Kapitel 1: Elefanten: Jetzt nicht erhalten

Im ständig gefrorenen Boden Nordsibiriens, Alaskas und des Yukon Territoriums (NW Kanada), hat man viele frische, gut erhaltene Knochen, Skelette und ganze gefrorene Körper großer Tiere gefunden. Wann haben sie dort gelebt? Warum sind sie gestorben? Sind sie gestorben, weil sie in Eislöcher gefallen sind, während sie auf der trockenen „periglazialen Steppentundra“ grasten? (Periglazial = bei Gletschern) Oder sind sie in Schlammlöchern versunken? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Knochen, das ganze Skelett oder sogar der ganze Körper eines großen Säugetieres sich in der trockenen Steppe erhält? Stammen diese Zehntausende frischer Knochen aus vielen Hunderttausenden von Jahren

Warum haben sich so viele Knochen und ganze Skelette des Mammuts und seiner Begleiter im Hohen Norden erhalten? Ist es normal, dass sich dort so viele Knochen erhalten? Wenn ja, müssen wir uns fragen: Haben sich dort eben so viele Knochen dieses Elefanten auch in früheren Zeiten in der Erde erhalten? Warum ist die Oberfläche der Knochen nicht aufgesprungen? Warum blättert sie nicht ab? Wie viel bleibt jetzt vom Elefanten in der Wildnis übrig, wenn er stirbt? Werden seine Knochen auch bewahrt? Verwandeln sie sich in Fossilien? Wann werden sie sich erhalten und wann nicht? Was finden wir heute in Afrika? Wie viele der 5.900 Elefanten, die während der großen Trockenheit von 1970-71 im Tsavo Ost Nationalpark, in Kenia, gestorben sind, haben sich als Fossilien erhalten? Was haben Wissenschaftler darüber herausgefunden?

Malcolm Coe, Universität von Oxford, England, berichtet über seine Ergebnisse in dem Buch Fossils in the Making (Fossilien im Entstehen), (1980:59): „Trockenheitszustände haben auch zu massiver Sterblichkeit großer Pflanzenfresser in Kenia seit 1960 geführt. Der Bestand des Nairobi Nationalparks wurde im Jahr 1961 wegen Trockenheit und Fluten halbiert (Foster und Coe 1968). Später in 1973-74 verkleinerte sich der Bestand des gleichen Gebietes, zusammen mit den benachbarten Athi Kapiti Ebenen, um 75% wegen der Trockenheit (Casebeer und Mbai 1974). Unter diesen Umständen katastrophalen Todes entstand so viel Aas, dass die Aasfresser sie überhaupt nicht verzehren konnten. Wirbellose und Mikroorganismen zerlegten dann einen großen Teil der Kadaver. Zu solchen Zeiten könnte eine große Anzahl ganzer Skelette fossil werden, wenn sie begraben würden. In den Beispielen, die ich oben angeführt habe, waren die Kadaver gut über die Ebenen verteilt, meistens an Wasserlöchern und anderen Wasserquellen.

„Die Trockenheit, die in den Jahren 1960-61 die Gebiete in Mittelkenia beeinflusste, beeinflusste auch den Tsavo Ost Nationalpark. Dort sind dann bis zu 300 Nashörner am Tsavo Fluss gestorben. Eine spätere und strengere Trockenheit ereignete sich in Tsavo in den Jahren 1971-72. Deshalb sind dort dann bis zu 7.000 Elefanten gestorben. Und, ebenso wie im Nairobi Nationalpark, wurde auch hier der größte Teil des Aases, der dabei entstand, praktisch nicht von den Aasfressern angerührt. Corfield (1974) hat diese Sterblichkeit untersucht. Er hat erkannt, dass das Hauptgebiet, das beeinflusst wurde, mit den 10 Zoll (25 cm): 10% Niederschlag-Wahrscheinlichkeits-Linien zusammenfiel.“ - Coe, M. (1980:59). [Wo 250 mm Regen im Jahr gefallen ist.]

 

Luftaufnahme von zwei Elefanten in der großen Dürre im Tsavo Ost Nationalpark, Kenia, in den Jahren 1970-71. Ein paar Bäume stehen dort noch, doch die meisten haben die Elefanten entwurzelt und verwüstet. Nach N. Meyers (1973:127) Bild 4. Während der großen Trockenheit verdorren die Gräser, Sträucher und Bäume, die noch übrig geblieben sind, immer mehr. Das trockene braune Gras und Gesträuch enthält zu wenig Eiweiß und zu viele Fasern. Es enthält jetzt nur noch etwa 2% Roheiweiß (Trockengewicht) oder mehr. Der Elefant frisst es noch, weil sonst nichts mehr da ist. Aber er kann es nicht mehr verdauen. Weil die Mikroflora in seinem Verdauungskanal schon zu schwach geworden ist oder schon abgestorben ist. Der Elefant wird dann nach mehreren trockenen Monaten mit vollem Magen verhungern, aus Mangel an verdaulichem Eiweiß.

Überreste eines Elefanten, der Kopf ist abgetrennt, im Tsavo Ost Nationalpark, Kenia, während der großen Dürre in den Jahren 1970-71. Die Elefanten haben die Zweige an den Sträuchern abgefressen und abgebrochen, bis zum Horizont hin. Dann brachen sie zusammen und verhungerten mit vollem Magen, weil sie das trockene braune Gras und Gesträuch, das sie gefressen hatten, nicht mehr verdauen konnten. Aus N. Meyers (1973:126) Bild 5. Das wird uns verstehen helfen, wo das Mammut leben konnte und wo nicht. 

Vorne, ein verendetes Schwarzes Nashorn, dahinter ein Elefant, während der großen Dürre von 1970-71 im Tsavo Ost Nationalpark, Kenia. Das Nashorn scheint nach dem Elefanten gestorben zu sein, weil sein Bauch noch aufgebläht ist und noch nicht in sich zusammengefallen ist. Nach N. Meyers (1973:128). Tausende von Elefanten und mehrere Hundert Nashörner sind dort mit vollem Magen verhungert, weil ihr Futter nur noch 2 % Roheiweiß (Trockengewicht) oder mehr enthielt, weil sie es nicht mehr verdauen konnten.

 

Wie Aas verwest

Wie viele dieser Kadaver haben sich als Fossilien erhalten? Wie viele ihrer Knochen, Skelette und ganzen Körper liegen dort jetzt noch?

Malcolm Coe: „Während dieser (1970-71) Trockenheit hat der Autor (Coe 1976) Elefantenkadaver gesucht und beobachtet, wie sie zerfielen. Ich fand vier Körper und beobachtete sie gründlich. Außerdem habe ich bis zu 100 andere Kadaver unregelmäßig seit der Zeit ihres Todes bis jetzt beobachtet (Abb. 4.1). Wir stellten folgendes fest: Wenn keine Aasfresser da sind, durchläuft ein großer Kadaver in zwei Wochen alle nassen Phasen der Verwesung. Weil er seine Weichteile (Fleisch, Eingeweide usw.) verliert. In der nassen Jahreszeit, nach weiteren 21 Tagen, haben die Wirbellosen (Dermestes Käfer) dann die Haut und die Sehnen beseitigt. Sie entfernen dabei die erstaunliche Menge von 8 kg am Tag. In der trockenen Jahreszeit bleibt die Haut viele Monate lang intakt, weil das Wasser die Dermestes Käfer dann stark behindert. (Dermestid = Hautesser.)

„Das Schicksal der Skelettüberreste ist für den Paläontologen sehr wichtig. Und es ist seltsam, dass man dieses wichtige, aber ästhetisch abstoßende Thema so selten untersucht hat. Auf den offenen Weidegebieten in Tsavo ist die Oberflächentemperatur der Knochen einer täglichen Temperaturschwankung von mindestens 35-40°C ausgesetzt. Fünf Wochen, nachdem der Elefant gestorben ist, fangen sie an, abzublättern und aufzuspringen. Diese Änderungen verschieben sich leicht während der trockenen Jahreszeit. Dann erhält sich die Haut länger. Aber nur bei größeren Säugetieren (z. B., Elefant, Büffel, Nashorn und Giraffe), denn ihre Haut ist besonders dick und fest. Diese Haut schützt sie dann. Und selbst dann ist es ist unwahrscheinlich, dass sie dies dann mehr als einige Monate lang tut. Außer in den Knochen, entstehen jetzt auch in den Zähnen senkrechte Risse. Und die äußeren Schichten fangen jetzt auch an, abzublättern.“ - Coe, M. (1980:60).

„Als ich herausfand, wie die Elefantenkadaver in Tsavo zerfielen, merkte ich, dass die meisten Körper draußen im Freien auf der lateritischen Erde lagen.(Laterit = Erde, die viel oxidiertes Eisen und Aluminium enthält). Dort schälten sich die Knochen innerhalb von fünf Wochen ab. Das heißt, Stücke der Knochen fingen an, abzublättern. Einen einzelnen Körper fand man auf porösem Kies in der Nähe des Aruba Dammes. Der Regen spülte die stickstoffhaltigen Verwesungsflüssigkeiten schnell weg. Rhizomatische Gräser besiedelten dort wieder die Oberfläche des Bodens. (rhizomatisch = eine Pflanze, die viele Wurzeln oder wurzelähnliche Triebe hat). Und innerhalb von zwei Monaten, nachdem der Elefant gestorben war, war das ganze Skelett mit Pflanzen bedeckt, außer einem kleinen Teil des Schädels.

„Später fand ich heraus, dass sogar solch eine dünne Schicht dieser Art genügt, damit die Knochen nicht so schnell abblättern. Dies schuf ein weniger extremes Kleinklima um das Skelett herum. Der Abfall, der sich auf der Erdoberfläche ansammelte, begrub die kleineren Rückenwirbel, Rippen und anderen kleinen Knochen ganz innerhalb von zwei Jahren (Abb. 4.2). Der Humus färbte dann die Knochen braun. Und sie wurden deshalb dann weniger gebleicht, als die Knochen, die im Offenen lagen. Solch eine Vegetationsdecke hält sich aber nicht dauernd. Eine weitere strenge Trockenheit im Jahr 1974 legte dann alle größeren Skelettüberreste wieder frei.“ - Coe, M. (1980:60).

„Wenn solche großen Mengen von Aas entstehen und die Aasfresser das nicht alles auffressen können, könnte man erwarten, dass viele Skelette dann intakt bleiben würden. Elefantenkadaver, die ich über fünf Jahre lang beobachtete, wurden bis zu 50 Meter von der Stelle, wo sie gestorben sind, verstreut. Das geschah, wenn andere Tiere darauf herum trampelten, wenn Aasfresser sich auf sie stürzten. Douglas-Hamilton (1972) und Trevor (persönliche Mitteilung) haben beobachtet, dass Elefanten die Stoßzähne und Knochen recht weit wegtragen.

„Wenn man so viele tote Elefanten sieht, fragt man sich: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich irgend etwas davon als Fossil erhält?. Bei den vielen Elefanten, die in Tsavo gestorben sind, erscheint es unwahrscheinlich, dass viel, wenn überhaupt etwas von diesem Material fossil wird. Sie würden sich nur erhalten, wenn ihre Körper in Wasserrinnen von nachfolgendem Niederschlag begraben würden, und wenn einer der größeren Flüsse sie dann weg transportieren und sie im Schlick absetzen würde. Wenn sich die Skeletteile schnell erhitzen und abkühlen, zerfallen sie schnell. Das bedeutet: Fossiles Material, das nicht stark verwittert ist, muss nach dem Tode ganz schnell begraben worden sein. Es muss nach dem Tod ganz schnell vom Regen, äolischen (vom Wind verwehten) Sedimenten, oder anderen katastrophischen Ursachen, wie vulkanischer Asche, begraben worden sein.“ Coe, M. (1980:61, 62).

„Kleinere Arten und die Jungen größerer Arten werden viel schneller verwesen und zerfallen, als die Überreste größerer Arten. Aber man muss zugeben, dass es dann auch wahrscheinlicher ist, dass sie begraben werden. Ich beobachtete, wie ein Aardwolf (Proteles cristatus) Kadaver im November 1975 im Tsavo Ost Nationalpark verweste. Dipterische Larven (von zweiflügeligen Insekten) entfernten in 3 Tagen das weiche Gewebe ganz von diesem Körper. Sie hinterließen ein intaktes Skelett und Haare, die auf der Erdoberfläche blieben. Strömender Regen begrub 2 Tage später teilweise die langen Knochen. Und die kleineren Teile spülte der Regen 2 Fuß (61 cm) weit eine flache Böschung hinunter, von der Stelle, wo er gestorben war.“ (1980:63).

 

Andrew P. Hill sagt in dem Buch Fossils in the Making (Fossilien im Entstehen) (1980:148) über ostafrikanische Säugetiere: „Wenn der Kadaver seine Weichteile verliert, kommen die Knochen des Skelettes auseinander und werden verstreut. Unter diesen Zuständen geschieht das ganz schnell nach dem Tod. Der Kadaver eines mittelgroßen Rindes liegt auf der Erdoberfläche. Innerhalb eines Tages oder so ist das meiste Fleisch normalerweise verschwunden. Und die Vorderbeine sind vom übrigen Teil des Kadavers getrennt worden. Normalerweise haben Fleischfresser dieses getan, wenn sie dieses Tier töteten. Die Geier und anderen Aasfresser entfernen dann die übrigen Teile. Nach einigen Wochen haben sie die Überreste zum größten Teil auseinander gerissen. Und besonders Teile der Vorderbeine haben sie abgerissen. Teile der Vorderbeine haben sie überall weit verstreut. Man findet sie dann nicht, selbst wenn man an der Stelle, wo das Tier gestorben ist, gründlich danach sucht. Haut und Bänder sitzen nach dreiundfünfzig Monaten noch fest. Wie und wie schnell sie auseinander gehen, hängt von der Anatomie und der örtlichen Situation ab. Kleinvieh wurde auseinander gerissen und schnell verstreut.“ - Hill, A. P. (1980:148,149).

Elefanten im Tsavo Ost Nationalpark, Kenia, während der großen Trockenheit der Jahre 1970-71. Auch dieser Elefant ist mit vollem Magen verhungert, weil sein Futter zu wenig Roheiweiß enthielt (nur 2% Trockengewicht) oder mehr, und daher auch zu wenig verdauliche und umwandelbare Energie. Oben: Elefant drei Tage nachdem er gestorben ist. Unten: Elefantenkadaver drei Wochen nach seinem Tod. Aus: M. Coe, Fossils in the Making (1980:61) Fig. 4.1a, 4.1b.

Oben: Skelettteile dieses Elefanten ein Jahr nach seinem Tode. Unten: Knochen vom Skelett dieses Elefanten zum Teil begraben, zwei Jahre nach seinem Tode. Die Knochen springen auf, es bilden sich Risse, und Teilchen blättern an der Oberfläche des Knochens ab. Aus: M. Coe, Fossils in the Making (1980:62) Bild 4.2a, 4.2b.

 

Kopf des Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) im Rwenzori Nationalpark, 11 Monate nachdem er gestorben ist. Die Knochen beginnen zu zerbrechen, es erscheinen Risse, Knochenteilchen blättern ab. Nach: A. P. Hill, Fossils in the Making (1980:149).

 

Zeichnung aus R. Dale Guthrie, Frozen Fauna of the Mammoth Steppe ( (1990) Bild 2.21. Professor Guthrie sagt hier unter diesem Bild in seinem Buch: Nur wenige Tiere werden fossil (bleiben erhalten). Dieser Elefant ist eines natürlichen Todes gestorben, in der offenen Savanne, wo es kein Wasser gibt. Die Teile, die sich am leichtesten verzehren lassen, haben sich die Aasfresser geholt. Nur die dicke, vertrocknete Haut und die Knochen sind noch übrig. Die Ohren, Füße und die Spitze des Rüssels sind dünnhäutig und wurden zuerst gefressen. Zuletzt werden die Hyänen das, was noch übrig geblieben ist, zerstreuen. Es ist unwahrscheinlich, dass davon irgend ein Teil fossil wird, erhalten bleibt. Das trifft auf die meisten großen Säugetiere zu.

 

Verwesender Elefant

Was geschieht, wenn ein Elefant stirbt, wenn er anfängt, zu verwesen? Malcolm Coe gibt uns weitere Einzelheiten in seiner Arbeit „Die Verwesung der Elefantenkadaver im Tsavo (Ost) Nationalpark, Kenia“. Er schreibt: "Geringer Niederschlag in 1970 und 1971 führte in großen Teilen von Tsavo (Ost) zu großem Futtermangel. Deshalb sind dann innerhalb von 18 Monaten bis zu 5.900 Elefanten gestorben (Corfield, 1973). Deshalb ist dann in dieser Zeit bis zu 30 Prozent des Elefantenbestandes gestorben. Corfield (1973) und Phillipson (1975) haben gezeigt, dass die Gebiete, in denen die meisten Elefanten gestorben sind, innerhalb des Gebietes liegen, wo es am wenigsten geregnet hat. Deshalb war die Pflanzenproduktion dort besonders niedrig." (1979:71).

 

Feldbeobachtungen an verwesenden Kadavern

Kadaver E 1 (Tafel 1): Männlicher Elefant. Er lag 3,5 km östlich von der Buchama Straße und 5,9 km von Aruba. Das Tier starb auf seiner linken Seite in offenem Weideland mit vielen verstreuten Commiphora-Büschen. Ich nehme an, dass ich den Körper innerhalb von 12 Stunden besucht habe, nachdem er gestorben ist. Die Schulterhöhe ergab ein geschätztes Gewicht von 1.750 kg (Laws, 1966).

Tag 1 (17. November Tafel 1a): Die Todesstarre hat eingesetzt. Und der Penis war vollständig ausgestoßen. Der Kadaver hat mehrere Kotballen aus dem After entleert. Und eine kleine Menge Flüssigkeit war beim Mund und der Spitze des Rüssels vorhanden. Ich sah eine kleine Anzahl von Schmeißfliegen, aber keine Geier.

Tag 4 (20. November 1971, der kurze Regen hat begonnen): Drei Weißrücken Geier und ein Marabu Storch sitzen auf der Leiche. Der Körper ist jetzt vollständig aufgebläht. Die oberen Glieder erheben sich jetzt über und parallel zum Boden. Jetzt sind auch Brust, Kopf, Hinterteil und Glieder aufgebläht, bis zu den untersten Gelenken. Sogar die Füße sind aufgebläht. Sie sind im Umriss rund. Zwei große Lochwunden haben sich zwischen den vorderen Gliedern entwickelt. Aus ihnen sprudeln Gase und eine blutige fleckige Verwesungsflüssigkeit. ... Die Maße um den Bauch haben sich um 30 cm auf 222 cm vergrößert." (1979:71-75).

Tag 6 (22. November 1971 Tafel 1b): Eine Lache schwarzer verfaulter Flüssigkeit umgibt den ganzen Körper. Der Bauch ist durch ein vergrößertes Loch im genitalen Gebiet ganz in sich zusammengefallen. Die Flüssigkeit fließt in die aus Verwesungsflüssigkeit bestehende Lache.

Tag 12 (28. November 1972): Alles Fleisch vom Kopf, der Brust (der Teil des Körpers zwischen dem Hals und dem Bauch) ist verschwunden. Und die Oberfläche des Rückens (auf oder in der Nähe des Rückens) des Körpers ist mit einer Schicht getrockneter Haut bedeckt. Die Haut auf dem oberen rechten Vorderbein ist noch intakt. Aber der Radius (der Knochen auf der Daumenseite des Vorderarmes) und die Elle (der Knochen auf der Seite des kleinen Fingers des Vorderarmes) des linken Gliedes sind jetzt ganz freigelegt. Gefleckte Hyänen haben die Sohlen der Vorder- und Hinterfüße entfernt. Das rechte Hinterbein ist noch intakt. Aber die Hyänen haben das Material gefressen, welches das linke Hinterbein bedeckt. Ich fand Zehenknochen von diesem Glied 25 m von der Todesstelle entfernt. Der Schwanz ist noch intakt. Aber Aasfresser haben die Haare von der Schwanzspitze abgekaut. Nicht mehr als zwei Dutzend Fliegen halten sich dort auf, wo eine fettige Flüssigkeit aus dem Hinterteil heraus gekommen ist.

Tag 20 (6. Dezember 1971 Tafel 1 c): Viele frisch ausgeschlüpfte C. marginalis und C. albiceps bedecken den ganzen Körper.

Tag 24 (10. Dezember): Fleischfresser und Insekten haben jetzt alle Weichteile entfernt. Die Haut und Knochen, die noch auf dem Boden übrig geblieben sind, wogen 382 kg. Dies schließt nicht den Darminhalt ein, der sich noch nicht verändert hat. Die Unterseite der Brust beherbergt gewaltige Mengen von Dermestid Larven. Die äußere Haut ist noch relativ intakt. Aber Dermestid-Käfer Larven (Hautesser) fressen sie von unten her auf.

Tag 53 (8. Januar 1972): Dermestid Käferlarven haben jetzt fast die meiste Haut auf der oberen Seite des Körpers aufgefressen. Wo die Haut noch vorhanden ist, besteht sie jetzt aus einer Schicht pockennarbiger Haut. Sie ist bis zu 1 mm dick. Kleine Platten der dicken Haut des Rückens liegen noch auf dem Boden, bis zum Hauptteil des Körpers. Die Dermestid Käfer haben sie nicht verändert. - Coe, M. (1979:75, 76).

Tag 231 (5. Juli 1972, Platte 1d): Alle Haut ist jetzt von der Stelle, wo die Leiche liegt, verschwunden. Der Backenzahn (im Oberkiefer) ist beträchtlich aufgesprungen. Die Knochen fangen an, auf der Oberfläche abzublättern. Und große Längsrisse erscheinen in allen Knochen.

Tag 649 (28. August 1973). Der Zustand hat sich seit 1972 fast nicht verändert. Die Knochen sind sehr gebleicht. Ihre äußere Oberfläche hat sich fast ganz abgeblättert. Und die Längsrisse sind jetzt bis zu 1 mm breit. Ameisen tragen Knochenflocken weg. Rippen und andere kleine Knochen sind jetzt halb in der Erde begraben. Die äußere Oberfläche vieler Zähne ist zerbrochen. Aber sie sitzen noch im Kiefer.

Spätere Besuche (März 1974 und November 1975): Die Knochen blättern noch auf der äußeren Oberfläche ab. Kleine Gliedknochen sind fast ganz begraben. Ein Oberschenkelknochen (ein Knochen vom Hinterbein) ist 100 m von der Stelle, wo der Elefant gestorben ist, weggetragen worden. Die Rippen sind teilweise begraben. Getrampel hat ihre oberen Teile zerbrochen. Die hinteren Backenzähne sind noch im Oberkiefer. Aber ihre äußere Oberfläche fehlt. Geckos leben jetzt im Schädel."(Gecko: eine kleine Eidechse, die von Insekten lebt.) –Alle toten Elefanten, die wir gefunden haben, lagen auf ihrer Seite. – Coe, M. (1979:76, 77).

 

Phase I und II

Phase I - Blähphase

a.    Erstes Aufblähen (1-2 Tage). Innerhalb von 24 Stunden seit dem Tod haben Verdauungsvorgänge den Bauch stark aufgebläht. Der Umfang in der Mitte des Körpers nahm bis zu 15 Prozent zu.

b.    Volle (Gewebe) Blähung (2-3 Tage). Zuerst war nur der Bauch aufgeschwollen. Dann blähten sich auch der Kopf, Rumpf, die Brust und die Gliedmaßen auf. In den letzten Phasen waren sogar die Füße aufgebläht. Sie wurden viel größer.

Diese Phase der Aufblähung beginnt, wenn die Gase und Verwesungsflüssigkeiten entweichen. Die Phase verläuft oft schneller, wenn Wirbeltier-Aasfresser sie anfressen, besonders, wenn das Tier noch jung ist (unter 4 Jahren).

a.       Erster Kollaps oder Auslaufphase (4-5 Tage). Der Aufschwelldruck entlädt sich zuerst durch mehrere kleine Löcher. Durch sie entweichen Gasblasen und Flüssigkeit. Diese Löcher entwickeln sich gewöhnlich auf einer der beiden Seiten der Wirbelsäule, hinter den Ohren und zwischen den Rippen. Dort finden kleine Ansammlungen von Gas und Flüssigkeit, unter Druck, ihren Weg durch die Epidermis und zwischen den Platten der dicken Haut hindurch.

b.      Totale Kollapsphase (7 Tage). Flüssigkeiten und Gase entweichen jetzt auch durch den Mund und andere natürliche Öffnungen, bis der Körper völlig in sich zusammen gefallen ist. Der Bauch und der Hohlraum des Brustkorbs fallen dann in sich zusammen. Bakterien zerfressen die Körperhülle. Und eine große Lache von Verwesungsflüssigkeit sammelt sich um die Leiche an. – Coe, M. (1979:77).

c.        

Phase III –Trockenphase (20 Jahre bei großen Körpern)

Die Verwesungspaste trocknet zu einer harten glänzenden schwarzen Kruste. Sie umgibt den Körper und ernährt eine reiche Insektenfauna. Außer einigen Stücken fettigen Gewebes an den Gliedergelenken, sind jetzt alle Weichteile verschwunden. Eine harte Hülle trockener Haut umschließt den Körper und die Glieder. Viele Dermestes vulpinus Käfer sind durch Löcher in dieser Schicht in den Kadaver eingedrungen. Ihre Larven verzehren die Haut, die noch vorhanden ist, dann von innen her. Dort drin können sie gut wachsen.

Fleischfresser und Insekten verzehren vielleicht die Haut auf einer großen Leiche in der nassen Jahreszeit innerhalb von 3 Wochen. Und in vielen Monaten in der trockenen Jahreszeit. .... Bleibt die Haut lange auf dem Kadaver großer Säugetiere, zeigt dies, dass die Tiere in der trockenen Jahreszeit gestorben sind, oder ganz am Ende der vorausgehenden nassen Jahreszeit. In Gebieten, die trocken waren, mag das manchmal bis zu 2 Jahren dauern. Sobald die Haut verzehrt worden ist, und die Knochen der Sonne und dem Regen ausgesetzt sind, mögen die Knochen vielleicht noch mehr als 10 Jahre da sein. Und bei großen Tieren könnte diese Periode bis zu 40 Jahren dauern. – Coe, M. (1979:78).

Corfield (1973) hat geschätzt, dass, während der Jahre 1970-71, 5.900 Elefanten (37 Prozent Jungtiere, 13 Prozent Halbwüchsige, 50 Prozent Erwachsene) in Tsavo gestorben sind. Die Beobachtungen, die man an dem angesammelten Elefantenaas in Tsavo gemacht hat, zeigen uns ganz klar: Innerhalb von 18 Monaten ist praktisch kein einziger dieser vielen Körper mehr intakt geblieben. Aasfresser haben sie auseinander gerissen und haben an ihren Gliedknochen gekaut. Und andere Elefanten haben große Schädel bis zu 100 m weit von der Stelle weggetragen, wo sie gestorben sind. Daraus muss man schließen, dass die fossilen Überreste intakter großer Wirbeltierskelette gleich begraben wurden, als sie gestorben sind, oder ganz kurz danach.

Im Klima von Tsavo springen die Knochen und die Zähne innerhalb von einigen Wochen nach dem Tod auf, wenn sie austrocknen, und wenn sie abwechselnd der Hitze und der Kälte ausgesetzt sind. Das bedeutet auch: Fossiles Skelettmaterial, das nicht verwittert ist, muss schnell im Boden begraben worden sein. Sie müssen ganz schnell vom Wasser, äolischem Material (vom Wind verweht) oder vulkanischer Asche begraben worden sein. Von allen Tieren, die gestorben sind, hätten nur jene wenigen Tiere, die völlig oder teilweise in Kontakt mit dem Wasser starben, mehr als eine kleine Chance gehabt, begraben und deshalb fossil zu werden. – Coe, M. (1979:84).

Anmerkung: Dies wird uns später helfen, herauszufinden, warum und wie das Mammut in Nordsibirien und Yukon/Alaska gestorben ist. Es wird uns helfen, herauszufinden, warum seine Knochen dort nicht auch in einigen Jahren zu Staub zerfallen sind.