Kapitel 3: Naturgesetze

Warum gibt es das Universum mit seinen Atomen, Molekülen, Sonnensystemen, und Galaxien? Warum ist es entstanden? Wie ist es entstanden? Durch irgendeinen glücklichen Zufall oder durch intelligentes Design? Alles in Physik hat eine Ursache. Auch das Universum. Deshalb müssen wir uns fragen: Wer (oder was) hat verursacht, dass das Universum entstand, dass es da ist, dass es existiert? Was haben einige der führenden Physiker der Welt darüber herausgefunden? - Paul Davies ist ein Britisch/Australischer Professor für theoretische Physik. Er schreibt in seinem Buch The Mind of God (Der Plan Gottes) (1992:16, 39) über das Universum und sein Ursprung:

"Ich gehöre zur Gruppe von Wissenschaftlern, die nicht einer üblichen Religion angehören, aber trotzdem bestreitet, dass das Universum ein zweckloser Unfall ist. Meine wissenschaftliche Arbeit hat mich veranlasst, immer mehr zu glauben, dass das physische Universum mit solch einer Genialität zusammengesetzt worden ist, die so erstaunlich ist, dass ich das nicht einfach nur als eine bloße Tatsache annehmen kann. Dafür muss es, so scheint es mir, eine tiefere Erklärung geben.

"Wir gehen gewöhnlich davon aus, dass Ursachen, ihren Wirkungen vorausgehen. ... Es gibt eine weitverbreitete Annahme, dass dieses ‚etwas‘ nicht innerhalb des Bereichs wissenschaftlicher Forschung liegen kann; es muss irgendwie übernatürlich sein. Wissenschaftler, so sagt man, mögen sehr klug sein, wenn sie irgend etwas erklären. Sie könnten vielleicht sogar alles innerhalb des physischen Universums erklären. Aber an irgendeiner Stelle in ihrer Erklärung kommen sie dann in eine ausweglose Lage, an einen Punkt, wo die Wissenschaft dann nicht mehr weiterkommt. Dieser Punkt ist die Schöpfung des Universums als Ganzes, der äußerste Ursprung der physischen Welt"

"So finden wir, dass die frühen Astronomen wie Tycho Brahe und Johannes Kepler, wenn sie die Gesetze der planetarischer Bewegung erforschten, glaubten, wenn sie die gewöhnlichen Vorgänge in der Natur erforschten, dass sie dabei dann Gottes vernünftiges Design aufdeckten. ... Newton selbst glaubte stark an einen Designer, der mit feststehenden mathematischen Gesetzen arbeitet. Für Newton und seine Zeitgenossen war das Universum eine gewaltige und prächtige Maschine, die Gott gebaut hat. ...

"Für Descartes und Leibniz war Gott der Urquell und der Garant der gesamten Vernünftigkeit, die den Kosmos durchdringt. Es ist diese Vernünftigkeit, die die Tür zum Verständnis der Natur öffnet, und zwar, indem man die menschliche Vernunft einsetzt, die auch von Gott stammt. In Renaissance Europa, war die Rechtfertigung für das, was wir heute als den wissenschaftlichen Ansatz bezeichnen, wenn wir etwas untersuchen, der Glaube an einen vernünftigen Gott, dessen Ordnung, die er schaffen hat, man verstehen konnte, wenn man die Natur gründlich untersucht." - Davies, P. (1992:76, 77).

Die physikalischen Gesetze sind in einem mathematischen Code geschrieben. - In was für einem Code (oder in was für einer Sprache)?

Prof. Paul Davies: "Wenn wir den Vergleich mit dem Computer benutzen, könnten wir sagen, dass die Gesetze der Natur eine Botschaft verschlüsseln. Wir sind die Empfänger dieser Botschaft, die uns durch den Kanal erreicht, den wir als wissenschaftliche Theorie bezeichnen. ... Alle Informationen über die Welt könnte man in der Form binären Rechnens dargestellten (Einser und Nullen), denn das ist am zweckmäßigsten, wenn man mit dem Computer arbeitet. ‚Das Universum,‘ behauptet Mayerstein, ‚kann man als eine enorme Reihe von Nullen und Einsern simulieren. Der Zweck dieser wissenschaftlichen Anstrengung besteht dann nur darin, dass man versucht, diese Reihenfolge zu entschlüsseln und diese ‚Mitteilung‘ zu verstehen.‘ Was kann man über die Natur dieser Botschaft sagen? Ganz offensichtlich, wenn die Mitteilung verschlüsselt ist, setzt dies die Existenz irgend eines Musters oder einer Struktur in der Anordnung der Nullen und Einser in dieser Reihe voraus. Eine ganz zufällige oder chaotische Reihe kann man nicht entschlüsseln.

"Die Tatsache, dass es einen Kosmos gibt, statt eines Chaos, erkennen wir an den gemusterten Eigenschaften in dieser Reihe von Ziffern. ... Viele Leute, einschließlich einiger Wissenschaftler, würden gern glauben, dass der kosmische Code eine wirkliche Mitteilung für uns von einem Encoder enthält. Sie sind davon überzeugt, dass die Existenz des Codes wirklich beweist, dass es einen Encoder gibt, und dass der Inhalt der Mitteilung uns etwas über ihn erzählt. ... Woher stammen sie (= die physischen Gesetze)? Wer hat ‚diese Botschaft gesandt‘? Wer hat den Code erdacht? Sind die Gesetze einfach nur so da -- so zu sagen frei-schwimmend? Oder sollten wir die Ansicht aufgeben, dass es Naturgesetze gibt, als ein unnötiges Überbleibsel einer religiösen Vergangenheit?

"Damit wir diese tiefen Fragen besser in den Griff bekommen, wollen wir zuerst herausfinden, was ein Wissenschaftler eigentlich unter einem Gesetz versteht. Alle stimmen darin überein, dass die Vorgänge in der Natur Regelmäßigkeiten enthalten. Die Umlaufbahnen der Planeten werden zum Beispiel von einfachen geometrischen Formen beschrieben, und ihre Bewegungen zeigen verschiedene mathematische Rhythmen. Muster und Rhythmen findet man auch innerhalb der Atome und ihrer Bestandteile. ... Aufgrund solcher Erfahrungen benutzen Wissenschaftler induktives logisches Denken, um zu behaupten, dass diese Regelmäßigkeiten Gesetzen ähneln. ... Nur weil bis jetzt an jedem Tag unseres Lebens die Sonne aufgegangen ist, bedeutet nicht, dass sie deshalb dann morgen auch wieder aufgehen muss. Der Glaube, dass sie das tun wird, - dass es tatsächlich verlässliche Regelmäßigkeiten in der Natur gibt, - ist ein Glaube, der für den Fortschritt der Wissenschaft unentbehrlich ist.

"Es ist wichtig zu verstehen, dass die Regelmäßigkeiten der Natur wirklich da sind. Manchmal argumentiert man, dass man die Naturgesetze, durch die man versucht, diese Regelmäßigkeiten systematisch zu erfassen, der Welt durch unseren Verstand aufgezwungen hat, um sie zu verstehen. ... Ich glaube, dass irgendeine Ansicht, die Gesetze der Natur seien Vorstellungen des menschlichen Verstandes, absurd ist. Die Existenz von Regelmäßigkeiten in der Natur ist eine objektive mathematische Tatsache." (1992:80-82).

Was beweist noch, dass der Mensch die Naturgesetze nicht einfach erfunden hat?

Prof. Paul Davies: "Ein Grund, warum ich nicht denke, dass wir die Gesetze der Natur einfach nur erfunden haben, ist, dass sie uns helfen, neue Dinge über die Welt aufzudecken, manchmal Dinge, die wir nie erwartet hätten. Das Kennzeichen eines mächtigen Gesetzes ist, dass es jenseits einer getreuen Beschreibung des ursprünglichen Phänomens geht, das es erklären sollte, und dass es dieses Phänomen mit anderen Phänomenen verbindet. Newtons Gesetz der Schwerkraft berichtet zum Beispiel genau über die planetarische Bewegung, aber es erklärt auch die Gezeiten der Ozeane, die Form der Erde, die Bewegung des Raumfahrzeugs, und vieles anderer. Maxwells elektromagnetische Theorie ging weit über eine Beschreibung der Elektrizität und des Magnetismus hinaus, denn sie erklärt auch die Natur leichter Wellen und sagt die Existenz von Radiowellen vorher.

"Die wirklich grundlegenden Naturgesetze stellen so eine tiefe Verbindung zwischen verschiedenen physikalischen Vorgängen her. Die Geschichte der Wissenschaft zeigt uns: Sobald man ein neues Gesetz angenommen hat, arbeitet man seine Folgen schnell heraus und überprüft das Gesetz dann in vielen neuartigen Zusammenhängen. Und dabei entdeckt man dann oft neue, unerwartete, und wichtige Erscheinungen. Deshalb glauben wir, wenn wir Wissenschaft betreiben, dass wir dabei wirkliche Regelmäßigkeiten und Verbindungen aufdecken, dass wir diese Regelmäßigkeiten aus der Natur herauslesen, und nicht in die Natur hineinschreiben.

"Auch wenn wir nicht wissen, was die Gesetze der Natur sind, oder woher sie gekommen sind, können wir doch ihre Eigenschaften aufzählen. Seltsamerweise hat man die Gesetze mit vielen Eigenschaften versehen, die man früher Gott zugeschrieben hat, von dem sie stammen sollen.

"Die Gesetze sind vor allem universal. Ein Gesetz, das nur manchmal funktioniert, oder nur an einer Stelle, aber nicht an einer anderen, taugt nichts. Die Gesetze sind unfehlbar überall im Universum gültig, und zwar in allen Epochen der kosmischen Geschichte. Da gibt es keine Ausnahmen. In diesem Sinne sind sie auch perfekt.

"Zweitens, die Gesetze sind absolut. Sie hängen nicht von sonst noch etwas ab. Sie hängen auch nicht von denjenigen ab, die die Natur beobachten, und auch nicht von dem Zustand, in dem sich die Welt gerade befindet. Die Gesetze beeinflussen die physikalischen Zustände, aber nicht umgekehrt. Wenn ein Wissenschaftler über den ‚Zustand‘ eines Systems spricht, meint sie oder er den eigentlichen physikalischen Zustand, in dem sich dieses System zu irgendeinem Zeitpunkt befindet. ... Der Zustand steht nicht fest und ist nicht Gott-gegeben; er wird sich generell mit der Zeit verändern. Im Gegensatz dazu verändern sich die Gesetze, die die Wechselbeziehungen zwischen Zuständen in nachfolgenden Momenten herstellen, nicht mit der Zeit.

"Damit kommen wir zu einer dritten und wichtigsten Eigenschaft der Naturgesetze: sie sind ewig. Der zeitlose, ewige Charakter der Gesetze spiegelt sich in den mathematischen Strukturen wider, die man gebraucht, um die physikalische Welt zu modellieren.

"Viertens, die Gesetze sind allmächtig. Damit meine ich, dass ihnen nichts entkommt: sie sind allmächtig. Sie sind auch, in einem lockeren Sinn, allwissend, denn, wenn wir der Metapher der Gesetze zustimmen, dass sie physikalische Systeme ‚befehligen‘, dann müssen die Systeme nicht die Gesetze über ihre Zustände ‚informieren‘, damit die Gesetze die richtigen Anweisungen ‚für diesen Zustand durch Gesetze erlassen‘. Soweit stimmt man allgemein damit überein. ...

"Man kann das auch gut mit der Hardware und Software im Computer vergleichen. Die Gesetze der Physik entsprechen der Software, die physikalischen Zustände der Hardware. (Es stimmt schon, dies strapaziert die Verwendung des Wortes ‚hart‘ recht stark, denn in der Definition des physikalischen Universums sind auch die verschwommenen Quantenfelder, und sogar die Raumzeit selbst enthalten.) Bei der obigen Frage geht es um folgendes: Gibt es eine unabhängig bestehende ‚kosmische Software‘ - ein Computerprogramm für ein Universum - das alle notwendigen Gesetze enthält? Kann diese Software ohne die Hardware existieren?

"Ich habe schon erwähnt, dass ich davon überzeugt bin, dass die Gesetze der Natur etwas Wirkliches sind, objektive Wahrheiten über das Universum, und dass wir sie entdecken, und sie nicht erfinden. Aber alle bekannten fundamentalen Gesetze bestehen in mathematischer Form. ... Wenn die physikalische Wirklichkeit irgendwie auf den Gesetzen der Physik aufgebaut ist, dann haben diese Gesetze irgendwie eine unabhängige Existenz." - Davies, P. (1992:82-84).

"Man kann leicht verstehen, dass das Spinngewebe kausaler Verbindungen sich sehr schnell nach außen hin verbreitet, bis es den ganzen Kosmos umfasst. ... Die kosmischen Anfangszustände sind ‚gegeben‘, ebenso wie die Gesetze der Physik. Die meisten Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass die kosmischen Anfangsbedingungen völlig außerhalb des Bereichs der Wissenschaft liegen. Ebenso wie die Gesetze müssen wir sie einfach als eine rohe Tatsache annehmen. ... Die Gesetze sind ‚dort draußen‘ und beherrschen das physikalische Universum. Einige meinen, die Gesetze der Physik seien zusammen mit dem Universum entstanden. Wenn das so wäre, können diese Gesetze nicht den Ursprung des Universums erklären, weil die Gesetze nicht existieren würden, bis das Universum existierte. Das kann man am deutlichsten erkennen, wenn es dabei um ein Gesetz anfänglicher Zustände geht, weil solch ein Gesetz überhaupt erst einmal genau erklären soll, wie das Universum die Form erlangt hat, in der es sich heute befindet." (1992:88-92).

 

Mathematik: Unabhängig vom Menschen

Menschliche Wissenschaftler haben die Mathematik nur gefunden, welche die physikalische Welt enthält. Sie haben sie nicht gemacht. Sie war schon lange vor ihnen da. - Warum gibt es dann Mathematik im Universum?

Prof. Paul Davies: "Für den Wissenschaftler garantiert die Mathematik Genauigkeit und Objektivität. Sie ist auch, erstaunlicherweise, die Sprache der Natur selbst. Wer nichts von der Mathematik versteht, kann auch niemals die volle Bedeutung der natürlichen Ordnung, die so tief in den Stoff physikalischer Wirklichkeit eingewoben ist, begreifen. Wegen ihrer unentbehrlichen Rolle in der Wissenschaft, ist für viele Wissenschaftler - besonders Physiker - die Mathematik die äußerste Wirklichkeit der physikalischen Welt. Einer meiner Kollegen meinte einmal, dass seiner Meinung nach die Welt aus nichts weiter als Stückchen und Stücken der Mathematik besteht. ...

"Obwohl das Universum komplex ist, ist es eindeutig nicht zufällig. Wir beobachten Regelmäßigkeiten. Die Sonne geht jeden Tag gemäß ihrem Zeitplan auf. Das Licht bewegt sich immer mit der gleichen Geschwindigkeit. Eine Sammlung von Myonen verfällt immer mit einer Halbwertzeit von zwei-millionstem einer Sekunde und so weiter. Diese Regelmäßigkeiten systematisiert man in Gesetzen, wie wir es ausdrücken. Wie ich schon betont habe, entsprechen die Gesetze der Physik den Computerprogrammen. Aus dem anfänglichen Zustand eines Systems (Eingabe), können wie die Gesetze benutzen, um einen späteren Zustand zu berechnen (Ausgabe).

"Der Informationsgehalt der Gesetze plus anfänglicher Zustände ist generell weit geringer, als der der potentiellen Ausgabe (output). Natürlich mag ein Gesetz der Physik einfach aussehen, wenn auf Papier aufgeschrieben, aber man hat es normalerweise in Fachausdrücken abstrakter Mathematik formuliert, die man dann auch erst einmal entschlüsseln muss. ... Die Kompliziertheit der Natur beruht auf der Einfachheit der Physik." (1992:93, 135).

"Der Astronom James Jeans verkündete einmal, dass Gott Mathematiker ist. Seine markige Phrase drückt bildhaft aus, welches Glaubensbekenntnis fast alle Wissenschaftler angenommen haben. Der Glaube, dass man die darunter liegende Ordnung der Welt in mathematischer Form ausdrücken kann, liegt genau im Herzen der Wissenschaft. Und nur selten bezweifelt man das. Ein Gebiet der Wissenschaft hat man erst dann richtig verstanden, wenn man es in der unpersönlichen Sprache der Mathematik ausdrücken kann. So tief sitzt dieser Glaube. ...

"Das Buch der Natur‘, meinte Galileo, ‚ist in mathematischer Sprache geschrieben.‘, Warum das so sein sollte, ist eines der großen Rätsel des Universums. ... Mathematische Gegenstände und Regeln haben eine unabhängige Existenz: sie überschreiten die physikalische Wirklichkeit, die unseren Sinnen gegenübertritt. Heinrich Hertz, zum Beispiel, hat als erster Radiowellen im Laboratorium erzeugt und entdeckt. Er sagte einmal: ‚Man hat den Eindruck, dass diese mathematischen Formeln ihre eigene, unabhängige Existenz haben, und dass sie sogar weiser sind als ihre Entdecker, dass wir mehr aus ihnen herausholen, als wir ursprünglich in sie hineingesteckt haben.‘

"Ich fragte einmal Richard Feynman: Existiert die Mathematik und existieren daher auch die Gesetze der Physik unabhängig (vom Menschen)? Er erwiderte: ‚Das Problem der Existenz ist sehr interessant und schwierig. ...Wenn man diese Sachen entdeckt, kommt es einem so vor, als ob sie irgendwie irgendwo existierten. Doch für diese Sachen gibt es keine Stelle. Nun, in der Physik haben wir doppelte Schwierigkeiten. Wir stoßen auf diese mathematischen Beziehungen, aber sie gelten im ganzen Universum. Deshalb ist das Problem, wo sie sind, doppelt verwirrend. Das sind philosophische Fragen, die ich nicht beantworten kann.‘"

"Ich habe schon erklärt: Der Zweck der Wissenschaft besteht darin, Muster und Regelmäßigkeiten in der Natur aufdecken, indem man algorithmische Verdichtungen von Beobachtungen findet. Aber die rohen Daten, die man aus der Beobachtung gewinnt, zeigen selten klare Regelmäßigkeiten. Statt dessen finden wir, dass die Ordnung dieser Natur vor uns verborgen ist. Sie ist in einem Code geschrieben. Um in der Wissenschaft fortzuschreiten, müssen wir den kosmischen Code knacken, müssen wir unter die rohen Fakten graben und die versteckte Ordnung aufdecken. Ich vergleiche die fundamentale Wissenschaft oft mit einem Kreuzworträtsel. Experiment und Beobachtung versorgen uns mit Anhaltspunkten. Aber die Anhaltspunkte sind rätselhaft, und fordern eine beträchtliche Genialität, um sie zu lösen. Nach jeder neuen Lösung können wir ein bisschen mehr vom gesamten Muster der Natur erkennen.

"Mit dem physikalischen Universum ist es wie mit einem Kreuzworträtsel. Wir stellen fest: Die Lösungen zu unabhängigen Anhaltspunkten verbinden sich auf konsequente und stützende Weise zu einer zusammenhängende Einheit. Je mehr Anhaltspunkte wir erkennen, um so leichter können wir dann die noch fehlenden Merkmale einfügen. Bemerkenswert ist, dass der Mensch überhaupt diesen Code knacken kann, dass der menschliche Verstand intellektuell so ausgerüstet ist, dass er ‚die Geheimnisse der Natur entschlüsseln‘ kann, und dass er versucht, das ‚geheimnisvolle Kreuzworträtsel‘ der Natur zu lösen. ... Soviel steht fest: Wir müssen schwer kämpfen, um die Natur zu entschlüsseln; aber bis jetzt waren wir dabei recht erfolgreich. Die Herausforderung ist gerade so groß, dass sich einige der besten Gehirne damit befassen: aber nicht so groß, dass sie ihre vereinten Anstrengungen vereitelt und sie veranlasst, sich leichteren Aufgaben zuzuwenden." (1992:140-149).

Warum sind die Gesetze der Natur mathematisch?

Prof. Paul Davies: "Nur wenige Wissenschaftler wundern sich darüber, warum die fundamentalen Gesetze der Physik mathematisch sind; das ist für sie selbstverständlich. Die ‚Mathematik funktioniert‘, wenn man sie auf die physikalische Welt anwendet. Und sie arbeitet so atemberaubend gut. Diese Tatsache muss man erklären. Denn es ist nicht klar, ob wir überhaupt erwarten dürfen, dass die Mathematik die Welt so gut beschreibt. ... Einen großen Teil der Mathematik, der so spektakulär in physikalischer Theorie wirksam ist, hat man ausgearbeitet, als sich reine Mathematiker abstrakt damit befassten, und zwar, lange, bevor man das auf die wirkliche Welt anwandte. Die ursprünglichen Untersuchungen hatten mit ihrer späteren Anwendung überhaupt nichts zu tun. Diese ‚unabhängige Welt, erschaffen aus reiner Intelligenz‘, wie James Jeans das ausdrückte, das konnte man später gebrauchen, um die Natur zu beschreiben. ... Warum sollte der mathematische Ansatz so fruchtbar sein, wenn er keine wirkliche Eigenschaft der Natur aufdeckt?

"Penrose unterstützt den Glauben, den die meisten Wissenschaftler haben: Durch bedeutende Fortschritte in der mathematischen Physik hat man echte Aspekte der Wirklichkeit entdeckt und nicht nur die Umorganisation von Fakten in einer Form, die der Mensch besser verstehen kann. ... Das Universum ist in Wirklichkeit ein Ganzes. ... Wir wissen nicht, warum die Stärken und die Bereiche der verschiedenen Kräfte der Natur so sind, wie sie sind. Eines Tages können wir sie vielleicht aufgrund irgendeiner darunter liegenden fundamentalen Theorie berechnen. Oder sie sind einfach ‚Naturkonstanten‘, die man nicht von den Gesetzen selbst herleiten kann." (1992:150-158).

Universum: Glücklicher Zufall oder Planung?

Warum gibt es das Universum? Warum existiert es? Wie ist es entstanden: durch irgendeinen glücklichen Zufall oder intelligentes Design? Kann man alles in der Welt auf die Gesetze der Chemie und Physik reduzieren?

Prof. Paul Davies: "Ich sehe das so: Wenn man darauf beharrt, dass man vernünftig dabei vorgeht, und verlangt, dass man die Natur vernünftig erklärt, dann müssen wir diese Erklärung außerhalb der physikalischen Welt suchen - in etwas Metaphysischem. Weil, wie wir gesehen haben, ein zufälliges physikalisches Universum nicht in sich selbst eine Erklärung enthalten kann, und zwar darüber, wie es entstanden ist. Welche metaphysische Kraft könnte ein Universum erschaffen? ... Wie ich schon ausführlich erklärt habe, die Schöpfung kann nicht einfach nur darin bestehen, dass sie den Urknall veranlasst hat. Wir suchen statt dessen nach einer feineren, zeitlosen Schöpfungsidee, die, wie Hawkings das ausdrückte, die Gleichungen mit Feuer erfüllt... Diese Macht ist in dem Sinne schöpferisch, weil sie irgendwie für die Gesetze der Physik verantwortlich ist, die sie beherrscht, unter anderem dafür, wie sich die Raumzeit entwickelt." (1992:171).

"Die natürliche Welt ist nicht einfach nur ein altes Gebräu von Einzelteilen und Kräften, sondern ein herrlich einfallsreicher und vereinigter mathematischer Plan. Wörter wie ‚erfinderisch (genial)‘ und ‚klug‘ sind unleugbar menschliche Eigenschaften, doch man muss sie auch die Natur anwenden. ... Die Welt der Teilchenphysik ähnelt mehr einem Kreuzworträtsel als einem Uhrwerk-Mechanismus. Jede neue Entdeckung ist ein Anhaltspunkt. Er findet seine Lösung in irgendeinem neuen mathematischen Zusammenhang. Je mehr man entdeckt, um so mehr Querverbindungen kann man ‚einfügen‘, und man sieht dann, wie ein Muster entsteht. Heute gibt es in diesem Kreuzworträtsel noch viele Lücken. Aber etwas von seiner Scharfsinnigkeit und Beständigkeit können wir jetzt schon erkennen. Einige Mechanismen entwickeln sich im Laufe der Zeit langsam zu komplexeren oder organisierten Formen. Das ‚Kreuzworträtsel‘ der Teilchenphysik ist schon gebrauchsfertig.

"Seine Verbindungsglieder entwickeln sich nicht erst, sie sind einfach schon da, in den Gesetzen, auf denen sie beruhen. Wir müssen sie entweder als wirklich erstaunliche rohe Tatsachen anerkennen oder nach einer tieferen Erklärung suchen. Christlicher Tradition zufolge lautet diese tiefere Erklärung: Gott hat die Natur mit beträchtlicher Genialität und Fähigkeit entworfen, und die Teilchenphysik deckt dieses Design auf. ... Die Naturgesetze müssen offenbar fein auf einander abgestimmt ein, damit Leben im Universum entstehen konnte. Das zeigt uns ganz klar, dass Gott das Universum so entworfen hat, dass dieses Leben und dieses Bewusstsein entstehen konnten. Das würde bedeuten, dass unsere Existenz im Universum einen wichtigen Teil des Planes Gottes bildete. ...

"Ich bin von folgendem überzeugt: Die Eigenschaften wie Genialität, Wirtschaftlichkeit, Schönheit, und so weiter haben eine echte transzendente Wirklichkeit. Sie sind nicht einfach bloß das Produkt menschlicher Erfahrung. Und diese Qualitäten spiegeln sich in der Struktur der natürlichen Welt wider." - Davies, P. (1992:171, 213, 214).