Kapitel 2: Bison auf der Nördlichen Großen Prärie

Wie hat der Bison auf der Großen Prärie von Nordamerika, im Süden Kanadas und im Norden der Vereinigten Staaten, gelebt? Wo hat er sich im Winter aufgehalten und wo im Sommer? Wie weit ist er im Jahr umher gewandert? Ist der Präriebison den ganzen Winter über auf der Kurzgras-Prärie geblieben? Und ist er im Herbst nach Süden gewandert? Wenn ja, wie weit nach Süden? Wie viel Futter wächst auf seinem Sommergebiet und seinem Wintergebiet? Wie hat der Präriebison im Winter überlebt, wenn es Schneestürme (Blizzards) gab und wenn der Schnee hoch und verkrustet war? Wie gut ist der Präriebison im Winter der großen Kälte der Nördlichen Prärie angepasst? Wie viel Futter muss wenigstens wachsen, damit der Bison dort leben kann? Wie viel oberirdische trockene Pflanzenmasse (gDM/m² Jahr) muss dort mindestens im Jahr wachsen? Was haben die Wissenschaftler jetzt darüber herausgefunden?

Grace R. Morgan berichtet in seinem Artikel, „Bison-Wanderungen auf der kanadischen Prärie: eine ökologische Analyse“, veröffentlicht in: Plains Anthropologist Journal of the Plains Conference 25: 143-160 (1980):

„McHugh (1972:177-178) berichtet über die Herden auf der Saskatchewan Prärie: Der Bison in diesem Gebiet hat im Herbst kurze jahreszeitlich bedingte Wanderungen nach Norden und Westen unternommen, von der ungeschützten Prärie in die bewaldeten Gebiete, um dort Schutz vor den Winterstürmen zu suchen. ... Störende physikalische Faktoren (Moodie und Ray 1976:49), welche die regionalen Bewegungen der Herden beeinflussten, waren milde Winter, die es den Bisons erlaubten, auf dem offenen Weideland zu bleiben, tiefer Schnee, der die Bisons daran hinderte, bewaldete Gebiete zu erreichen, und Präriefeuer.“ (1980:144)

Henry Youle Hind (1971) schreibt in seinem Bericht Narrative of the Canadian Red River Exploring Expedition of 1857 and of the Assiniboine and Saskatchewan Exploring Expedition of 1858, Edmonton: „Hind (1971:2:108-109) hat festgestellt: ‚Die großen westlichen Herden überwintern zwischen dem Südlichen und dem Nördlichen Saskatchewan Fluss, südlich der Touchwood Hügel und jenseits des Nördlichen Saskatchewan Flusses, im Tal des Athabaska Flusses; sie überqueren im Juni und Juli den Südlichen Saskatchewan Fluss, besuchen die Prärie auf der Südseite der Touchwood Hügel und überqueren das Qu'Appelle Tal irgendwo zwischen der Biegung des Südlichen Saskatchewan Flusses und einige Meilen westlich von Fort Ellice am Assiniboine. Dann wandern sie zum Grand Coteau de Missouri. Die Ostflanke ihrer Herde nähert sich dann oft der Herde des Roten Flusses, wenn sie von Norden her vom Grand Coteau kommt. Dann überqueren sie den Missouri und wandern zum Yellowstone Fluss hoch. Dann kommen sie zum Saskatchewan Fluss und dem Athabaska Fluss zurück, wenn es Winter wird, indem sie an den Ausläufern des Felsengebirges entlang wandern.‘

„Gemäß Hind umfasste das Wintergebiet (des nördlichen Präriebisons) die Gemischte Prärie, die Fescue Prärie des Espenhain-Gebietes, das Weideland im Espenhain-Gebiet und die Täler in diesem Gebiet (Abb. 2). Das Sommergebiet umfasste, gemäß Hind, etwa die Trockene Gemischte Prärie. Die natürliche Südgrenze des Wintergebietes lag, gemäß Hind, am Qu‘Appelle Fluss, Moose Jaw Bach und im Tal des Südlichen Saskatchewan Flusses und auf der Gemischten Prärie der angrenzenden Hochflächen.“

„Es bestand daher ein wichtiger Unterschied in der Menge des Futters, das in diesen beiden Gebieten im Jahr wuchs. Auf dem ungeschützten Weideland im Wintergebiet wuchs doppelt soviel Futter wie im Sommergebiet. Auf den geschützten Wiesen des Wintergebietes wuchs vier bis fünfmal soviel Futter wie im Sommergebiet. Auf den offenen Wiesen des Wintergebietes wuchs Ende April etwas doppelt soviel neues Frühjahrsgras wie im Sommergebiet.“ - Morgan, R. G. (1980:150)

Der jährliche Zyklus

Wo blieb der Präriebison im Winter und wo im Sommer?

R. G. Morgan: „Am Anfang des Frühjahrs, bevor das neue Gras zu wachsen beginnt, wird es im saisonbedingten Lebenszyklus der Bisonbestände kritisch. Die Herden sind dann physisch vom langen Winter geschwächt. Die Futtervorräte haben sie dann fast ganz aufgebraucht. Und die Gräser, die dann noch da sind, nachdem sie dem Winter ausgesetzt waren, enthalten jetzt am wenigsten Nährstoffe (Clarke et al. 1945:20).

„Wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt und die Wiesen überflutet sind, wenn der Boden dann überall sehr feucht ist, kann der Bison das Futter, das dann noch in den tiefer liegenden Gebieten in den Tälern vorhanden ist, nicht nutzen. Dies zwingt dann viele Pflanzenfresser, in die Gemische Prärie auf dem Hochland auszuweichen. Dadurch erhöht sich dort dann der Druck, der durch dieses Grasen auf dieses Gebiet ausgeübt wird. Dieses Ausweichen auf die Gemischte Prärie mag dann einige Herden veranlassen, in ihr Sommergebiet zu gehen. Im Wood Buffalo Park wandert der Bison gewöhnlich nach Nordwesten in sein Sommergebiet, und nach Südosten in sein Wintergebiet, wie Soper (1941:384) beobachtet hat:

„‚Wenn es Frühling wird, wenn die Wiesen im Tiefland anfangen zu tauen, wenn sie mit Schmelzwasser überflutet werden, dann beginnen die Herden, mehr oder weniger methodisch, nach Westen zu wandern... Die einzelnen Tiere und Herden verlassen ihr Wintergebiet so allmählich, dass das einem kaum auffällt. Die ersten Herden wandern in der dritten oder letzten Woche im Februar weg.‘ (Soper 1941:384)

„Im Gebiet von Moose Jaw fangen die ersten Gräser auf den Südhängen an zu wachsen. Dort grasen die Tiere dann am meisten. Auf der Gemischen Prärie auf dem Hochland fangen die Gräser etwa in der Mitte der zweiten Woche im April an zu wachsen. Dadurch lässt der Druck, der durch das Grasen auf die anderen Gebiete ausgeübt wird, dann etwas nach. In den tief liegenden Gebieten in den Tälern fangen die Pflanzen viel später an zu wachsen. Das veranlasst dann viele Pflanzenfresser, die Täler zu verlassen und auf das Hochland zu wandern, um dort das frisch gewachsene Gras abzuweiden..

„So ähnlich ist das auch im Espenhain Gebiet. Auf den geschützten Wiesen fängt das Gras viel später an zu wachsen. Auf den ungeschützten Wiesen wächst das Gras früher. Das veranlasst die Pflanzenfresser dann, das geschützte Gebiet (die Wiesen im Wald) zu verlassen." – Morgan, R. G. (1980:150, 151). Wie schon erwähnt: Ende April wächst auf den offenen Wiesen im Wintergebiet doppelt soviel Futter, wie im Sommergebiet. Deshalb kann das Wintergebiet in dieser Zeit des Jahres die großen Bison Herden am besten ernähren. Es gibt jetzt zwar noch nur wenig neues Gras, doch es ist jetzt am nahrhaftesten.

„Die oben erwähnten Verhältnisse deuten darauf hin, dass der Druck auf die Herden auf den offenen Wiesen im Wintergebiet allmählich immer größer wird. Aber die Herden, die am Südrand des Wintergebietes in den Tälern überwintert haben, wandern dann auch allmählich in ihr Sommergebiet ab. In dieser Zeit des Jahres ist das Futter noch knapp. Dadurch, dass die Herden allmählich aus ihrem Wintergebiet in ihr Sommergebiet wandern, können sie das vorhandene Futter in beiden Gebieten nutzen. Der Druck, der durch das Grasen auf das Gebiet ausgeübt wird, verringert sich, indem er sich über ein größeres Gebiet verteilt." - Morgan, R. G. (1980:151)

„Die geringe Menge an Futter, die auf dem Sommergebiet wächst, beeinflusst diese Verhaltensmuster stark. Wie schon erwähnt: Auf den ungeschützten Wiesen im Wintergebiet wächst im Jahr fast doppelt soviel Futter, wie im Sommergebiet. Auf den geschützten Gebieten im Wintergebietes wächst vier bis fünfmal soviel Futter, wie im Sommergebiet. Ein Gebiet, das nur wenig Futter erzeugt, kann am besten genutzt werden, wenn kleine umherwandernde Herden sich über ein großes Gebiet verteilen.

„Nelson (1965:107) hat festgestellt: ‚Der Bison hat gegenüber dem gezähmten Rind einen Vorteil. Er zieht fast ständig umher und bleibt nicht in einem Gebiet, bis er dort alle Pflanzen ganz abgeweidet hat, wie es das Hausvieh oft macht. So vermeidet es der Bison, dass er zu lange in einem Gebiet grast. Außerdem nutzt er ein größeres Gebiet gleichmäßig. Dadurch kann er dann möglichst viel Futter aufnehmen, ohne die Wiese zu stark zu schädigen.‘

„Soper (1941:384) berichtet, dass einige Herden fast dauernd an einer Stelle bleiben, dass sie nur 5 bis 10 Meilen (8-16 km) weit umherziehen. Andere Herden wandern vielleicht bis zu 150 Meilen (241 km) weit. Oder hin und zurück, etwa 300 Meilen (483 km) weit. Im Sommer verteilen sich die Herden ungleichmäßig über das Gebiet. Gemäß Soper (1941:382), ‚gehen sie dorthin, wo das beste Futter wächst.‘ Er hat festgestellt: Im sumpfigen Tiefland kann der Bison nicht grasen. Deshalb gibt es dort wenige Bisons. Wo viel Futter wächst, gibt es viele Bisons.

„Im Herbst ist es für den Bison schwierig, in sein Wintergebiet zurückzukehren, weil es nur wenig Wasser gibt. In großen Teilen seines Sommergebietes gibt es nur wenige Flüsse und Bäche. Siele Seen sind dort alkalisch. Und ein großer Teil des Wassers, das an der Erdoberfläche vorhanden ist, verdunstet im Sommer. Früher haben dort viele Biber in den Tälern gelebt. Sie bauten Staudämme und legten so Teiche an. Deshalb hat es dann im Wintergebiet des Bisons in dieser Jahreszeit genug Trinkwasser gegeben.

„Die Bisonherden gingen auch gern in ihr Wintergebiet, weil es dort viel gutes Futter gab. Ende Juli waren die meisten Gräser im Sommergebiet trocken. Sie enthielten dann viel weniger Nährstoffe (Clarke et al. 1943:22). Auf der Gemischten Prärie, die auf durchschnittlich feuchtem Gebiet im Wintergebiet wächst, sorgte das feuchtere Klima dafür, dass die Pflanzen dort erst später in die Winterruhe gehen. Die Gräser sind dort noch Ende September oder Anfang Oktober teilweise grün (Coupland 1950:297-299), so dass sie einen größeren Teil ihrer Nährstoffe behalten.“ – Morgan, R. G. (1980:152, 153)

„In den Tälern, wo der Biber lebt, sind die Feuchtigkeitsverhältnisse noch günstiger, als auf den Gemischten Prärie-Hochländern. Dadurch wächst dort dann mehr Futter auf den Gras- und Seggenwiesen im Tiefland. Im Espenhain Gebiet wirkt sich der Schutz der Espen dort auch günstig auf die Wiesen aus. Die Bisonherden wandern vom Mai an in ihr Sommergebiet und kehren im Herbst in ihr Wintergebiet zurück.

„Der wichtigste Vorteil dieses Rotationssystems ist: im Frühjahr verringert es den Druck auf das Wintergebiet, der durch das Grasen ausgeübt wird. Und zwar, wenn die Gräser noch recht unreif sind und sich wieder erholen können. Die Gräser haben dann noch genügende Zeit, normal zu wachsen und Samen zu erzeugen. Bevor die Bisons im Herbst zurückkehren, bleiben sie gewöhnlich auf dem offenen Weideland und grasen dort, bis das ungünstige Klima sie zwingt, geschützte Gebiete aufzusuchen.

„Deshalb halten sich dann immer mehr Bisonherden auf dem offenen Weideland in ihrem Wintergebiet auf, bis der erste Schnee fällt, und zwar, wo sie genug Trinkwasser haben. Sie ziehen dann nicht weit umher. Sie halten sich dann in den Tälern und an den Seen auf, wo sie trinken können. Von dort aus wandern die Herden dann in das Offene Gemischte Prärie-Weideland, um zu grasen.

„Ungünstiges Wetter, wie Schneestürme (Blizzards) oder große Kälte, treiben die Herden dann in die geschützten Gebiete. Die Netzwerke der Pfade zeigen uns, dass einzelne Herden gewöhnlich immer wieder in bestimmte Gebiet zurückkehren, um zu überwintern. Große Herden bleiben dort dann den Winter über.

„Soper (1941:380) bemerkt dazu: Im Wintergebiet ist der Bison recht sesshaft. Die gleichen Herden bleiben dann mehrere Monate lang auf den gleichen großen Wiesen und Prärien. Wenn die Gruppen ihr passendes Wintergebiet erreicht haben, ist es unwahrscheinlich, dass sie dann noch viel umherwandern, solange sie dort genug Futter haben.

„In dieser Jahreszeit finden sie im geschützten Gebiet der Espenhaine und in den Tälern am meisten Futter. Diese Wiesen erzeugen vier bis fünfmal soviel Futter wie das Sommergebiet. Deshalb kann nur dieses Wintergebiet diese großen sesshaften Herden ernähren. Wenn der Winter sehr kalt ist, müssen die Herden dort lange bleiben. Dann ermöglicht es die hohe Produktivität dieses Weidelandes und anderes Futter, das dort auch noch vorhanden ist, dafür, dass sie überleben können

„Die Temperatur- und Schneeverhältnisse sind zwar im Gebiet von Moose Jaw (im Süden von Saskatchewan) im Winter günstiger, als im nördlichen Teil des Wintergebietes. Schneestürme (Blizzards), wie Longley (1972:52 sie definiert) gibt es 150 Stunden lang im Winter im Moose Jaw Gebiet. Weiter im Norden, bei Saskatoon (am Südrand des Espenhain-Gebietes) gibt es durchschnittlich nur 25 Stunden Blizzards. Und North Battlefield (mitten im Espenhain-Gebiet) hat 11 Stunden. Das zeigt uns, dass die Herden, die im Gebiet von Moose Jaw überwintern, gezwungen sind, sich öfters längere Zeit in den geschützten, bewaldeten Gebieten aufzuhalten.

„Hoher Schnee hindert den Bison gewöhnlich nicht allzu sehr daran, umher zu ziehen und sich sein Futter zu suchen. Soper (1941:401) bemerkt dazu: ‚ ... der Bison kann in tiefem Pulverschnee eine Zeit lang schneller laufen, als ein galoppierendes Hundegespann auf einem gebrochenen Pfad.‘ McHugh (1958:5) hat beobachtet, dass die Bisons auch noch dort grasen können, wo der Schnee bis zu vier Fuß (122 cm) hoch ist. Der Elk (= Wapiti) kann auch noch grasen, wenn der Schnee hoch ist.

„Große Schneefälle, wo der Schnee dann taut und gefriert, erzeugen manchmal eine unzerbrechliche Kruste. Dann kommt der Bison nicht mehr an das Gras heran. Die verschiedenen Tierarten finden dann nur wenig Futter. Und dann finden sie ihr Grasfutter nur noch auf den Hängen, wo der Wind den Schnee weggeblasen hat. Und diese Stellen werden dann zu stark genutzt.

„Meagher hat kürzlich die Bisonherden im Yellowstone Nationalpark untersucht und kam dabei zu ähnlichen Ergebnissen: ‚... klimatische Einflüsse (langer Winter, große, anhaltende Kälte, hoher und manchmal verkrusteter Schnee) die sich direkt oder indirekt auf den Bison auswirkten, waren die wichtigsten Todesursachen‘ (Meagher 1973:73).

„Eine Kombination im Winter von kalten Temperaturen, kein Schnee und Trinkwasser an der Erdoberfläche, das unter einer dicken Eiskruste verborgen ist, bewirkt auch, dass dann viele Bisons sterben. Im Winter ist es für die Bisonherden am schwierigsten, zu überleben.“ - Morgan, R. G. (1980:154, 155)

Prärie-Bisonbulle auf den östlichen Ausläufern der Rocky Mountains (Felsengebirge), im Regenschatten, wo es wenig regnet und sehr trocken ist. Aus: Grzimeks Enzyklopädie (1988:398) Bd. 5.

 

Bison-Wanderungen auf der kanadischen Prärie

Der Bison auf der kanadischen Prärie: wo hielt er sich dort im Winter auf und wo im Sommer?

R. G. Morgan: „Die geographische Lage der Pflanzengesellschaften, im Sommer- und im Wintergebiet, zwang die Saskatchewan Herden bei ihrer jährlichen Wanderung in eine Nord-Süd Richtung. Sie zogen dann nach Süden in ihr Sommergebiet und nach Norden in ihr Wintergebiet.

„Die Herden, die in den Vorgebirgen des Felsen Gebirges (Rocky Mountains) überwintern, gehen nach Osten, in ihr Sommergebiet und nach Westen, in ihr Wintergebiet (Abb. 4). Für diese Wanderungen gibt es historische Beweise (Grinnell 1962:234): Wenn es Frühjahr wurde, zogen die Büffel in das flachere Prärieland herab, weg von den Vorbergen (pis'kuns). Dann zogen die Schwarzfuß Indianer auch weg. Wenn es Winter wurde, wanderten die Büffel wieder bis dicht vor die Berge. Und die Indianer, als das Essen knapp wurde, folgten ihnen dann bis zu den zu den Vorbergen (pis'kuns) des Felsengebirges.

„Die Manitoba Herden mussten gewöhnlich in einer Ost-West Richtung wandern. Aber die geographische Lage der Gebiete ist hier umgekehrt. Die Herden mussten dort nach Westen ziehen, um in ihr Sommergebiet zu kommen, und nach Osten, in ihr Wintergebiet (Abb. 4). Hind 1971:107-18) hat diese Wanderungen bestätigt. Er schreibt dazu: "‚Die Bisonherden, die zum Red River Gebiet gehören, überwintern an den Kleinen Souris, und südöstlich am und hinter dem Devil's Lake, und am Red River und am Shayenne. Hier halten sie sich auch im Frühjahr auf. Sie wandern nach Westen zum Grand Coteau de Missouri, bis zum Monat Juni. Dann kehren sie um und wandern nach Norden und besuchen wieder die Kleinen Souris von Westen her, wandern am Westhang des Turtle Mountain entlang zum Devil's Lake, und dann am Hauptfluss (am Red River) entlang wieder zum Shayenne.‘

„Historische Beweise deuten darauf hin, dass (= die Saskatchewan Herden) dort zusammen mit einigen Montana Herden im Sommergebiet grasten. Hornaday (1889:424) hat beobachtet: ‚... die großen Montana Herden leben im Sommer auf den Grand Coteau des Präries, die zwischen dem Saskatchewan und dem Missouri Fluss liegen... Die Herden, die im Gebiet von Montana überwinterten, gingen am Anfang des Frühjahrs immer nach Norden, gewöhnlich im März... Es steht aber auch fest, dass einige kleine Gruppen den ganzen Sommer über in bestimmten Teilen von Montana geblieben sind. Aber der größte Teil dieser Herde überquerte die internationale Grenze und blieb den Sommer über auf den Prärien am Saskatchewan Fluss, (= in Süd Kanada), wo die Mischlinge von der Red River Siedlung und die Indianer der Prärie sie dann jagten.“ – Morgan, R. G. (1980:157, 158)

D.W. Moodie, und A. Kay (1976) berichten in ihrem Artikel, „Büffel-Wanderungen auf der kanadischen Prärie“ in Plains Anthropologist 25: 142-160: „McHugh hat festgestellt: ‚Die Büffel Herden im nordwestlichen Teil der Großen Prärie, besonders in Alberta und Saskatchewan, unternahmen saisonbedingte Wanderungen... Sie verließen die ungeschützte Prärie und gingen in die bewaldeten Gebiete, wenn eisige Winterstürme tobten, um dort Schutz zu suchen.‘ Sie wanderten dann ‚nach Norden und nach Westen in bewaldete Gebiete...‘ (1972:176-78).

„Walker hat auch über regulären Büffel Bewegungen in den nordwestlich Prärien geschrieben. Und, wie McHugh, erklärt auch er diese Wanderungen damit, dass sie Schutz suchen. Walker hat darauf hingewiesen, dass die Topographie (die Form der Landschaft), für das Überleben des Bisons im Winter wichtig ist. Und er schließt daraus: ... der Bison überwinterte in den Tälern und bewaldeten Schluchten der Nordwestlichen Prärie... besonders an Stellen, die besonders geschützt waren.‘ (1974:2).“ Moodie und Kay (1976:46)

„Unter der Kanadischen Prärie verstehen wir hier die Prärie und die Parkland Gebiete von Manitoba, Saskatchewan und Alberta. Die geschichtlichen Beweise zeigen uns ganz klar: Die Büffel, die auf der Kanadischen Prärie lebten, blieben in den kältesten Wintermonaten in den bewaldeten Gebieten. Und vom Frühjahr bis zum Anfang des Winters grasten sie im offenen Weideland. In Kanada ist das Parkland, das heißt, die Übergangszone zwischen dem offenen Weideland und dem geschlossenen Wald, 25 Meilen bis 150 Meilen (40-241 km) breit. Sie erstreckt sich in Form eines breiten Halbkreises vom südöstlichen Manitoba bis zum südwestlichen Alberta (Abb. 1).

„Da das Parkland dort die Form eines Halbkreises hat, konnten die örtlichen Wanderungen beträchtlich von der Nord-Süd-Richtung abweichen. Im Winter zogen die Herden vom ungeschützten Weideland in die Flusstäler und trockene Strombetten oder an die Ränder von Waldgebieten, die auf Anhöhen wuchsen, wie zum Beispiel auf dem Manitoba Steilabhang, dem Schildkröten Berg oder dem Zypressen Hügel. Deshalb konnten die einzelnen Herden oder Gruppen in irgendeine Richtung ziehen, obwohl es eine allgemeine Nord-Süd-Richtung gab.“ - Moodie und Kay (1976:46, 48)

„Der Beweis für diese Wanderungen stammt hauptsächlich aus den Aufzeichnungen der Hudson Bay Gesellschaft (H.B.C.) und von denen der Missionare, die lange unter den Eingeborenen des kanadischen Westens gelebt haben, die von ihm lebten. Die Archive der Hudson Bay Gesellschaft enthalten ... Berichte über das tägliche Leben und die Ereignisse in den Niederlassungen der Pelzhandelsgesellschaft, in den zweihundert Jahren, in denen sie über Kanada (Rupert 's Land) herrschte. In einem großen Teil dieses Gebietes hingen der Transport der Gesellschaft und auch die Ernährung ihrer Diener stark von den regelmäßigen Lieferungen von Büffelfleisch und Pemmican ab. Deshalb enthalten die Aufzeichnungen der Gesellschaft viele Anmerkungen über dieses Tier, auf das dieses Unternehmen angewiesen war.

„Die südlichsten Siedlungen der Gesellschaft lagen an einer Stelle, wo man den Büffel im Sommer und im Winter erlegen konnte. Seine Bestandteile hat man dann zu den Handelsniederlassungen gebracht, und zwar in Form von grünem oder frischem Fleisch, zerstampftem Fleisch, getrocknetem Fleisch, Pemmican und Fett. Diese Handelsniederlassungen der Gesellschaft hat man an bestimmten Stellen angelegt. Einer ihrer Gouverneure, A. G. Dallas (1862) fasste das so zusammen: ‚Die Handelsniederlassungen der Gesellschaft zwischen dem Red River und Edmonton hat man dort errichtet, wo das Waldland in die Prärie übergeht. Und zwar, so dicht an der Prärie, so dass man noch genug Holz und Wasser hatte. ... Der wichtigste Zweck der Handelsniederlassungen in Saskatchewan besteht darin, Nahrung für die anderen Gebiete zu beschaffen. Büffelroben und einige Pelze kommen von dort noch nebenbei.‘“ - Moodie und Kay (1976:48)

„Vom Ende des achtzehnten Jahrhunderts an, bis die Gesellschaft im Jahr1870 ihr Territorium an das Dominion of Canada abtrat, war die Hudson Bay Gesellschaft sehr stark auf den Büffel angewiesen, um ihren Pelzhandel durchzuführen. In dieser Zeit haben auch die Angestellten der Gesellschaft den Büffel genau beobachtet. Sir George Simpson war in dieser Zeit vierzig Jahre lang der Übersee-Gouverneur der Gesellschaft. Deshalb kann er sich, wahrscheinlich besser, also sonst irgend ein Mensch, über das Auf und Ab des Büffels äußern, soweit es um die Handelsniederlassungen geht, die sich um den Nachschub an Nahrungsmitteln kümmerten. Simpson (1847: Bd. 1, 92) berichtet: "‚Sie wandern jedes Jahr von einem Teil des Landes in das andere. Sie machen es dabei umgekehrt wie die Vögel auf ihrem jährlichen Flug. Im Winter gehen sie nach Norden, um sich dort in den Wäldern vor dem strengen Winter zu schützen. Wenn es Sommer wird, wandern sie wieder nach Süden, auf die offene Prärie.‘

„Die Missionare kamen zuerst im zweiten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts bei den Völkern der kanadischen Prärie an. Sie errichteten ihre Missionen unter den Büffel jagenden Indianern und Métis (Mischlingen) in der Parkland Zone der Prärieprovinzen. Ebenso wie bei den Handelsniederlassungen der Gesellschaft, konnten die Missionare auch an diesen Stellen damit rechnen, dass sie regelmäßig genug Büffel für ihre umherwandernden indianischen und gemischten Gemeindemitglieder beschaffen konnten. Einer der erfahrensten Missionare auf diesem Gebiet war Hochwürden John McDougall. Er fasste die Büffel Wanderungen auf der kanadischen Prärie so zusammen: ‚Wer das nicht kennt, kann das schlecht verstehen: je kälter das Wetter und je strenger der Winter ist, um so weiter zogen die großen Herden in den Norden, um dort zu grasen. So haben sie sich in den Sechziger und die Siebziger Jahren (= des 19. Jahrhunderts) verhalten, soweit ich das weiß.‘ (1911:26).

„Von Dezember bis März waren die Büffel im nördlichen Parkland am zahlreichsten. James Bird, der leitende Beamte der Hudson Bay Gesellschaft im Gebiet von Edmonton, berichtete im Jahr 1815 darüber ‚Am Paint River (Vermilion River) leben die Büffel gewöhnlich vom März bis Dezember. Und dann ist es nicht schwierig, sich Fleisch zu beschaffen. Manchmal kommt es aber vor, dass wir in beiden Siedlungen (d.h. Edmonton und Paint River), auf das Trockenfleisch angewiesen sind, das uns die Eingeborenen brachten...‘ (H.B.C., 1815:3d). Bird sah, dass die Büffel regelmäßig bei den Niederlassungen im Parkland erschienen. Er erkannte aber auch, dass sie gelegentlich von dieser Norm abwichen.“ - Moodie und Kay (1976:48)

 

Warum sie umher wanderten

„Die Einzelheiten darüber, wie, wann und warum der Bison in das Parkland, am Nordrand der Prärie, hinein und wieder hinaus ging, hing stark von verschiedenen physikalischen und kulturellen Faktoren ab. Die wichtigsten waren die Temperatur im Winter, die Schneeverhältnisse, die Brände und der Druck, der durch die Jagd auf sie ausgeübt wurde. Milde Winter haben das Muster ihrer Wanderungen am auffallendsten verändert. Dann war es nicht so kalt, dass die Tiere gezwungen wurden, im angrenzenden Parkland Schutz zu suchen. In diesen außergewöhnlichen Wintern blieben die Büffel draußen auf der Prärie, manchmal sehr weit vom bewaldeten Land entfernt.

„Im Jahr 1827, zum Beispiel, hat man aus dem Carlton House am Nördlichen Saskatchewan Fluss berichtet: ‚... der Winter... war ungewöhnlich mild, mit wenig Schnee. Deshalb kamen die Büffel niemals bis zu den Wäldern heran. Deshalb hungerten alle Indianer in dieser Handelsniederlassung sehr‘ (H.B.C. ,1827:1). Wenn der Winter mild war, litten die Bewohner des Parklandes daher große Not. Und die Tagebücher und Briefe der Missionare und Händler, die dort wohnten, sind angefüllt mit Beschreibungen darüber, wie sich solche milden Winter auf die normalen Wanderungen des Büffels auswirkten. Der Winter von 1800-1801 war zum Beispiel im Swan River Gebiet außergewöhnlich mild. Der Händler der Nordwest Gesellschaft, im Fort Alexandria am Assinoboine Fluss, betrachtete das überhaupt nicht als einen Segen:

„Wie schon erwähnt, hat auch der Schnee die normalen Wanderungen des Büffels beeinflusst. Fiel nur wenig Schnee und war der Winter sehr mild, dann blieb der Büffel draußen auf der offenen Prärie. Diese Auswirkung hat der Missionar, der in Fort Edmonton lebt, im Winter von 1863-1864 treffend beschrieben." - Moodie und Kay (1976:49, 50)

Frank Gilbert Roe schreibt in seinem Buch, The North American Buffalo. A Critical Study of the Species in its Wild State, Universität von Toronto Presse 1970, über den Bison, wenn er sein Winterfell verlor: „Zweimal im Jahr verlieren die meisten Tierarten, die die gemäßigte Zone, mit ihren starken jahreszeitlichen Schwankungen, bewohnen, ihr Haarkleid. Der Büffel verliert sein Haarkleid im Frühjahr. ... Viele unserer domestizierten Tiere, wie das Rind und das Pferd, ‚zwingen‘ das alte Winterhaar hinaus. Das Ausfallen des Winterhaars und das Erscheinen des neuen Haars kann man daher als einen Vorgang betrachten. Aber beim Büffel liegen zwischen der Zeit, wo das alte Winterhaar ausfällt und das neue Haar heranwächst, mehrere Wochen. In dieser Zeit ist er dann buchstäblich nackt. Leider geschieht das gerade in der Zeit, wenn die Moskitos und all die anderen verschiedenen geflügelten Schädlinge, die auf dem nordamerikanischen Kontinent heimisch sind, am schlimmsten sind.“ Roe, F. G. (1970:99, 100)

Schneesturm (Blizzard)

Was ist ein Blizzard? Wie überlebt der Bison im Winter den Blizzard auf der Großen Prärie?

F. G. Roe: „Der Leser, der nicht im Westen lebt, weiß vielleicht nicht, dass der Begriff ‚Blizzard‘ nicht ein Sturm ist, bei dem Schnee fällt. Es ist ein Schnee-Wind-Sturm, der nur auf der offenen Prärie (auf dem Flachland) entstehen kann. Er ereignet sich oft unter einem wolkenlosen Himmel. Die intensive Kälte und die Gewalt des Sturmes, der scheinbar aus allen Richtungen bläst, bewirken, dass man sich dann hierhin und dorthin wendet, um Luft zu bekommen, bis man dann oft nicht mehr weiß, wo man ist. Wenn die erfahrenen Leute, die auf der Prärie leben, merken, dass ein Blizzard kommt, spannen sie eine Leine (ein Seil) zwischen das Haus und die Scheune, weil der Sturm oft drei Tage und Nächte dauern kann. Wenn man kein Seil zwischen das Haus und die Scheune gespannt hat, haben sich viele Personen verirrt und sind erfroren, nur 200 Yard (183 m) oder noch weniger von ihrer eigenen Haustür entfernt. ... Das Gebiet nördlich vom Missouri Fluss ist die Heimat des Blizzards.“ (1970:185, Fn.)

Futter suchen im Winter im Schnee

Wie kommt der Bison im Winter an sein Futter heran, wenn der verwehte Schnee sehr hart ist?

„John Palliser (1863) schreibt: ‚Ich habe in den Monaten Januar und Februar viele fette Büffel getötet. Danach waren sie dann immer mager. Manchmal war der Boden mit Blut bespritzt, weil der Schnee an der Oberfläche so hart war. Das Tier hat versucht, ihn beim Grasen mit der Nase beiseite zu schaufeln. Wenn es dann sogar für den Büffel, dessen Nase von Natur aus für diesen Zweck gebildet wurde, so schwierig ist, an sein Futter heran zu kommen, wie viel schwieriger ist das dann für die Haustiere.‘“ - Roe, F. G. (1970:201)