winter über sehr nahrhaftes Futter. Deshalb konnte auch das Wollhaar-Mammut dort bestimmt in einem arktischen Klima leben. Das Mammut hat ebenso im Hohen Norden gelebt, wie das Rentier und der Moschusochse heute.“

Stimmt das? Wo lebt der Moschusochse heute? Wo hat er gelebt, bevor der Mensch die meisten von ihnen mit seinen Gewehren abgeschossen hat? Wie weit im Norden? Warum kann der Moschusochse dort oben leben? Wie viel muss er fressen und trinken? Wie viel Energie und Trockenmasse braucht der Moschusochse im Sommer und im Winter, um sein Körpergewicht zu halten? Wie viel Futter wächst auf der arktischen Tundra und der Polarwüste? Wie viel Protein enthalten die Pflanzen in der Heimat des Moschusochsen, besonders während des langen arktischen Winters? Und wie viel von diesem Futter kann der Moschusochse verdauen? Wo kann der Moschusochse leben? Und wo nicht?

Warum kann der Moschusochse dort oben den arktischen Winter überleben, wo andere Tiere erfrieren würden? Warum kann der Moschusochse im Hohen Norden in tiefer Kälte leben? Warum kann er im Winter die Schneestürme im Hohen Norden ertragen, wo es keine Wälder gibt, in denen er sich verstecken könnte? Wie dicht und wie warm ist sein Fell im Sommer und im Winter? Wie findet er im Winter sein Futter, wenn die besten Weideplätze in den Niederungen mit hartem Schnee zugedriftet sind?

Könnte der Elefant (oder das Mammut) ebenso in der arktischen Tundra und der Polarwüste leben, wie der Moschusochse heute? Hat das Mammut im Hohen Norden in Eis und Schnee gelebt, wie das Rentier und der Moschusochse heute? Wie lange könnte der 6.4-Tonnen schwere Elefant dort oben leben, wenn er versuchte, so schnell wie ein Moschusochse zu grasen, oder so schnell wie zwei Moschusochsen?

Im nächsten Band dieser Forschungsberichte über die Mammut-Fauna, werde ich auch den Bison näher untersuchen. Zusammen mit dem Moschusochsen und dem Wollhaar-Mammut haben auch große Herden von Steppenbisons gegrast. In Sibirien haben sie bis etwa 78°N, bis zur nördlichen Spitze der Taimyr Halbinsel, gelebt. Mammute, Bisons und Wildpferde waren dann die zahlreichsten großen Säugetiere in Nordsibirien und Yukon/Alaska. Moschusochsen und Rentiere gab es dort gewöhnlich nur wenige. Dies zeigt uns auch, auf was für einer Pflanzendecke sie dort gelebt haben: Nicht auf arktischer Tundra oder Polarwüste, sondern auf fruchtbarem zonalen Weideland, auf Wiesensteppe und Waldsteppe.