Kapitel 7: Das weise Universum

Im materiellen Universum herrscht nicht das Chaos, sondern Gesetz und Ordnung, und eine Weisheit, die weit über der des Menschen steht. Es wird von Gesetzen beherrscht, die in mathematischer Sprache geschrieben sind, in einer Sprache, die der Mensch nicht erschaffen, sondern nur gefunden hat. Sie war schon lange vor ihm da. - Warum gibt es sie dann? Was haben Wissenschaftler darüber herausgefunden?

Paul Davies, Professor für theoretische Physik (und Evolutionist), sagt über die Weisheit, die er in der Natur gefunden hat: "Die vielleicht größte aller wissenschaftlichen Entdeckungen besteht darin, dass die Natur in einem mathematischen Code geschrieben ist. Wir kennen den Grund dafür nicht, doch darin liegt der wichtigste Einzelfaktor, der es uns ermöglicht, das Ergebnis physikalischer Prozesse zu verstehen, zu beherrschen und vorauszusagen. Wenn wir erst einmal den Kode für ein bestimmtes physikalisches System durchbrochen haben, können wir die Natur wie ein Buch lesen. Dass die Gesetze der Natur auf einem fundamentalen Niveau in einem mathematischen Kode geschrieben sind, wurde der Menschheit nur langsam bewusst."

"Dinge, die oberflächlich sehr kompliziert und unsystematisch aussehen, können sich als Ausdrücke einfacher mathematischer Relationen herausstellen, wenn der Kode erst einmal gebrochen ist. Wenn ein Physiker die Welt der Natur erkundet, trifft er möglicherweise auf ein zunächst verwickelt oder gar zufällig erscheinendes Verhalten. Später kann sich mit Hilfe der geeigneten mathematischen Theorie dieses Verhalten als Ausdruck einer entwaffnend einfachen Mathematik herausstellen." (1987:69, 79).

"Die Natur ist schön. Wir wissen nicht, warum dies so ist, doch unsere Erfahrung lehrt uns, dass Schönheit Nützlichkeit impliziert. Erfolgreiche Theorien sind immer schöne Theorien. Sie sind nicht schön wegen ihres Erfolges, sondern wegen der ihnen innewohnenden Symmetrie und der mathematischen Ökonomie. ... Mathematik ist eine Sprache, die Sprache der Natur. Wenn man eine Sprache nicht beherrscht, kann man auch nicht die Schönheit ihrer Gedichte erfassen." - Davies, P. (1987:91, 92).

Ein kosmischer Plan

Was beweist uns, dass unser Universum ein vernünftiges Universum ist, dass es nach einem kosmischen Plan erschaffen worden ist?

Prof. Paul Davies: Die Physiker "sind beeindruckt von der Art und Weise, mit der die Gesetze der Natur zusammenhängen, und sie wurden gezwungen anzunehmen, dass hinter all dem irgend etwas steckt. Oder in den markigen Worten Fred Hoyles: ‚Das Universum ist eine Bauarbeit.‘ ...

"Jeder Fortschritt in der Grundlagenphysik scheint einen stets neuen Aspekt von Ordnung zu offenbaren. Der Erfolg der wissenschaftlichen Methode selbst hängt von der Tatsache ab, dass die physikalische Welt nach rationalen Prinzipien funktioniert, die deshalb auch durch rationale Überlegungen aufgespürt werden können. Logisch gesehen, muss das Universum nicht so sein. Wir könnten uns einen Kosmos denken, in dem das Chaos herrscht. Anstelle von geordnetem und reglementiertem Verhalten von Materie und Energie gäbe es dann ein willkürliches und zufälliges Durcheinander. Stabile Strukturen wie Atome, Menschen und Sterne könnte es nicht geben. Die reale Welt ist aber nicht so. Sie ist geordnet und komplex. Ist dies nicht allein ein erstaunlicher Tatbestand, über den man sich wundern kann?" (1987:294, 295).

Die Harmonie der Natur

Was haben die Wissenschaftler über die Harmonie in der Natur herausgefunden?

Prof. Paul Davies: "Die Physiker sind nicht nur tief von der Einfachheit und der Ordnung der Natur beeindruckt, sie sind es ebenso von ihrer unerwarteten Harmonie und Kohärenz. ... So stellen wir zum Beispiel fest, dass die Gesetze der Gravitation niemals mit denen der Elektrodynamik oder der Festkörperphysik in Konflikt geraten. In vielen Fällen ist diese Konsistenz keineswegs offensichtlich, sie zeigt sich vielmehr erst nach enger sehr sorgfältiger Analyse. Ein herrliches Beispiel aus der engeren Umgebung meines Arbeitsbereiches betrifft den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. ...Der zweite Hauptsatz regelt die Art und Weise, mit der Energie und Materie zwischen Systemen auf geordnete Weise ausgetauscht werden können. Er verbietet uns wirkungsvoll, dieselbe Energiemenge immer noch einmal nutzbringend zu verwenden, um damit etwa eine Maschine zu betreiben.

"Auf knappste Weise formuliert, legt der zweite Hauptsatz fest, dass aus Unordnung niemals spontan Ordnung werden kann. Genauer genommen reguliert dieses Gesetz die Handelsbilanz der Natur in Form einer Größe mit Namen Entropie, die grob gesagt, den Grad an Unordnung in einem System repräsentiert. Im Fall von Maschinen hat die Entropie mit der Menge an verfügbarer Energie zu tun. Bei jedem Vorgang verlieren wir die Kontrolle über einen Teil der Energie, er verzieht sich in die Umgebung. Wenn so geordnete Energie ungeordnet wird, steigt die Entropie an. Der zweite Hauptsatz verbietet, dass die Entropie (= Unordnung) des gesamten Systems abfällt. Sogar die beste Maschine kann die als Reibung verschwendete Energie nicht zurückbekommen." - Davies, P. (1987:295, 296).

Eine Galaxis (Milchstraße) und ihre sich drehenden Teile. Schematisch gezeichnet. Sterne umkreisen den Schwerpunkt der Galaxis, mit Spin 1, während sie sich um ihre eigene Achse mit Spin ½ drehen. Planeten umkreisen ihren Stern mit Spin 1, während sie sich um ihre eigene Achse mit Spin ½ drehen. Und Monde umkreisen ihren Planeten mit Spin 1, während sie sich um ihre eigene Achse mit Spin ½ drehen: bis auf die atomare und subatomare Ebene herunter. Räder drehen sich in Rädern, wie in einer kostbaren Uhr. Das Plancksche Wirkungsquantum ħ und ½ ħ steuern das ganze Weltall mit einer Genauigkeit von mehr als 1 : 10120.

 

Das weise Universum

Das Universum ist intelligent, ist weise. Es kennt die physikalischen Gesetze und ihre Naturkonstanten und kann sie bei seiner Arbeit anwenden. Ein menschlicher Physiker muss erst viele Jahre lang Physik studieren, bevor er diese physikalischen Gesetze verstehen und anwenden kann. - Warum weiß das Weltall eigentlich etwas, was der Mensch erst mühsam erlernen muss? Was beweist uns außerdem noch, dass in unserem materiellen Universum Weisheit steckt?

Prof. Paul Davies: "Wer ist nicht vom Erfindungsreichtum der natürlichen Welt beeindruckt? Die Natur ist erstaunlich clever in der Art, in der sie die Dinge funktionieren lässt. Die ganze Geschichte von der Urkraft ist ein klassisches Beispiel für einen sinnreichen Mechanismus. Wir brauchen nur an das Geschäft mit den Eichsymmetrien zu denken und uns daran zu erinnern, dass die Kräfte aus der Notwendigkeit resultierten, die Symmetrie unter allgemeinen Eichtransformationen zu erhalten. Eine weniger geniale Mutter Natur hätte die Kräfte einfach von Hand eingesetzt.

"Dann sollten wir an die Vereinheitlichung der Kräfte denken. Wie schlau und elegant es doch ist, alle Kräfte, die wir in unserer komplexen und interessanten Welt brauchen, aus nur einer Urkraft abzuleiten. Wiederum hätte die Natur eine brutale Methode wählen und uns die Kräfte direkt geben können. Und damit noch nicht genug! Die Tatsache erscheint wie ein Wunder, dass die gesamte Eichstruktur mathematisch genau das System darstellt, das zur Beschreibung der Welt in Form einer reinen Geometrie mit elf Dimensionen erforderlich ist - die selbst eine einzigartige Struktur mit unerwarteten und höchst spezifischen mathematischen Eigenschaften ist."

"Genauso wunderbar wie das, was sie uns gegeben hat, ist das, was die Natur ausgelassen hat. Die vier Kräfte sind gerade ausreichend, eine Welt mit bescheidener Komplexität zu errichten. Ohne Gravitation gäbe es keine Galaxien, Sterne oder Planeten, ja, das Universum selbst wäre niemals zum Vorschein gekommen; denn die Konzeption eines expandierenden Universums mit dem Urknall als Ursprung der Raumzeit wurzelt in der Gravitation." (1987:306).

Und wie ist das mit dem Elektromagnetismus?

Prof. Paul Davies: "Ohne Elektromagnetismus gäbe es keine Atome, keine Chemie oder Biologie, es gäbe keine Wärme und kein Licht von der Sonne. Wenn es keine starke Kernkraft gäbe, könnten Atomkerne nicht existieren und ebenso wenig die Atome, es gäbe keine Chemie und keine Biologie, und die Sonne und andere Sterne könnten weder Wärme, noch Licht aus der Kernenergie erzeugen. Sogar die schwache Kraft spielt eine Rolle bei der Gestaltung des Universums. Wenn es sie nicht gäbe, kämen die Kernreaktionen in der Sonne und in den Sternen nicht voran, es entwickelten sich wahrscheinlich keine Supernovä, und somit könnten lebenswichtige schwere Elemente das Universum nicht durchdringen. Leben wäre dann nicht möglich. Wenn wir nur daran denken, dass alle diese vier verschiedenen Kräfte, von denen jede wesentlich mithilft, die komplexen Strukturen zu erzeugen, die unser Universum so aktiv und interessant machen, sich aus einer einzigen und einfachen Urkraft ableiten, dann übersteigt so viel Erfindungsreichtum unseren Horizont."

"Ebenso bemerkenswert ist es, dass die Natur nicht auf Nummer Sicher gegangen ist und eben nicht freundlicherweise ein paar Kräfte mehr zur Verfügung gestellt hat. Diese erstaunliche Ökonomie - gerade genug und nicht mehr - hat den britischen Mathematiker Euan Squires veranlasst zu fragen: ‚Leben wir in der einfachsten möglichen interessanten Welt?‘ Squires kam zu dem Schluss, dass ein Universum, das eine Form von Chemie und damit Leben ermöglicht, nicht mit Hilfe von Kräften und Feldern konstruiert werden kann, die von einfacherer Art als die sind, die wir wahrnehmen." (1986:306, 307).

Kennen Sie noch weitere Beispiele?

Prof. Paul Davies: "Die Physik ist so randvoll mit Beispielen für diese Genialität und Subtilität, dass man ganze Bücher nur damit füllen könnte. Ein abschließendes Beispiel wird hoffentlich ausreichen, um dem Leser zu demonstrieren, dass die Natur tatsächlich sehr raffiniert ist. Dabei veranschaulichen wir auch noch einmal die Einheit, Ordnung und Harmonie.

"Grundlegend für das Konzept einer geordneten Welt ist eine Form von Permanenz (Dauerhaftigkeit). Wenn sich die ganze Welt sprunghaft von Augenblick zu Augenblick veränderte, dann herrschte Chaos. Wir wollen sicher sein, dass ein geparktes Auto auf seinem Platz bleibt, dass die Möbel ihre Anordnung nicht aufgeben und dass die Erde nicht in den interstellaren Raum abhaut." (1987:307).

Anorganische Materie besteht aus Teilchen und gleichzeitig aus Wellen. Was beweist das?

Prof. Paul Davies: "Die Einheit des Prinzips zwischen Welle und Teilchen weist auf eine tiefe Harmonie der Natur bezüglich der Bewegung hin. Doch die Art, auf der die Natur die gradlinige Bewegung eines materiellen Körpers erreicht, ist von brillantem Erfindungsreichtum. Auf der Ebene der Quanten folgt ein Teilchen keineswegs einer genauen Bahn (Trajektorie) und sicher nicht einer geraden Linie. Statt dessen ist seine Bewegung verschwommen und chaotisch. Wie können wir nun aus diesem chaotischen Quantenverhalten der Einzelteile (Atome) die ordentliche gradlinige Bewegung eines makroskopischen Gegenstandes konstruieren? Die Natur scheint hier eine Sünde in eine Tugend verwandelt zu haben. ... Ein Quantenteilchen gelangt von A nach B, indem es gleichzeitig alle möglichen Wege ‚herausfühlt‘. Erinnern wir uns daran, wie ein einzelnes Photon in dem Youngschen Interferenzversuch irgendwie durch beide Schlitze geht. Allgemein können wir uns ein Teilchen wie das Elektron vorstellen, das alle möglichen verwundenen Wege ausprobiert, die seinen Ausgangspunkt mit seinem Endpunkt verbinden. Wegen des demokratischen Prinzips trägt jeder Weg gleichzeitig zu der Gesamtwelle bei, die das Elektron repräsentiert und die die Wahrscheinlichkeit kodiert, dass das Teilchen an einem bestimmten Ziel eintrifft." (1987:308, 309).

Wie funktioniert das?

Prof. Paul Davies: "An dieser Stelle nun tritt die Wellennatur des Elektrons auf den Plan. Es kommt zur Interferenz, wenn Wellen zusammengebracht werden. Sind die Wellen im Gleichschritt, verstärken sie sich gegenseitig, sind sie außer Tritt, löschen sie sich aus. Wenn viele Wellen auf zufällige Weise zusammenfallen, kommt es zu einer großen Auslöschung. Genau dies passiert mit all den verwundenen Wegen, denen das Elektron folgen kann.

Die Wellen, die mit diesen Wegen assoziiert sind, vernichten sich durch Interferenz gegenseitig. Die einzigen Wege, für die das nicht passiert, sind die, deren Wellen in Phase sind und die sich folglich gegenseitig verstärken. Eine exakte Verstärkung tritt nun genau entlang des geradlinigen Weges ein, und in seiner Nachbarschaft kommt es zu einer verminderten Verstärkung. Damit folgt das Teilchen mit größter Wahrscheinlichkeit der kürzesten verfügbaren Strecke. Es hängt von der Masse ab, wie wahrscheinlich ein Teilchen diesen Weg verlässt und auf mehr unbestimmter Weise weiterkommt.

"Bei einem Elektron ist die Bewegung sehr ungeordnet, doch schwerere Teilchen verhalten sich weniger abenteuerlich. Im Grenzfall großer Gegenstände in der Art von Billardkugeln sind die Abweichungen von der geraden Linie nur noch infinitesimal. Damit gewinnen wir die wohldefinierte gradlinige Bahn der klassischen Mechanik zurück. Der Ursprung des geordneten Verhaltens eines makroskopischen Körpers kann also in der Quantenphysik gefunden werden, die ihm letzten Endes zugrunde liegt." - Davies, P. (1987:309, 310).

Das geplante Universum

Wie reagieren Physiker, wenn sie feststellen, dass die Natur geplant worden ist?

Prof. Paul Davies: "Gewöhnlich reagieren Physiker auf bemerkenswerte Entdeckungen der beschriebenen Art mit einer Mischung aus Entzücken (über die Subtilität und Eleganz der Natur) und Verblüffung: ‚Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dies so zu machen.‘ Wenn die Natur so schlau ist, dass sie Mechanismen ausnutzen kann, die uns durch ihren Einfallsreichtum erstaunen lassen, sollte das nicht Hinweis auf ein intelligentes Design sein, das hinter dem physikalischen Universum steckt? Wenn selbst die besten Köpfe nur mit größter Mühe das innere Wirkungsgefüge der Natur enträtseln können, wie sollte man dann noch annehmen, dass es sich hier nur um ein zufälliges, sinnloses Ereignis handelt?"

"An dieser Stelle können wir wieder die Analogie mit dem Kreuzworträtsel bemühen. Auf viele Weisen ähnelt die Suche nach den Gesetzen der Physik dem Ausfüllen eines Kreuzworträtsels. Die Natur gibt uns - oftmals kryptische (= verborgene, rätselhafte) - Hinweise, und manchmal muss man sehr subtil zu Werke gehen. Die Gesetze der Natur werden nicht sichtbar, wenn man die Welt bloß inspiziert. Sie sind vielmehr hinter der oberflächlichen Aktivität verborgen und können nur entdeckt werden, wenn man tiefer gräbt.

"Die Gesetze der Atomphysik würden uns nie ohne besondere Technik und sorgfältig geplante Experimente offenbar werden. Die Natur versorgt uns mit so etwas wie kryptischen Hinweisen zu einem Kreuzworträtsel. Die Verwendung der Tips erfordert einigen Erfindungsreichtum, Erfahrung und Vorstellungskraft, denn nur selten treten die Antworten offen zutage.

"Wenn mehrere Hinweise verstanden worden sind, zeigt sich allmählich ein Muster. So, wie die Wörter in einem Kreuzworträtsel zusammenpassen und ein geordnetes Bild ergeben, so erkennen wir nach und nach eine bemerkenswerte Ordnung der Natur... Die Welt ist eine Überlagerung von physikalischen Mechanismen. Ihr Zusammengreifen führt nicht zu einem zufälligen Durcheinander von Wirkungen, wie es leicht der Fall sein könnte, sie führt vielmehr zu einer sorgfältig organisierten Harmonie.

"Im Fall des Kreuzworträtsels kämen wir nie auf die Idee, dass die Wörter bloß zufällig in ein Muster passen und dass die Subtilität und Erfindungsgabe der Hinweise schlicht harte Tatsachen ohne Bedeutung oder das Produkt unseres eigenen Geistes sind, der versucht, einer bedeutungslosen Information Sinn zu geben. Doch trifft man genau auf dieses Argument im Hinblick auf das Wunder der Natur, das doch überwältigend viel raffinierter und einfallsreicher als ein Kreuzworträtsel ist. Wenn wir also nicht daran zweifeln, dass die Ordnung, Konsistenz und Harmonie eines Kreuzworträtsels darauf schließen lassen, das es die Hervorbringung eines einfallsreichen und erfinderischen Geistes ist, warum befallen uns dann Zweifel im Fall des Universums? Warum ist die Evidenz für ein Design so zwingend in dem einen, aber nicht in dem anderen Fall?" (1987:310, 311).

Wie kann man wissen, ob ein physikalisches System geplant worden ist?

Prof. Paul Davies: "Es gibt objektive Wege, um festzustellen, ob es in einem physikalischen System eine Ordnung gibt. Die Ordnung lebender Wesen ist ganz sicher kein Produkt unserer Einbildungskraft. In der Grundlagenphysik finden die Naturgesetze ihren Ausdruck in mathematischen Strukturen, die den Mathematikern längst bekannt waren, bevor sie auf die reale Welt angewendet wurden.

"Die mathematische Beschreibung ist also nicht erfunden worden, um eine griffige Beschreibung der Natur zu ermöglichen. Oftmals überrascht uns die Übereinstimmung zwischen der Welt und einer mathematischen Struktur vollständig. Die mathematische Ordnung tritt hervor, wenn das physikalische System analysiert wird." (1987:312).

Könnten Sie dafür ein Beispiel anführen?

Prof. Paul Davies: "Die elfdimensionale Beschreibung der Naturkräfte liefert hierfür ein gutes Beispiel. Das mathematische Wunder, dass dieselben Gesetze, die die Kräfte kontrollieren, in Form der bislang verborgenen geometrischen Eigenschaft eines viel-dimensionalen Raumes ausgedrückt werden können, muss als vollständig überraschend angesehen werden. Die Ordnung, die sich hier zeigt, wurde nicht aufgezwungen, sie tauchte nach einer langwierigen mathematischen Analyse auf.

"Kein Physiker würde ernsthaft glauben, dass sich sein Gebiet in einem ungeordneten und bedeutungslosen Durcheinander befindet und dass die Gesetze der Physik keinen wirklichen Fortschritt darstellten. Es wäre lächerlich, wenn man behauptete, die ganze Wissenschaft sei nur eine Erfindung des Geistes, die mit der Realität ebenso wenig zu tun habe wie das Sternzeichen der Fische mit den Lebewesen, die im Wasser schwimmen." Davies, P. (1987:312, 313).

Physikalische Gesetze und Ordnung

Wo finden wir im Universum Ordnung? Und was hat das mit den Gesetzen der Physik zu tun?

Prof. Paul Davies: Es gibt da zum Beispiel "die Ordnung, die mit Symmetrie und Einfachheit zu tun hat. Diese Art der Ordnung kann sowohl räumlich als auch zeitlich sein. Ein gutes Beispiel für den ersten Fall liefert ein Kristallgitter. In einem Kristall hängen Atome in einer regulären Anordnung zusammen und bilden einfache geometrische Muster mit einem hohen Grad an Symmetrie. Das zugrundeliegende atomare Muster spiegelt sich in den symmetrischen Formen wider, die Kristalle an den Tag legen, etwa in der kubischen Form von Salzkristallen. Und diese atomare Symmetrie ist letztendlich auch für die regulären Formen der Schneeflocken verantwortlich. Ein zweites Beispiel für eine räumliche Ordnung ist in der Konstellation des Sonnensystems, in dem nahezu runde Planeten auf nahezu kreisförmigen Bahnen eine nahezu kreisförmige Sonne umrunden." (1987:316).

Wodurch entsteht diese Ordnung?

Prof. Paul Davies: "In beiden Beispielen können wir den Ursprung der räumlichen Ordnung bis zu den Symmetrien in den fundamentalen Gesetzen der Physik verfolgen, die für die beschriebenen Systeme gelten. Viele physikalische Systeme haben stabile Zustände, die einen hohen Grad an Symmetrie und Einfachheit offenbaren. Natürlich müssen wir noch erklären, wie die Systeme zunächst einmal überhaupt in solche Zustände gelangt sind. Ein Grund hierfür liegt darin, dass komplizierte Zustände dazu tendieren, instabil zu sein. Der Zustand mit niedrigster Energie ist beim Wasserstoffatom kugelsymmetrisch, die angeregten Zustände sind dies nicht.

"Entsprechend ist die Gleichgewichtsform eines der Gravitation unterliegenden flüssigen Körpers (ohne Rotation) eine perfekte Kugel. Wie wir gesehen haben, ist es ein allgemeines Gesetz der Natur, dass physikalische Systeme sich ihren Zustand mit der niedrigsten Energie aussuchen. Wenn ein System mit einem Überschuss an Energie anfängt (wenn es angeregt ist), treten alle Arten von physikalischen Mechanismen in Erscheinung, um ihm diese Energie abzunehmen. Früher oder später wird es sich auf seinem tiefsten Energiezustand einfinden, die im allgemeinen der einfachste ist. Aus diesem Grund ist die räumliche Ordnung ein allgemeines Charakteristikum der Welt. Es ist aber wichtig, sich daran zu erinnern, dass ihr Ursprung in der räumlichen Ordnung steckt, die schon in den Gesetzen der Physik enthalten ist.

"Wenn zum Beispiel die Gravitationskraft komplizierter wäre und auch von der gegenseitigen Orientierung zweier Körper (und nicht nur von ihrer Entfernung) abhinge, dann müssten die Planeten auf ziemlich wilden Bahnen umherziehen." - Davies, P. (1987:316, 317).

Zeitliche Ordnung

Das Kristallgitter ist räumlich geordnet. Seine Ordnung stammt von den physikalischen Gesetzen. - Was weiß man über die zeitliche Ordnung in der anorganischen Materie?

Prof. Paul Davies: "Sie wird durch die Regelmäßigkeit vieler natürlicher Prozesse exemplifiziert, durch das Ticken einer Uhr, die Vibrationen der Atome, den Wechsel von Tag und Nacht, Sommer und Winter. Auch in diesem Fall können die Regelmäßigkeiten bis auf die zugrundeliegenden Gesetze der Physik zurückverfolgt werden, die häufig einfach periodische Bewegungen erlauben. Periodische Bewegungen oder Oszillationen sind in der Tat das am weitesten verbreitete Beispiel einer Ordnung in der Physik. Wellenartige Oszillationen liegen im Herzen aller Quantenbewegungen; elektromagnetische Wellen tragen Wärme und Licht durch das Universum; Planeten, Sterne und Galaxien sind allesamt Objekte, die sich auf periodischen Bahnen im Raum bewegen."

"Neben der geordneten Bewegung von materiellen Körpern gibt es noch eine tiefere Art von zeitlicher Ordnung in der Welt, die implizit in dem Konzept eines Naturgesetzes enthalten ist und die oft als selbstverständlich hingenommen wird. Die Tatsache, dass es überhaupt Gesetze gibt, legt eine gewisse Konsistenz der Welt von einem Augenblick zum nächsten nah. Auf ihrer tiefsten Ebene besteht diese Konsistenz einfach darin, dass die Welt weiterexistiert. Darüber hinaus ändern sich die Gesetze nicht von Epoche zu Epoche (sonst würden sie auch nicht als Gesetze anerkannt). Die Erde folgt ihrer elliptischen Bahn um die Sonne seit Millionen von Jahren." (1987:317, 318).

Wo steckt diese räumliche und zeitliche Ordnung in der anorganischen Materie des materiellen Universums? Warum kennt sie diese räumliche und zeitliche Ordnung?

Prof. Paul Davies: "Weder die räumliche noch die zeitliche Ordnung stellt eine zufällige Eigenschaft der Welt dar; beide sind in die zugrundeliegenden Gesetze selbst eingebaut. Es sind die Gesetze, die die erstaunliche Geordnetheit der Welt einschließen, und nicht die physikalischen Strukturen. Diese Gesetze sind doppelt bemerkenswert, weil sie sowohl die Ordnung der räumlichen und zeitlichen Einfachheit als auch die Ordnung der komplexen Organisation zulassen." (1987:318).

Das intelligente Universum

Wo finden wir sonst noch Intelligenz und Planung im materiellen Universum?

Prof. Paul Davies: "Wie wahrscheinlich ist es nun, dass die Gesetze der Physik die Existenz komplexer Strukturen zulassen? Wie fein müssen diese Gesetze abgestimmt sein? In einem berühmten Aufsatz in der Wissenschaftszeitschrift Nature schreiben die britischen Astrophysiker Bernard Carr und Martin Rees, dass die Welt außerordentlich empfindlich auch gegenüber den kleinsten Änderungen der physikalischen Gesetze sei. Wenn die uns bekannten Gesetze auf irgendeine Weise anders wären, wäre das Universum nicht wiederzuerkennen.

"Carr und Rees stellten fest, dass die Existenz komplexer Strukturen extrem von den numerischen Werten abzuhängen scheint, die die Natur den sogenannten Naturkonstanten gegeben hat, welche die Skala der physikalischen Vorgänge festlegen. Zu diesen Konstanten gehören die Lichtgeschwindigkeit, die Massen verschiedener Teilchen und eine Zahl von ‚Koppelungskonstanten‘ wie etwa die elementare Ladungseinheit, die festlegt, wie stark die verschiedenen Kraftfelder auf die Materie einwirken. Die tatsächlichen Werte dieser Größen bestimmen viele der groben Strukturen dieser Welt, wie etwa die Größe der Atome, der Kerne, der Planeten und der Sterne, die Dichte der Materie im Universum, die Lebensdauer von Sternen und auch die Größe von Tieren." (1987.318, 319).

"Die meisten der komplexen Strukturen, die man im Universum beobachtet, sind das Ergebnis eines Wettbewerbs oder einer Balance zwischen miteinander streitenden Kräften. Die oberflächlich ruhig erscheinenden Sterne zum Beispiel sind in Wirklichkeit der Schauplatz für das Wechselspiel der vier Kräfte.

"Die Gravitation versucht einen Stern zusammenzudrücken. Die elektromagnetische Energie kämpft dagegen an, indem sie für inneren Druck sorgt. Die daran beteiligte Energie stammt von Kernreaktionen, die von den starken und schwachen Kräften betrieben werden. Unter diesen Umständen eines dicht verklammerten Wettstreits hängt die Struktur des Systems sehr genau von der Stärke der beteiligen Kräfte, also vom numerischen Wert der Fundamentalkonstanten ab.

"Der Astrophysiker Brandon Carter hat diesen stellaren Kampfplatz im Detail analysiert und dabei eine unglaubliche Empfindlichkeit in dem Gleichgewicht zwischen der Gravitation und der elektromagnetischen Wirkung gefunden. Seine Rechnungen zeigen, dass es zu einer Katastrophe führen würde, wenn man die Stärke einer der beiden Kräfte nur geringfügig veränderte." (1987:319).

Im englischen Originaltext heißt es hier: "Berechnungen zeigen, dass Änderungen in der Stärke einer dieser Kräfte von nur eins zu 1040 für Sterne wie die Sonne katastrophal wären." (1985:242).

"Viele andere wichtige physikalische Strukturen sind ebenfalls extrem anfällig gegenüber den kleinsten Änderungen in der relativen Stärke der Kräfte. So hätte zum Beispiel ein Anstieg der starken Kraft nur um einige Prozent dazu geführt, dass alle Wasserstoffatome im Urknall verbraucht worden wären, womit ein leerer Kosmos ohne den wichtigsten Brennstoff für die Sterne entstanden wäre. ... Die schiere Unwahrscheinlichkeit, dass diese glücklichen Übereinstimmungen alle durch eine Reihe von Zufällen zustande gekommen sind, hat viele Wissenschaftler dazu geführt, Fred Hoyles Satz zuzustimmen, dass das Universum ein ‚put-up job‘ ist, es muss errichtet worden sein." (1987:319, 320).

Warum ist das Universum da mit seinen Gesetzen und seiner Ordnung? Was schließen Sie aus Ihrer Arbeit als theoretischer Physiker?

Prof. Paul Davies: "Die Gesetze, die das Universum in die Lage versetzen, seine Existenz spontan zu beginnen, können selbst das Ergebnis eines genialen Entwurfs sein. Wenn aber hinter der Physik ein Design steckt, dann muss das Universum einen Zweck haben. Die Evidenz der modernen Physik weist in meinen Augen stark darauf hin, dass dieser Zweck uns einschließt." (1985:321).