Kapitel 1: Mammutsteppe

Einige der führenden Mammutfachleute der Welt sagen: Diese Mammutsteppe wächst noch in den trockenen Gegenden Jakutiens, in Nordost Sibirien. Diese jakutische azonale Trockensteppe ähnelt der periglazialen Steppentundra oder Mammutsteppe am meisten. Diese azonale Trockensteppe wächst jetzt im Tal des Sartan Flusses und bei Tjubeljach. – Wie viel Futter wächst dort jetzt? In was für einem Klima wächst sie dort? Könnte sie Herden von Elefanten ernähren?

Süd-Jakutiens Azonale Steppe

Am besten entspricht heute die Steppe, die jetzt in Südjakutien wächst, der periglazialen Steppentundra oder Mammutsteppe, sagen einige Experten. Sie wächst in der Nähe des Kältepols der Nördlichen Hemisphäre. Es gibt dort viele wolkenlose, warme sonnige Sommertage, und es ist sehr trocken. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied: Die Mammutsteppe war eine zonale Steppe. Sie wuchs überall. Sie erstreckte sich von Westeuropa über das nördliche Sibirien nach Alaska und Kanadas Yukon bis zu den Nordwest Territorien, östlich vom Mackenzie Fluss. Die südjakutische azonale Steppe wächst jetzt nur an einigen günstigen Stellen: in warmen, trockenen Becken, und auf gut entwässerten Südhängen. Lärchenwald, den man dort als „helle Taiga“ bezeichnet, bedeckt den Rest des südlichen Jakutien. Die „dunkle Taiga“ besteht aus Fichtenwald.

Wie viel Futter wächst jetzt in dieser südjakutischen azonalen Steppe im Jahr? Könnte sie einen Elefanten oder Herden von Elefanten ernähren? Die spätpleistozäne periglaziale Steppentundra war sehr trocken. Und das tote Gras auf dieser Trockensteppe ist nur trockenes Stroh. Solches trockenes Stroh enthält nur etwa 2.8% rohes Protein (Trockengew.). Dieses trockene Stroh soll das einzige Futter während der langen Monate des arktischen Winters gewesen sein, von dem Mammut, Nashorn, Bison und Pferd leben mussten. Schauen wir uns kurz zwei Stellen im südlichen Jakutien an, wo diese azonale Trockensteppe jetzt wächst: Das Sartan Tal, südlich von Werchojansk, am Polarkreis, und in der Nähe des Dorfes Tjubeljach, nördlich von 65°N am Indigirka Fluss. Dr. B. Jurtsev (1981, 1982) vom Botanischen Institut in Leningrad (jetzt St. Petersburg) hat sie beide untersucht.

 

Azonale Trockensteppe: Sartan Tal

Wie viel Futter wächst jetzt im Tal des Sartan Flusses, südlich von Werchojansk, am Polarkreis?

Die Pflanzen am Südhang des Sartan Tales fangen an, im Mai zu wachsen. In flachen Gebieten und auf nördlichen Hängen fangen sie später an zu wachsen. Im Juli hat die grüne oberirdische Biomasse in der Grassteppe im Tal des Sartan Flusses bis zu 122 Gramm je Quadratmeter erreicht (nasses Gewicht). Die Steppe auf den Berghängen im Tal des Sartan Flusses hat eine grüne Biomasse (nasses Gewicht) im Juli von bis zu 75 g/m². Das ist südlich von Werchojansk. Wie viel oberirdische Trockenmasse ist das? Könnte ein Elefant dort leben?

Ich fragte Heinrich Walter, Professor Emeritus beim Botanischen Institut der Universität von Stuttgart Hohenheim. Er erklärte mir: Die grüne oberirdische Biomasse der Trockensteppe enthält etwa 50% Wasser. In Europa, wo es feuchter ist, enthält das Wiesengras etwa 70% Wasser. Der Wassergehalt der grünen Gras-Biomasse variiert etwas mit der Zeit des Tages und mit der Zeit der Wachstumsperiode. 50% Trockenmasse der oberirdischen grünen Biomasse in der Trockensteppe sei ein guter Durchschnitt. – Wie viel oberirdische Trockenmasse wächst dann in der azonalen Trockensteppe des Sartan Tales, südlich von Werchojansk?

Wenn die oberirdische grüne Biomasse in der Grassteppe des Sartan Tales im Juli 122 g/m² erreicht hat, (nasses Gewicht) und wenn es 50% Wasser enthält, dann ist dort bis zum Juli etwa 61 g/m² oberirdische Trockenmasse gewachsen. Die azonale Steppe auf den Gebirgshängen des Sartan Tales, mit ihrer oberirdischen grünen Biomasse von bis zu 75 g/m², hat dann etwa 38 g/m² oberirdische Trockenmasse. Ende Juli, wenn die Sommerdürre beginnt, werden die Gräser gelb. Mitte August fangen sie wieder an zu wachsen. Und etwa am 1. September hören die Pflanzen dann auf zu wachsen. Die Temperatur am Tag fällt dann unter 5°C. Das bedeutet: Nach der Sommer-Trockenheit hätten die Pflanzen nur noch zwei weitere Wochen, um zu wachsen.

Gemäß Boris Jurtsev (1981:22, 23) gibt es 69 Tage im Jahr ohne Frost in Werchojansk, an der Mündung des Sartan Flusses. Also gibt es dort mindestens 296 Tage im Jahr, wo kein grünes Futter wächst. Die mittlere Julitemperatur bei Werchojansk ist 12.8°C. Die Januartemperatur ist –48.9°C. Die Temperatursumme mit Tagen über 10°C ist dort 1084°. In der Tundra, nördlich der sibirischen Baumgrenze, liegt sie unter 300°. Jährlicher Niederschlag bei Werchojansk ist 153.8 mm. 27.3% davon fällt im Winter als Schnee.

Am südlichen Teil des Jana Flusses, an der Mündung des Sartan und des Dugulach Flusses, am Polarkreis, wachsen die Pflanzen nur 60-90 Tage im Jahr (mit Tagen über 5°C). Mehr als 270 Tage liegen unter dem Gefrierpunkt. Die Schneedecke bleibt 200-240 Tage, gemäß dem russischen Klimaatlas (1972).

So hätte das Mammut dort dann nur 60-90 Tage im Jahr frisches, grünes Gras fressen können. Wenn wir die beiden trockenen Sommermonate berücksichtigen, in denen die Pflanzen auch trocken sind (aber einige Kräuter bleiben grün), gibt es dort nur etwa 30 Tage mit frischem grünem Gras im Jahr. In den anderen 300-335 Tagen des Jahres hätte das Mammut sich dann von trockenem braunem Gras ernähren müssen, das viele Fasern und wenig Eiweiß enthält. Und von dem frischen grünen Gras, das 30 Tage im Jahr wächst (61-75 g DM/m²), gibt es viel zu wenig. Das Mammut würde auf der azonalen Trockensteppe im Tal des Sartan Flusses auch im Sommer verhungern.

 

Azonale Trockensteppe bei Tjubeljach

Boris Jurtsev (1981) berichtet, dass in der Nähe des Dorfes Tjubeljach am Indigirka Fluss auch arktische Steppe wächst. Wo ist das? Wie viel Futter wächst dort? Könnte der Elefant oder das Mammut dort jetzt leben?

Das Dorf Tjubeljach liegt an der Indigirka, nördlich von 65°N, nördlich von Nera und südlich von Ust Moma. Die Steppe auf dem flacheren Boden bedeckt etwa 60% der Oberfläche. Sie erzeugt 20 g/m² oberirdische Trockenmasse im Jahr. Auf den Berghängen in der Nähe des Dorfes von Tjubeljach bedeckt die arktische Steppe auch 60% des Bodens. Sie erzeugt etwa 40 g/m² oberirdische Trockenmasse im Jahr. – In was für einem Klima wächst diese azonale Trockensteppe jetzt am Indigirka Fluss in Nordost Jakutien?

Nera liegt südlich von Tjubeljach. Das ist bei 64°N und 144°E. Es hat eine mittlere Januartemperatur von –48.9°C, und eine mittlere Julitemperatur von 15.3°C. Die Temperatursumme mit Tagen über 10°C bei Nera ist 1016°. Frostfrei sind 53 Tage im Jahr. Jährlicher Niederschlag ist 224.3 mm. 21.4% davon fällt als Schnee (Jurtsev, B. 1981:22, 23; 1982:164).

Ust Moma liegt nördlich vom Dorf Tjubeljach, am Polarkreis nahe 143°E. Es hat eine mittleren Januar Lufttemperatur von –46.9°C und einer mittleren Julitemperatur von 15.0°C. Die Temperatursumme von Tagen über 10°C ist 1088°. Es gibt 50 frostfreie Tage im Jahr. Jährlicher Niederschlag bei Ust Moma ist 190 mm. Es gibt 60-90 Tage mit einer durchschnittlichen Temperatur über 5°C. Mit anderen Worten: Die Pflanzen wachsen dort nur 60-90 Tage im Jahr. 240-270 Tage im Jahr haben eine durchschnittliche Temperatur von unter 0°C, dem Gefrierpunkt des Wassers. Der Schnee bedeckt dort den Boden 200-240 Tage im Jahr, gemäß dem russischen Klimaatlas (1972). In solch einem Klima und auf solch einer Pflanzendecke wäre das Mammut in einigen Monaten oder Wochen an Protein- und Energiemangel eingegangen.

Mittelasiens Tundra und Steppe

Zone

10°C.ts

10°C.ts
durchschnittlich

x größer als das der Arktischen Tundra

Arktis

<300°

275°

 

Waldsteppe

2100-2150°

2125°

7.727

Steppe

2200-2350°

2275°

8.273

Trockensteppe

 

2300°

8.364

Nach H. Walter (1974) pp. 240, 246. Die 10°C Temperatursumme für die Südgrenze der arktischen Tundra von 300° ist vom russischen Klimaatlas (1972) Landkarte 27. Davon habe ich 275° als Durchschnitt für die arktische Tundra genommen.

Mittelasiens Waldsteppe hat eine Temperatursumme mit Tagen über 10°C von 2100-2150°, oder durchschnittlich 2125°. Das ist 7,7mal mehr als in der arktischen Tundra, mit ihrer 10°C-Temperatursumme von 275° im Jahr.

Mittelasiens zonale Steppe – südlich der Waldsteppe, hat eine Temperatursumme mit Tagen über 10°C von 2200-2350° oder durchschnittlich 2275°. Das ist 8,3mal mehr als in der arktischen Tundra.

Mittelasiens Trockensteppe hat eine Temperatursumme mit Tagen über 10°C von 2300°. Das ist 8.4mal mehr als auf der arktischen Tundra.

Arktische Tundra und zonale Steppe wachsen in völlig verschiedenem Klima. Man kann keine zonale Steppe im Klima der arktischen Tundra haben. Das zeigt uns, in was für einem Klima die Mammutsteppe des Hohen Nordens gewachsen ist. Sie musste eine Temperatursumme mit Tagen über 10°C von 2200-2350° haben, oder durchschnittlich 2275°. Das ist 8,3mal wärmer, als das Klima, in dem arktische Tundra wächst. Diese zonale Mammutsteppe kann nur in einem gemäßigten Klima wachsen. Sie kann nicht in einem arktischen Klima wachsen.

Der Elefant kann noch leben, wo 250 g DM/m² im Jahr gewachsen ist (Monat für Monat), wenn dieses Futter auch in der Trockenzeit genug Eiweiß enthält. Das ist für ihn die Untergrenze. Der Dickhäuter verhungert mit vollem Magen, wo nur 200 g DM/m² gewachsen ist (Phillipson, J. 1975).

Die subarktische azonale trockene Lößsteppe im südlichen Yukon (bei 62°N am Sheep Mountain, Kluane Lake) erzeugt jetzt bei 200 mm Jahresniederschlag etwa 61.7 g DM/m². Das ist 0.3085 g DM/m² je 1 mm Niederschlag im Jahr. Die niedrigste Menge an pflanzlicher Trockenmasse, die der Elefant mindestens braucht (von 250 g DM/m²) könnte in diesem subarktischen Klima nur bei einem Jahresniederschlag von 810 mm im Jahr wachsen.

Die subarktische azonale Steppe im Northosten Jakutiens erzeugt jetzt nur 38-61 g DM/m² im Tal des Sartan Flusses im Jahr, südlich von Werchojansk, am Polarkreis, bei einem Jahresniederschlag von 153 mm.

Bei Tjubeljach im Nordosten Sibiriens, nördlich von 65°N, am Indigirka Fluss, wächst jetzt 20-40 g DM/m² bei einem Jahresniederschlag von 224.3 mm. Auf der subarktischen azonalen Steppe Jakutiens wächst jetzt durchschnittlich 0.23987 g DM/m² je 1 mm Jahresniederschlag im Jahr. 250 g DM/m² konnte dort jetzt nur im Jahr wachsen, wenn der Jahresniederschlag dort 1042 mm betrüge.

Oberpleistozäne Verbreitung des Wollhaarmammuts in Eurasien. Nach: R.-D. Kahlke (1994) Bild 13. Dieser Elefant hat damals auch in Nordsibirien gelebt, bis zur Spitze der Taimyr Halbinsel und noch weiter im Norden, auf dem jetzt überfluteten Festlandschelf. In einem arktischen Klima war das nicht möglich.

 

 

Wollhaar-Mammute grasen auf einer Wiese. Aus: E. Probst (1986:317). Das Mammut lehnte sich beim Grasen und wenn es sich ausruhte, mit dem unteren Ende seiner Stosszähne auf dem Boden auf. Deshalb ist die Unterseite der Stoßzähne (nahe der Spitze) gewöhnlich etwas abgescheuert. Sie haben damit keinen Schnee geschaufelt. Der Elefant kann gerade noch leben, wo 250 g DM/km² im Jahr gewachsen ist (Monat für Monat), als Untergrenze. Der Dickhäuter wird mit vollem Magen verhungern, wo nur 200 g DM/km² im Jahr gewachsen ist (J. Phillipson, 1975).

Die subarktische Steppe in Süden des Yukon Gebietes (nahe 62° Nord, auf dem Sheep Mountain, Kluane Lake) erzeugt jetzt bei 200 mm Jahresniederschlag etwa 61.7 g DM/m². Das ist 0.3085 g DM/m² bei 1 mm Niederschlag im Jahr. Die geringste Menge an Trockenmasse, bei der der Elefant noch leben kann (von 250 g DM/km² im Jahr) könnte dort oben jetzt nur bei einem Jahresniederschlag von 810 mm wachsen.

Die subarktische azonale Trockensteppe in Nordost Jakutien erzeugt jetzt 38 – 61 g DM/m² im Tal des Sartan Flusses, südlich von Werchojansk, am Polarkreis, bei einem mittleren Jahresniederschlag von 153 mm. Bei Tjubeljach in Nordost Jakutien, nördlich von 65° Nord, an der Indigirka, wächst jetzt 20 – 40 g DM/m² bei 224.3 mm Niederschlag im Jahr. Auf der subarktischen azonalen Steppe Jakutiens erzeugt jetzt 1 mm Niederschlag im Jahr durchschnittlich 0.23987 g DM/m². 250 g DM/m² im Jahr könnte dort oben jetzt nur bei einem Jahresniederschlag von 1042 mm im Jahr wachsen. Das beweist quantitativ, dass das Mammut nicht in einem arktischen oder subarktischen Klima wachsen konnte.

 

Kolyma Tiefland: Entsprechende Breite

Im nordöstlichen Jakutien, auch im Kolyma Tiefland, bedeckt gut entwässerte, azonale Trockensteppe die Südhänge. Wann würde diese azonale Steppe an den Südhängen des Kolyma Tieflandes zonale Steppe werden, die dort auch auf dem flachen Boden wächst?

Der amerikanische Insektenforscher (Etymologe) Scott A. Elias berichtet: „Alfimov und Berman untersuchten die Ökologie, das Kleinklima und den Boden auf den Nord- und Südhängen im Kolyma Tiefland. Die Nordhänge sind dort immer kälter. Und die aktive Schicht (die Schicht, die im Sommer taut) ist viel dünner, als auf den Südhängen. Dort halten sich Steppenpflanzen an einigen Stellen. Dort, wo diese Steppe wächst, taut der Boden im Sommer tief auf. Und der Boden ist dort so gut entwässert, dass er dort trocken ist. Der Boden am Nordhang bleibt feucht. Am Südhang ist der Boden bis zu einer Tiefe von 20 cm normal feucht. Dort ist er durchschnittlich 25-26°C warm. Und die Oberflächentemperatur des Bodens steigt dort bis zu 58-62°C.

„Auf dem Nordhang steigt die Temperatur des Bodens in einer Tiefe von 20 cm nur auf 1-2°C. Und der Wassergehalt der Erde nähert sich der Sättigung. Mitte September ist der Boden auf dem Nordhang wieder gefroren. Aber auf dem Südhang gefriert der Boden erst ab Mitte Oktober. Das Steppen Kleinklima ist sehr heiß und trocken, im Vergleich zur umliegenden Tundra Umgebung. Die Relikt Steppengesellschaften überleben im Norden, weil das Kleinklima auf den Südhängen stabil ist.“ Elias, S. A. (1994:167).

Das Kolyma Tiefland, in NE Sibirien, liegt bei 150-160°E, 67-72°N, nördlich vom Polarkreis. Im Kolyma Tiefland, im Juni, Anfang Juli, beträgt die Bodentemperatur in einer Tiefe von 20 cm auf dem Südhang durchschnittlich 25-26°C. Auf dem Nordhang beträgt die durchschnittliche Temperatur des Bodens in einer Tiefe von 20 cm nur 1-2°C. Und der Wassergehalt der Erde erreicht Sättigung. Wann würden diese Flecken azonaler Steppe, die jetzt auf den Südhängen des Kolyma Tieflandes wächst, dort auch als zonale Steppe auf dem flachen Boden wachsen, wie die Steppe Mittelsibiriens? Wie warm müsste es dann im Kolyma Tiefland während des wärmsten Monates des Jahres sein?

25-26°C = durchschnittlich. 25,5°C. 1-2°C = durchschnittlich. 1,5°C. 25,5 + 1,5 = 27 : 2 = 13,5°C. Die Erde auf dem flachen Boden des Kolyma Tieflandes, 20 cm unter der Oberfläche, sollte jetzt im wärmsten Monat des Jahres durchschnittlich 13,5°C haben. 25,5 : 13,5 = 1,889.

Das bedeutet: Der Südhang im Kolyma Tiefland ist jetzt 1,889mal wärmer, als der flache Boden im wärmsten Monat des Jahres. Die mittlere Juli Lufttemperatur im Kolyma Tiefland bei 70°N ist jetzt etwa 12°C. 12°C x 1,889 = 22,67°C.

Ergebnis: Die Flecken azonaler Steppe auf den Südhängen des Kolyma Tieflandes, bei 70°N, werden dort nur als zonale Steppe auf flachem Boden wachsen, wenn der wärmste Monat des Jahres 1,889mal wärmer wäre als jetzt! Er müsste dann 22,67°C haben. – Wo finden wir jetzt solch ein Klima?

Eine mittlere Juli Lufttemperatur von 22,67°C finden wir jetzt im Tiefland von West Sibirien bei 50°N. Das ist etwa 2.160 km weiter im Süden. Die zonale Mammutsteppe in Nordost Sibirien kann nur in einem milden gemäßigten Klima gewachsen sein, wie wir sie jetzt in West Sibirien bei 50°N im Sommer finden. Die mittlere Julitemperatur musste dann 22,7°C sein. Es gab dann keinen arktischen Winter, keinen Permafrost über dem Polarkreis, als das Mammut dort graste. Aber das sagt uns noch nicht, wie viel es in NE Sibirien hätte regnen müssen, damit genug Gras und Gesträuch dort gewachsen konnten, damit die Herden von Mammuten, Steppenbison und Wildpferden davon leben konnten.

 

Wirkliche und potentielle Evapotranspiration

der verschiedenen geographischen Zonen in der ehemaligen UdSSR (Einheiten: mm im Jahr)

Zone

Wirkliche Evapotranspiration mm

Potentielle Evapotranspiration mm

Tundra

70-120

50-200

Taiga

200-300

150-500

Gemischter Wald

250-430

400-800

Steppe

240-550

600-1.000

Halbwüste

180-200

900-1.400

Wüste

50-100

1.000-2.400

 
Nach Borisov (1965). Ergebnis: Zonale Steppe hat eine potentielle Evapotranspiration von 600-1.000 oder durchschnittlich 800 mm/Jahr. Die Tundra hat eine potentielle Evapotranspiration von nur 50-200 oder durchschnittlich 125 mm/Jahr. Die zonale Steppe kann daher nur im Hohen Norden wachsen (wo jetzt arktische Tundra wächst), wenn die potentielle Evapotranspiration dort 6,4mal größer ist. Aber dann ist das Klima dort nicht mehr arktisch, sondern gemäßigt.

 

Russische Tiefebene in der Letzten Eiszeit

Wie hoch war der jährliche Niederschlag auf der Russischen Tiefebene beim Höhepunkt der Letzten Eiszeit? Wie viel oberirdische Trockenmasse könnte dort gewachsen sein? Könnten der Steppenbison und das Mammut dort gelebt haben? Hätten sie dort genug gefunden zu fressen gefunden?

Olga Soffer, Universität von Illinois (USA) hat mehr als 12 Jahre in Russland gearbeitet. Sie berichtet über ihre Ergebnisse: „Vor 20.000 bis 18.000 Jahren bedeckte die Fennoskandische Eisdecke die nördliche Hälfte der Russischen Tiefebene. Sie ging etwa bis zu der 53° Parallele hinunter. Das Eis bildete keine einheitliche Front. Sondern im Dnepr-Propjat Becken ging es viel weiterer nach Süden als im Osten am Don Fluss. So lagen die Gebiete im mittleren Teil der Tiefebene viel näher an der Eisdecke. An einigen Stellen waren sie nur 250 km davon entfernt (z. B. Pogon und Puschkari I). Die Gebiete am Don waren etwa 800 km entfernt (Kostenki 19).

„Zweitens: Der mittlere Teil der Tiefebene, sowie Kostenki 19, lagen in der Permafrostzone. Während die Steppengebiete im Süden lagen. Und der Meeresspiegel lag damals 87-90 m tiefer als heute. Deshalb gab es damals das Asowsche Meer nicht. Und das Schwarze Meer war damals etwa 320.000 km² kleiner als heute. Dadurch wurde die Krim ein Teil der Tiefebene, statt der Halbinsel, wie sie das heute ist.

„Eine scharfe Abnahme der Feuchtigkeit war ein gleich wichtiges Merkmal des LGM (Letztes Gletscher Maximum). Für das Studiengebiet, besonders für seine Nordhälfte, bedeutete das einen Niederschlag von 60 bis 120 mm im Jahr. Jetzt gibt es dort 600 mm Niederschlag im Jahr. Heute fällt davon nur etwa ein Drittel als Schnee. Während des LGM fiel die meiste Feuchtigkeit im Winter als leichter Schnee.“ - Soffer, O. (1990:232, 233).

Während des Letzten Gletscher Maximums (LGM), zwischen 20.000 und 18.000 v.h. hatte die Russische Tiefebene, besonders seine nördliche Hälfte, einen mittleren jährlichen Niederschlag von 60 bis 120 mm = 90 mm. Heute etwa 600 mm. Das ist 6,6mal weniger als jetzt. Wie viel oberirdische Trockenmasse könnte dann in diesem periglazialen Klima auf der Russischen Tiefebene gewachsen sein? Wie viel wäre dort dann in einem arktischen oder subarktischen Klima gewachsen, wenn wir es mit Nordost Jakutien und dem südlichen Yukon Territorium, in NW-Kanada, vergleichen?

Die azonale Trockensteppe auf dem Südhang im südlichen Yukon, in der Nähe großer Gletscher, soll gerade so wie die trockene Tundrasteppe der Letzten Eiszeit gewesen sein (V. Geist, 1971). Sie erzeugt jetzt 0,3085 g DM je mm Niederschlag im Jahr. Der 90 mm Jahresniederschlag auf der Russischen Tiefebene hätte dann während des Letzten Gletscher Maximums, zwischen 20.00 und 18.00 v. h. nur 28 g DM/m² im Jahr erzeugt.

Die jakutische, subarktische azonale Steppe erzeugt durchschnittlich 0,3987 g DM je mm Jahresniederschlag. Der 90 (60-120) mm Jahresniederschlag auf der Russischen Tiefebene, während des Letzten Gletscher Maximums vor 20.000-18.000 Jahren, hätte dann nur 22 g DM/m² im Jahr erzeugt. Nur das nicht laktierende Rentier könnte dort leben. Es braucht 25 g DM/m².a grüne Vegetation für Erhaltung. Das laktierende Rentier braucht 35 g DM/m².a (Bliss, L. C. et al., 1981:440, 441). Weder der Steppenbison, noch das Mammut könnte auf so einer trockenen periglazialen Steppe gelebt haben, die nur 22-28 g DM/m² im Jahr erzeugt. Der große 1.250 kg Bisonbulle kann nur leben, wo 189 g DM/m² im Jahr wächst. (Belovsky, G. R. 1986).

Der Elefant kann nur leben, wo 250 g DM/m² im Jahr (Monat für Monat) gewachsen ist. Der Elefant wird verhungern, wo nur 200 g DM/m² im Jahr gewachsen ist (Phillipson, J. 1975:171, 176). Das Mammut wäre auch im Winter auf der periglazialen Russischen Tiefebene verdurstet, wenn die Flüsse, Teiche und Seen tief gefroren waren.

Europas Periglaziale Steppentundra

In was für einem Klima und auf was für einer Pflanzendecke hat das Mammut im letzten Teil des späten Pleistozäns in Europa gelebt? Hätte dieser Elefant auf der periglazialen Lößsteppe oder Tundrasteppe während des kältesten Teiles der Letzten Vereisung genug zu fressen gefunden? Hätte es dort leben können, während der Boden mehrere Hundert Meter tief gefroren war? Was haben Wissenschaftler jetzt darüber herausgefunden?

Dr. Anne Kathrin Gliemeroth, Institut für Botanik, Universität von Hohenheim, bei Stuttgart, SW Deutschland, hat jetzt ihre Ergebnisse veröffentlicht. Sie beruhen auf mehreren Jahren Feldarbeit überall in Europa, auch in Russland, bis zu den Ural Bergen. Sie hat auch im Jahre 1992 die zonalen Steppen in Tibet untersucht. Der Titel ihres neuen Buches lautet: Paläoökologische Untersuchungen über die letzten 22.000 Jahre in Europa (1995). Professor Burkhard Frenzel, Institut für Botanik, Universität von Hohenheim, hat es veröffentlicht. Die gesamte oberirdische Biomasse (lebend und tot) von 22.000 bis 11.800 v.h.) in den verschiedenen Gebieten in Europa beruht auf ihrer Tabelle 1: Rekonstruierte Vegetationseinheiten, und Abb. 2: Biomasse Rekonstruktion in Europa, oberirdische Biomasse (1995:14, 16).

Gletscher Maximum (22.000 v.h.)

Ihre Landkarte (Abb. 4, S. 22, 23) zeigt die rekonstruierte Vegetation und die Biomasse in Europa im Gletscher Maximum (22.000 v.h.). Die anderen Zahlen auf ihrer Landkarte zeigen uns, was für eine Pflanzendecke dort dann in Europa wuchs, und wie viel oberirdische Biomasse (lebend und tot) dort im ganzen gewachsen ist. Abbildung 7 auf der Landkarte des Gletscher Maximums (vor 22.000 Jahren) in Europa: geht vom südlichen England nach Osten hin bis zur Russischen Tiefebene (westlich der Ural Berge). Und südlich vom Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer geht sie bis nach Nordrussland hoch. Bis zu etwa 65°N hoch wuchs dort Steppentundra mit intensiver Lößproduktion.

Dr. Anne Kathrin Gliemeroth (1995:20) berichtet über das Gletscher Maximum (22.000 v.h.) in Europa: „Im mittleren und östlichen Teil Europas wuchs eine Steppentundra (7). Ein intensiv treibender Löß an diesen Stellen, gestört durch die Auswirkung des Frostes, hat den Wuchs der Pflanzen stark gehindert. Noch ärmer war die Vegetation auf den Bergen Mitteleuropas und auf den Vorgebirgen der Alpen...

„Die oberirdische Biomasse während des Gletscher Maximums rekonstruieren: Ich habe (die Steppentundra) mit der hochasiatischen Kältesteppe verglichen. Nur so war es mir möglich, die heutigen Biomasse-Werte zu errechnen. Auch heutige Gebiete in der Nähe von Gletschern, wo noch etwas Löß abgesetzt wird, kann man damit vergleichen.

„Während des Gletscher Maximums fehlt die fossile Erde beinahe ganz. Der Permafrost im Boden, und die intensive Absetzung von Löß in großen Teilen von Europa, zeigen statt dessen, ein sehr unwirtliches Klima an. Ich fand, dass die großen Pflanzenfresser und die Menschen, nördlich der Linie Pyrenäen, Alpen, Karpaten, und der mittleren Ukraine fast ganz fehlten. Das beweist indirekt die äußerst niedrigen Werte der oberirdischen Biomasse. In der Zeit des Gletscher Maximums in Europa hat der Humus nicht zugenommen.“ - Gliemeroth, A. K. (1995:21).

Wie viel oberirdische Biomasse hatte die Steppentundra Mittel- und Osteuropas während des kältesten Teiles der Letzten Vereisung vor etwa 22.000 Jahren, gemäß dem 14C-Alter? - Mittel- und Osteuropas Steppentundra, mit ihrem intensiv treibenden Löß (die auf zusammenhängendem Permafrost wuchs)? Sie enthielt eine totale oberirdische Biomasse (lebend und tot) von etwa 121 g/m².

Wie viel frische, grüne Vegetation ist während des kältesten Teiles der Letzten Vereisung auf Mittel- und Ost Europas Steppentundra, nach Westen hin bis zu den Ural Bergen gewachsen? Hätten das Mammut und das Nashorn dort genug zu fressen gefunden? Wie viel grüne Biomasse enthält die oberirdische Biomasse der Eurasischen Trockensteppe jetzt im ganzen?

Die Professoren für Botanik H. Walter und S. W. Breckle (1986:191) berichten: Die Gesamtsumme oberirdischer Biomasse der Trockensteppe in Osteuropa enthält 9% Grünmasse (Trockengew.). – Die mäßig trockene Steppe von West Sibirien und dem Altai Gebiet (Mittelasiatisches Hochplateau) enthält 18% Grünmasse (Trockengew.). – Die gesamte oberirdische Biomasse der Trockensteppe und der Steppen-Halbwüste in Westsibirien und dem Altai Gebiet (mittelasiatisches Hochebene) enthält 14% Grünmasse (Trockengew.).

 

 

Glaziales Maximum in Europe (22.000 v. h.): Vegetation und Biomasse. Nach: After A. K. Gliemeroth (1955:22). Gebiet 7 auf der Karte: Steppen-Tundra mit intensiver Lößbildung. Gesamte oberirdische Biomasse der periglazialen Steppen-Tundra etwa 121 g/m² (Trockengewicht, lebend und tot). Oberirdische Pflanzenproduktion im Jahr: 17 g/m² (Trockengewicht). Gebiet 3: Schneeboden und Solifluktion (Schlammfluss): Auch 121 g/m² gesamte oberirdische Biomasse (Trockengewicht, lebend und tot). Oberirdische Pflanzenproduktion im Jahr: 17 g/m² (Trockengewicht). Weder das Mammut, noch das Nashorn, noch der Bison hätten auf dem Höhepunkt der Letzten Eiszeit, vor etwa 20.000 Jahren, nach der Zeitrechnung der Geologen, auf Europas periglazialer Steppen-Tundra (bei den Gletschern) leben können. Sie wären dort verhungert.

Ergebnis

Daraus schließe ich: Die gesamte oberirdische Biomasse der Trockensteppe enthält durchschnittlich 14% Grünmasse (Trockengew.). Das heißt, die frische, grüne Vegetation, die dort jedes Jahr wächst. – Wie viel oberirdische Vegetation (Trockenmasse) ist dann auf der Steppentundra Mittel- und Osteuropas während des kältesten Teiles der Letzten Vereisung (22.000 v.h.) gewachsen?

Die gesamte oberirdische Biomasse der Steppentundra während des Gletscher Maximums (22.000 v.h.) betrug etwa 121 g/m².a (lebend und tot). 14% davon war frische, grüne Vegetation, die dort im Sommer wuchs. Die Steppentundra hat dann etwa 17 Gramm oberirdische grüne Trockenmasse je Quadratmeter im Jahr erzeugt (17 g DM/m².a).

Und was finden wir weiter im Norden? Im Norden Russlands, von 65°N bis zur Eismeerküste, gemäß. K. Gliemeroths Landkarte, Abb. 7, gab es dort oben während des Gletscher Maximums (22.000 v.h.) Schneeboden und Fließerde. Diese arktische Pflanzendecke hatte auch eine gesamte oberirdische Biomasse von etwa 121 gDM/m².a. Auch im Norden Russlands wuchsen 17 g DM/m² a. (Das ist 14% der gesamten oberirdischen Biomasse.)

Bei 17 g DM/m².a oberirdische Vegetation (Trockengew.), die auf der Steppentundra Mittel- und Osteuropas während des kältesten Teiles des Letzten Vereisung (22.000 v.h.) gewachsen ist, hätten nicht einmal das Rentier und der Moschusochse leben können. Sie wären verhungert. Auch der Bison, das Fellnashorn und das Mammut hätten dort nicht genug Futter gehabt. Sie wären innerhalb einiger Wochen oder Monate verhungert.