Kapitel 3: Der Steppenbison

Zusammen mit dem Mammut haben große Herden von Steppenbisons (Bison priscus) gegrast. Wie weit im Norden hat der Steppenbison in Sibirien und Nordamerika gelebt? Wie weit im Norden lebt der Bison jetzt? Welchem Klima und welcher Pflanzendecke ist er anpasst?

Karte: Wo der Steppenbison (Bison priscus) in Eurasien in der Zeit des Wollhaaar-Mammuts gelebt hat: bis zum Strand des Eismeeres hoch, bis zur Spitze der Taimyr Halbinsel, am Kap Tscheljuskin, bei 77.4° Nord, gemäß R.-D. Kahlke (1994) Karte 20. – Unten: Der Steppenbison (Bison priscus) zusammen mit dem Wollhaar-Mammut (Mammuthus primigenius) im spätpleistozänen Alaska. Aus: Björn Kurtén (1988). Der Steppenbison war dem harten, trockenen Boden der zonalen Steppe und Waldsteppe angepasst, wie sie jetzt in Südsibirien bei 50° Nord wächst, nicht der heutigen sumpfigen Tundra.

Der Steppenbison hat in Nordamerika und Eurasien bis zu den Ufern des Eismeeres gegrast, zusammen mit dem Mammut (R.-D. Kahlke, 1994, Tafel 20). Seine Überreste hat man bis mindestens 77,4°N gefunden, beim Kap Tscheljuskin, an der Nordspitze der Taimyr Halbinsel. In was für einem Klima lebt der Bison jetzt an der Nordgrenze seines Gebietes? – Der Bison hat in historischer Zeit in Nordamerika und Eurasien an der Nordgrenze seines Gebietes in diesem Klima gelebt (oder lebt dort noch):

140 (120-160) Tage über 5°C. 90 (70-150) Tage über 10°C. 34,5 (27-47) kcal cm² mittlere jährliche. netto Strahlung an der Erdoberfläche. 1.700° (1.400-2.000°) 10°C.ts. 17.0° (16-19) mittlere Julitemperatur. 300 (250-350) mm jährliche potentielle Evapotranspiration (P.E.). Es gibt dort entweder überhaupt keinen Permafrost, oder nur sporadischen (vereinzelten) Permafrost an seiner Südgrenze.

In Eurasien liegt die Nordgrenze des Bisongebietes jetzt etwa 1.700 (1.500-2.000) km weiter südlich. Und in Nordamerika hat sie sich etwa 1.300 km weiter nach Südosten verschoben. Der Steppenbison war dem harten, trockenen Boden der zonalen Steppe und Waldsteppe angepasst, wie sie jetzt im südlichen Sibirien bei 50°N wächst. Seine kleinen Hufe waren nicht der heutigen sumpfigen Tundra angepasst. Die Hufe des Steppenbison sind genau so klein, wie die des heutigen Bison.

Das bedeutet: Der Steppenbison hat in Nordsibirien zusammen mit dem Mammut gelebt und zwar in einem Klima, als wir es jetzt bei 50°N finden, etwa 1.700 km weiter südlich. Der große Bisonbulle, 1.250 kg schwer, kann nur leben, wo 189 g oberirdische Trockenmasse je Quadratmeter im Jahr wächst (Belovsky, G.,. R., 1986). Der Steppenbison konnte nicht in der periglazialen Steppentundra (Lößsteppe, Mammutsteppe) während des Höhepunktes des Letzten Vereisung leben. Es gab dort zu wenig Futter.

Der 1.250 kg schwere Bison könnte nicht einmal heute in der azonalen Trockensteppe des Yukon und Jakutiens leben. Wenigstens nicht das ganze Jahr über. Die azonale Trockensteppe von NE Jakutien und des südlichen Yukon soll der periglazialen Steppentundra, Lößsteppe oder Mammutsteppe am meisten ähneln.

Die azonaleTrockensteppe bei Tjubeljach, NE Jakutien erzeugt jetzt 20-40 g DM/m² im Jahr von 190 mm Niederschlag. Die azonale Trockensteppe im Tal des Sartan Flusses in NE-Jakutien erzeugt jetzt 38-61 g DM/m² im Jahr, bei einem jährlichen Niederschlag von 153,8 mm. Die azonale Trockensteppe auf dem Schafberg, am Kluane See, im südlichen Yukon Territorium, mit seinem subarktischen Klima, erzeugt jetzt etwa 61,7 g DM/m² im Jahr. Sie wächst dort bei 200 mm Niederschlag.

Wo der Steppenbison in der Zeit des Wollhaarmammuts in Eurasien und Nordamerika gelebt hat. Nach: R. D. Guthrie (1990:51) Bild 2.6. Die punktierte Linie zeigt die Nord- und Südgrenze des Gebietes an, in der der Steppenbison gelebt hat, gemäß Professor R. D. Guthrie. In Wirklichkeit hat der Steppenbison noch weiter im Norden gegrast: bis zum Strand des heutigen Eismeeres hoch, und noch weiter nach Norden, auf dem jetzt überfluteten Festlandschelf.