Kapitel 10: Der Wissenschaftler und sein Glaube

Das Universum, mit seiner Materie, Energie, physikalischen Gesetzen, und Mathematik: Warum ist es da? Warum existiert es? Wer hat es erdacht und gemacht? Warum ist unser Universum geplant und entworfen worden? Warum hat es einen Zweck? Glaubt ein ernsthafter Wissenschaftler auch an etwas? Woran glaubt er?

John Polkinghorne war Cambridge Professor für Mathematische Physik. Jetzt ist er Präsident vom Queen‘s College, in Cambridge, England. Er sagt: "Ein Glauben ist für den Wissenschaftler notwendig: ein metaphysischer Glauben, dass die Welt verständlich ist und einer vernünftigen Erforschung zugänglich ist. ... Eines der bemerkenswertesten Merkmale der physikalischen Welt ist seine vernünftige Transparenz. Wir betrachten es als selbstverständlich, dass wir das Universum verstehen können. Aber es ist bestimmt eine sehr bedeutungsvolle Tatsache, dass dies der Fall ist. ... Immer wieder haben wir festgestellt: Die physikalischen Theorien, die den Tatsachen entsprechen, sind in ihrer Formulierung von unverkennbar mathematischer Schönheit.

"In der fundamentalen Physik geht man tatsächlich so vor, dass man Theorien sucht, die mit mathematischer Ökonomie und Eleganz ausgestattet sind. Das tut man in der (geschichtlich gerechtfertigten) Erwartung, dass nur sie uns die Welt beschreiben, wie sie wirklich ist. Es gibt eine wunderbare Übereinstimmung zwischen der Art und Weise, wie unser Verstand arbeitet (der innere mathematische Grund), und die Art und Weise, wie die physikalische Welt arbeitet (die äußeren wissenschaftlichen Gründe). ... Wenn unsere Gedanken nicht bis zu einem gewissen Grad der Welt, in der wir leben, entsprächen, wären wir schon alle längst umgekommen.

"Die Wissenschaft erklärt nicht die mathematische Verständlichkeit der physikalischen Welt, denn es gehört zum grundlegenden Glauben der Wissenschaft, dass das so ist. ... Die Frage, warum die Mathematik so effektiv ist, muss man aber beantworten. Eine kohärente und vornehme Erklärung würde in der theologischen Behauptung liegen, dass der innere Grund und der äußere Grund beide der Vernunft des Schöpfers entstammen. Das physikalische Universum scheint voll zu sein mit Anzeichen des Verstandes. ... Es ist Gottes Verstand, auf dem diese vernünftige Schönheit beruht." (1991:76, 77).

"Wir leben nicht im Mittelpunkt des Universums. Doch es scheint so, als ob der Stoff, aus dem der Kosmos aufgebaut ist, so aufgebaut worden ist, dass Lebewesen, wie wir, dort leben können. Es scheint möglich zu sein, das Argument vom Design zu überarbeiten und neu zu beleben. Nicht, indem wir Paleys Kosmischen Handwerker verwenden, der innerhalb der physikalischen Prozesse arbeitet. (Die Wissenschaft hat das inzwischen so erklärt, dass man dafür keinen Gott als Lückenfüller mehr braucht.). Doch ein Kosmischer Planer ist nötig, der seine Welt mit einer Entwicklungsmöglichkeit ausgestattet hat, die er innerhalb des delikaten Gleichgewichtes der Naturgesetze selbst eingebaut hat. (Diese Gesetze kann die Wissenschaft nicht erklären, weil sie diese als die Grundlage für ihre Erklärung des Prozesses benutzt.) Mit anderen Worten: Man kann behaupten, dass das Universum tatsächlich nicht einfach nur irgend so ‚eine alte Welt‘ ist, sondern ein sorgfältig berechneter Bau seines Schöpfers.

"Meiner Ansicht nach ist eine metaphysische Spekulation von gleicher Verständlichkeit und größerer Ökonomie, dass es nur ein Universum gibt, fein auf den Menschen eingestellt, weil es die Schöpfung eines Schöpfers ist, der möchte, dass es wirklich dem Zweck dient, für den er es erschaffen hat." - Polkinghorne, J. (1992:78, 79).

John D. Barrow

John D. Barrow ist Professor beim Astronomiezentrum, Universität von Sussex, England. Er gibt jetzt zu, obwohl er an die Evolution glaubt:

"Ein Rätsel lauert unter dem magischen Teppich der Wissenschaft, etwas, von dem Wissenschaftler noch nichts gesagt haben, etwas, was so schockierend ist, dass man es sich nicht getraut, es zu erwähnen, außer in ganz esoterisch verfeinerten Kreisen: Der Erfolg der Wissenschaft des zwanzigsten Jahrhunderts beruht auf einem tiefen ‚religiösen‘ Glauben, auf einem Glauben an eine perfekte transzendentale Welt, die man nicht sieht. Sie beherrscht uns auf unerklärliche Weise. Und darauf scheinen wir überhaupt keinen Einfluss zu haben. Wissenschaftler glauben, dass es ein Universum gibt, mit einer einzigen universalen Gesetzgebung. Von ihr erhalten die verschiedenen Unterabteilungen der Wissenschaft alle ihre Marschbefehle." (1992:1, 2).

"Die Existenz mathematischer Wesen, die ein Reich abstrakter Ideen bewohnen, das können viele moderne Mathematiker nur schwer verkraften. Aber vor dreihundert Jahren stand es für Newton und Leibniz fest, dass es mathematische Wahrheiten gibt, die unabhängig vom menschlichen Verstand existieren. Sie glaubten, dass es einen Göttlichen Verstand gibt, der vollkommen ist. Und deshalb hatten sie mit der Vorstellung perfekter Formen überhaupt keine Probleme." (1992:257).

"Es gibt ein seltsames Beispiel dafür, wie wirkungsvoll die Mathematik ist. Es stärkt die Ansicht derjenigen, die uns davon überzeugen möchten, dass man die Mathematik entdeckt hat und, dass sie schon da war, bevor es irgendwelche solchen Geschöpfe, wie Mathematiker, gegeben hat.

"Wenn heutige Astronomen die Struktur von Sternen und Galaxien im weit von uns entfernten Teil des Universums betrachten, dann sehen sie nicht den Aufbau des Universums, wie es ‚jetzt‘ ist. Sie sehen entfernte Gegenstände, wie sie viel früher waren. In vielen Fällen sehen wir sie, lange, bevor es irgendeine Lebensform auf der Erde gab. Denn das Licht bewegt sich durch den Weltraum mit einer Geschwindigkeit, die nie drei hunderttausend Kilometer je Sekunde übersteigen kann. Wenn wir einen entfernten Quasar beobachten, Milliarden von Lichtjahren entfernt, sehen wir ihn, wie es war, als das Licht vor Milliarden von Jahren ausgestrahlt wurde.

"Die mathematische Struktur des Gegenstandes, den man beobachtet, stimmt mit dem überein, was unsere mathematischen Analysen hier auf der Erde ergeben. Das beweist uns, dass es einen inneren mathematischen Aspekt zu diesen Gegenständen gibt, dass er nicht von demjenigen abhängt, der das beobachtet. Wir können auch verschiedene Quasare beobachten, die so weit von einander im Himmel entfernt sind, dass das Licht überhaupt keine Zeit hatte, diese Strecke zurückzulegen, seit das Universum anfing, sich auszudehnen. Sie sind von einander unabhängig, und können einander überhaupt nicht in irgendeiner uns bekannten Weise beeinflusst haben. Doch wir stellen fest, dass das Spektrum des Lichts, das sie ausstrahlen, gleich ist. Das deutet darauf hin, dass es irgendeinen universalen Unterbau gibt, der mathematisch aufgebaut ist." - Barrow, J. D. (1992:268, 269).

"Das äußerste Beispiel dieser direkten Beobachtung der Vergangenheit entsteht aus dem, was wir verstanden haben, aus dem, was im Universum während der kurzen Zeit zwischen einer Sekunde und drei Minuten geschah. Und zwar, nachdem es sich aus einem unbekannten Zustand heraus, auszudehnen begann. Das bezeichnen wir als ‚den Anfang des Universums‘. ... Unsere mathematische Theorie erlaubt es uns, die Zustände zu bestimmen, die in diesen ersten paar Minuten kosmischer Geschichte im Universum herrschten, durch das, was wir heute, etwa fünfzehn Milliarden Jahre später, sehen. Sie zeigt uns: In diesen ersten drei Minuten muss das ganze Universum so heiß und dicht gewesen sein, dass es eine kurze nukleare Kettenreaktion auslöste.

"Diese brannte dann das Material im Universum in schwerere Elemente von Deuterium, in zwei verschiedene Isotope von Deuterium und Lithium. Die Prozentsätze der gesamten Masse des Universums, die man jetzt in diesen Elementen findet, sagt man jetzt mit 1/1000, 1/1000.22 und 1/100.000.000 voraus. Die übrigen Kerne (ungefähr 78%) bestehen aus Wasserstoff. Einer der großen Erfolge moderner Kosmologie, das uns bestätigt, dass sich das Universum ausdehnt, ist die Tatsache, dass unsere astronomischen Beobachtungen diese ausführlichen Voraussagen bestätigen. Helium, Deuterium und Lithium findet man alle in den Mengen, die von der mathematischen Theorie des sich ausdehnenden Universums vorhergesagt werden.

"Dieser bemerkenswerte Erfolg ist für unsere heutige Forschung wichtig. Er bestätigt, dass die mathematischen Ideen, die wir hier und jetzt anwenden, auch für das Universum in den ersten paar Minuten gelten, als es begann, sich auszudehnen. Und damals gab es noch keine Mathematiker. Die restlichen Mengen der Elemente, die in jenen frühen Zeiten geschaffen wurden, sind wie Zeitkapseln. Sie enthalten Information über die Natur, wie sie vor fünfzehn Milliarden Jahren war. Und zwar, als das Universum bestand, als es noch keinen Verstand gab, der das schätzen konnte. Und sie haben die gleichen Eigenschaften, heute und damals.

"Die Mathematik ist größer, als das physikalische Universum. ... Mathematik ist transzendental. Sie existiert als eine Form von Logik. Sie bestimmt, wie alles andere sein sollte. ... Die Mathematik existiert unabhängig von Mathematikern. Ob es nun eine Welt der Strukturen ist, oder eine Welt der Dinge: irgendwie stehen wir mit dieser immateriellen Wirklichkeit auf mysteriöse Weise in Verbindung." (1992:269-271).

"Wir haben festgestellt, dass das wissenschaftliche Bild der Welt auf einem mathematischen Fundament beruht, das selbst, in Wirklichkeit, religiös ist. Alle unsere sichersten Behauptungen über die Natur der Welt sind mathematische Behauptungen. Doch wir wissen nicht, was Mathematik ‚ist‘. Wir wissen weder, warum sie funktioniert, noch, wo sie funktioniert; ob sie versagt oder wie sie versagt. Das beste Bild, das wir uns von der Natur und ihrer Bedeutung machen können, zwingt uns dazu, anzuerkennen, dass es eine immaterielle Wirklichkeit gibt. Einige können sich mit ihr vertraulich unterhalten, durch Mittel, die niemand kennt." - Barrow, J. D. (1992:296, 297). 

In einer Welt der Lüge

Die Naturwissenschaft lebt in einer Welt der Lüge, weil sie an die falsche Religion der Evolution glaubt. Erwin Chargaff ist ein emeritierter amerikanischer Professor der Biochemie, ein berühmter Vorkämpfer in der DNS-Forschung. Er sagt:

"Unsere heutigen Naturwissenschaften [leben] in der Welt der Lüge. ... Bei keiner andern geistigen Betätigung ist der Abstand zwischen dem, was tatsächlich ausgeführt wird, und den Folgerungen, die daraus gezogen werden, so gewaltig wie in der Naturwissenschaft der Gegenwart. Ein Komponist, ein Maler, ein Dichter, aber auch ein Sprach- oder Geschichtsforscher, so bedeutend ihre Leistungen auch sein mögen, werden sich nicht erfrechen zu erwarten, dass ich aus Bewunderung für ihre Großtaten meine Weltanschauung oder meinen Glauben revidiere oder fallen lasse. Sie haben hingestellt, was zu erzeugen sie nicht umhin konnten, sie haben es mir gezeigt, dann lassen sie mich in Ruhe. Anders geht es in den Naturwissenschaften zu, denn sie wollen uns Weisheit beibringen. ...

"Die Welt der Lüge ist nämlich angebrochen, als die Naturwissenschaften zu einer Art Religions- und Philosophieersatz wurden. Entstanden als ein Zweig der Philosophie, von den Jahrhunderten mit großer Spannung und größerer Scheu betrachtet, hielt sich die Naturforschung lange Zeit in den ihr angemessenen Schranken. Wenn auch Galilei im ‚Saggiatore‘ sagte, dass die Natur in mathematischer Sprache geschrieben sei, so glaube ich nicht, dass er die Schrift für den Text genommen hat. Allerdings begann man schon damals, sich auf die Texte zu beschränken, die mit Hilfe dieses besonderen Wörterbuches entziffert werden konnten. Erst langsam gab der Erfolg (= der Naturwissenschaft) Anlass zu Ansprüchen auf Ausschließlichkeit, zu einer Art von Unfehlbarkeitsdogma, das in unserm Jahrhundert zu einer wahren Diktatur führte. Dabei haben wir, das Gefäß über den Inhalt haltend, vergessen, dass der von der Wissenschaft erfassbare Naturbereich nur ein kleiner Teil dessen ist, was uns bewegt (so wie es nicht das Wesentliche an einem Stuhl ist, dass er aus Holz besteht." - Chargaff, E. (1988:204-206).