Kapitel 3: Steppen-Iltis

In was für einem Klima hat das Mammut in Alaska und im Yukon Territorium gelebt? War der Boden dort oben dann ständig gefroren? Oder gab es dort dann keinen Permafrost? Was zeigen uns die Tiere, die im Yukon Territorium und Alaska zusammen mit dem Mammut gelebt haben? Der Steppen-Iltis hat dann im Yukon und Alaska zusammen mit dem Mammut, dem Löwen und dem Dachs gelebt. Wie weit im Norden hat man seine Überreste dort oben gefunden? In was für einem Klima und auf was für einer Pflanzendecke hat er dort gelebt? Wo lebt das Steppen-Frettchen Eurasiens und Nordamerikas jetzt? Wie weit im Norden hat man es angetroffen? Und in was für einem Klima lebt es dort jetzt?

C. Richard Harington, Kanadas führender Pleistozän-Paläontologe, schreibt: „Bei der Waschgold-Stelle bei Sixtymile, im zentralen westlichen Yukon Territorium, hat man den Kadaver des Schwarzfüßigen Frettchens im gefrorenen Boden geborgen. Es hat ein Kohlenstoff-14 Alter von 39,560 Jahren v. h. Man hat die Reste des Schwarzfüßigen Frettchens im Old Crow Becken und in Zentral-Alaska entdeckt. Dies weist stark darauf hin, dass dort im Pleistozän trockenes Grassland wuchs, auf dem viele Nagetiere lebten. ... Diese Art bevorzugt die trockene Kurzgras-Prärie oder Steppe. Es ist ein guter paläontologischer Anzeiger für diese Art von Heimat." (1977:423).

Robert S. Hoffmann sagt in Arctic and Alpine Environments (1974) Tabelle 9.2, unter „Steppentundra-Säugetiere vom Späten Pleistozän (Würm-Wisconsin)“: „Mustela eversmanni (= nigripes?) hat in Europa, Sibirien, Beringien, Nordamerika gelebt.“

Gemäß N. K. Vereschchagin und G. F. Baryschnikov (1984:487) hat das Steppen-Frettchen, Putorius eversmanni während des späten Pleistozäns auf der russischen Tiefebene und auf der Krim und in Sibirien gelebt.

Der tschechische Paläontologe Rudolf Musil (1985:31) schreibt: „Putorius eversmanni bevorzugt offene Landschaften, Steppe bis Halbwüsten. Verteilung: isolierte Funde überall im letzten Glazial.“

Elaine Anderson (1977:6-9) berichtet über die Überreste des Steppen-Frettchens, die man in Yukon/Alaska geborgen hat: „Mustela (Putorius) eversmanni Lesson, Steppen-Frettchen. Spätes Pleistozän, Fairbanks Gebiet, Alaska. Anderson (1973) berichtete über das Vorhandensein von Frettchen in Zentral-Alaska. Weitere Studien zeigen, dass das Material von Mustela eversmanni, dem Steppen-Frettchen, stammt. Dieses Tier ist eng verwandt mit, oder gehört der gleichen Art an wie Mustela nigripes, das Schwarzfüßige Frettchen. Dies ist der erste Fund von Mustela eversmanni in Nordamerika.

„Ich verglich das aus Alaska stammende Material mit pleistozänen und auch heutigen Mustela (Putorius) nigripes Audubon und Bachman. Heutige Mustela (Putorius) putorius Linnaeus zeigten, dass die Exemplare am meisten Mustela (Putorius) eversmanni michnoi Kaschchenko, 1910 ähneln, dem Süd-Transbaikalischen sibirischen Iltis. Dies ist die größte Unterart. Und sie bewohnt die Steppen südlich und westlich des Baikal-Sees und die benachbarten Gebiete der Mongolei (Stroganov, 1962). Das Steppen- oder sibirische Frettchen lebt jetzt in der Steppe und Waldsteppenzone Eurasiens, Ungarns und Jugoslawiens bis zum Amur Gebiet von Sibirien, nach Süden hin bis zu den Ebenen Mittelasiens, der Mongolei und des nordöstlichen China (Stroganov, 1962).

„Man ist sich noch nicht darüber einig, zu welcher Art und Unterart die Frettchen der Alten Welt gehören. Pocock (1936) und Ellerman und Morrison-Scott (1966) betrachten sie als eine einzige Art, Mustela (Putorius) putorius. Aber russische Wissenschaftler (Ognev, 1931 und Stroganov, 1962) betrachten Putorius putorius und Putorius eversmanni als verschiedene Arten. Sie haben mit einer größeren Anzahl von Tieren gearbeitet. Die beiden Arten unterscheiden sich auch deutlich in Körpergröße, Färbung und Heimat. Mustela putorius bewohnt Waldbiotope und Ackerland; Mustela eversmanni lebt in den Steppen und betritt selten Wälder. In Gebieten, wo beide Arten vorkommen, wo sich ihr Gebiet überschneidet, bleiben die beiden Formen voneinander verschieden.

„Pocock (1936:715) erkannte ‚die nahe Ähnlichkeit in allen Dimensionen‘ bei einem männlichen Schädel von Mustela eversmanni vom Altai, und einem männlichen Schädel von Mustela nigripes von Montana. Ich nahm 26 Maße von 19 Schädeln von Mustela eversmanni und von 79 Schädeln von Mustela nigripes. Es gab keine bedeutungsvollen Unterschiede in der Größe zwischen den beiden Arten... Beide Arten bewohnen Steppengebiete. Sie haben einen langen gewundenen Körper und ähnliche Färbung. Mustela nigripes ist auf den Großen Prärien (Great Plains) nie zahlreich gewesen. Und heute betrachtet man sie als eine gefährdete Art.

"Das Steppen-Frettchen (in Eurasien) ernährt sich von einer großen Vielfalt kleiner Tiere. Das schwarzfüßige Frettchen ernährt sich hauptsächlich von Cynomys (ein kleiner Steppennager, wie das Ziesel). Die geographische Verbreitung von Cynomys und Mustela nigripes ist beinahe gleich. Und die beiden Arten findet man gemeinsam in den meisten Pleistozän-Gegenden, außer am Old Crow Fluss. Cynomys ist nicht von Fairbanks berichtet worden. ... Frettchen betraten die Neue Welt von Sibirien her über Beringien. Und dann wanderten sie südwestwärts zu den Großen Prärien durch eisfreie Korridore.“ - Anderson, E. (1977:10).

Wo der Schwarzfüßige Iltis (Mustela nigripes) und der Nordamerikanische Dachs (Taxidae taxus) im Späten Pleistozän gelebt haben und wo sie jetzt leben. Nach R. D. Guthrie (1990:248, 249). Sie haben in Alaska und Yukon Territorium gelebt, als das Wollhaarmammut dort graste. Im Yukon auch weit im Norden, bis zum Old Crow Becken hoch. Beide leben jetzt südlich der subarktischen Zone des Permafrostes. Als der Steppen-Iltis und der Nordamerikanische Dachs in Alaska und im Yukon lebten, hat es dort auch keinen Dauerfrostboden gegeben.

 

Yukon/Alaska Gletscherklima

Die Überreste des Steppen-Frettchens Mustela (Putorius) eversmanni (= nigripes?) hat man im Old Crow Becken, im nördliches Yukon Territorium, bis zu 68°N, gefunden. Man hat sie auch bei Sixtymile, im mittleren Westen des Yukon Territoriums, entdeckt und im Fairbanks Gebiet von Zentralalaska. Dieser Iltis war den trockenen Kurzgras-Prärien oder Steppen angepasst. Das Steppen-Frettchen (oder Schwarzfüßige Frettchen) soll in Alaska und dem Yukon während der Wisconsin/Würm Vereisung gelebt haben. Wie kalt soll es dort während des Höhepunktes der Letzten Vereisung gewesen sein? In was für einem Klima hätte dieser kleine Fleischfresser dort dann zusammen mit dem Mammut, dem Löwen und dem Dachs leben müssen?

Während der Letzten Eiszeit ist es im mittleren Teil Yukon/Alaskas viel kälter gewesen, als es jetzt in Nordost Sibirien ist. Der Permafrost war 800 m dick. Er enthielt aktive Eiskeile. Nur einige Zentimeter des gefrorenen Bodens (die aktive Schicht) an der Oberfläche, taute im Sommer auf. Die Oberfläche der Tundra im nördlichen Jakutien taut jetzt nur 28-30 cm im Sommer, wie N. K. Vereschchagin berichtet.

Die Permafrost-Temperatur im mittleren Yukon/Alaska während des Höhepunktes der Letzten Vereisung war –15°C. Das Verhältnis der Permafrost-Temperatur zur mittleren jährlichen Lufttemperatur ist etwa 1,32. Permafrost-Temperatur –15°C x 1,32 = -19,9°C mittlere jährliche Lufttemperatur im zentralen Yukon/Alaska während der Letzten Vereisung. Alaskas arktische Tundra am Arktischen Ozean hat jetzt eine mittlere jährliche Lufttemperatur von „nur“ –12°C. Sibiriens arktische Tundra hat jetzt eine mittlere jährliche Lufttemperatur von -16°C. Nur der nördlichste Teil Grönlands hat jetzt eine mittlere jährliche Lufttemperatur von –20°C. (Wegen des Klimas der Letzten Vereisung sehen Sie sich, bitte, auch den Klima Atlas von Prof. B. Frenzel, 1992 an).

Während der Letzten Eiszeit lag die klimatische Schneegrenze in Mittel-Alaska und dem Yukon Territorium viel niedriger als jetzt. Sie lag dann 1000-1500 m oder durchschnittlich 1250 m über dem heutigen Meeresspiegel. Die mittlere Juli Lufttemperatur war dann 6.1°C (4.9-7.3°C), bei einer Absinkrate von 0.49°C/100 m (Péwé 1975). Der Sommer war dann viel kürzer, kälter und nässer als jetzt. Und der gefrorene Boden war mit durchnässter arktischer Tundra, nicht mit Taiga bedeckt. Und auch nicht mit Kurzgras-Prärie oder zonaler Steppe.

Nordamerikanischer Schwarzfüßiger Iltis (Mustela nigripes). Verbreitungskarte nach V. G. Heptner et al. (1974:756). Zeichnung des Schwarzfüßigen Iltis aus Grzimeks Tierleben (1972:55). Dieses Tier ist dem Grasland, der Prärie angepasst, wo es keinen Dauerfrostboden gibt. Es ist eng mit dem Eurasischen Steppen-Iltis verwandt. Nach C. R. Harington (1989:96) hat der Schwarzfüßige Iltis im Späten Pleistozän im mittleren Teil Alaskas und im mittleren und nördlichen Teil des Yukon Gebietes gelebt, zusammen mit dem Wollhaarmammut. Die Karte zeigt uns, wo er jetzt in Nordamerika lebt.

 

Eurasiens Steppe-Iltis (Mustela eversmanni). Zeichnung aus Grzimeks Tierleben (1972). Er ist eng mit dem nordamerikanischen Schwarzfüßigen Iltis (Mustela nigripes) verwandt. Einige der führenden Pleistozän-Paläontologen sind davon überzeugt, dass es sich bei den Überresten des Steppen-Iltis, die man im Innern Alaskas und im Innern und im Norden des Yukon Gebietes gefunden hat, um den Eurasischen Steppen-Iltis (Mustela eversmanni) handelt.

Dieses Frettchen ist dem offenen Grasland angepasst, der Steppe, mit ihrem trockenen Boden. Es lebt unter der Südgrenze des zusammenhängenden Dauerfrostbodens. Das heißt, südlich der subarktischen Zone. Auch Eurasiens Steppen-Iltis beweist, dass das Mammut im Hohen Norden gelebt hat, als dort oben kein Dauerfrostboden vorhanden war, mindestens nicht dicht unter der Erdoberfläche, als das Klima dort gemäßigt war, nicht arktisch.

 

Gegenwärtiges Klima an der Nordgrenze

des heutigen Verbreitungsgebietes des Steppen-Frettchens, des Steppeniltis

Nordamerika. Das schwarzfüßige Frettchen (Mustela nigripes) lebt jetzt im Grasland der zentralen nördlichen USA und des südlichen Kanada, bis zu ungefähr 52°N. In was für einem Klima lebt es dort jetzt an der Nordgrenze seines Wohngebietes? – In diesem:

6°C mittlere Jahrestemperatur der Luft, weit unter der Südgrenze des Permafrostes. 18°C mittlere Temperatur der Luft des wärmsten Monates. 130 Tage über 10°C im Jahr. 2.000° Temperatursumme mit Tagen über 10°C (10°C.ts). 600 mm potentielle Evapotranspiration (P.E.) im Jahr. 40 kcal/cm² netto Strahlung an der Erdoberfläche.

Eurasien. Das Steppen-Frettchen (Mustela eversmanni) lebt jetzt in Eurasien, an der Nordgrenze seines Wohngebietes, in diesem Klima:

West Sibirien. In West Sibirien lebt das Steppen-Frettchen nordwärts bis 57°-61°N. Das ist am Ob Fluss, bei: 4°C mittlere Jahrestemperatur der Luft. Das ist weit unter der Südgrenze des Permafrostes. 1.500° 10°C.ts. 100-110 Tage über 10°C. 400-450 mm P.E. 17°C Julitemperatur. 25 kcal/cm² netto Strahlung an der Erdoberfläche.

Mittel-Sibirien. In Mittel-Sibirien lebt das Steppen-Frettchen jetzt bis 57°-58°N. Das ist südlich vom Angara Fluss: 0° zu 1°C mittlere Jahrestemperatur der Luft. Kein Permafrost. 1.000° 10°C.ts. 90 Tage im Jahr über 10°C. 450 mm P.E. 17°C mittlere Julitemperatur. 25 kcal/cm² netto Strahlung an der Erdoberfläche.

Ost Sibirien. In Ost Sibirien lebt das Steppen-Frettchen M. eversmanni jetzt bis 53°N, östlich vom Baikal See: -1°C bis –2°C mittlere Jahrestemperatur der Luft.. Nur sporadischer Permafrost, bis zu 1 m dick. Aktive Schicht (Boden an Oberfläche, die im Sommer taut) bis zu 3 m tief (Jack D. Ives 1974). 1.000° bis 1.200° 10°C.ts. 60 Tage über 10°C. 375 mm P.E. 12°C Juli Temperatur. 30 kcal/cm² netto Strahlung an Erdoberfläche.

Niedrigste Temperatur. Die niedrigste Temperatur, bei der der Steppen-Iltis jetzt noch an der Nordgrenze seines Wohngebietes leben kann, ist: -1° bis –2°C mittlere Jahrestemperatur der Luft. 12°C Juli Temperatur, 90 Tage im Jahr über 10°C. 1.000° Temperatursumme mit Tagen über 10°C. 400-450 mm potentielle Evapotranspiration. 25 kcal/cm² netto Strahlung im Jahr an der Erdoberfläche. Wir sollten hier bedenken: Dieses Klima an der Nordgrenze seines heutigen Wohngebietes ist nur das Klima, wo es gerade noch so leben kann (mariginal habitat). Der normale Lebensraum des Steppen-Frettchen ist wärmer.

Heutiges Klima der arktischen Tundra

Die Tiere der Mammutfauna, mit dem Steppen-Iltis, sollen angeblich während der Letzten Eiszeit im Hohen Norden gelebt haben. Das Klima in Yukon/Alaska soll dann viel kälter gewesen sein, als es dort jetzt ist. Das heutige arktische Tundra-Klima:

-12° bis –16° mittlere jährliche Lufttemperatur. Weniger als 60 Tage mit einer Temperatur von 10°C. 10 bis 20 kcal/cm² netto Strahlung im Jahr an der Erdoberfläche. 125 bis 300 mm potentielle Evapotranspiration (P.E.). Bis zu 300° Temperatursumme mit Tagen über 10°C. 4° bis 12°C Juli Temperatur.

Ergebnis

Das Eurasische Steppen-Frettchen und das nordamerikanische Schwarzfüßige Frettchen können nicht in einem arktischen oder subarktischen Klima leben. Sie können nicht auf der arktischen Tundra oder Tundrasteppe leben, weil der Boden dort ständig gefroren ist. Im Sommer taut die Oberfläche nur 28-30 cm tief auf. Als das Steppen-Frettchen in Alaska und dem Yukon Territorium, zusammen mit dem Mammut, dem Löwen und dem Dachs, lebte, war das Klima dort oben mild und gemäßigt. Die Wachstumszeit der Pflanzen war dort dann viel länger als jetzt. Es gab dann keinen Permafrost und keinen arktischen Winter in Yukon/Alaska.

Schwarzfüßiger Iltis (Mustela nigripes). Foto: K. Fagerstone. Aus: Milan Novak et al. (Eds.), Wild Furbearer Management and Conservation in North America. (1987:550) Bild 1.