Kapitel 1: Der Puma

Der Puma (Felis concolor) ist auch als Berglöwe und Kuguar bekannt. Er ist die größte Wildkatze im nördlichen Nordamerika. - Wo lebt er jetzt? Wie weit im Norden, in was für einem Klima? Wie viel muss diese Wildkatze fressen? Wie viel Beutebiomasse braucht der sesshafte Puma wenigstens in seinem Heimatgebiet, wenn er Junge aufzieht? Was haben Wissenschaftler jetzt darüber herausgefunden?

Wenn wir jetzt Nordamerikas Pumas erforschen, möchten wir gern herausfinden: Warum konnte der Höhlenlöwe zusammen mit dem Mammut in Nordsibirien und Yukon/Alaska leben? In was für einem Klima und auf was für einer Pflanzendecke haben sie dort oben gelebt? Wir wollen die Antwort finden, indem wir zuerst die folgenden Fragen untersuchen: Wie weit im Norden lebt Nordamerikas Puma (Felis concolor) jetzt? In was für einem Klima und auf was für einer Pflanzendecke lebt er dort? Wie viel muss diese Katze fressen? Und wie viel große Beutebiomasse muss dort wenigstens sein, damit der sesshafte weibliche Puma seine Jungen aufziehen kann?

Wie viel Beutebiomasse der sesshafte Puma mindestens braucht, um dort zu leben und seine Jungen aufzuziehen, das können wir am besten herausfinden, wenn wir ein Gebiet untersuchen, wo die Beutebiomasse und Puma-Biomasse sehr hoch ist. Mit anderen Worten: Wenn es in einem bestimmten Gebiet viele Huftiere und viele Pumas gibt, wird die Konkurrenz um das Futter zwischen diesen Katzen groß sein. Jede Puma-Familie muss dann versuchen, mit so wenig Futter wie möglich auszukommen. Ihre erwachsenen Jungen müssen dann das Heimatgebiet ihrer Mutter verlassen und müssen versuchen, ein eigenes Gebiet zu finden. Wenn es in einem bestimmten Gebiet viel Futter gibt, im Vergleich zur Anzahl der Pumas, dann bräuchte das erwachsene Junge das Heimatgebiet seiner Mutter überhaupt nicht zu verlassen, wenigstens nicht das weibliche Junge. Sie würden dann einfach ihr Gebiet unter sich aufteilen.

Karte: Gestricheltes Gebiet: wo er noch in historischer Zeit gelebt hat. Dunkles Gebiet: wo er jetzt in Nordamerika lebt. Aus Kenneth R. Dixon, Mountain Lion (Felis concolor), in: Wild Mammals of North America, 1982. Unten: Puma (Felis concolor). Aus: A. Turner und M. Antón, The Big Cats (1996) Bild 3.39.

Der Biologe Maurice C. Hornocker hat den Puma (Berglöwen, Kuguar) in einem Gebiet erforscht, wo es viele große Beutetiere und viele Pumas gibt. Er fand heraus, wie der Berglöwe im Idaho Primitiven Gebiet, im Westen der Vereinigten Staaten, den Maultierhirsch und Elk (Wapiti) (= nordamerik. Rothirsch) jagt. Maurice G. Hornocker (1970) erforschte den Berglöwen in Mittel-Idaho, südlich vom Salmon River, von 1964-69. Dieses Gebiet umfasst 5.180 km². Beutetiere: Dickhornschaf, Maultierhirsch, Schneeziege, Weißwedelhirsch und Elch. Der Maultierhirsch war dort am zahlreichsten. Es gab auch viele Wapitis. Das Forschungsgebiet am Big Creek und Middle Fork umfasst 518 km². Alle Puma-Jungen verließen nach ihrem zweiten Winter ihre Mutter. Die Jungen verlassen ihr Territorium dann, werden Nomaden und wandern weit weg, bis zu 160 km und mehr. Ein alter männlicher Puma wog 74 kg. Ein erwachsener Puma im Big Creek Gebiet tötet im Winter alle 10 bis 14 Tage einen Maultierhirsch. In Utah tötet der Puma alle 10 Tage 1 Hirsch.

M. G. Hornocker untersuchte auch zwei halbzahme Puma-Jungen. Er fand heraus: „Zwei 100 Pfund (45,3-kg), 17 Monate alte männliche Pumas hat man als Teil dieses Studiums großgezogen. Sie verzehrten 3,5 Pfund (1,59 kg) Fleisch, Haut und Knochen am Tag während eines Fütterungsversuches, der 28 Tage dauerte. Im Alter von 4,5 Monaten wogen sie 35 Pfund (15,87 kg) und fraßen in 15 Tagen 1,8 Pfund (0,816 kg) am Tag. Sie durften soviel fressen, wie sie wollten, nachdem sie nach 3 Monaten entwöhnt worden waren.“ (1970:26).

Der durchschnittliche erwachsene Puma im Idaho Primitivem Gebiet, wo es reichlich Beute gibt, frisst 1,8-2,7 kg Fleisch/Tag. Das ist 680-998 kg Fleisch/Jahr. Der Puma frisst nicht 30% der Beute. Es ist Abfall: der Pansen, Knochen und Füße. Aber kleine Hirsch frisst er fast ganz. 1 Puma muss mindestens 5 bis 7 Wapitis oder 14 bis 20 Maultierhirsche im Jahr töten. Im Sommer verdirbt die Hitze leicht die erlegte Beute. 1 erwachsener Puma tötet 862-1.293 kg Beute im Jahr.

Puma-Dichte

Im 518 km² Gebiet am Big Creek und Middle Fork gibt es 9 erwachsene sesshafte Pumas und 8 Halbwüchsige, die auf die sesshaften Pumas angewiesen sind. 4 erwachsene Nomaden sind hin und wieder in diesem Gebiet. Innerhalb dieses Gebietes von 518 km² müssen sie 74 bis 111 Wapitis oder 203 bis 305 Maultierhirsche im Jahr töten. Das ist 12.927-19.368 kg große Beutetiermasse im Jahr. – Aber wird der Puma dann nicht alle Huftiere in diesem Gebiet schließlich ausrotten? – Nein. Der Bestand der Berglöwen blieb während des 5jährigen Studiums stabil. Der Bestand des Dickhornschafes blieb gleich. Und der Bestand an Maultierhirschen und Wapitis nahm zu. Der durchschnittliche Wapiti wiegt 175 kg, und der Maultierhirsch 64 kg.

Zwei Puma-Junge: Ernährung

Der Biologe Maurice C. Hornocker zog 2 männliche Puma Junge auf, nachdem sie mit 3 Monaten entwöhnt worden waren. Im Alter von 4,5 Monaten wogen sie 15,87 kg. Und sie aßen 0,816 kg Hirschbiomasse/Tag in 15 Tagen. Als sie 17 Monate alt waren, wog jedes von ihnen 45,3 kg. Sie aßen 1,59 kg Hirschbiomasse (Fleisch, Organe, Haut und so weiter), bei einem 28tägigen Fütterungsversuch. Das ist 3,51% ihres Körpergewichtes am Tag. Sie konnten soviel fressen, wie sie wollten.

Das magere Fleisch und die Organe des Weißwedelhirsches (Odocoileus virginianus) enthält 1.890 kcal GE/kg Nassgewicht (Davison, R. P. et al. 1978). Der Puma verdaut etwa 86% der Gesamtenergie (GE) vom Hirschfleisch (Ackerman, B. B. 1986). – Wie viel verdauliche Energie haben diese beiden Puma-Jungen dann am Tag je Kilogramm Stoffwechselgewicht aufgenommen?

Das 4,5monatige Puma-Junge, das 15,87 kg wog, fraß 0,816 kg/Tag Hirsch-Biomasse während der 15tägigen Periode. Das ist 5,142% seines Körpergewichtes/Tag, während sie halb zahm waren. Es nahm dann 167 kcal DE/kg0.75 Tag auf, während es wuchs. - Das 17monatige Puma-Junge, das 45,3 kg wog, fraß 1,59 kg Hirschbiomasse/Tag während des 28tägigen Fütterungsversuches. Das ist 3,510% seines Körpergewichtes/Tag. Es nahm dann 148 kcal DE/kg0.75 Tag auf, während es wuchs.

Wie groß, wie schwer

Wie groß ist das Heimatgebiet des weiblichen Pumas im Westen Nordamerikas? Und wie schwer ist der Puma?

Der Berglöwe der Diablo Range in Kalifornien, gemäß Rick A. Hopkins, San Jose Staatliche Universität, in Katzen der Welt (1986:223): Weibchen Nr. 390, 30 kg, 71 km² Heimatgebiet. Weibchen Nr. 250, 36 kg, im ersten Jahr 62 km², im zweiten Jahr 70 km².

Kenneth R. Russel (1978), Colorado Staatliche Universität, sagt über den Puma: In West N. Amerika wiegt der erwachsene männliche Berglöwe (Felis concolor) etwa 63-73 kg, und das erwachsene Weibchen 41-50 kg. Das Heimatgebiet des sesshaften Weibchens ist etwa 40-80 km², und das des Männchens 65-90 km².

Der Kanadische Puma (Felis concolor) im Winter. Aus Cougar, Hinterland Who’s Who, Canadian Wildlife Service (1990). Foto T. W. Hall.

 

Der Puma im Südlichen Utah

Wie viel muss der frei lebende Puma im südlichen Utah am Tag fressen, wenn er allein ist und wenn er Junge aufzieht? Wie viel Huftier-Beutebiomasse braucht er je Quadratkilometer auf seinem Heimatgebiet?

Bruce B. Ackerman, Tierwelt-Forschung, Utah Staatliche Universität, und Mitarbeiter (1986) berichten uns über ihr Energiemodell für den Kuguar. Sie stellten fest, wie viel der frei lebende Kuguar (Felis concolor) fressen und wie viele Beutetiere er töten muss. 15 Kuguare, mit Radiosendern, zwischen April 1979 und September 1980, übersandten Daten über das, was sie taten, aus dem Forschungsgebiet in das Modell. Sie sammelten Felddaten in einem 4.500 km² großen Forschungsgebiet im Süden von Mittel Utah: im Boulder Escalante-Gebiet. Das Klima: Januar –2,8°C, Juli 24,5°C. Der Kuguar frisst 79% der Huftierbeute. Man gab 3 gefangenen Kuguars, die 1-2 Jahre alt waren, in 15 Versuchen ganze Hirschkadaver zu fressen. Die Kuguare fraßen dann 4,4 kg Fleisch/Tag. 83% der Biomasse, die der Kuguar in Boulder-Escalante frisst, besteht aus Huftieren. Der Rest ist kleine Beute, hauptsächlich Schwarzschwanz Jackrabbit (Lepus californicus). Haut, Magen, und Gedärme der Beute, fraßen sie selten.

Das magere Fleisch und die Organe des Weißwedelhirsches enthalten 1.890 kcal GE/kg Nassgewicht. Und der ganze Schneeschuhhase (Lepus americanus) enthält1.530 kcal GE/kg Nassgewicht. Der Puma nimmt 86% der Gesamtenergie (GE) vom Hirsch auf, und 80% der GE von kleinen Säugetieren. Der durchschnittliche Maultierhirsch, den der Kuguar im Boulder-Escalante-Gebiet tötet, wiegt 46 kg.

 

Oben: Der Puma (Felis concolor). Aus A. Turner and M. Antón, The Big Cats (1996:87) Fig. 3.39. Unten: Gesamtenergie, die er am Tag braucht (kcal GE (Tag) und Hirschbiomasse, die er verzehrt (kg/Tag), (a) Männchen und (b) Weibchen im Laufe der Zeit. Die untere Kurve ist der Grundumsatz, dazu kommt die Energie, die der Puma braucht, um sich zu bewegen und zu wachsen. Aus B. B. Ackerman et al. Predictive energetic model for cougars, in Cats of the World (1986:344) Bild 2.

Die gesamte Energie (kcal GE/Tag) und Hirschbiomasse (kg/Nassgewicht die ein weiblicher Puma im Laufe der Zeit braucht, und ein weiblicher Puma mit 1-4 Jungen, die auf ihre Mutter angewiesen sind. Aus B. B. Ackerman et al. Predictive energetic model for cougars, in Cats of the World (1986:346) Fig. 3.

 

 

Puma mit Kleinkindern

 

John C. Seidensticker und Mitarbeiter berichten über die „Gebirgslöwen-Sozialorganisation im Idaho Primitiven Gebiet“ (1973):

 

„Wenn der Puma, die Stelle verlassen hat, an der er ein Huftier erbeutet hat, ging er dort nicht gleich wieder hin. Im Gegenteil, wir hatten den Eindruck, das der Berglöwe (Puma) sich bemühte, zu anderen Teilen seines Wohngebietes zu gehen. Manchmal ging der Berglöwe später wieder zu der Stelle hin, an der er ein Huftier erbeutet hatte, bevor er ein weiteres Tier tötete. Aber in dieser Zeit hatten die Aasfresser schon den Kadaver verzehrt, und der Puma hielt sich dort dann nicht länger auf.

 

„Die Bewegungsmuster der Weibchen mit kleinen Jungen waren komplizierter, als die anderer Kategorien und variierten bei den einzelnen Berglöwen. Zwischen Tötungen während des ersten Winters, ließ die Mutter ihre Kleinen an geschützten Stellen zurück, in Dickichten, an Steilwänden oder unter großen Tannenbäumen oder an Stellen, an denen sie ein Huftier erbeutet hatte. Gewöhnlich brachte sie ihre Jungen jeden Tag an eine andere Stelle. Aber manchmal ließ sie sie auch zwei Tage lang an derselben Stelle. Gewöhnlich war die Entfernung, wenn sie ihre Kinder von einer Stelle zur nächsten bracht, viel kürzer als 1,6 km. Von diesen Stellen aus (wo sich ihre Jungen befanden) ging sie dann hin und zurück, während sie wahrscheinlich nach Beute suchte.

 

Die Berglöwin Nr. 29, mit sehr kleinen Jungen (weniger als 3 Monate alt), haben wir nahe an der Stelle gefangen, an der sie ein Stück Wild gerissen hatte, spät im Jahr 1968. Und dieses Weibchen brachte ihre 6 Monate alten Jungen (Nr.. 47 und 51, ein anderer Wurf) zu den Stellen, an denen sie ein Huftier getötet hatte, spät im Jahr 1970. Die Berglöwin Nr. 93 brachte ihre 4 Jungen nicht zu den Stellen, an denen sie ein Stück Wild gerissen hatte, im Herbst 1971. Das haben wir auch schon früher bei anderen Berglöwinnen beobachtet. An einer Stelle, wo das Weibchen ein Huftier getötet hatte, befanden sich die Jungen fast 0.8 km von dieser Stelle. Und die Berglöwin Nr. 93 brachte sie zu einer anderen Stelle, auch als sie noch zu ihrer Beute zurück kehrte. ... Im zweiten Winter, bevor die Jungen von ihr unabhängig wurden, waren die Jungen, bis auf eine Ausnahme, immer zusammen mit ihrer Mutter an der Stelle, wo sie ein Stück Wild gerissen hatte.“ Seidensticker et al. (1973:29).

 

„Der Berglöwe ist so beschaffen, dass er jagen und töten muss. Er muss sich ein Beutetier suchen, und zwar an einer Stelle, an der er sich unbemerkt so dicht an das Tier heran schleichen kann, dass er es erfolgreich angreifen kann.“ (1973:30)

 

Anzahl der Stellen und Abstand von der Mutter

 

Entfernung (km) von der Mutter

Dezember

Januar

Februar

März

0-0.39

19

68

64

30

0.40-0.79

6

2

3

11

0.80-1.19

1

1

5

2

1.20-1.60

3

2

1

0

1.61 +

4

13

0

3

 

Aus: J. C. Seidensticker et al (1973:30) Tabelle 19. Dies zeigt uns, wie weit die kleinen Pumas, mit einem Radiosender ausgestattet, (Nr. 47, 48, 49, 51) von ihren Müttern (Nr. 29, 93) in den Wintermonaten entfernt waren, bevor die Jungen unabhängig wurden. 

 

6jähriger männlicher Puma im Süden von Mittel-Utah

Wie viel Beutebiomasse braucht der frei lebende sesshafte 6jährige männliche Puma im Süden von Mittel-Utah? Wie viel am Tag und im Jahr? Und wie viel Beutebiomasse muss sein Heimatgebiet dann haben?

Der frei lebende 6jährige männliche Puma im Süden von Mittel-Utah wiegt 75,249 kg. Er braucht 6.140 kcal GE/d (DE = 86% von GE). Er nimmt dann 207 kcal DE/kg0.75 Tag auf. Er frisst 4,310 kg Hirschbiomasse/Tag (Nassgewicht). Das ist 5,728% seines Körpergewichtes am Tag. Der Puma frisst dort 79% der Huftierbeute. Er muss dann 5,456 kg Hirschbiomasse/Tag, und 1991,44 kg Hirschbiomasse im Jahr töten. Das sind 43 Maultierhirsche, von denen jeder 46 kg wiegt.

Ich nehme hier in diesem Modell drei Dinge an: Der Puma tötet etwa 9% der lebenden Beutebiomasse auf seinem Heimatgebiet in einem Jahr (wie die anderen großen Katzen). Er lebt auf einem 66,5-km² Heimatgebiet. Er beherrscht das Heimatgebiet von drei sesshaften Weibchen. Er nimmt 1/3 seines Futters vom Heimatgebiet seiner drei Weibchen.

Sein 66,5 km²-Heimatgebiet muss dann eine Hirschbiomasse von 22.127 kg haben. 22.127 kg Hirsch : 66,5 km² = 332,732 kg/km². Ein Drittel seines Futters nimmt er vom Heimatgebiet seiner drei Weibchen. Das ist 111 kg/km². Wichtig für uns ist hier: Der 6jährige männliche Puma, der 75 kg wiegt, braucht auf seinem 66,5-km² Heimatgebiet eine Hirschbiomasse von mindestens 333 kg/km².

 

4jähriger weiblicher Puma im Süden von Mittel-Utah

Der 4jährige weibliche Puma im Süden von Mittel-Utah wiegt 45,0 kg, wenn sie nicht reproduziert und wenn sie draußen in der Wildnis lebt. Sie braucht 3.131 kcal GE/Tag. Das ist 155 kcal DE/kg0.75 Tag. Sie muss 2,172 kg Hirschbiomasse/Tag verzehren: 4,827% ihres Körpergewichtes. Das ist 1.003 kg Hirschbeute/Jahr oder 22 Maultierhirsche, zu je 46 kg. Wenn sie 9% des gesamten Hirschbestandes auf ihrem 66,5-km² Heimatgebiet im Jahr tötet, muss es dort 11.144 kg lebende Beute auf ihrem Heimatgebiet geben. Es muss dann eine Hirschbiomasse von 168 kg/km² haben.

1 weiblicher Puma mit 2 Jungen (2 Monate alt)

Ein weiblicher Puma mit 2 Jungen (2 Monate alt) braucht 1.614 kg Huftier-Beutebiomasse in einem Jahr. Sie muss dann mindestens 35 Maultierhirsche, zu je 46 kg, im Jahr töten. Wenn sie 9% der Hirschbiomasse/Jahr auf ihrem 66,5 km² Heimatgebiet nutzt, muss es eine lebende Beutebiomasse an Maultierhirschen von 17.933 kg haben. Das ist 270 kg/km². Dazu kommt dann noch das Drittel an Futter, das der sesshafte männliche Puma, der 75 kg wiegt, auf ihrem Heimatgebiet tötet. Dann kommen wir auf eine gesamte Beutebiomasse an lebenden Hirschen von 381 kg/km². Der weibliche Puma kann nicht weit von ihren kleinen Jungen weg gehen, wenn sie jagt. Ihr Jagdgebiet muss dann viel kleiner sein. Sie kann dann nur einen sehr kleinen Teil ihres 66,5 km² Heimatgebietes benutzen, dicht bei ihrer Höhle. Und dieses kleine „Kindbett-Revier“ muss dann eine viel größere Dichte an Hirschen haben. Sonst könnte diese Puma-Mutter dort nicht ihre Jungen aufziehen. Daraus schließe ich, dass der laktierende Puma eine Huftierbiomasse von mindestens 381 kg/km² braucht. Deshalb kann der sesshafte Puma, der Junge aufzieht, nicht in der arktischen Tundra leben. Dort gibt es zu wenig Futter.

Die kanadischen Tierwelt-Biologen R. J. Hudson und F. L. Bunnel (1980:210) fanden heraus: Die arktische Tundra hat eine Huftierbiomasse (an Karibu und Moschusochsen) von nur 18-26 kg/km², oder durchschnittlich 22 kg/km².

1 weiblicher Puma mit 3 Jungen (13 Monate alt)

Der 1 weibliche Puma und ihre 3 Jungen (13 Monate alt) brauchen 5.088 kg lebende Beute/Jahr. Wenn sie 9% der Hirschbiomasse im Jahr nutzt, muss es dort dann 56.533 kg lebende Hirschbiomasse geben : 66,5-km²-Heimatgebiet = 850 kg/km² lebende Hirschbiomasse. Der 6jährige männliche Puma, der das Heimatgebiet von drei Weibchen beherrscht, tötet 1/3 seines Futters auf ihrem Heimatgebiet. Deshalb müssen wir 111 kg/km² hinzufügen. Ihr 66,5-km² Heimatgebiet muss dann eine Hirschbiomasse von 961 kg/km² haben.

Und wenn ihr Heimatgebiet doppelt so groß wäre, sagen wir 140 km²? – Dann bräuchte diese Puma-Familie immer noch eine Hirschbiomasse von 404 kg/km². - Der 1 sesshafte weibliche Puma muss für sich und ihre 3 Jungen (13 Monate alt) mindestens 5.088 kg Hirschbiomasse im Jahr töten. Das sind 111 Maultierhirsche, zu je 46 kg.

1 weiblicher Puma mit 3 Jungen (15 Monate alt)

Der 1 weibliche sesshafte Puma mit ihren drei Jungen (15 Monate alt) braucht 5.416 kg lebende Hirschbiomasse in einem Jahr. Das sind 118 Maultierhirsche, zu je 46 kg. Sie töten 9% der Hirschbiomasse auf ihrem 66,5-km² Heimatgebiet im Jahr. Ihr Heimatgebiet muss dann eine Hirschbiomasse von mindestens 905 kg/km² haben. Dazu müssen wir die 111 kg/km² für den 6jährigen sesshaften männlichen Puma hinzufügen, der 75 kg wiegt. Weil er sich ein Drittel seines Futters aus ihrem Heimatgebiet holt. Der weibliche Puma und ihre 3 Jungen (15 Monate alt) brauchen dann eine Beutebiomasse an Maultierhirschen von 1.016 kg/km².

Einwand: Jemand könnte jetzt einwenden und sagen: Aber könnte der sesshafte Kuguar, der Junge aufzieht, nicht auch auf der arktischen Tundra leben, indem er Schneeschuhhasen und Schneehasen jagt, so wie der Luchs? In den Jahren, wo es viele Hasen gibt, muss die Beutebiomasse dort dann auch recht hoch sein. Würde der Puma dort dann nicht auch genug zu fressen finden? - Das ist ein wichtiger Einwand. Ist er stichhaltig?

Bruce B. Ackerman und Mitarbeiter (1986:350): „Ein einzelner erwachsener Kuguar braucht 1-2 Schwarzschwanz-Jackrabbits/Tag. Aber er bräuchte 7-8 Jackrabbits am Tag, um eine Familiengruppe mit 3 15monatigen Jungen zu ernähren. Der weibliche Kuguar mit Jungen könnte nur kleine Beute benutzen, wenn es viel kleine Beute gibt. Der Kuguar kann nur seine Jungen aufziehen, wo es genug Huftiere gibt. Ein lebensfähiger Kuguarbestand kann nur existieren, wo es genug Huftiere gibt, die so groß wie Hirsche sind.“

Und was würde die Kuguar-Familie, die von Hasen lebt, dann in den Jahren tun, in denen es nur wenige Hasen gibt, wenn der Hasenbestand seinen zyklischen Tiefstand erreicht hat? Noch ein Grund, warum der Kuguar sich nicht von Hasen ernähren kann, wie der Luchs, wenn er seine Jungen aufzieht: Diese große Katze müsste dann mehr Energie aufwenden, wenn sie Hasen jagt, als sie gewönne, wenn sie diese auffrisst. Sie müsste dann mehr Energie aufwenden, als sie herein bekäme.

Der Kuguar widerlegt eindeutig die Behauptung, dass der viel größere Höhlenlöwe in Alaska und Nordsibirien in einem strengen arktischen Klima, auf einer arktischen Steppentundra gelebt hat. Der spätpleistozäne Höhlenlöwe war etwa so groß wie der heutige Löwe und der Amur Tiger. Der sesshafte Löwe und der Puma würden auf einer arktischen Pflanzendecke verhungern.

Junger männlicher Berglöwe mit einem jungen Maultierhirsch in Utah (Photo: F. Lindzey). Aus: Wild Furbearer Management and Conservation (1987:661). Bild 3.

 

Puma: Nördlichstes Gebiet

Wie weit im Norden lebt jetzt Nordamerikas Berglöwe, Puma oder Kuguar (Felis concolor)? In was für einem Klima lebt er dort?

Die Landkarte über das Gebiet des Pumas von Kenneth R. Dixon (1982) zeigt uns: Der Puma hat in SW Kanada früher (in den Prärien von Alberta bis Manitoba) bis etwa 51°N gelebt. Bei den Großen Seen ging er bis 48°N hoch. Und in Ostkanada (östlich der Großen Seen), ging er auch bis 48°N hoch. In Neubraunschweig lebte er bis 49°N. Jetzt lebt der Puma im Norden von Britisch Kolumbien bis 55-58°N. Aber ich kenne noch keine Beweise dafür, dass auch der sesshafte Puma, der Jungen aufzieht, bis 55-58°N lebt. Er könnte dort nur als Nomade leben. In Alberta findet man den Puma bis 52-55°N.

Britisch Kolumbien, bis 55-58°N: Klima

4°C mittlere jährliche. Lufttemperatur. Kein Permafrost. 120-150 Tage über 5°C im Jahr. 80 Tage über 10°C. 30 kcal cm² Nettostrahlung an Erdoberfläche. 400-500 mm potentielle Evapotranspiration (P.E.). 1.000-2.000° 10°C.ts. 14°C mittlere Julitemperatur.

Süd Mittelkanada, Prärieprovinzen (Alberta-Manitoba), bis 51°N

4-8°C mittlere jährliche. Lufttemperatur. Kein Permafrost. 150-160 Tage über 5°C. 135 Tage über 10°C. 38 kcal cm² Nettostrahlung an Erdoberfläche. 600 mm P.E., 2.000° 10°C.ts. 16-18°C mittlere Julitemperatur.

E. Kanada, Neubraunschweig, bis 40°N,

4°C mittlere jährliche. Lufttemperatur. Kein Permafrost. 150-180 Tage über 5°C. 120 Tage über 10°C im Jahr. 40 kcal cm² Nettostrahlung an Erdoberfläche. 600 mm P.E., 1.500° 10°C.ts., 18°C mittlere Julitemperatur.

Das beweist mir: Der sesshafte Puma ist einem gemäßigten Klima, ohne Permafrost, angepasst. Der sesshafte Puma, der seine Jungen aufzieht, kann nicht in einem arktischen oder subarktischen Klima leben, weil er dort nicht genug zu fressen fände. Deshalb konnte auch nicht der viel größere Höhlenlöwe, in der Zeit des Mammuts, in einem arktischen Klima leben. Die Huftierbiomasse je Quadratkilometer wäre zu niedrig gewesen.