Kapitel 4: Tsavo Ost Trockenheit

Während der großen Trockenheit von 1970-71 im Tsavo Ost Nationalpark, in Kenia, sind etwa 5.900 Elefanten mit vollem Magen verhungert. - Warum sind sie mit vollem Magen verhungert? Nach wie vielen Monate ununterbrochener Trockenheit sind sie gestorben? Wie viel Rohprotein enthielt das Futter in ihrem Magen? Welche Gruppen von Elefanten sind dort zuerst gestorben?

Daphne Sheldrick ist die Frau des verstorbenen Leitenden Wildhüters des Tsavo Ost Nationalparks, in Kenia. Sie war in den Jahren 1970-71 selbst dabei, als die große Trockenheit den Park traf. Und auch in einigen Teilen des Parks in 1972. Ihr Ehemann hatte dort schon etwa 24 Jahre lang als Wildhüter gedient. - Warum sind diese Elefanten gestorben? Frau. Sheldrick schreibt über die Elefanten von Tsavo Ost:

„Das Trockenwetter-Gebiet einiger Elefanten fiel mit dem Minimum-Regen-Niederschlag in dieser Zeit zusammen. Sie litten, weil ihr Futter zu wenig Protein enthielt. Und sie starben in großer Zahl, wo sie waren. Sie versuchten nicht, dort wegzugehen, um sich bessere Weidegründe zu suchen. Diese begrenzte Trockenwetter-Bewegung der Elefanten zeigte sich deutlich am unteren Galana Fluss und am Aruba Damm. Und auch in einem sehr schmalen Gürtel am Tiva Fluss im nördlichsten Teil des Parks, der auch sehr trocken war. Er verpasste den meisten Regen. Dort starben auch viele Elefanten an Unterernährung. Wenn sie entweder fünf Meilen flussauf oder flußab gegangen wären, hätten sie mehr Futter gefunden. Wenn ein bestimmtes Gebiet eine Zeit lang ein Drittel oder weniger seines normalen Niederschlags bekommt, sinkt der Proteingehalt des Grases und Gesträuchs sehr. Der Elefant und das Nashorn, die dort in der trockenen Jahreszeit leben, leiden dann.“ (1972:27).

Welche Tierarten litten am meisten in dieser großen Trockenheit?

Frau. Daphne Sheldrick: „Die beiden Arten, die unter dieser periodischen Trockenheit in Tsavo Ost am meisten litten, waren der Elefant und das Nashorn. Diese beiden Arten leiden wahrscheinlich am meisten unter dieser Dürre, einfach wegen ihres Körperbaues. Die meisten anderen Pflanzenfresser, von denen viele Wiederkäuer sind, können das Eiweiß, das in ihrem Futter enthalten ist, viel besser verwerten. Der Elefant und das Nashorn sind mit einem viel weniger tüchtigen Verdauungssystem ausgestattet worden. Bis zu sechs Prozent Eiweiß hat man in ihrem Kot festgestellt. Da sie so groß sind, sind sie auch auf eiweißreiches Gesträuch angewiesen, und zwar in der Trockenzeit, wenn das Gras sehr trocken ist.

„Nur weil es nicht geregnet hat und weil die Pflanzen nicht gewachsen sind, und weil das Futter zu wenig Eiweiß enthielt, sind die Elefanten und die Nashörner in der Dürre von 1970-71 gestorben. Denn die meisten sind dicht am Wasser oder in Reichweite des Wassers gestorben, am Flussufer und auf den Wildpfaden, die zum Wasser führen. Und das ist auch verständlich. Denn als die Tiere abgezehrt und schwach waren, blieben sie lieber dicht beim Wasser. Sie konnten dann nicht mehr große Entfernungen zurücklegen.

„Der lange Regen, obwohl unzulänglich, brachte etwas Erleichterung. Und dies wurde immer schlimmer, je länger es trocken blieb. Die Kühe und Kälber litten am meisten. Sehr wenige Bullen litten. Sie waren unabhängiger und beweglicher. Sie waren nicht durch Gefühle der Verantwortung für die Jungtiere und für einander belastet. Die Kälber wurden schwach und müde. Und sie hielten dann die Kuhherde auf, bis die Erwachsenen dann auch unter den gleichen Symptomen litten. Sie verloren schnell ihre Kondition und verhungerten. Die Zahl der Opfer stieg mit jedem weiteren Tag.

„Ganz offensichtlich leiden der Elefant und das Nashorn stark in der Trockenzeit. Aber sie leiden dann mehr psychologisch, als physisch. Das zeigte sich klar in Tsavo. Dort sah man Gruppen, die im Schatten der Bäume standen und tief schliefen. Sie wurden langsam schwächer und träger. Sie blieben dort, bis sie weder die Kraft noch den Willen hatten, das Gewässer zu verlassen und sich Futter zu suchen. Und schließlich brachen sie zusammen und starben am Wasser. Obduktionsprüfungen enthüllten, dass ihr Magen voll war. Aber der Proteingehalt ihres Futters betrug nur zwei Prozent oder mehr.

„Der Bestand der Elefanten in der Ostecke dieses Parks ist drastisch reduziert worden. Die Zahl, die gestorben ist, muss man noch genau ermitteln. Aber wahrscheinlich ist vom Bestand des Tsavo Ost Elefanten etwa ein Drittel umgekommen. Die Tatsache, dass die Elefanten in der trockenen Jahreszeit dort an ein und derselben Stelle bleiben, darüber kann man froh sein. Das ist zweifellos so von der Natur eingerichtet worden, um die Umgebung vor den Verwüstungen eines großen umherwandernden Bestandes zu schützen. Sonst könnten sie sich schließlich zu Tode fressen, indem sie systematisch ein Gebiet nach dem anderen leer fressen.“ - Sheldrick, D. (1972:27, 28).

Norman Meyers von der Schule für Forstwirtschaft und Erhaltung in Nairobi, Kenia, und von der Universität von Kalifornien, in Berkeley, sagt über die große Trockenheit in Tsavo Ost: „Die Umgebung könnte sich nicht nur stark verändern, sondern sich auch sehr verschlechtern. Dann könnten dort weniger Elefanten und eine Reihe anderer Geschöpfe leben, besonders das Schwarze Nashorn (Diceros cornis). Während der Trockenheit sind dort mehrere Hundert Schwarze Nashörner umgekommen. Das erwähnt man nur selten, wenn man über die Tiere berichtet, die dort umgekommen sind.

„Der Elefant ist, im Vergleich mit den meisten anderen Pflanzenfressern in Tsavo, etwas im Nachteil. Nämlich, weil er so groß ist, weil er jeden Tag so viel fressen muss, weil er zum Teil auf holziges Futter angewiesen ist und wegen seines monogastrischen Systems. (Monogastrisch = einteiliger Magen). Das Futter durchquert seinen Darm in recht unverdauter Form. Mit ähnlichen Schwierigkeiten muss das Schwarze Nashorn fertig werden, doch seine Probleme sind nicht ganz so groß, wie die des Elefanten. Aber es ist das einzige Geschöpf in Tsavo, das dort auch in größerer Zahl umgekommen ist.“ (1973:123:128).

Afrikanische Savannen-Elefantenkuh mit kleinem Kalb, greift an. Beide haben ihre Ohren aufgerichtet, um den Gegner einzuschüchtern. In ihrem rechten Ohrlappen ist ein Loch. Aus: Grzimeks Enzyklopädie (1987:463) Bd. 4.

 

Wie viele Elefanten starben

Wie viele Elefanten sind in der großen Trockenheit von 1970-71 in Tsavo Ost verhungert? Welche Gruppen litten am meisten?

Timothy F. Corfield vom Tsavo Forschungsprojekt, Kenia Nationalpark, hat die Elefanten, die in Tsavo Ost während der großen Trockenheit von 1970-71 gestorben sind, gezählt. Er schätzte, dass ungefähr 5.900 Elefanten während der Trockenheit gestorben sind. Die meisten Kadaver lagen in der Nähe von ständig vorhandenem Wasser. Im Hinterland waren sie spärlich oder abwesend. Meistens starben Kühe und Kälber und ältere Tiere, wenige erwachsene Bullen. Wirklich gezählt hat man 4.764 Kadaver. Zu dieser Zahl fügte er jene Kadaver hinzu, die inzwischen zerfallen waren. – Warum sind sie gestorben?

T. F. Corfield: „Wahrscheinlich kamen so viele um, weil sie verhungert sind. Man untersuchte zwei frische Kadaver, eine erwachsene und eine halberwachsene Elefantenkuh. Es wies nichts darauf hin, dass sie krank waren oder, dass sie besonders stark von Parasiten befallen waren.

„Die Bindung zwischen der Mutter und ihrem Kalb ist sehr stark. Und die erwachsenen Kühe können dann nur so weit nach Futter suchen, wie das jüngste Glied dieser Kuhherde gehen kann. Die Elefanten können nicht überleben, ohne zu trinken. Der Futtervorrat dicht beim Wasser verringerte sich immer mehr. Die Suche nach dem Futter wurde deshalb immer beschwerlicher. Und als die Jüngsten zusammengebrochen und gestorben waren, waren die erwachsenen Kühe, die sie begleiteten, schon zu schwach geworden. Man weiß, wie schwer es den erwachsenen Kühen fällt, sich von ihren Jungen zu trennen.

„Die erwachsenen Bullen dagegen sind unabhängiger. Sie waren vielleicht freier von familiären Bindungen. Und sie waren deshalb auch nicht solchen harschen Verhältnissen ausgesetzt. Dies könnte auch für unreife männliche Elefanten zutreffen, die unabhängiger sind, als ihre weiblichen Geschwister. Sie konnten auch besser nach Futter suchen. Viele starben, wenn in 2 aufeinander folgenden Jahren der durchschnittliche Niederschlag gering und die Trockenzeit sehr lang war. Der Niederschlag ist wichtig, weil die Pflanzen dann wachsen können.“ (1973:339-368).

 

Nach wie vielen Monaten?

Nach wie vielen aufeinander folgenden trockenen Monaten sind die Elefanten von Tsavo Ost während der großen Trockenheit von 1970/72 mit vollem Magen verhungert? Wie viel Rohprotein enthielt ihr Futter in jedem dieser trockenen Monate, bis sie starben? Und bei welchem Fehlbetrag von verdaulichem Rohprotein und metabolischer Energie sind die erwachsenen und wachsenden Elefanten während der großen Trockenheit von Tsavo Ost gestorben? Ich verwende hier den monatlichen Niederschlag im Tsavo Gebiet von 1969-72, den T. F. Corfield (1973) veröffentlicht hat. Nämlich, von den Lugards Fällen, Sala, Aruba Damm und Ithumba.

Und ich verwende hier auch die Landkarten, die uns zeigen, wie viel oberirdische Trockenmasse im südlichen Teil vom Tsavo Ost N. Park gewachsen ist. Und zwar in den Jahren von 1969-1972, in J. Phillipson (1975). Was ich dabei herausgefunden habe, habe ich in meinem Buch, The Mammoth and the Flood (Das Mammut und die Flut), (1996) Band 1, S. 86-100, veröffentlicht. Den tödliche DCP- und ME-Fehlbetrag dieser Elefanten und Nashörner habe ich im nächsten Kapitel dieses Bandes veröffentlicht. Hier möchte ich nur kurz erwähnen, nach wie vielen aufeinander folgenden trockenen Monaten diese Tiere dort gestorben sind.

Afrikanische Savannen-Elefantenkuh mit ihrem Kalb in der Trockenzeit, wenn das Wasser an der Erdoberfläche verschwunden ist. Sie hat in einem trockenen Flussbett ein Loch gegraben, um an das Grundwasser heran zu kommen. Ihr Kalb steht jetzt in diesem Loch und saugt das Wasser auf, das dort empor quillt. Ohne diese Wasserlöcher, welche die Elefanten mit ihren Stoßzähnen, ihrem Rüssel und ihren Vorderhufen gegraben haben, könnten die Elefanten dort nicht in der Trockenzeit leben, auch nicht viele andere Arten von Tieren, die nicht der Wüste angepasst sind. Aus: Grzimeks Enzyklopädie (1987:472) Bd. 4.

 

Lugards Fälle

Die Lugards Fälle sind etwa 30 Meilen von Voi entfernt und befinden sich 2 Meilen unter der Stelle, wo Tsavo und Athi Fluss zusammenfließen. – Nach wie vielen aufeinander folgenden trockenen Monaten sind die Elefanten und die Nashörner dort gestorben?

1969: Im Jahr 1969 hatten die Lugards Fälle nur 2 aufeinander folgende trockene Monate: Juni und Juli. Elefanten sind damals, soweit ich weiß, nicht verhungert.

1970: Im Jahr 1970 hat es bei den Lugards Fällen entweder überhaupt nicht geregnet (oder nicht genug), und zwar in den drei aufeinander folgenden Monaten: Juni bis Oktober. – Frau. Daphne Sheldrick (1972:27) bemerkt dazu: „Der Regen, der am Anfang des Jahres 1970 fiel, fiel nur an einigen Stellen. Und er lag in den meisten Gebieten unter dem Durchschnitt. Das gab uns eine dunkle Ahnung von dem, was wir erwarten könnten. Die Wirkungen spürten wir am Ende des Jahres 1970, bevor der kurze Regen begann. Ungefähr 300 junge Elefantenkälber und einige Nashörner starben dann östlich der Lugards Fälle an Unterernährung.“

Der ganze Park war von Juni zu Oktober trocken. In November regnete es bei den Lugards Fällen; aber der Rest vom südlichem Tsavo blieb trocken, gemäß der Pflanzenproduktions-Landkarte für 1970 von John Phillipson. Die Elefantenkälber und Nashörner starben vom Oktober bis Dezember 1970. Das hat mir Frau D. Sheldrick in ihrem Brief vom 25. Februar 1980 mitgeteilt.

Ergebnis: Im Jahre 1970 gab es bei den Lugards Fällen 7 aufeinander folgende trockene Monate, von Juni bis Dezember. Die Elefantenkälber und Nashörner verhungerten bei den Lugards Fällen von Oktober bis Dezember, als dort 4 Monate nacheinander trocken gewesen waren (Juni bis September). In diesen 7 trockenen Monaten war das Hinterland innerhalb ihrer Reichweite auch zu trocken. Es hatte dort entweder gar nicht geregnet oder nicht genug. Und es gab dort nichts zu Trinken und kein (oder nicht genug) frisches, grünes Futter.

1971: Im Jahr 1971 hat es bei den Lugards Fällen entweder überhaupt nicht geregnet (oder nicht genug), und zwar in den folgenden zehn aufeinander folgenden Monaten: von Januar bis Oktober. Die Elefanten fingen an, zu sterben, und zwar, nachdem dort 3 Monate nacheinander trocken gewesen sind: von Mai bis Ende Juli. In diesen 3 Monaten konnten sie ihr Weideland am ständig vorhandenen Wasser, das sie in der Trockenzeit benutzten, nicht verlassen, weil das Hinterland innerhalb ihrer Reichweite ebenso trocken war. – Im Jahr 1971 starben sie von Ende Juli bis zum Oktober. Im November regnete es. Und die Elefanten, die dann noch da waren, konnten weiterleben.

Während der großen Trockenheit hat es im Jahre 1971 in Tsavo Ost nur etwas in der Nordspitze des Parks geregnet. Deshalb konnten die Elefanten dann ihr Weidegebiet am Wasser, das sie in der Trockenzeit benutzten, 4 Monate lang (von Mai bis Oktober) nicht verlassen, um anderswo nach frischem, grünem Futter zu suchen.

1972: Im Jahr 1972 hat es bei den Lugards Fällen entweder überhaupt nicht geregnet (oder nicht genug), und zwar in 3 aufeinander folgenden Monaten: von Juni bis August. Doch dass Elefanten damals verhungert sind, darüber ist, soweit ich weiß, nichts berichtet worden. Im September regnete es dann viel: 60 mm.

Ein Schwarzes Nashorn, Spitzmaul-Nashorn trinkt an einem Teich. Das Nashorn kann nur leben, wo es Wasser gibt. Sie trinken täglich. In der Trockenzeit wandern sie oft weite Strecken, um ans nächste Wasserloch zu kommen. In der Trockenzeit können sie zwei bis drei Tage lang ohne Trinkwasser auskommen. Nach: Grzimeks Enzyklopädie (1987:622) Bd. 4.

Sala

Sala liegt beim Ostrand vom Tsavo Ost N. Park, bei der Galana Ranch, südlich vom Galana Fluss.

1969: Im Jahr 1969 gab es bei Sala 4 aufeinander folgende trockene Monate (Juni bis September). Aber es regnete südlich von Sala im August. Das erzeugte bis zu 50 g/m² Vegetation (Trockenmasse). Deshalb mussten die Elefanten bei Sala nur 2 trockene Monate ertragen, Juni und Juli. Elefanten sind, soweit mir bekannt, damals nicht gestorben.

1970: Im Jahre 1970 mussten die Elefanten bei Sala 5 aufeinander folgende trockene Monate, Juni bis Oktober, ertragen. In dieser Zeit konnten sie nicht anderswohin gehen, weil das ganze Gebiet (innerhalb ihrer Reichweite) ebenso trocken war. Vom 5. Monat an, im Oktober, nach 4 trockenen Monaten, begannen sie zu sterben. Im November hatten sie dann wieder genug zu fressen, weil 33 mm Regen gefallen war. Dieser Regen erzeugte etwa 22 g/m² oberirdische Trockenmasse.

1971: Im Jahr 1971 gab es bei Sala 7 trockene Monate nacheinander: von Mai bis November. Nach drei trockenen Monaten (Mai - Juli) begannen die Elefanten zu verhungern (von August zu November). Im November regnete es nur wenig (13 mm).

Im Juli fiel bei Sala nur 17 mm Regen, im Juni 20 mm, und im Mai 15 mm. Er erzeugte weniger Futter, als die Tiere in diesen Monaten brauchten. Der monatliche oberirdische Pflanzenwuchs lag in 7 aufeinander folgenden Monaten, von Januar bis November 1971 bei Sala, unter den 26,2 gDM/m², die J. Phillipson für das Gebiet südlich vom Galana in 1971 berechnet hat.. Als die große Trockenheit wieder im August einsetzte, müssen die Elefanten schon das meiste Gesträuch (Laub, Zweige) aufgebraucht haben. Und viel frisches, grünes Futter konnte seit der Trockenheit des letzten Jahres auch nicht gewachsen sein.

Vom Mai bis Oktober war das ganze Gebiet des südlichen Tsavo Ost trocken. Nur im Juni 1971 hatte es etwas an der Südspitze des Parks geregnet. In November regnete es im westlichen und östlichen Teil dieses Gebietes. Aber die Mitte blieb trocken oder bekam nur einzelne Schauer. Und der Regen, der dann schließlich im November kam, kam zu spät. Sala bekam ungefähr 13 mm. Und die Elefanten starben von Anfang August bis Ende November. Im Dezember regnete es viel, und die überlebenden Tiere hatten wieder genug zu fressen.

Im Jahr 1971 was das Gebiet um Sala 4 Monate nacheinander trocken, Juni bis Oktober. Die Elefanten bei Sala begannen nach 3 trockenen Monat zu sterben: im 4. trockenen Monat, im Oktober. Auch in dieser Zeit war das ganze Gebiet innerhalb ihrer Reichweite trocken, so dass sie nicht woanders hingehen konnten.

1972: Juni bis August 1972 waren in Sala innerhalb ihrer Reichweite – drei Monate - trocken. Aber die Elefanten starben nicht im September, weil dann 33 mm Regen fiel. Der erzeugte 22 g/m² oberirdische Trockenmasse. Das reichte nicht ganz. Aber es regnete dann viel im südlichen Teil des Parks und erzeugte bis zu 150 g/m² Vegetation (Trockenmasse). Dass Elefanten damals starben, wird nicht berichtet. Ergebnis: Im Jahr 1972 mussten die Elefanten bei Sala 3 trockene Monate überstehen–: Juni bis August. Das ganze Gebiet innerhalb ihrer Reichweite (so weit sie gehen konnten) war dann trocken. Elefanten sind dann nicht verhungert.

 

Aruba Damm

Den Aruba Damm hat man im Voi Fluss gebaut, um das Wild im südlichen Tsavo Ost N. Park in der trockenen Jahreszeit mit Trinkwasser zu versorgen. Er liegt südlich des Galana Flusses und nordwestlich vom Tsavo West N. Park. Tsavo West grenzt im Südwesten an Tansania.

1969: Am Aruba Damm fiel im Jahr 1969 nacheinander 3 Monate lang kein Regen: von Anfang Mai bis Ende Juli. Die Elefanten verhungerten dann nicht, weil im August 32 mm Regen fiel. Er erzeugte bis zu 50 g/m² oberirdische Trockenmasse. – Wenn wir John Phillipson 's monatliche Pflanzenproduktions-Landkarte für 1969 betrachten, sehen wir, dass es im Mai weiter nördlich im Park nicht geregnet hat. Bis zu 25 g/m² oberirdische Trockenmasse wuchsen dort. Wenn wir den südlichen Teil von Tsavo Ost als Ganzes betrachten, hatten die Elefanten dort nur 2 aufeinander folgende trockene Monate: – Juni und Juli -. In diesen beiden trockenen Monate hat es auch in den anderen Teilen des Parks nicht geregnet.

1970: Im Jahr 1970 hatte Aruba Damm 8 aufeinander folgende trockene Monate, in denen es entweder überhaupt nicht regnete oder so wenig, dass weniger Futter wuchs, als die Elefanten brauchten, von April bis November. Aber die Elefanten starben nur in den letzten 3 Monaten der Trockenheit: von Anfang September bis Ende November. Im Dezember regnete es viel (78 mm). Und die übrigen Tiere konnten weiter leben. In Mai 1970 regnete es an der südlichen Spitze des Parks und erzeugte bis zu 75 g/m² oberirdische Trockenmasse. Deshalb brauchten die Elefanten dann nur einige Meilen nach Süden zu gehen. Dort gab es viel frisches grünes Gras.

Ergebnis: Der südliche Teil von Tsavo Ost im Jahr 1970 war nur von Juni an bis Ende November ständig trocken. In diesen 6 trockenen Monaten konnten die Elefanten ihr Trockenzeit-Weidegebiet am Aruba Damm nicht verlassen. Sie verbrauchten das Gras und Gesträuch, das noch da war. Nur im November 1970 regnete es; aber dieser Regen kam zu spät. Nach 3 Monaten ununterbrochener Trockenheit begannen die Elefanten, von September zu November zu sterben.

1971: Im Jahr 1971 hatte Aruba Damm 11 trockene Monate nacheinander. Es regnete dann entweder überhaupt nicht oder nicht genug, von Mai bis November. Die Elefanten starben von August bis November. Die trockene Jahreszeit fing im Januar an. Deshalb fragen wir uns vielleicht: Warum konnten diese Elefanten dann so lange überleben?

Schauen wir uns kurz die monatliche Pflanzenproduktions-Landkarte vom südlichen Tsavo Ost an. Dann sehen wir: Im April bekam Aruba Damm nur wenig Regen. Aber weiter im Westen und im Osten regnete es viel. Bis zu 200 g/m² Vegetation (Trockenmasse) wuchs dort. Sie mussten nur einige Meilen nach Osten oder nach Westen wandern. Dort fanden sie dann genug zu fressen.

Wenn wir den südlichen Teil von Tsavo Ost als Ganzes betrachten, ergibt sich folgendes Bild: Im Jahr 1971 gab es 6 trockene Monate nacheinander (von Mai zu Oktober). Die Tiere mussten daher am Fluss bleiben und sich von dem Gras und Gesträuch ernähren, das dort noch am ständig vorhandenen Wasser da war. Je länger sie blieben, um so mehr sank der Roheiweißgehalt des Futters, das noch vorhanden war. Die Herden müssen schon während der Trockenheit des letzten Jahres am Fluss das meiste Gesträuch verzehrt haben. Deshalb konnte dort jetzt nicht mehr viel brauchbares Gesträuch vorhanden sein. Die Elefanten begannen jetzt schon nach 3 Monaten ununterbrochener Trockenheit zu verhungern.

1972: Im Jahr 1972 hatte Aruba Damm 3 trockene Monate nacheinander. Es regnete dann so wenig, dass weniger Futter wuchs, als die Elefanten brauchten: von Februar bis Oktober. Aber die Elefanten hungerten jetzt nicht zu Tod. –Warum nicht?

Die monatliche Pflanzenproduktions-Landkarte vom südlichen Tsavo Ost zeigt uns: Im März regnete es in der Südspitze des Parks. In April regnete es weiter im Osten, und im Mai, im Westen und im Osten. Das westliche Gebiet erzeugte im Februar 1972 bis zu 150 g/m² oberirdische Trockenmasse, und im Mai 1972, bis zu 200 g/m². Der September erzeugte nur etwa 2/3 des Futters, das die Dickhäuter brauchten. Aber es half, die Herden am Leben zu erhalten. Sie verhungerten nicht, nachdem das ganze Gebiet innerhalb ihrer Reichweite 3 Monate lang sehr trocken gewesen war. Deshalb war Aruba Damm im Jahr 1972 nur im Juni, Juli und August trocken.

Ergebnis

Was haben wir jetzt über die große Trockenheit im Tsavo Ost Nationalpark, in Kenia, Ost Afrika von 1969-72 herausgefunden? Wir haben uns kurz den monatlichen Regen angeschaut und die oberirdische Pflanzenproduktion von 1969-72 bei den Lugards Fallen, Sala und Aruba Damm. Wir fanden heraus:

1.      Die normale trockene Jahreszeit dauert dort 3-4 Monate. Genug frisches grünes Gras wächst dann in den anderen 7-8 nassen Monaten. In der normalen trockenen Jahreszeit bleibt der Elefant in seinem Trockenzeit-Weidegebiet am ständig vorhandenen Wasser: an einem Fluss, See oder Teich. Dort lebt er dann von den grünen Pflanzen, vorwiegend vom Laub, von Zweigen und Wasserpflanzen. Der Elefant kann nur leben, wo es Wasser gibt. Der Futtervorrat am ständig vorhandenen Wasser reicht gewöhnlich bis zum Ende der Trockenzeit.

2.      Wenn der Elefant seinen Futtervorrat in seinem Trockenzeit-Weidegebiet am ständig vorhandenen Wasser aufgebraucht hat, kann er überleben, indem er in Gebiete wandert, wo es kurz vorher geregnet hat. Dort wächst dann frisches, grünes Gras. Und die Wasserlöcher und Bäche sind mit Wasser gefüllt.

3.      Wenn der Elefant seinen Futtervorrat am ständig vorhandenen Wasser am Ende einer langen Trockenheit verbraucht hat, ist das Hinterland innerhalb seiner Reichweite dann ebenso trocken. Und es gibt dort dann auch kein frisches grünes Futter und kein Wasser an der Oberfläche. Der Elefant muss dann bleiben, wo er ist: in der Nähe des ständig vorhandenen Wassers.

4.      Wenn es dann in der Nähe während solch einer großen Trockenheit genug regnet hat, gibt es Oberflächenwasser und frisches grünes Gras, mit viel Eiweiß und wenig Fasern. Der Elefant wird dann dorthin gehen, wenn er noch stark genug ist.

5.      Wenn der Elefant während der langen Trockenheit zu schwach geworden ist, wird er einfach bleiben, wo er ist: am Fluss, See oder Teich, bis er zusammenbricht und stirbt, mit vollem Magen. Der Dickhäuter wird dann dort bleiben, auch wenn es viel in der Nähe regnet hat, und auch, wenn dort viel frisches, grünes Gras, mit viel Eiweiß und wenig Faser, gewachsen ist, wie in Tsavo Ost, während der großen Trockenheit von 1970-71.

6.      Bei den Lugards Fällen, Sala und Ithumba, im Jahr 1970, fingen die Elefanten an, zu verhungern, nachdem es dort 4 Monate nacheinander trocken gewesen sind. Im nächsten Jahr dieser Trockenheit, in 1971, verhungerten sie schon nach 3 aufeinander folgenden trockenen Monaten. In dieser Zeit konnten sie ihr Trockenzeit-Gebiet am ständig vorhandenen Wasser nicht verlassen, weil das Hinterland dann ebenso trocken war.

7.      Am Aruba Damm, im Jahr 1970, begannen die Elefanten schon nach 3 aufeinander folgenden trockenen Monaten zu verhungern. Und einige Elefanten starben auch im Jahr 1972 bei Ithumba, nach nur 2,5 trockenen Monaten.

8.      Im Jahr 1971 verhungerten die Elefanten schon 1 Monat früher als im Jahr 1970, und zwar aus zwei verschiedenen Gründen: (a) weil sie dann schwächer geworden waren. Und (b) weil sie schon die meisten Zweige an den Bäumen und Sträuchern am ständig vorhanden Wasser verzehrt hatten. Im zweiten trockenen Jahr waren sie deshalb dann immer mehr auf das frisch gewachsene grüne Gras angewiesen. Aber dieses frische, grüne Gras wuchs nur, wo es genug geregnet hatte.

9.      Die Elefanten und Nashörner verhungerten während der großen Trockenheit im Tsavo Ost Nationalpark, von 1970-72, mit vollem Magen. Ihr Futter bestand dann aus trockenem braunem Gras und Gesträuch. Dieses trockene, braune Futter enthielt zu wenig Roheiweiß. Nur 2% CP oder mehr. Diese Elefanten und Nashörner verhungerten dann mit vollem Magen, weil die Mikroflora in ihren Därmen dieses grobe Futter nicht mehr verdauen konnte. Als die Mikroflora starb, starben auch der Elefant und das Nashorn, mit vollem Magen.

 

Während der großen Trockenzeit bleibt die Elefantenherde am ständig vorhandenen Wasser. Aus: Grzimeks Enzyklopädie (1987) Bd. 4. Da die Elefanten das meiste Gras und Gestrüpp am Wasser aufgebraucht haben, müssen sie immer weiter ins Hinterland wandern, um Futter zu suchen. Der Stoffwechsel der kleinen Kälber ist höher als der der Erwachsenen, daher ermüden sie zuerst und legen sich hin, um sich auszuruhen. Die Mutter und andere Angehörige dieser Kuhherde werden dann versuchen, es hoch zu heben, damit es wieder auf den Beinen steht. Wenn das Kalb zu schwach geworden ist, wird es sterben. Das meiste trockene Gras und Gesträuch und die meisten Bäume sind verschwunden.

Die Elefanten haben die Bäume umgeworfen, um deren Zweige und Rinde zu fressen. Jetzt ist fast kein Futter mehr da und das Kalb bricht zusammen. Es stirbt mit vollem Magen. Der Zusammenhalt zwischen der Elefantenmutter und ihrem Kind, und auch mit den anderen Kühen dieser Herde ist sehr stark. Deshalb bleiben sie dann gewöhnlich bei diesem Kalb, um es zu beschützen. Nun werden auch diese erwachsenen Kühe immer schwächer, brechen zusammen und verhungern mit vollem Magen. Er ist mit trockenem braunem Grass und Gesträuch gefüllt. Doch es enthält zu wenig Eiweiß und zu viele Fasern. Der Elefant frisst es noch, weil sonst nichts mehr da ist, dann es aber nicht mehr verdauen, weil die Mikroflora in seinem Verdauungstrakt auch schon zu schwach geworden ist oder schon abgestorben ist.