Kapitel 1: Aleksandr Ivanovich Oparin

Der sowjetische Wissenschaftler Aleksandr Ivanovitsch Oparin war einer der ersten Materialisten der Neuzeit, die versucht haben, zu erklären, wie die erste Zelle auf der Erde auf natürliche Weise von selbst entstanden ist. A. I. Oparin war Direktor des berühmten Bach Instituts für Biochemie in Moskau seit dem Jahre 1946. Professor Oparin hat für seine biochemische Forschung den Leninorden erhalten, den Bachpreis und die Mechnikov Goldmedaille. Und er wurde zum Helden der Sozialistischen Arbeit ernannt. Er war auch aktives Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. - Was hat er herausgefunden?

Prof. A. I. Oparin: "Der Materialismus, der auf Tatsachen beruht, die man durch die Naturwissenschaft entdeckt hat, bestätigt, dass das Leben, ebenso wie alles übrige auf der Welt, von materieller Natur ist, und dass man dafür keinen geistigen Ursprung braucht, den man nicht materiell begreifen kann, um das zu verstehen. Im Gegenteil, vom materiellen Standpunkt aus gesehen, können wir gerade durch das objektive Studium der Natur, die uns umgibt, nicht nur verstehen, was das Leben eigentlich ist, sondern dadurch können wir auch direkt die lebende Natur verändern und verbessern, zum Wohle des Menschen." (1968:2-4).

"Der dialektische Materialismus, der das Leben als eine qualitativ besondere Form der sich bewegenden Materie betrachtet, definiert das Leben anders als der mechanistische Materialismus. Mechanistisch gesehen, besteht das Problem darin, dass man die lebenden Erscheinungen so weit wie möglich auf seine physischen und chemischen Vorgänge reduziert. Vom Standpunkt des dialektischen Materialisten aus gesehen, versucht man das Leben hauptsächlich dadurch zu begreifen, dass man zu verstehen versucht, wie sich die sich bewegende Materie genau von den anderen Formen (der sich bewegenden Materie) unterscheidet." (1968: 32).

Wie soll die erste lebende Zelle auf der Erde entstanden sein?

Prof. A. I. Oparin: "Engels hat in den 1870er Jahren sehr deutlich darauf hingewiesen, dass das Leben nur entstehen konnte, wenn es sich entwickelte, und das es nicht von selbst und plötzlich entsteht, sondern dass es in der sich entwickelnden Materie entsteht, und zwar überall und immer, wo die nötigen Bedingungen für diese Art von Evolution vorhanden sind. "Am Anfang war viel weniger Wasser auf der Oberfläche der Erde vorhanden als heute. Nach Urey war auf der Urerde nur etwa 10% von vom Wasser vorhanden, das heute in den Seen und Meeren enthalten ist." (1968:32, 55).

"Die chemischen Verbindungen, die damals entstanden, häuften sich vorwiegend in den Seen und Meeren an, wohin die Verbindungen von der Atmosphäre und den Oberflächenschichten der Lithosphäre aus gelangten; dort wurden sie dann tief genug gelagert, so dass sie nicht wieder von der Kurzwellenstrahlung zerlegt und zerstört werden konnten. Deshalb musste die Menge der organischen Verbindungen, die in der Atmosphäre entstanden und in der irdischen Hydrosphäre angeschwemmt worden waren, recht groß gewesen sein. Nach den Berechnungen von Urey und Sagan ist im Laufe von einer Milliarde Jahren etwa 1 kg/cm³ der Oberfläche angeschwemmt worden, und ihre Konzentration im Ozean muss etwa 1% betragen haben.

"In einer bestimmten Zeit des Bestehens der Erde muss sich das Wasser daher dann in eine einzigartige ‚Ursuppe‘ verwandelt haben, die außer den anorganischen Salzen noch viele andere Substanzen enthielt - einfache und komplexe Monomere und Polymere, besonders die energiereichen phosphororganischen Verbindungen, die vielfältig reagieren können.

"Der Inhalt dieser ‚Ursuppe‘ änderte sich dauernd. Die anorganische Materie (dieser Ursuppe) entwickelte sich als Ganzes und in ihren Teilen. Die anorganische Materie, dagegen, die in ihr enthalten war, wurde ständig erneuert, auf Kosten der endogenen und exogenen Quellen der Karbonverbindungen (in der Erdkruste, in Meteoriten und Kometen), und verminderte sich auf der anderen Seite, weil (die chemischen Verbindungen) wieder zum Teil verfielen, und zwar in großen Mengen." Oparin, A. I. (1968:93).

"Die Kohlenwasserstoffe erschienen auf der Erde und bewirkten, dass sich die ‚Ursuppe‘ bildete, in der protein- und nuklein-ähnliche Polymere entstanden, außer den recht einfachen organischen Verbindungen. Die Bildung solcher Polymere mit hohem Molekulargewicht, obwohl die Monomere in den Polymerketten noch nicht richtig geordnet waren, bewirkte, dass sich aus der gewöhnlichen Lösung der ‚Ursuppe‘ die einzelnen komplexen Bildungen absonderten, wie z. B. Koazervat-Tropfen. ... Aber die Koazervat-Tropfen und andere ähnliche Systeme bildeten sich in der Ur-Hydrosphäre der Erde. Und von ihrer Umwelt getrennt, waren sie nicht nur in Wasser eingetaucht, sondern in eine Lösung verschiedener Salze und organischer Verbindungen. ... Indem wir immer innerhalb der physikalischen und chemischen Beziehungen blieben, sind wir zum Entstehen der ‚Protobionten‘ gekommen." - Oparin, A. I. (1968:127).

Oparins Anhänger

Welch große Rolle Professor A. I. Oparin in der Wissenschaft gespielt hat, mögen uns die folgenden Worte zeigen, die berühmte Biochemiker zu seinem 80. Geburtstag geschrieben haben:

S. E. Bresler vom Leningrader Institut für Nuklearphysik, Akademie der Wissenschaften der UdSSR, in Moskau, schrieb damals: "Spontane Mutationen sind die wichtigste Kraft, die die Evolution antreibt. Das trifft besonders auf die zellige oder die vorbiologische Zeit in der Geschichte des Lebens zu. In der vorzelligen, vorbiologischen Zeit, die zuerst von A. I. Oparin untersucht und theoretisch von M. Eigen erforscht wurde, waren spontane Mutationen der Hauptgrund für die strukturellen Änderungen der Moleküle, die die Information enthalten, wodurch ihr ‚Selektionswert‘ anstieg. Allmählich führte dann die sich vergrößernde Erfahrenheit des selbst-instrumentalen Prozesses zu supermolekularen Strukturen und schließlich zu ihrer vollkommenen Verbindung - der Zelle. Aber dieser Mechanismus funktionierte weiterhin und erschien dann als Grundlage der Evolution der lebenden Materie." (1974:29).

Herrick Baltscheffsky von der Abteilung für Biochemie, Arrhenius Laboratorium, der Universität Stockholm, Schweden, schreibt: "Schon vor einem halben Jahrhundert, in seiner ursprünglichen Fassung von Proiskhozdenie zhizny (Der Ursprung des Lebens), konnte Oparin zum erstenmal das zentrale menschliche Problem, wie das Leben auf der Erde entstanden ist, auf seine grundlegende molekulare Ebene bringen." (1974:9).

Dean H. Kenyon, Abteilung für Zell- und Molekular-Biologie an der State University in San Francisco, USA: "Wir alle sind Professor Oparin zu Dank verpflichtet, weil er das Problem über den Ursprung des Lebens erneut in einem wissenschaftlichen Zusammenhang untersucht hat. Seine Schriften waren der ursprüngliche Anlass zu dem, was heute zu einem bedeutenden Teil der experimentellen Forschung geworden ist, besonders im letzten Jahrzehnt. Der große Wert von Oparins allgemeinem Begriff vom Ursprung des Lebens besteht darin, dass er einen allgemeinen theoretischen Rahmen geschaffen hat, in dem besondere Experimente durchgeführt und gedeutet werden können. In den letzten Jahren hat die Ansicht, dass das Leben zwangsläufig entstehen muss, weil es schon in der Materie und Energie enthalten ist (eine Ansicht, die schon lange von Professor Oparin vertreten worden war), immer mehr Zustimmung gefunden.

"Die andere Ansicht, nach der das Leben entstanden ist, weil sich chemische Stoffe zufällig verbanden, war noch beliebt, als man noch wenig von den experimentellen Befunden über die Ursprünge wusste. Diese verkehrte Ansicht hat sich jedoch in nichtinformierten Diskussionen über dieses Thema in vielen Lehrbüchern für Biologie und in der neueren Kritik an der chemischen Theorie über den Ursprung durch die neuen Kreationisten gehalten. Die neuen Daten, im ganzen betrachtet, zeigen uns, dass der Ursprung (des Lebens) in gewissem Sinn - und das muss man ganz sorgsam aussprechen -, von Anfang an vorherbestimmt war...

"Oparin hat im einzelnen eine einleuchtende Möglichkeit beschrieben, durch die eine vorbiologische Form der natürlichen Auslese (die in einer Gruppe von Vorzellen wirkte, die miteinander konkurrierten), bewirkt, dass die erste sich selbst verdoppelnde Zelle entstand. ... Die Beweise dafür, dass das Leben nur aus einer Zelle entstanden ist, ist beeindruckend. Sie beruhen auf dem darwinschen Bild der Evolution, mit all seinen stützenden Beweisen, besonders der Einheit der Biochemie." - Dean H. Kenyon (1974:207, 213).

John Keosian vom Laboratorium für Meeresbiologie in Woods Hole, USA, meint dazu: "Man hat früher allgemein geglaubt, dass man den Ursprung des Lebens niemals auf natürliche Weise erklären könne. Dieser Glaube beruhte auf zwei Ansichten, von denen man überzeugt war, erstens, dass nur lebende Wesen organische Verbindungen herstellen könnten, und zweitens, dass die Theorie von der Selbstentstehung (des Lebens) durch die Versuche widerlegt worden sei, angefangen von Redis Versuchen bis zu denen von Pasteur. Die erste Ansicht wurde durch die Versuche von Miller zerschlagen, angeregt durch Oparins Hypothese. Die zweite Ansicht wird immer noch von vielen vertreten, obwohl es nur wenige Versuche mit der Selbstentstehung gegeben hat, und diese Versuche waren daher nur von begrenztem Wert oder waren nicht überzeugend.

"Man scheint sich nicht allgemein darüber einig zu sein, was der Ausdruck ‚vorbiologisch‘ bedeutet. Die große Anzahl von Verbindungen, die man angeblich hergestellt haben will, kann man nur annehmen, wenn man die Tatsache außer acht lässt, dass die Liste eine Sammlung von Daten ist, die von Versuchen stammen, bei denen man viele verschiedene Reaktionsmittel unter verschiedenen Bedingungen verwandt hat, die sich zum Teil gegenseitig ausschließen. Ein Versuch, zum Beispiel, der Nukleinsäuren erzeugen soll, erzeugt sonst wenig anderes. Die Versuche nach der Millerschen Art dagegen erzeugen viele organische Verbindungen, erzeugen aber nur Spuren von Basen und keine Nukleinsäuren." - Keosian, J. (1974:228).

M. A. Mitz von der Staatlichen Luftfahrt- und Weltraumbehörde in Washington, D.C., USA, schreibt: "Das Leben, wie wir es kennen, ist das natürliche Ergebnis von Umwelt und Zeit. Biologische Gesetze sind nur besondere Fälle der allgemeinen Gesetze der Chemie und Physik. Einer der ersten, der diese Ansicht vorgebracht hat, war A. I. Oparin. Er lehrte, dass wir den Ursprung des Lebens verstehen können, wenn wir den Pfad zurückverfolgen, der zu den ersten Lebensformen führt, und dabei dann die Physik und Chemie der Urerde enträtseln." (1974:331).

T. E. Pavlovskaja vom A. N. Bach Institut für Biochemie, Akademie der Wissenschaften der UdSSR, in Moskau: "Fünf Jahrzehnte sind inzwischen vergangen, seit A. I. Oparin seine Hypothese über den Ursprung des Lebens auf der Erde vorbrachte. Oparins Hypothese hat überall auf der Welt diejenigen theoretisch angeregt, die den Ursprung des Lebens experimentell erforschen; diese Forschung ist jetzt einer der wichtigsten Zweige der heutigen Biologie." (1974:387).

Koazervate: Vorstufen des Lebens?

Professor A. I. Oparin (1968) behauptet, er habe mit seinen Koazervattröpfchen und Protobionten nur durch die Naturgesetze die Vorstufen der lebenden Zelle geschaffen. Seine biochemischen Versuche, so meint er, hätten bewiesen, dass sich die erste Zelle auf Erden von selbst durch Naturgesetze in der Ursuppe entwickeln konnte. Zuerst hätten sich die Koazervattröpfchen und dann die ganze lebende Zelle von selbst in der chemischen Ursuppe durch einen dialektischen Kampf, durch qualitative Veränderungen entwickelt, nach den Grundgesetzen des dialektischen Materialismus, wie das schon Friedrich Engels gelehrt hat. Die Koazervat-Tröpfchen seien von selbst in der chemischen Suppe entstanden, weil die Chemikalien der Suppe schon einen inneren Antrieb zum Leben hin enthielten. - Hat Oparin jetzt mit seinen Koazervattropfen und Protobionten die chemische Evolution bewiesen?

Prof. H. Follmann: "Coacervate (‘Zusammengehäuftes’) nennt man seit de Jong, der 1930 das Phänomen erstmals beschrieb, kleine klare und trübe Tröpfchen, die sich aus wässrigen Lösungen abscheiden, die zwei oder mehrere Polymere wie Gelatine, Serumalbumen, Histone, Gummiarabicum - ein saures Polysaccharid -, RNA oder DNA enthalten. ... Sind also Coacervate Modelle für selbstvermehrungsfähige Protozellen? Das ist wenig wahrscheinlich, denn sie sind wenig stabil und erreichen nach anfänglich erstaunlichen Aktivitäten rasch einen stationären Zustand. Auch gelingt ihre Herstellung nur unter Verwendung fertiger Makromoleküle tierischer oder pflanzlicher Herkunft." (1981:85, 86).

Prof. K. Dose und H. Rauchfuß: "Bisher sind mehr als 200 hydrophile Systeme bekannt, z. B. Gelatine/Gummiarabicum, Serumalbumin/Gummiarabicum und Serumalbumin/ Gummi-arabicum/RNA. ... Diese sehr interessanten Ergebnisse sind allerdings nur bei Verwendung kontemporärer Substanzen zu erreichen. ... Außerdem wurden Coazervate bisher fast ausschließlich aus kontemporären (= heutigen) Materialien (Proteinen, Gummiarabicum, RNA, usw.) hergestellt. (1975:152, 153).

Reinhard W. Kaplan, ein bekannter westdeutscher Evolutionist, war zuletzt Direktor des Instituts für Mikrobiologie. Und er ist Professor Emeritus an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. - Sind Professor A. I. Oparins Koazervattropfen Vorstufen lebender Zellen?

Prof. R. W. Kaplan: "Diese stoffwechselbesitzenden Tropfen sind natürlich nicht lebend, da sie nicht vererben und mutieren können. Sie sind auch keine Präzellen, d.h. Vorstufen von Protobionten, da die verwendeten Komponenten heutigen Organen entnommen werden." (1978:120).

Der amerikanische Professor für Biochemie Sidney W. Fox meint dazu: "Wegen der neuzeitlichen Stoffe, die Oparin verwandte, können die Koazervattropfen nicht die Frage beantworten, wie die ersten lebenden Strukturen und Funktionen entstanden sind." (1981:128).

"Die Koazervattropfen (Oparin 1957) sind meistens aus Polymeren hergestellt worden, die man neuzeitlichen Zellen entnommen hat. Diese Polymere sind gewöhnlich Gummiarabicum und Gelatine. Um diese Tropfen metabolisch zu aktivieren, setzte man Enzyme in sie hinein. Die Enzyme, ebenso wie die strukturellen Polymere, hat man neuzeitlichen Organismen entnommen." Fox, S. und T. Nakashima (1980:155).

Professor Sidney W. Fox schrieb mir am 21. Juli 1981: "Oparins Ansichten über die präbiotische Evolution (= aus lebloser Materie) sind durch unsere Versuche widerlegt worden. ... Oparins Ansichten funktionieren nicht."

Koazervat-Tropfen in einem System aus Gummiarabicum und Gelatine. Nach: Oparin (1968), Dose und Rauchfuß (1975). Die Koazervat-Tropfen hat Prof. A. I. Oparin in seinen chemischen Experimenten im Bach Institut für Biochemie in Moskau hergestellt. Sie sollen die chemische Evolution und die Grundsätze des dialektischen Materialismus beweisen. Diese Koazervate hat er aber aus modernen Stoffen hergestellt, und nicht aus Verbindungen, die man in der toten chemischen Ursuppe antreffen würde.

Die strukturellen Teile hat er aus Polymeren (Eiweiß- und Nukleinketten) hergestellt, wie z. B. Gelatine, Serum albumin, Histone, Gummi arabicum, sauren Polysacchariden, RNA und DNA. In diese Koazervat-Tropfen hat er dann vollständige Enzym-Proteine von heutigen Pflanzen und Tieren eingefügt, um sie metabolisch zu aktivieren. Und das sollte dann beweisen, dass die erste lebende Zelle von selbst in der toten chemischen Ursuppe durch Naturgesetze entstanden ist. Das ist ein großer Betrug. Das hat überhaupt nichts mit ernsthafter Naturwissenschaft zu tun.

 

Prof. A. I. Oparins Koazervattropfen

Die Koazervattropfen, die Professor A. I. Oparin in seinen chemischen Experimenten im Bach Institut für Biochemie in Moskau erzeugt hat, sollen die chemische Evolution und die grundlegenden Gesetze des dialektischen Materialismus beweisen, wie schon von Friedrich Engels formuliert. Die Koazervattropfen sollen beweisen, dass die erste lebende Zelle - oder mindestens die Vorstufe der lebenden Zelle - von selbst, nur durch Naturgesetze der Chemie und Physik entstehen konnten, und durch einen inneren Antrieb zum Leben, der schon in den Atomen und Molekülen der anorganischen Materie enthalten sei. Die Koazervattropfen sollen beweisen, dass sich das Leben einfach von selbst entwickeln musste, wie in der Theorie der kosmischen Evolution erklärt.

Dabei scheinen die Atheisten, Materialisten und Evolutionisten etwas übersehen zu haben: Ihre Koazervate hat man aus neuzeitlichen Bestandteilen hergestellt, aus pflanzlichen und tierischen Teilen, und nicht aus den chemischen Verbindungen, die man in der chemischen Ursuppe erwarten könnte. Die Bauteile hat man aus Polymeren (Eiweiß- und Nukleinsäureketten) hergestellt: aus Gelatine, Serumalbumin, Histonen, Gummiarabicum, sauren Polysacchariden, aus RNA und DNA. In die aus neuzeitlichen Stoffen hergestellten Koazervattropfen hat man dann vollständige Enzym-Eiweiße von neuzeitlichen Pflanzen und Tieren eingeschlossen, um sie metabolisch zu aktivieren. - Dabei sollten wir bedenken: Oparins berühmte Koazervattropfen sollen beweisen, dass die erste lebende Zelle, oder mindestens ihre Vorstufe, von selbst in der toten chemischen Ursuppe entstehen konnte. Und zwar, als es dort noch gar keine mythischen Vorstufen einer lebenden Zelle gab. - Wo finden wir heute die Stoffe, aus denen Professor A. I. Oparin und seine Helfer die Koazervattropfen machten? Hätte es diese Bestandteile schon in der toten chemischen Ursuppe geben können: im Urozean oder Teich des Frühen Präkambriums? - Ich habe in Webster’s New Collegiate Dictionary (1977) nachgesehen und dabei folgenden gefunden:

Professor A. I. Oparin hat in seinen Koazervattropfen, den angeblichen Vorstufen des Lebens, Gelatine verwandt. Was ist das? - In Webster‘ New Collegiate Dictionary heißt es auf Seite 476 unter gelatin, auch gelatine: "klebriges Material aus tierischem Gewebe, durch Kochen (gewonnen), besonders: ein kolloides Eiweiß, als Nahrung verwendet..."

Wie können Oparins Koazervate die chemische Evolution beweisen, wie können sie die Vorstufen des Lebens, der lebenden Zelle sein, wenn er dabei tierisches Gewebe verwendet, das überhaupt nicht in der toten chemischen Ursuppe vorhanden sein konnte! Die chemische Evolution sollte uns statt dessen zeigen, wie die erste lebende Zelle von selbst in der chemischen Ursuppe entstanden ist. Und das kann sie nicht.

Auch Serumalbumin hat man als Bauteile in den Koazervattropfen verwandt. Was ist das? - Auf der Seite 1059 lesen wir unter serum albumin: "ein kristallisiertes Albumin oder ein Gemisch von Albuminen, die gewöhnlich über die Hälfte des Eiweißes im Blutserum ausmachen. Es dient dazu, den osmotischen Druck des Blutes aufrechtzuerhalten."

Wie kann, frage ich mich, ein geistig normaler Mensch das Eiweiß vom Blutserum heutiger Tierarten verwenden, die es in der toten chemischen Ursuppe überhaupt noch nicht gegeben hat, wenn er beweisen möchte, dass die Vorstufen des Lebens von selbst aus anorganischer Materie entstehen konnten, und zwar nur durch Naturgesetze durch die Grundgesetze des dialektischen Materialismus?

Auch Histone hat man als Bestandteile in den Koazervaten verwandt. - Was ist das? - Auf Seite 542 dieses Nachschlagewerkes heißt es unter histones: "irgendwelche der verschiedenen wasserlöslichen Proteine, aus denen man einen hohen Anteil an Aminosäuren bei der Hydrolyse gewinnt und die man zusammen mit der DNA im Zellkern antrifft."

Wie kann man aber Proteine (Eiweiße) verwenden, die man heute zusammen mit der DNA im Zellkern antrifft, wenn man beweisen möchte, wie die erste Zelle mit ihrem DNA-Zellkern überhaupt erst in der toten chemischen Ursuppe entstanden ist? Professor A. I. Oparin kann bestimmt keine große Achtung vor seinem nicht unterrichteten Leser gehabt haben. Und diesen Betrug hat man jetzt der Menschheit jahrzehntelang als großartigen wissenschaftlichen Beweis für die chemische Evolution vorgesetzt.

Oparin hat auch Gummiarabicum verwandt, als er seine Koazervat-Tropfen herstellte. Was ist das? Wie gewinnt man es?

In Webster’s New Collegiate Dictionary heißt es auf Seite 511 unter gum arabic: "ein wasserlöslicher Gummi, aus verschiedenen Akazien gewonnen (bes. Acadia senegal und A. arabica)..."

Wie kann Oparin das Gummiharz des heutigen Akazienbaumes verwenden, wenn er beweisen möchte, dass die erste lebende Zelle von selbst in der toten chemischen Ursuppe entstanden ist? Hätten Akazienbäume in der chemischen Ursuppe wachsen können, so dass sie die Koazervat-Tropfen mit den richtigen Strukturteilen versorgen konnten, als es dort noch nicht einmal eine blaugrüne Alge gab?

Unsere berühmten Selbstorganisations-Theoretiker nahmen auch saures Polysaccharid, als sie ihre Koazervat-Tropfen zusammenbauten. - Was ist das?

Ein Saccharid ist ein einfacher Zucker, eine Kombination von Zuckern, oder polymerisierter Zucker (S. 1071). - Hier sollten wir bedenken: In den Urey-Miller-Versuchen, die die chemischen Urbedingungen nachahmen sollen, hat man keine Saccharide gefunden. Wie können wir dann erwarten, dass es sie in der chemischen Ursuppe gegeben hat? Selbst wenn sie dort irgendwie entstanden wären: dem Koazervat hätte das nicht viel genutzt. Sie wären ebenso schnell wieder zerfallen. Und sie wären dann für das Leben völlig unbrauchbar.

Die Materialisten und Atheisten haben auch RNA und DNA in ihren Koazervaten eingebaut. - Wie konnten sie aber RNA, den genetischen Code des Virus verwenden, und die DNA, den genetischen Code der wirklichen lebenden Zelle (mit eigenem Stoffwechsel), wenn sie beweisen wollen, wie die erste Zelle von selbst entstanden ist?

Enzyme hinzugefügt

Selbst wenn es alle diese neuzeitlichen Pflanzen- und Tiergewebe schon damals in der Ursuppe gegeben hätte, und selbst, wenn sich die Koazervat-Tropfen dann daraus gebildet hätten: gewonnen hätten sie dadurch nichts. Sie wären immer noch metabolisch tot. Deshalb haben Professor A. I. Oparin und seine Anhänger dann sehr komplexe Enzym-Eiweiße in ihre Koazervate eingebaut. Diese Enzym-Eiweiße entnahmen sie heutigen Pflanzen und Tieren. Und dann hat man diese jetzt metabolisch aktiven Koazervat-Tropfen der tief beeindruckten Öffentlichkeit als große wissenschaftliche Leistung vorgestellt, als großartigen Beweis für die chemische Evolution und den dialektischen Materialismus. In Wirklichkeit ist Professor A. I. Oparins Koazervat-Tropfen nur ein plumper Betrug, eine Irreführung des nicht unterrichteten Lesers. Mit ernsthafter wissenschaftlicher Forschung hat das nichts zu tun.

Koazervat-Tropfen (nach Oparin) mit eingefügten Enzymen. Nach: Reinbothe und Krauss (1982). Oben: Koazervat-Tropfen, die Oparin aus heutigen Stoffen hergestellt hat, die es nicht in der Ursuppe gegeben haben kann. Er hat hier zwei sehr komplexe Enzym-Proteine eingefügt, um die Tropfen metabolisch zu aktivieren: die Enzyme Phosphorylase und Amylase. Sie stammen aus heutigen Pflanzen.

Unten: Das untere Koazervat hat Oparin auch aus heutigen Stoffen hergestellt. Er hat diesen Tropfen metabolisch aktiviert, indem er das komplexe Enzym-Protein NADH-dehydrogenase eingebaut hat. Dieses Enzym, das aus einem Bakterium stammt, kann es auch nicht in der toten chemischen Ursuppe gegeben haben, wenn diese Koazervate beweisen sollen, dass die erste lebende Zelle von selbst durch Naturgesetze in der toten chemischen Ursuppe im frühen Präkambrium entstanden ist. Das ist nur ein plumper Betrug, durch den er die unwissende Öffentlichkeit für dumm verkauft hat. Mit ernsthafter Naturwissenschaft hat das überhaupt nichts zu tun.

 

Mikrosphären

Auch der amerikanische Professor Sidney W. Fox ist durch seine "Mikrosphären" oder "Mikrokugeln" berühmt geworden. Es gelang ihm, diese Mikrosphären herzustellen, als er herausfinden wollte, ob sich das Leben von selbst auf der Erde in der chemischen Ursuppe entwickeln konnte. - Was hat er entdeckt?

Prof. R. W. Kaplan: "Fox fand, dass in warmem Wasser gelöstes thermisches Proteinoid beim Abkühlen kleine Kügelchen bildet, die Mikrosphären benannt werden. Sie entstehen in großer Zahl, z.B. ergibt 15 mg Proteinoid in 3 ml Seewasser gelöst 106 bis 108 Kügelchen. Lava und Sand fördern ihre Bildung. Sie sind viel stabiler als Coacervattröpfchen, selbst bei wochenlangem Stehen fließen sie nicht zusammen. ... Wurden Mikrosphären in der Mutterlösung, die noch gelöstes Protenoid enthielt, stehen gelassen, so bildeten sich im Laufe von 1 bis 2 Wochen knospenartige Auswüchse. Die Knospen wuchsen unter Einbau von Material der Mutterlösung. Nach Erreichen einer gewissen Größe wurden sie abgetrennt, sie wuchsen weiter und bildeten neue Knospen." (1978:120, 121).

Professor R. W. Kaplan: "Diese interessanten Eigenschaften und insbesondere das Wachsen hat Fox veranlasst, sie als protocells zu bezeichnen. Das darf jedoch nicht zu dem Schluss führen, sie tatsächlich für ‚erste Zellen‘ (griech. protos = der erste) und damit für lebend zu halten. Individualisierte Abgetrenntheit vom Milieu und Wuchs reicht für ‚Leben‘ keineswegs aus; diese Eigenschaften zeigen auch Kristalle. Auch die entfernt an Zellen, z. B. Hefezellen, erinnernde Knospung, darf nicht zu dem Schluss verführen."

"Auch die Knospung ist keine Urzellteilung, da das Knospenmaterial nicht innerhalb der Zelle neu produziert wird, sondern der umgebenden Proteinoidlösung entstammt. ... Ähnliche Ordnungsprozesse wie beim Zusammenbau mehrerer Makromoleküle kennt und versteht man schon länger bei den Kristallen, die ja auch durch Zusammentreten der Atome zu hochgeordneten Raumgittern ‚von selbst‘ entstehen." Kaplan, R. W. (1978:120-125).

Bruno Vollmert, Professor für Chemie und Direktor des Polymer Instituts der Universität Karlsruhe, schreibt über die Vorstufen lebender Zellen, die Oparin, Haldane und Fox entdeckt haben wollen: "Man kann sich heute nur wundern, mit welch einer von Sachkenntnis völlig ungetrübten Naivität sich OPARIN, HALDANE und FOX ihre Eobionten, Protobionten und Mikrokugeln als Zellvorstufen ausgedacht und einem unkritischen Leserpublikum verkauft haben, - als wenn diese ganz gewöhnlichen kolloiden Systeme irgend etwas mit lebenden Zellen zu tun hätten." (1983:23).

Professor A. E. Wilder Smith berichtet über die "Mikrosphären": "Die Stoffaufnahme der lebenden Zellen stellt einen komplexen enzymatischen Prozess dar, welcher sich aus verschiedenen Reaktionsketten und -stufen zusammensetzt. In einer Mikrosphäre finden sich keine Hinweise auf die Anwesenheit irgendwelcher Enzyme, so dass für ihre Stoffaufnahme keine enzymatischen Prozesse als Erklärung herangezogen werden können. Dagegen deutet alles darauf hin, dass es sich hierbei um ein rein mechanisches oder physikalisches Phänomen handelt. Es gibt also keine Parallele zwischen der Nahrungsaufnahme von Mikrosphären und Zellen." (1985:81).

Wie ist das mit der Knospung und Reproduktion?

Prof. A. E. Wilder Smith: "Bei einer Mikrosphäre kommt es zweifellos zu einer physikalischen Art von Knospung. Dieser Vorgang ist jedoch völlig verschieden von einer Zellteilung, die von einem komplizierten Mechanismus gesteuert wird, der u.a. die Längsteilung der Chromosomen als Träger der Gene und ihre gleichmäßige Verteilung auf die Tochterzellen beinhaltet, so dass diese das gleiche genetische Material erhalten wie die Mutterzelle. Die verschiedenen Phasen dieses komplizierten Zellteilungsvorganges sind schon viele Jahre lang genau beobachtet und photographiert worden. Auch den Mechanismus, der zur Teilung eines DNS-Fadenmoleküls führt, hat man intensiv untersucht. Der Vorgang der Reproduktion hängt völlig von der Chromosomenteilung ab; ohne sie würde es keine kontinuierliche Weitergabe des Erbgutes geben.

"Angesichts dieser wohlbekannten Vorgänge, die sich hinter Zellteilung und ‚Knospung‘ verbergen, ist es völlig rätselhaft, wie irgendein Naturwissenschaftler je davon ausgehen kann, dass die Knospung von Mikrosphären irgendeinen Parallelvorgang zur biologischen Reproduktion darstelle, denn Mikrosphären enthalten keine DNS-Fäden." (1985:81).

"Die gleichen Erwägungen gelten für den ‚Wachstumsprozess‘. Die lebende Zelle wächst durch Nahrungsaufnahme und anschließender chemischer Umwandlung oder Metabolismus, der sich auf ein komplexes Enzymsystem stützt. Die Massen- und Größenvermehrung einer Zelle beruht somit auf einem höchst komplizierten chemischen und enzymatischen Prozess. Eine Mikrosphäre enthält jedoch keine Enzymsysteme, durch die ein Wachstum ermöglicht werden würde. Das Mikrosphärenwachstum vollzieht sich aufgrund von Absorption..." Wilder Smith, A. E. (1985:82).

"Eine den Mikrosphären und Coazervaten fehlende, fundamentale Struktur ist die Grundlage eines genetischen Codes, der für alles Leben in der heutigen Form eine unerlässliche Voraussetzung darstellt. ... Weil Mikrosphären kein solches Codesystem besitzen, kann man sie nicht als in echter Weise lebend oder reproduzierend bezeichnen, denn für beide Vorgänge bedarf es eines Codesystems. ... Die Mikrosphären, die Fox aufbaute, enthalten keine Spur von DNS oder genetischen Code und können deshalb nicht in irgendeiner Bedeutung des Wortes als lebendig genannt werden." (1985:60, 93).

"Die Übereinstimmung zwischen Mikrosphären und Coazervaten auf der einen und biologischen Zellen auf der anderen Seite ist nur oberflächlich. Im Gegensatz zu den letzteren enthalten Mikrosphären und Coazervate keine lebensfähigen Proteine mit spezifischer Aminosäurensequenz noch irgendeinen genetischen Bestandteil wie DNS und RNS, die für Leben in der uns bekannten Form unerlässlich sind. Schon die Tatsache, dass biologische Zellen im hohen Grade codiert sind, während dies für Mikrosphären und Coazervate nicht zutrifft, sollte uns helfen, Dinge, die man vergleichen kann, auseinander zu halten. ... Man weiß bis jetzt von keinem Coazervat, das in seinem Inneren die strukturelle Ordnung der lebenden Zelle zeigt." - Wilder Smith, A. E. (1985:77, 82).

Prof. Jaques Monod schreibt in seinem Buch Zufall und Notwendigkeit (1971:176) über die erste lebende Zelle und wie sie entstanden ist: "Der Code hat keinen Sinn, wenn er nicht übersetzt wird. Die Übersetzungsmaschinerie der modernen Zelle enthält mindestens fünfzig makromolekulare Bestandteile, die selber in der DNS codiert sind: Der Code kann nur durch Übersetzungsergebnisse übersetzt werden. Das ist die moderne Ausdrucksweise für das alte omne vivum ex ovo. Wann und wie hat sich dieser Kreis in sich geschlossen? Es ist überaus schwierig, sich das vorzustellen."

Oben: Elektronen-mikroskopische Aufnahme eines Schnittes durch eine Proteinoid-Mikrosphäre. Aus Fox und Dose (1972), Dose und Rauchfuß (1975). Unten: Elektronen-mikroskopische Aufnahme eines Proteinoid-Mikrosphärenschnittes. Aus: Fox und Fukushima (1964), Dose und Rauchfuß (1975). Sie haben nichts mit lebenden Zellen zu tun, noch mit irgendwelchen Vorstufen von lebenden Zellen.