Kapitel 4: Weideland in Mittelasien

In was für einem Klima wächst das Weideland in Mittelasien, in NE China und auf der Tibetischen Hochebene? Wir werden darüber etwas mehr erfahren in Ecosystems of the World 8B Natural Grasslands, Eastern Hemisphere (1993). Bearbeitet von Robert T. Coupland. Weideland in China. Von Zhu Ting-Cheng, Institut für Weideland-Wissenschaft, Nordost Normale Universität, Changchung, Jilin, V. R. China. Zonale Weidegebiete im nördlichen China, Tabelle 3.1 S. 64.

Wiesensteppe

In NO China, 120 bis 250 m über dem Meeresspiegel. Der Boden ist normalerweise flach. Niederschlag 350-500 mm, durchschnittlich. 425 mm ppt.Jahr. 1800-2500° Temperatursumme über 10°C (tägliche mittlere Temperatur über 10°C). Futterertrag 1.5-2.5 t/ha = 150 bis 250 gDM/m².Jahr, durchschnittlich 200 gDM/m².Jahr. 200 gDM/m².Jahr : 425 mm ppt.Jahr = 0.4705882353 gDM/m²/mm ppt.Jahr. nahe 43°N = ca. 40 kcal cm².Jahr Nettostrahlung an Erdoberfläche.

Typische Steppe

Im Nordosten und mittleren Teil der Hochebene der Inneren Mongolei. Sie erstreckt sich nach Süden hin in das Lößplateau. 800 bis 1400 m über dem Meeresspiegel. Niederschlag 280-400 mm im Jahr, durchschnittlich 340 mm ppt.Jahr. 1900-2400° Temperatursumme über 10°C. Futterertrag 0.8-1.0 t/ha = 80 bis 100 gDM/m².Jahr, durchschnittlich 90 gDM/m².Jahr. 90 gDM/m².Jahr : 340 mm ppt.Jahr = 0.2647058824 gDM/m²/mm ppt.Jahr. Nahe 43°N =Ca. 40 kcal cm².Jahr Nettostrahlung an Erdoberfläche.

Wüstensteppe

Die Wüstensteppe ist das dürrste Weideland. Die Wüstensteppe erstreckt sich in einem Gürtel über die Innere Mongolei westlich der typischen Steppe und breitet sich dann weiter nach Ningxia Huizu Zizhiqu und den Ostteil der Gansu Provinz aus (die nördlichen und nordwestlichen Teile des Lößplateaus). Niederschlag 250-310 mm = durchschnittlich 280 mm ppt.yr. 2100-3200° Temperatursumme über 10°C. Futterertrag 0.2 t/ha = 20 gDM/m².Jahr. Die Menge an Futter, die dort wächst, ist von Jahr zu Jahr sehr verschieden, denn sie hängt von der jährlichen Regenmenge ab. Doch sie beträgt immer weniger als 100 g m². 20 gDM/m².Jahr : 280 mm ppt.Jahr = 0.07142857143 gDM.m²/mm ppt.Jahr. 41°N = 40 kcal cm².yr Nettostrahlung an Erdoberfläche.

Strauchsteppe

Die Strauchsteppe liegt zwischen der Steppe und dem Strauchwald. Dort wachsen Strauchinseln in einem Meer von Kräutern und Gräsern. Niederschlag 380-460 mm, durchschnittlich 429 mm ppt.Jahr. 2400-4000° Temperatursumme über 10°C. Futterertrag 0.5 t/ha = 50 gDM/m².Jahr. 50 gDM/m².Jahr : 429 mm ppt.Jahr = 0.1165501166 gDM.m²/mm ppt.Jahr. Wächst bei etwa 48°Nord. 50 kcal cm².Jahr Nettostrahlung an Erdoberfläche.

Alpine Steppe

Die Alpine Steppe bedeckt umfangreiche Gebiete der Tibetischen Hochebene im Südwesten Chinas. Der Jahresniederschlag schwankt zwischen 450 bis 700 mm und die jährliche Lufttemperatur-Summe (über 10°C) liegt zwischen 200° bis 500°. Wegen niedriger Temperaturen und seichter Erde (oft mit einer Permafrostschicht), ist die Grasdecke nicht höher als 20 bis 30 cm. Der Futterertrag liegt zwischen 20 bis 35 g m². Niederschlag 450-700 mm, durchschnittlich 575 mm ppt.Jahr. 500° 10°C Temperatursumme. Futterertrag 0.20-0.35 t/ha = 20-35 gDM/m².Jahr, durchschnittlich 27.5 gDM/m².Jahr. 27.5 gDM/m².Jahr : 575 mm ppt.Jahr = 0.04782608696 gDM.m²/mm ppt.Jahr.

 

Ertrag der Trockenmasse in vier Wiesenarten im nördlichen China

Wiesenart

Oberirdische Trockenmasse-Produktion im Jahr in t/ha

Oberirdische Trockenmasse-Produktion im Jahr in g/m²

Mittlere oberirdische Trockenmasse- Produktion im Jahr in g/m²

Typische Wiese

2.3-3.7

230-370

300

Sumpfige Wiese

1.3-2.5

130-250

190

Salzige Wiese

1.0-2.0

100-200

150

Alpine Wiese

0.1-0.3

10-30

20

Nach: Zhu Ting-Cheng (1993:72) Tabelle 3.2

 

Trockene Steppe auf Tibetischer Hochebene

Große Teile der Tibetischen Hochebene sind mit trockener Steppe bedeckt. In was für einem Klima wächst diese trockene Steppe dort oben? Und wie viel Futter erzeugt sie? Würde ein Elefant dort genug zu fressen finden? Dies zeigt uns auch, wo der Yak gerade noch leben kann. Und dies zeigt uns vielleicht auch, auf was für einer Pflanzendecke das Jarkow-Mammut hätte grasen müssen, wenn es im mittleren Teil der Taimyr Halbinsel während des Höhepunktes der Letzten Eiszeit gelebt hätte.

George B. Schaller ist Wissenschaftlicher Direktor der Internationalen Programme für die Wildlife Conservation Society. Er berichtet über seine Forschungsergebnisse in seinem neuen Buch Wildlife of the Tibetan Steppe (1998):

„Das Chang Tang Reservat in Tibet liegt etwa zwischen 34°N und 86°W. Im Süden liegen die Seen meistens 4300-4500 m über dem Meeresspiegel. Und im Norden liegen sie zwischen 4800-5000 m. Permafrost kann in Höhen von über 4100 m vorkommen, und zwar in Gebieten mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von –2.5 bis –3.5°C. Ein großer Teil des nördlichen Chang Tang liegt innerhalb dieser Permafrost-Zone. Die maximale Tiefe der saisonbedingten getauten Sedimentschicht reicht 1-6 m tief im östlichen Chang Tang an der Lhasa-Goldmud Autobahn. Und der Permafrost erreichte eine Tiefe von 155 m. Mitte Juni im Jahr 1992 gruben wir drei Löcher in 5000 m Höhe in der Steppenebene nahe Toze Kangri nördlich vom Ari Becken. Die Oberfläche des Permafrostes begann 59-63 cm unter der Oberfläche. Dort war im Sommer nur eine dünne Schicht der Erdoberfläche aufgetaut. Tiefer konnten die Wurzeln der Pflanzen nicht vordringen.“ Schaller, G., B. (1998:30, 31)

„Die Alpine Steppe liegt gewöhnlich zwischen 4000 und 5000 m; sie ist kalt und windig. Die Sonnenstrahlung ist stark, und die täglichen Temperaturschwankungen sind groß. Die Pflanzendecke ist nur spärlich. Sie bedeckt selten mehr als 30% des Bodens und die Erde ist arm an Nährstoffen (Kies, Sand, Silt und Ton, vom Wasser oder Wind abgesetzt) und ohne eine Grassodenschicht.

„Die Alpine Steppe bedeckt dort die Hänge zwischen 5200-5300 m. Und darüber wachsen nur einzelne Pflanzen unterhalb der Schneegrenze (subnival species) ... Die Alpine Steppe ist dort vorwiegend mit Stipa-Gras bewachsen. Die meisten Huftiere sind dort auf dieses Futter angewiesen, besonders im Winter.“ (1998:36, 37)

„Der größte Teil dieses Gebietes liegt über 4600 m. Und die Vegetation steigt nur bis etwa 5200 m hinauf. Das Gebiet, in dem diese Huftiere dort leben können, umfasst nur ein schmales Band aus Ebenen und Hügeln. Der Pflanzenwuchs hängt vom Niederschlag und der Temperatur ab. Der Winter ist lang, und Niederschlag fällt nur wenig, die Zeit, in der die Pflanzen dort wachsen können, ist kurz, von Ende Mai oder Juni bis September.“ (1998:212)

„Biomasse. Ein großer Teil des Bodens ist nackt, und die meisten Pflanzen sind weniger als 15 cm hoch, der Chang Tang erzeugt wenig oberirdische stehende Biomasse. Im südlichen Chang Tang, außerhalb des Reservates, haben Cincotta et al. (1991) festgestellt: Nur 28% des Gebietes, das sie dort untersucht haben, hatte eine netto Primärproduktivität von mehr als 10 g/m². Die gesamte Biomasse im Aru Becken beträgt etwa 15.6 g/m². Die oberirdische Trockenmasse liegt dort in den meisten Gebieten wahrscheinlich zwischen 8 und 16 g/m², oder 80-160 kg/ha.“ Schaller, G., B. (1998:220, 221)

Wasserbedarf

Dies zeigt uns auch, wie es dem Mammut auf der trockenen arktischen Steppe ergangen wäre, wenn es versucht hätte, dort während des Höhepunktes der Letzten Eiszeit zu leben. Würde das Mammut auf der trockenen Steppe der Tibetischen Hochebene genug Trinkwasser finden?

G. B. Schaller: „Das Trinkwasser kann dort für Huftiere in dürren Umgebungen kritisch werden. Weil sie dann dicht bei den Strömen, Quellen, und anderen Stellen bleiben müssen, wo es Wasser gibt. Frisches Wasser ist im Chang Tang in bestimmten Zeiten des Jahres knapp. Die meisten Seen und Ströme sind brackig oder salzig. Wir sind dort querfeldein durch die Wüstensteppe gereist. Manchmal trafen wir dann über 100 km oder mehr weit kein Trinkwasser an. Gelegentlich fanden wir eine Pfütze mit sickerndem Wasser in einem trockenen Flussbett. Und die Kiangs und Yaks kamen zu solchen Stellen, um zu trinken. Blauschafe kamen manchmal zu einem Bach herunter, und Tschirus trinken vielleicht bei einem Strom, obwohl sie normalerweise hinüber wateten, ohne stehen zu bleiben.“ (1998:242)

„Die gesamte oberirdische Pflanzen-Biomasse im Aru Becken im Chang Tang Reservat beträgt etwa 15.6 gDM/m² im Jahr.