Kapitel 4: Taimyr Mammut

 

Ein erwachsener Bulle ungefähr 50 Jahre alt. Das geologische Alter beträgt 11.500 Jahre vor heute. Geologen haben es im Jahr 1948 im Tal des Flusses Manontovaja im nordwestlichen Teil der Halbinsel Taimyr entdeckt. Begraben wurde es im Torfboden der ersten Terrasse über der Fluttiefebene und vermutlich, wenn man alles berücksichtigt, in einem See, der das Land dort bedeckte. Ausgegraben hat man es im Jahr 1949 (Portenko et al., 1951). Dort hat man ein fast vollständiges Skelett gefunden und geborgen, und auch ‚eine bestimmte Menge an Deckhaaren, noch stärkeren Haaren und Unterwolle, besonders auf dem rechten Schulterblatt und den Gliedern.', Vereschchagin und A. N. Tichonow (1999:19).

 

 

Taimyr:  Daten C14 und Klima

 

Prof A.A. Ukraintsewa berichtet: Ein komplettes Skelett des Tieres, das vor 11.450 ± 450 Jahren vor heute gestorben ist, hat man am Marnonta Fluss, im nordwestlichen Taimyr gefunden. Zähne, Stoßzähne und Rippen der Mammut-Fauna findet man dort oft in den Schichten, die der Taimyr See dort abgesetzt hat. An einigen Stellen bilden sie dort ganze Schichten’, wo die späteren Terrassen zutage treten (Kind und Leonow, eds, 1982, S. 134). 14C-Alter der Probestücke der Mammut-Fauna, die man dort gefunden hat, deuten darauf hin, das Vertreter dieser Mammut-Fauna Taimyr schon vor mindestens 50,000-55,000 Jahren bewohnt haben. Dazu gehören auch die Knochen, deren Radio-Kohlenstoff-Alter L. D. Sulerzhitsky vor kurzem bestimmt hat. Und zwar die Knochenüberreste eines Mammuts, von zwei Wildpferden, mehreren Moschusochsen, und einem Wapiti (großer Rothirsch). Diese Radio-Kohlenstoff-Daten deuten darauf hin, dass Vertreter der Mammut-Fauna mindestens 50,000-55,000 Jahren lang auf Taimyr gelebt haben. Vor nur 9670 ± 60 Jahren hat das Mammut noch im Tal des Flusses Liizhnjaja Tungusta gelebt. Der Moschusochse hat noch vor 2920 ± 50 Jahren auf Kap Tscheljuskin gelebt. Die Wildpferde haben dieses Gebiet zuerst verlassen; Sie haben im Tal des Flusses Bolshaja Balachnja und am Taimyr SeeTaimyr vor 36.300 ± 900 Jahren und vor 2150 ± 200 Jahren gegrast. Ukraintsewa, V.V. (1993: 175)

 

Prof A. A. Ukraintsewa: Ein grundlegender Wechsel in der Geschichte der natürlichen Umwelt von Taimyr ist dann vor etwa 25.000 Jahren eingetreten. Die letzte Phase der Erwärmung ging zu Ende. Dann wurde es immer kälter, und die kälteste Zeit der Eiszeit (des späten Pleistozäns) kam vor etwa 20.000 Jahren. Und Gletscher bedeckten nun die Byrranga-und Putorana-Berge. Heute geht man davon aus (Kind und Leonow, eds. 1982) dass die Taimyr Halbinsel nicht ganz vereist war. Ein kleiner Eisschild bildete sich nur auf der Putorana-Hochebene. Aus diesem Eisschild entstanden dann am Nordhang des Plateaus Piedmontgletscher, im nördlichen sibirischen Tiefland. Die Gletscher in der Mitte des Anabar-Gebietes haben das Tiefland Nordsibiriens nicht erreicht. Die Feldstudien, die Zh. M. Belorusowa durchgeführt hat, erbrachten keinen Beweis dafür, dass während der Sartan-Eiszeit der östliche Teil des nordsibirischen Tieflandes oder das Gebiet am Unterlauf des Chatanga Flusses vereist gewesen ist (Belorusova et al., 1977). Die Landschaftskarte vom kältesten Teil des späten Pleistozäns zeigt keine kontinentale Vereisung dieser Region (Gerasimow und Velichko, 1984). Im Nordosten der Taimyr Halbinsel entstanden Talgletscher, dort, wo die Berge am höchsten sind (Makeev et al., 1975). Am weitesten hat sich das Eis in der Sartan-Eiszeit im Westen von Taimyr ausgebreitet.

 

Während des Sartan-Kaltzeit war das Klima dort sehr streng. Offene, baumlose Landschaften, d.h. verschiedenen Tundren, beherrscht von Moosen und Flechten, waren weit verbreitet. Das zeigen uns die wenigen Pollen und Sporen, die in den Ablagerungen der Sartan-Eiszeit vorhanden sind und die wenigen Pflanzenarten, die dort damals wuchsen. Die Pollenspektren aus dieser Zeit enthalten vorwiegend Sporen kryptogamer Pflanzen (hauptsächlich, wirkliche Moose) und Pollen von Kräutern, Seggen, Gräser, Kräuter (nur wenige Kräuterarten); die Pollen von Sträuchern und niedrigen Sträuchern sind selten (Zwergbirke, Weide, Erle); Pollen der Bäume, wenn überhaupt, stammen von der Lärche, der großen Baumbirke, der Sibirischen Kiefer und Fichte. Die Pollen dieser Bäume (außer denen der Lärche) hat der Wind aus fernen südlichen Gegenden dort hin geweht. Die Pollen der Lärche kann der Wind nicht über weite Entfernungen hinweg transportieren. Ukraintsewa, V.V. (1993:185)

 

Auch verschiedene vom Wind verwehte Landformen deuten in dieser Zeit auf ein trocknes und strenges Klima hin (Kind und Leonov, eds, 1982), und auch die Überreste von Tieren der Mammut-Fauna, die aus der Sartan-Kaltzeit (Eiszeit) stammen, insbesondere, Moschusochse, Pferd, Mammut, Bison und andere. Von besonderem paläogeographischen Interesse ist eine Reihe von 14C-Daten, die vor kurzem L.D. Sulerzhitzky von Überresten des Moschusochsen Ovibos auf Taimyr gewonnen hat. Sie erlauben uns, die Wege und die Zeit, in der sie umhergewandert sind, zu erkennen, und wie sich das Klima und die Vegetation dort verändert haben. ...

 

Während der Feldarbeit in den Jahren 1975-76 im Ary-Mas-Gebiet, auf dem schrägen Ufer des Flusses Nowaja, hat der Autor (V.V. Ukrainskawa) die Überreste des Pferds (Equus lenensis Grom.) entdeckt, einen sehr gut erhaltenen Schädel und Gliedknochen; ein Horn des Moschusochsen, und Zähne und Gliedknochen des Mammuts der jüngeren Art.

 

Die Pollen zeigen uns dort: Als sich das Ary-Mas-Gebiet am Anfang der Sartan-Kaltzeit abkühlte, verarmte die Vegetation dort immer mehr und veränderte sich. In den lichten Wäldern wuchsen immer weniger Bäume. Es verwandelten sich in Tundra. An den Flüssen wuchsen Galeriewälder. Auf der Tundra wuchsen vorwiegend Moose und Flechten. In dieser periglazialen Landschaft der Sartan-Eiszeit wuchsen zweifellos auch Seggen und Gräser, und zwar, wo früher ein See gewesen war, dessen Wasser dann aber abgeflossen ist. Allmählich haben dann Moose die Gräser und Seggen auf diesen Wiesen verdrängt. Ukraintsewa, V.V. (1993:186)

 

 

Sartan-Kaltzeit vor 24.000 (23.000) bis 12.000 Jahre vor heute

 

Die Sartan-Eiszeit 12,000(13,000) bis 23,000(25,000) Jahre vor heute was der letzte Teil des Pleistozäns. In allen vereisten Gebieten ist es damals dann immer kälter geworden. Das war der kälteste Teil der Eiszeit (Sartan, spätes Valdai, spätes Wisconsin) Zahlreiche Radiokarbondaten aus verschiedene Gebieten Sibiriens und aus der ganzen Nordhemisphäre zeigen an, dass es vor 22.000-23.000 Jahr kalt wurde. In den mittleren und nördlichen Breiten Nord-Eurasiens und Nordamerikas war es vor 18.000-20.000 Jahren am kältesten. Gemäß Van Campo (1984), war es vor 15.000 Jahren in Westeuropa am kältesten. Es wurde damals so kalt, dass das Eismeer, der Pazifik und der Atlantik mit Eis bedeckt waren. Dadurch hat sich dann die zonale Struktur der Vegetationszonen grundlegend verändert. Nördlich der tropischen Zone bestand Europa aus offenen, baumlosen Landschaften. Velichko (1973) bezeichnete dieses Gebiet als die Hyperzone. Kleine, lichte Nadel- und Birkenwälder gab es nur weiter im Süden (Gerasimow und Velichko, 1984).

 

Arktische Wüsten bedeckten damals den Norden Eurasiens und den damals trockenen Festlandschelf. Weiter im Süden wuchsen verschiedene Arten von Tundren, periglaziale Steppen. Diese wuchsen aber nur im Übergangsbereich (Lawrenko, 1981). Damals grenzten die Gebiete der Tundren- und Steppentiere aneinander oder überschnitten sich sogar. Steppentiere lebten damals viel weiter im Norden. Die Pollenspektren aus diesen Gebieten zeigen uns, dass damals auf dieser Pflanzendecke keine Bäume wuchsen und nur wenige oder gar keine Sträucher. ... Der Autor (V.V. Ukraintsewa) stimmt mit Ager (1982) darin überein, dass solche Pollenspektren Vegetation-Arten darstellen, wie wir sie heute noch kennen (zum Beispiel, polare Wüsten, alpine Grastundra) und Vegetations-Arten, die es heute nicht mehr gibt (arktische Steppe oder Tundra-Steppe).

 

Es ist natürlich, dass sich die Grenzen der geographischen Zonen damals auch nach Süden verschoben haben. Große Teile des Nordens Eurasiens waren damals arktische Wüste. Und weiter südlich waren große Teile Eurasiens mit Tundra bedeckt. Es war so kalt, dass dort keine Wälder wachsen konnten. Aber der Wald ist damals nicht ganz aus der Russischen Tiefebene und West Sibirien verschwunden. Ukraintsewa, V.v. (1993 217, 218)

 

Protein in Nordostsibirien

 

Prof V.V. Ukrainintsewa: Der Proteingehalt des Futters ist für die Tiere sehr wichtig (Andreev, ed. 1974). Der Gehalt an Nährstoffen und Mineralien im Laufe der Jahreszeiten war für die ausgestorbenen Tiere, für das Mammut, das Nashorn und andere, und für die heutigen großen Pflanzenfresser sehr wichtig. Der Gehalt an Protein und Albumin im Weidefutter verringert sich im Herbst-Winter-Frühling (Andreev, ed., 1974) drastisch. Im oberen Jana-Gebiet ist der Protein-Gehalt der wichtigsten Futterpflanzen im Winter viel geringer als im Sommer: die Gräser und Seggen enthalten dann 3,5-6,9 und 2,6-6,4 mal weniger.

 

Im mittleren Kolyma-Gebiet verringert sich der Gehalt des Proteins und des Albumin in den Pflanzen im Winter etwas weniger: die Gräser und Seggen enthalten dann 2,4-3,5 und 2,4-5,2mal weniger Protein und Albumin als im Sommer. 

 

Man hat auch den Proteingehalt der Kräuter am Oberlauf der Jana und der mittlere Kolyma untersucht. Sie enthalten 19 bis 37 g Protein je Kilogramm luftgetrocknete pflanzliche Trockenmasse im Sommer und 7 bis 11 g/kg im Winter. Wenn das Winterfutter nur wenig Protein-Albumin enthält, beeinträchtigt das den Albumin-Austausch und die Produktivität der Tiere, besonders die der Pferde. Ukraintsewa, V.v. (1993 230, 231)

 

 

 

Wollhaar-Mammut in einer Wiesensteppe mit hohem Gras. Nach: B. Kurtén (1988:57). Dieser Elefant konnte nur in einem milden, gemäßigten Klima leben, ohne arktischen Winter, wo es das ganze Jahr über genug Futter und Trinkwasser gab. In einem arktischen Klima wäre er verhungert und verdurstet..