Kapitel 6: Schandrin Mammut

 

Professor V. V. Ukraintsewa: Im Sommer 1972, haben D. D. Kuzmin und A. M. Struchkow, Einwohner der Siedlung von Chokurdach, einen Mammut-Schädel und Stoßzähne am rechten Ufer am mittleren Lauf des Schandrin Flusses (einem rechten Nebenfluss des unteren Indigirka Flusses) gefunden. Davon erfuhren dann B.S. Chusanow und P.A. Lazarew, Wissenschaftler am Geologischen Institut im Jakutischen Zweig der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften. Im August 1972 kamen sie zur Fundstelle und begannen es auszugraben. Dort fanden sie ein Mammut-Skelett. Es lag im unteren Teil der Terrasse II über der Hochwassermarke. Die Teile befanden sich noch in richtiger anatomischer Ordnung. Das Skelett stammt von einem alten, aber nicht sehr großen Mammutbullen, 60-70 Jahre alt (Vereschchagin, 1985). Es lag in laminiertem Flusslehm, in dem sich Schichten mit grobem Kies befanden.

 

Unter einer Schicht Rippen und breiten Hüftknochen befanden sich die inneren Organe. Sie bargen sie aus dem Dauerfrostboden. Dann brachten sie diesen Fund zuerst nach Jakutsk, und legten ihn in eine Grube im Dauerfrostboden. Dann brachte man das Skelett nach Nowosibirsk. P.A. Lazarew hat es dort dann im Biologischen Institut von Nowosibirsk, Sibirische Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften, aufgestellt. Den gefrorenen Block mit dem Magen-Darm-Kanal hat man im Januar 1974 nach Nowosibirsk gebracht. Ein Team von Fachleuten (Paläontologen, Anatomen, Mikrobiologen, Parasitologen und Geologen) hat ihn dort dann untersucht. N.V. Lovelius und der Autor (V.V. Ukraintseva) waren an dieser Arbeit beteiligt, als Vertreter des botanischen Instituts Komarow der Russischen Akademie der Wissenschaften.

 

Nachdem man den Block mit dem gefrorenen Magen-Darm-Kanal gründlich untersucht hatte, zersägte man ihn in acht Teile. So konnte man zum ersten Mal in der Geschichte den Aufbau der inneren Organe dieses ausgestorbenen Tieres rekonstruieren (Yudichev und Averikhin, 1982). So konnte man auch ermitteln, wie viel diese Eingeweide mit ihrem Inhalt wiegen. Sie wogen 291 kg. Dazu kamen noch 25 kg verweste innere Organe. In einem der acht Scheiben dieses Blocks konnte man ganz klar die Schleifen des Dünndarms und des Dickdarms erkennen.

 

Judichew und Awerichin (1982) haben diesen Block dann untersucht und die folgenden inneren Organe vorgefunden: 1) Teile der Bauchwand; 2) Überreste des Zwerchfells, deren dünne, fasrige Struktur erhalten ist; 3) die Bauchspeicheldrüse; 4) Teile der Milz und Nieren; 5) den Magen, dessen Wand sehr dünn, aber fest ist; 6) den Dünndarm; 7) den Dickdarm, vollständig erhalten, mit mumifizierter Wand, 2 mm dick. Im Muskelgewebe und in der Schleimhaut-Schicht waren umfangreiche Blutungen. Bei der biochemischen Untersuchung des Dickdarmes stellte man fest, dass er viel Eiweiß enthält. Etwa 15 kg des Futters aus verschiedenen Teilen des Magen-Darm-Kanals hat man dem Komarow Botanischen Institut in Leningrad übergeben. V. V. Ukraintsewa (1993;67, 69)

 

In was für einem Klima und auf was für einer Pflanzendecke hat das Mammut dort vor  40.350 ± 880 Jahren gelebt, gemäß den Radiokohlenstoff-Daten, die man aus den Pflanzenresten im Mammut-Magen gewonnen hat? (Arslanov et al., 1980)? Was hat man im Magen-Darm-Kanal gefunden? Es handelt sich dabei um eine sehr fest zusammen gepresste Masse von Pflanzenteilen, von verschiedener Länge (bis zu 8-10 cm lang), mit einem Durchmesser von bis zu 0.5 cm. N. G. Solonewitsch hat einen Teil dieser Masse untersucht und festgestellt: Sie besteht aus verschiedenen Pflanzenarten, vorwiegend aus Kräutern, und zwar deren epidermialem Gewebe und aus faserigen Haufen.

 

Die epidermiale Struktur zeigt an, dass es sich dabei hauptsächlich um niedrige Sträucher der Familie Ericaceae handelt. ... Es gibt dort ganze und halb-zerstörte Blätter von Vaccinium vitis-idaea (Preiselbeere) und Salix sp. (Weide), und auch einige Nadeln, etwas Rinde und Überreste der Samenschuppen der Lärche Larix gmelinii (Rupr.) Rupr (= Larix dahurica Turcz.). Die meisten Nadeln sind zum Teil zerstört. Ihnen fehlt entweder der untere Teil oder die Kappe. Sie sind bis zu 107 mm lang. Auch viele Moose sind als kurze Triebe vorhanden... und als einzelne, intakte oder halb zerstörte Blätter. V. V. Ukraintsewa (1993:73). 

 

Die Pflanzenmasse zeigt uns: Kurz bevor das Mammut starb, hat es Seggen, Baumwollgräser und einige Kräuter gefressen. Deren epidermiales Gewebe ist leicht verdaulich. Deshalb findet man sie in der Futtermasse nur selten oder gar nicht (Pedicularis sp, Saxifraga sp, Valerianna capitata und andere), während ihre Pollen in geringen Mengen auftreten. Niedrige Sträucher (Dryas punctata, Vaccinium vitis-idaea, Cassiope tetragona, Ericaceae) Zweige der Birke (Betula exilis und Weide (Salix sp.), dünne Triebe der Lärche (Larix gmelinii) hat es auch gefressen. Das Mammut hat auch echte Moose und Sumpfmoose gefressen, die vermutlich reichlich in der Pflanzendecke vorhanden waren, die dort den Boden bedeckte. Überreste einiger dieser Pflanzen sind im Darminhalt reichlich vorhanden (Solonewitsch et al., 1977).

 

Beim Zerschneiden (bei der Obduktion) stellte man fest, dass 'das Mammut im frühen Frühjahr durch Asphyxia gestorben ist (erstickt ist), weil sein Magen und seine Därme verstopft waren, weil es zu viel Futter gefressen hatte, das es schlecht verdauen konnte, wie z. B. altes trockenes Gras, Rasen und Strauchzweige’ (Judichew und Awerichin, 1982 S. 37).

 

Der Magen-Darm-Kanal des Mammuts enthält viele große Pflanzenteile, Pollen und Sporen von Pflanzen, die auf feuchten und sumpfigen Stellen wachsen, wie Seggen, Baumwollgräser, Gräser z.B. Arctophila fulva, echte Moose und Sumpfmoose. Das zeigt uns, dass es kurz vor seinem Tod auf einem Gelände gegrast hat, auf dem vorwiegend Moose und Kräuter wuchsen. Dort wuchsen Sträucher und niedrige Sträucher in einem lichten Waldland oder in einer Wald-Tundra, in der Lärchen wuchsen (Larix gmelinii). Rinde, Nadeln, kleine Zapfen, Samenschuppen, und Pollen hat man auch in der Futtermasse gefunden (Solonewitsch et al., 1977; Gorlowa, 1982). Diese Pflanzendecke hat wahrscheinlich der Wald-Tundra im Tal des Flusses Jercha geähnelt. Die Nordgrenze dieser Waldtundra liegt jetzt 200-250 km südlich der Stelle, wo man das Mammut gefunden hat. V. V. Ukraintsewa (1993:74).

 

Die altbotanischen Daten (Solonewitsch et al., 1977; Gorlowa, 1982) deuten auch darauf hin, dass in der Zeit, als das Mammut dort lebte, d.h. vor 40.350 ± 880 Jahren, dieses Gebiet mit feuchten, offenem Waldland bedeckt war. An einigen Stellen wuchsen Lärchenwälder, an anderen niedrige und hohe Sträucher. Die Flusstäler waren mit Kraut-Gras-Wiesen und Baumwollgras-Strauch-Moos-Wiesen und Tiefland-Baumwollgras-Seggensümpfen bedeckt, die vermutlich dort große Bereiche besiedelten. Man sollte bedenken, dass Tomskaja (1981, S. 159-162) die Pollenspektren von zwei Proben, die man dem Darm des Schandrin-Mammuts entnommen hat, auf eine Tundra-Steppe hindeuten; das stimmt aber nicht mit dem Schluss überein, zu dem Solonewitsch und Mitarbeiter (1977) und Gorlowa (1982) gekommen sind.

 

Der Tod des Mammuts fällt in das Karginsky Interglazial, in seine wärmste Zeit (Kind, 1974). Berechnungen, die man durchgeführt hat, haben ergeben, dass die Sonneneinstrahlung im mittleren Teil des Shandrin-Flusses vor 40.000 Jahren doppelt so hoch gewesen ist wie heute (Tabelle 11); ebenso wie heute, ist auch damals über die Hälfte des Niederschlages (53 %) gefallen, während die Temperaturen über 0°C liegen. Der Niederschlag war damals fast doppelt so hoch wie jetzt. Der Sommer war wärmer als heute, die Juli Luft-Temperatur war 4°C höher als heute. V. V. Ukraintsewa (1993; 77)

 

 

Klima im Indigirka-Tal, als das Schandrin-Mammut dort lebte

 

Vor 40.350 ± 880 Jahren: Lufttemperatur im Juli 12.0°C, Lufttemperatur im Januar -34.0°C, mittlere Jahrestemperatur der Luft -13.0°C. Jährliche Temperatursumme mit Tagen über 0°C: 936°C. Jahresniederschlag 277 mm. - V. V. Ukraintsewa (1993:79)

 

Ergebnis

 

Der Schandrin Mammutbulle kann nicht in dem Klima gelebt haben, das Professor V.V. Ukraintsewa errechnet hat (bei einer jährlichen Temperatursumme mit Tagen über 0°C von 936°C). Er wäre dort verhungert, verdurstet und erfroren. Nicht einmal der Bison hätte dort in solch einem Klima leben können. Das zeigt uns auch, dass mit diesen Radiokohlenstoff-Daten etwas nicht stimmen kann. Weil sie eine Zeit angeben, in der das Mammut dort überhaupt nicht leben konnte. Der Schandrin Mammutbulle hat in einem milden, gemäßigten Klima belebt. Und zwar vor der weltweiten Sintflut der Tage Noahs, vor etwa 4371 Jahren, gemäß der Biblischen Zeitrechnung. Diese weltweite Sintflut hat ihn ertränkt und dann begraben. Das Mammut ist nicht an der Stelle gestorben, wo man es gefunden hat. Sie ist sekundär, nicht primär. Das heißt, das Mammut hat dort nicht gelebt und ist dort nicht gestorben. Flüsse haben diesen Elefanten dorthin getragen, als er schon tot war und steif gefroren war.