Kapitel 2: Das ballförmige Universum

Ist das Universum aus nichts gemacht worden? Wenn ja, wie? Dreht sich das ganze Universum um seine eigene Achse? Gibt es auch ein Außen? Welche Form hat unser Universum? Ist es rund wie unser Planet Erde? Wenn ja, wie hat man das wissenschaftliche bewiesen?

John D. Barrow, Astronomiezentrum, Universität von Sussex, schreibt in Between Inner Space and Outer Space (1999) (Zwischen Innerem Weltraum und Äußerem Weltraum) unter der Überschrift, "Wie man etwas aus nichts bekommt":

"Die Gesetze der Natur sind in jeder Richtung des Weltraums und von einer Zeit zur anderen gleich. Diese Tatsache entspricht der Erhaltung des gesamten Drehimpulses (man nennt es Winkelimpuls) und die Erhaltung der gesamten Energie in irgendeinem physikalischen Prozess. Diese beiden Eigenschaften, zusammen mit der Gesamtmenge der elektrischen Ladung, bleiben in allen physikalischen Vorgängen erhalten. Und ihr Status als erhaltene Quantitäten ist tief mit dem ganzen Überbau der Physik verflochten.

"Wenn man wissenschaftlich erklären möchte, wie das Universum aus nichts entstanden ist, dann kommt gleich der Einwand, man versuche, etwas aus nichts zu bekommen. Weil man plötzlich ein Universum ins Dasein bringen müsste, das die Gesetze der Natur enthält, die diese Quantitäten bewahren. Und deshalb kann die Erschaffung des Universums aus nichts keine Folge jener Gesetze sein.

"An diesem Argument ist nichts verkehrt. Und es ist recht überzeugend, bis man sich fragt, was die Energie, der Drehimpuls und die elektrisch Ladung des Universums eigentlich ist. Wenn das Universum einen Drehimpuls besitzt, dann muss die Ausdehnung, im größten Maßstab, Drehung besitzen. Die entferntesten Galaxien würden sich über den Himmel bewegen, und sie würden sich von uns entfernen. In der Praxis wäre die seitliche Bewegung zu langsam, um sie zu entdecken, auch wenn sich das Universum recht schnell drehen würde. Aber es gibt empfindsamere Anzeiger dieser Drehung. Die Drehung der Erde bewirkt, dass die Pole etwas abgeflacht sind. Deshalb ist der Radius der Erde am Äquator größer als an den Polen.

"Etwas ähnliches würde geschehen, wenn sich das Universum in seinem größten Maßstab drehte. Entlang der Drehachse würde es sich langsamer ausdehnen, als an anderen Stellen. Dann wäre die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung am heißesten, wenn sie aus der Richtung der Drehachse käme. Und sie wäre am kühlsten, wenn sie aus Richtungen kommt, die im rechten Winkel zur Rotationsachse des Weltalls stehen. Die Strahlungstemperatur ist aber in jeder Richtung gleich, mit einer Genauigkeit von einem Teil zu hunderttausend. Diese Tatsache bedeutet: Wenn sich das Universum im großen Maßstab dreht, dann muss es sich mehr als eine Billion Male langsamer drehen, als es sich in seiner Größe ausdehnt. Das ist so wenig, dass man davon ausgehen kann, dass das Universum null Nettodrehung und Drehimpuls besitzt.

Anmerkung: Dies beweist auch, dass das Universum die Form eines Balles, einer Kugel, hat. Das Universum ist runder, als unser Planet Erde.

J. D. Barrow: "Es gibt auch keinen Beweis dafür, dass das Universum irgendeine gesamte Nettoladung besitzt. Wenn irgendwelche kosmischen Strukturen eine nicht ausgeglichene Ladung enthalten, zum Beispiel, in der Anzahl der Protonen und Elektronen (welche gleich, aber entgegengesetzt elektrisch geladen sind) würde sich diese Unausgeglichenheit dramatisch auswirken. Die Elektrizität ist viel stärker als die Schwerkraft, die diese Strukturen zusammenhält. Es eine bemerkenswerte Folge der Gravitationstheorie Einsteins, die besagt: wenn das Universum 'geschlossen' ist, dann wird es sich schließlich in der Zukunft zu einer Singularität zusammen ziehen. Und dann muss es eine null Nettoladung haben. Alle Materie, die es enthält, die einzelnen Elementarteilchen, aus denen sie besteht, sind positiv oder negativ geladen. Als Ganzes muss sie dann eine Nullladung haben.

"Und wie ist das mit der Energie des Universums? Dies ist das vertrauteste Beispiel dafür, dass wir nichts aus nichts erzeugen können. Aber wenn das Universum 'geschlossen' ist, muss es auch null Gesamtenergie haben. Warum das so ist, zeigt uns Einsteins berühmte Formel E = mc². Sie zeigt uns, dass Masse und Energie austauschbar sind. Und deshalb sollten wir die Umwandlung von Masse-Energie zusammen betrachten, statt Energie oder Masse, voneinander getrennt. Wichtig ist hier, dass diese Energie in positiver und negativer Form besteht. Wenn wir alle Massen in einem geschlossenen Universum zusammenzählen, erhöhen sie sehr die gesamte Energie. Aber diese Massen üben auch Gravitationskräfte auf einander aus. Diese Kräfte entsprechen den negativen Energien. Wir bezeichnen sie als potentielle Energie. Wenn wir einen Ball in der Hand halten, hat er potentielle Energie dieser Art. Wenn der Ball zu Boden fällt, wird sie zu positiver Bewegungsenergie. Das Schwerkraftgesetz sorgt dafür, dass die negative Energie der Gravitation zwischen den Massen des Universums immer gleich groß sein muss, aber entgegengesetzt im Sinne zur Summe der mc²-Energien. Die Gesamtsumme ist immer genau Null.

"Dies ist recht bemerkenswert. Es scheint, dass die drei erhaltenen Quantitäten, die verhindern, dass wir etwas von nichts bekommen, alle gleich Null sind. Warum das so ist, weiß man noch nicht. Aber es scheint so, dass die Erhaltungsgesetze nicht verhindern, ein Universum aus nichts zu erschaffen (oder dafür zu sorgen, dass es wieder in nichts verschwindet).“

Kosmologische Konstante

"Die Theoretiker haben ihre Rekonstruktionen über die Vergangenheit, über die Geschichte des Universums ehrgeizig bis zu den ersten Augenblicken seiner Ausdehnung zurückgeschoben, bis vor etwa 15 Milliarden Jahren. ... Wir können wieder seine vergangene Geschichte rekonstruieren und können vorhersagen, welche fossilen Überbleibsel heute noch vorhanden sein sollten, von den Zuständen, wie sie vor Milliarden von Jahren geherrscht haben. Unser Suchen ist bemerkenswert erfolgreich gewesen. Es zeigt uns, dass wir ein zuverlässiges Bild von dem haben, wie das Universum war, und zwar nur eine Sekunde, nachdem es angefangen hatte, sich auszudehnen. Wir wissen das, weil die Menge der leichtesten chemischen Elemente im Universum zu dieser frühen Zeit davon abhängt, wie es sich genau verhalten hat, als es sich ausdehnte. Merkwürdigerweise passen die Voraussagen der Theorie mit der Menge überein, die man beobachtet hat. Durch diesen Vorgang, bei dem man vorhersagt, was wir heute im Universum finden sollten, und indem wir dann mit unseren Fernrohren danach suchen, ist die Kosmologie zu einer rigorose beobachtenden Wissenschaft geworden.

"Die Theorie vom sich ausdehnenden Universums hat uns eine konsequente Beschreibung des heutigen Universums gegeben. Aber trotz dieses Erfolges bleiben noch Puzzles über einige auffällige Merkmale der kosmischen Ausdehnung. Warum dehnt es sich gerade so schnell aus, dass es dicht an der großen Trennlinie bleibt? Sie bewirkt, dass sich das Weltall entweder ewig ausdehnt, oder dass sich die Ausdehnung schließlich umkehrt und das Weltall sich zusammenzieht. Ein Universum, das sich ausdehnt, entfernt sich in den Milliarden von Jahren immer mehr von der kritischen Trennlinie. Deshalb muss es mit einer Geschwindigkeit angefangen haben, die schon am Anfang phantastisch nahe an der Trennlinie gelegen hat. Warum? Es gibt andere Puzzles dieser Art. Warum ist das Universum so gleichmäßig in der Art und Weise, wie es sich ausdehnt, von einer Richtung zur anderen und von einer Stelle zur anderen? Diese bemerkenswerte Gleichförmigkeit, die wir in seinen Eigenschaften sehen, genau zu einem Teil in einem Tausend, kann kaum durch Zufall entstanden sein. Die kleinen Variationen, die existieren, haben außerdem ein besonderes Muster. Sie ermöglichen es ihnen, Galaxien und Galaxienhaufen zu bilden, und zwar mit der Verteilung und den besonderen Formen, die wir mit unseren Fernrohren sehen.

"Der erste Satellit, der hinsah, fand Schwankungen. Sie stimmen mit dem überein, was wir erwartet haben. Aber sie konnten nur Variationen zwischen Punkten beobachten, die durch mehr als etwa 10 Grade am Himmel voneinander getrennt sind. Diese Geschichte wird in 'Was COBE sah' erzählt. Aber wir können in den Jahren 2000 und 2005 noch mehr erwarten. Dann wird man zwei neue Satelliten (MAP und Planck Surveyor) starten. Sie werden sich das Muster der Temperaturschwankungen in einem noch viel kleineren Winkel am Himmel anschauen. Was sie sehen, wird uns zeigen, ob unsere Theorien über die Vergangenheit unseres Universums stimmen." - Barrow, J., D. (1999:228).

"Wir können uns das sich ausdehnende Universum so vorstellen: Die Galaxienhaufen sind die Staubkörnchen auf der Oberfläche eines sich aufblasenden Luftballons. Der Luftballon dehnt sich aus. Und die Staubflecken entfernen sich von einander. Aber die einzelnen Staubflecken selbst dehnen sich nicht aus. Sie zeigen uns, wie weit sich die Gummihülle ausgedehnt hat. Deshalb stellt man sich die Ausdehnung des Universums so vor, dass sich nur der Raum zwischen den Galaxienhaufen ausdehnt. Das sich ausdehnende Universum zeigt uns, dass es sich von etwas Kleinerem ausgedehnt haben muss.

"Als man den kosmischen Mikrowellen-Hintergrund entdeckt hatte, begann man ernsthaft damit, das Urknallmodell zu untersuchen. Allmählich zeigten andere Beobachtungen weitere Eigenschaften der Hintergrundstrahlung. Sie hatte die gleiche Intensität, oder 'Helligkeit', und zwar in jeder Richtung zu mindestens einem Teil in einem Tausend. Dann maß man seine Intensität bei verschiedenen Frequenzen. Man erkannte regelmäßige charakteristische Variationen in der Intensität - die Signatur reiner Hitze. Solche Strahlung bezeichnet man als 'Schwarzkörper' Strahlung. ... Das hat schließlich der Kosmisches Hintergrundforscher (COBE) Satellit der NASA im Jahr 1992 getan. Die Instrumente an Bord des Satelliten maßen das perfekteste Schwarzkörper-Spektrum, das man je in der Natur gesehen hat. Es bestätigte eindeutig, dass das Universum einmal Hunderte von Tausenden von Graden heißer gewesen ist, als es heute ist.

"Dann hat man noch ein wichtiges Experiment durchgeführt, um zu bestätigen, dass die Hintergrundstrahlung nicht erst vor Kurzem dicht bei uns im Universum entstanden ist. Das hat man mit dem hoch fliegenden U2 Flugzeug ausgeführt. Diese ehemaligen Spionageflugzeuge sind äußerst klein und haben eine sehr große Flügelspannweite. Deshalb sind sie sehr stabile Plattformen, um Beobachtungen durchzuführen. Doch jetzt schauten sie hoch, statt herunter. Und sie entdeckten eine kleine, aber systematische Variation in der Intensität der Strahlung am Himmel. Man hatte vorhergesagt, dass diese Variation entstehen muss, wenn die Strahlung in der fernen Vergangenheit entstanden ist.

"Die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung ist wie ein Ozean, durch den sich alle Himmelskörper bewegen. Jeder bewegt sich innerhalb seines eigenen Systems. Die Erde und Planeten, zum Beispiel, drehen sich um die Sonne. Und jedes System bewegt sich innerhalb eines anderen. Die Sonne, zum Beispiel, dreht sich um die Milchstraße, und die Milchstraße bewegt sich um die Sonne, und so weiter. Dies bedeutet, dass wir uns in jeder Richtung durch Strahlung bewegen. Die Strahlung scheint am stärksten zu sein, wenn wir in diese Richtung sehen, und am schwächsten, wenn wir in die entgegengesetzte Richtung schauen. Und dazwischen sollte es eine charakteristische Variation geben. Das ist so, als wenn man in einem Regensturm läuft. Vorne auf der Brust wirst du am nassesten. Und dein Rücken bleibt am trockensten. Genau diese Art von Variationen in der Mikrowellenstärke haben die U2s entdeckt.

"Die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung, die man überall im Universum gefunden hat, stimmt genau mit der Urknalltheorie überein. Nachfolgende Beobachtungen haben gezeigt, dass die Menge der leichtesten Elemente im Universum mit den Voraussagen übereinstimmt, die man über das Urknall-Modell gemacht hat. Und dies bestätigte die Ansicht, dass Kernreaktionen sie in den ersten drei Minuten der Ausdehnung erzeugt haben." - Barrow, J., D. (1999:236).

"Als man die Beobachtungen des COBE Satelliten machte, enthüllten sie uns das perfekteste Spektrum der Wärmestrahlung, die man jemals in der Natur beobachtet hat. Da gab es keine Verzerrungen, herab bis zu einer begrenzenden Genauigkeit, von besser als ein Teil in einem Hundert. Das makellose Spektrum erzählt uns, dass die frühe Geschichte des Universums ruhig war. Und es widerlegt die Ansicht, dass die Galaxien in gewaltsamen Szenarien entstanden sind.

"COBE hat noch etwas entdeckt. Er hat die ersten Schwankungen in der Stärke der Mikrowellen gemessen, und zwar von einer Richtung am Himmel zur anderen. Wenn sich das Universum etwas schneller in eine Richtung ausdehnt, als in die andere, dann ist die Strahlungsstärke in der ersten Richtung etwas schwächer, als in der anderen. Galaxien entstehen in Gebieten des Universums, in denen mehr Materie vorhanden ist, als im Durchschnitt. Wenn die Strahlung diese Gebiete durchquert, wird sie sich anders abkühlen, als wenn sie nur an ihnen vorbei wandert. Eine Landkarte, die uns zeigt, wie die Mikrowellenstärke am Himmel schwankt, zeigt uns, wie das Schwerkraftfeld des Universums in der entfernten Vergangenheit ausgesehen hat. Sie hilft uns bestimmen, wie groß die Vorläufer der Galaxien und Galaxienhaufen gewesen sind, und zu entdecken, ob die gesamte Ausdehnung des Universums irgendwie asymmetrisch ist." (1999:238, 239):

"COBE hat als erster diese winzigen Mikrowellen-Schwankungen gesehen: sie gehören zu den kleinsten Werten, die man bis jetzt in der Astronomie gemessen hat. Das sind Variationen in der Strahlungsstärke von nur einigen Teilen in ein hunderttausend. ... Der COBE Satellit... hat ein Radiowellen-Foto des Universums gemacht, und zwar aus einer Zeit, als es etwa eine Million Jahre alt war. Heute ist es etwa fünfzehn Milliarden Jahre alt. COBEs Mikrowellenfoto zeigt uns das Universum, bevor sich Galaxien bildeten, als ihre Embryonen nur Echozeichen in der kosmischen Landschaft waren." Barrow, J., D. (1999:239).

 

Michael Rowan-Robinson

Michael Rowan-Robinson ist Professor der Astrophysik und Leiter der Astrophysik-Gruppe am Imperial College, London. Er ist international anerkannter Experte auf dem Gebiet der beobachtbaren Kosmologie. Er sagt in seinem Buch, The Nine Numbers of the Cosmos (Die Neun Zahlen des Kosmos) (1999:32):

"Arno Penzas und Bob Wilson waren zwei junge Radio-Astronomen, die in den Bell-Telefon-Laboratorien arbeiteten. Im Jahr 1965 entdeckten sie etwas, was die Kosmologie umgestalten sollte. Sie benutzten riesige Kommunikations-Antennen bei Holmdel, in New Jersey, um die Milchstraße in den Mikrowellenfrequenzen zu erforschen. Sie entdeckten eine allgemeine Hintergrundstrahlung, die überall gleich war, ganz gleich, in welche Richtung sie sahen. ... Die Strahlung, die sie entdeckten, war fast so lange gewandert, wie das Universum alt ist, bevor sie auf ihre Antenne stieß.

"Mit der Zeit wurden die Messungen genauer. Und man erkannte, dass diese Strahlung sehr isotrop (gleichförmig) war. ... Das Universum ist gleichförmig und isotrop. ... Das bedeutet, dass wir in eine Zeit zurücksehen, in der die Materie und die Strahlung in einem thermalen Gleichgewicht miteinander verbunden waren". (1999:32, 34).

"Das COBE Team maß die durchschnittlichen Schwankungen in Temperatur oder Intensität der Mikrowellen-Hintergrundstrahlung. Sie fanden heraus, dass es 1 Teil in 100 000 war, oder 10-5. ... Durch COBE haben wir festgestellt, dass das Universum isotrop war, und gleichförmig in diesen Maßstäben mit einer Genauigkeit von 1 Teil in 100.000, zu einer Zeit, die einige hunderttausend Jahre nach dem Urknall liegt. Das ist eine sehr starke Behauptung über die Glätte des Universums und den Grad, mit dem es dem kosmologischen Prinzip entspricht. Das Universum, in dem wir leben, hat sich aus einem früheren Zustand entwickelt, der in der Nähe der Homogenität und Isotropie liegt. Das ist eine sehr wichtige Tatsache über das Universum ". (1999:35-37).

Was meint man mit der "kritischen Dichte" des Universums?

"Die Hubble Konstante = 65 km s. ... Bei Omega = 1, der sogenannten kritischen Dichte, dehnt sich das Universum immer weiter aus, aber es dehnt sich dann immer langsamer aus. Den Dichte-Parameter Omega kann man sich so vorstellen: als das Verhältnis der Dichte des Universums zum kritischen Wert. Man kann ihn sich auch als das Verhältnis der Gravitationsenergie von einem Volumen des Universums zur Bewegungsenergie vorstellen, oder Bewegungsenergie des gleichen Volumens." (1999:56, 57).

"Penzas und Wilson fanden im Laufe der Monate heraus, während sie die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung erforschten, dass sie in jeder Richtung, in die sie schauten, gleich stark war. Sie fanden auch bald heraus, dass die Temperatur der Strahlung gleich war, und zwar in allen Wellenlängen, die sie untersuchten." (1999:74).

"Das ganze Universum schwimmt in dieser Strahlung, mit ihrer Temperatur von 2.728 K. Außer in Gebieten, die vor dieser Strahlung geschützt sind, ist dies die tiefste Temperatur, welche die Materie im Universum haben kann. Wenn wir in der Zeit zurückgehen, entspricht die Strahlungstemperatur dem Gesetz, das Tolman entdeckt hat. Es besagt, dass die Temperatur umgekehrt proportional zunimmt, wenn sich die Größe des Universums verkleinert. Als das Universum zehn mal kleiner war, betrug seine Temperatur 27.28 K, und so weiter." - Michael Rowan-Robinson (1999:75)

"Als das Universum 1.000 mal kleiner war, als heute, betrug die Temperatur etwa 3.000 K. An dieser Stelle trat für die Materie eine wichtige Änderung ein. Weil bei dieser Temperatur das häufigste Element, der Wasserstoff, dann nicht mehr sein Elektron festhalten kann. Das Gas wird 'ionisiert'. Es besteht aus Elektronen, die sich frei bewegen, und Kernen (hauptsächlich Protonen, mit einigem Heliumkernen). Die freien Elektronen haben eine dramatische Wirkung auf die Strahlung. Nach dieser Phase reisen die Photonen, die die Hintergrundstrahlung bilden, durch das ganze Universum. Sie begegnen selten irgendeiner Materie. Vorher sind sie sehr häufig von den Elektronen zerstreut worden.

"Die Rekombinations-Zeit fand etwa 300.000 Jahre statt, nachdem der Urknall begonnen hatte. Wenn wir nach draußen auf die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung schauen, blicken wir auf diesen Augenblick in der Geschichte des Universums zurück. Es ist der Rand des sichtbaren Universums, das Licht benutzt. Und es ist eine Art Horizont für unsere Beobachtungen mit Fernrohren ". (1999:77

"In sehr früher Zeit ist die Anzahl der Elektronen und Positronen etwa ebenso groß wie die Anzahl der Photonen. Und alle sind im 'Wärmegleichgewicht' beisammen. Das heißt, jedes Elektron und Position trägt etwa die gleiche Menge an Energie. Alle Photonen der Strahlung haben auch etwa die gleiche Menge an Energie, die von der Temperatur bestimmt wird. Wenn sich die Strahlung auf unter 10 Milliarden Grad abkühlt hat, haben die Photonen nicht mehr genug Energie, um ein Elektron-Positron Paar zu erzeugen. Und deshalb beginnen die meisten dieser Paar damit, sich zu vernichten. Wenn es genau die gleiche Anzahl von Elektronen und Positronen gegeben hatte, hätten sie sich alle vernichtet. Und dann würde es heute im Universum keine Materie geben, nur Strahlung (Protonen und Neutronen).

"Oder genauer gesagt, ihre Bestandteile, die Quarks und ihre Antiteilchen hätten sich schon gegenseitig vernichtet. Wir wissen bis jetzt noch nicht genau, warum das so geschah. Aber das Universum hatte etwas mehr Materie (Elektronen) über Antimaterie (Positronen). Als alle Positronen vernichtet worden waren, gab es noch einige Elektronen, die übrig geblieben waren, (und eine gleiche Anzahl von Protonen), damit das Universum ein netto elektrisch Ladung von Null hatte. Sonst wären die elektrostatischen Kräfte viel stärker gewesen als die Schwerkraft)." - Michael Rowan-Robinson (1999:79).

Wie schwer ist das Vakuum? Die kosmologische Konstante Lambda: was ist das?

Prof. M. Rowan-Robinson: "Die kosmologische Konstante sagt uns, wie schwer das Vakuum ist. Es scheint vielleicht etwas seltsam zu sein, wenn man sagt, dass das Vakuum Energie enthält. Aber in der modernen Teilchenphysik ist das Vakuum eine schäumende Masse von Paaren von Teilchen und Antiteilchen. Sie entstehen für einen flüchtigen Augenblick und vernichten sich dann, sogenannte 'virtuelle' Teilchenpaare. Teilchenphysiker haben geschätzt, wie groß der 'natürliche' Wert der Energiedichte des Vakuums ist. Sie kommen auf einen Wert, bei dem Lambda = 10120 ist. Das ist eine 1 mit 120 Nullen, eine unvorstellbare Zahl. Im eigentlichen Universum ist es klar, dass Lambda etwa 1 sein könnte, aber es ist bestimmt nicht so groß wie 10, geschweige denn 10120. Die Teilchenphysiker können bis jetzt nicht erklären, warum das beobachtete Lambda so klein ist. Deshalb glauben sie, dass es irgendein fundamentales Prinzip geben muss, das sie noch nicht entdeckt haben. Es zwingt die kosmologische Konstante dazu, im heutigen Universum genau null zu sein." (1999:122

Der Anisotropie des Universums

Die Schätzung von COBE für die Anisotropie in großen Maßstäben ... ist 1 Teil in 100.000, das ist 1 x 10-5, mit einer Genauigkeit von 25%. Die Satellitenforscher MAP und PLANCK werden uns helfen, die Genauigkeit, mit der man dies kennt, etwas zu verbessern, und zwar auf etwa 10%. Die Genauigkeit der Anisotropie auf kleinen Maßstäben (die man bis jetzt überhaupt noch nicht kennt), wird man dagegen dann besonders genau kennen, besonders durch den Satelliten PLANCK, bis zu etwa 1%." (1999:153).

Die Hubble Konstante Ho = 65 km s Mpc, mit einer Ungewissheit von etwa 12%. Für das Alter des Universums habe ich den Wert = 12 Milliarden Jahre gewählt, mit einer gesamten Ungewissheit von 2 Milliarden Jahren auf beiden Seiten. Das ist 20% weniger als der Wert von 15 Milliarden Jahren, den man noch vor einigen Jahren angenommen hat. ... Die Temperatur des Mikrowellenhintergrundes: COBE hat herausgefunden: Die Temperatur des Mikrowellenhintergrundes beträgt 2,728 Grad Kelvin, mit einer Genauigkeit von 0.1%. Das ist die eine kosmische Zahl, die wir wirklich genau kennen. - Michael Rowan-Robinson (1999:153, 154).