Kapitel 3: Der Amur-Tiger

 

Was haben andere Forscher über den Amurtiger herausgefunden? Wie weit im Norden lebt der Tiger jetzt im nördlichsten Teil seines Gebietes in  Russlands Fernem Osten, am Amurfluss? In was für einem Klimas lebt diese große Katze dort? In welcher Dichte? Auf was für einer Pflanzendecke lebt sie dort?  Wie viel Beutebiomasse gibt es dort je Quadratkilometer?

 

Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, in der Schweiz, berichtet in ihrem Buch The Amur Tiger in the USSR (1980), von russischen Tigerforschern verfasst:

 

„Am weitesten im Norden hat der Tiger wahrscheinlich im Amur-Becken gelebt, am Gorin-Fluss (51°N). Ebenso wie am oberen Amur-Fluss, sind auch hier einzelne Tiere in das umliegende Gebiet vorgedrungen, recht oft und weit.

 

„Wir können kaum damit rechnen, dass sich dort die Zahl der Tiger im Reservat erhöhen wird. Im mittleren Teil des Waldes von Sichote-Alin, der dort aus Nadelbäumen und Laubbäumen besteht, können nicht noch mehr Tiger leben. Es ist bemerkenswert, dass die Zahl der Tiger, die während der Zählung dort gelebt haben, in den letzten 5 Jahren stabil geblieben ist. Am 25-29 Januar 1977 betrug die Mindestzahl der Tiger, die die Forscher dort gezählt haben, wieder 6 oder 7.

 

„Gemäß diesen Daten (wenn man die Heimatgebiete innerhalb der Grenzen des Reservats berücksichtigt) beträgt die Dichte des Tigerbestandes 0,13-0,32 Tiere je 100 km². Das entspricht der Zahl, die S. P. Kutcherenko (1973) für die 'optimalen Biotope' vorgeschlagen hat. Aber die Tiger bewohnen das Sichote-Alin-Reservat ungleichmäßig, weil ungefähr ein Drittel des Gebietes mit Vegetations-Arten bewachsen ist, welche die Tiger praktisch nicht benutzen. Wenn man das berücksichtigt, sollten wir eine höhere Dichte mit über 0,3-0,4 Tigern je 100 km² erwarten. Diese letzten Zahlen geben wahrscheinlich die wirkliche Bestandsdichte des Tigers an der Nordgrenze seines Verbreitungsgebietes wieder.“ (1960:6, 7, 14).

 

0,3 km² Tiger/100 km² = 1 Tiger je 333 km². Und 0,4 Tiger/100 km² = 1 Tiger/250 km².

 

„Das Lazowski Reservat ist ungefähr ein Drittel so groß wie das Sichote-Alin-Reservat. Dort hat man in drei aufeinander folgenden Wintern, vom Winter 1974-75 an, auch die Tiger gezählt. Das Ergebnis ist ähnlich, obwohl man dort unterschiedliche Einzeltiere notiert hat, aber ihre Verteilung hat sich beträchtlich geändert. Die Mindestzahl der Tiere, die wir während des ganzen Winters gezählt haben, und indem wir die Spuren verfolgten, erhöhte sich auf 10. Die Gesamtzahl der Tiger, die das Reservat besuchten, war im Winter 1975-76 etwa doppelt so hoch – 18-23.

 

„Die Bestandsdichte des Tigers im Lazowski Reservat beträgt 0,6-0,9 Einzeltiere je 100 km². Ausführliche Forschung zeigt, dass im Küstengebiet des Reservats, in dem wir die einzelnen Tiere voneinander unterscheiden konnten, diese Zahl auf 1 Tiger je 100 km² steigen kann. Jedenfalls ist dort die Bestandsdichte des Tigers 2-3mal höher als im Sichote-Alin-Reservat.“ (1980:14, 15).

 

0,6 km² Tiger/100 km² = 1 Tiger/166 km². 0,9 Tiger/100 km² = 1 Tiger/111 km².

 

„Die Höhe des Schnees schwankt von überhaupt keinem Schnee bis zu ungefähr einem Meter, besonders im Februar und März. Auf den südlichen Hängen, besonders nahe der Küste, schmilzt der Schnee unter dem Einfluss der Sonne und des Windes schnell. Weiter vom Strand entfernt und höher in den Bergen, ist die Schneedecke höher und ungleichmäßiger. Schnee, 35-50 Zentimeter hoch, der 2-4 Monate im Jahr liegen bleibt, ist für diesen Lebensraum des Tigers charakteristisch. Unter solchen Bedingungen, und besonders in Jahren, wenn kein Schnee liegt, verbringen die Tiger den Winter ziemlich sicher. Von Zeit zu Zeit mögen auch schwierige Zeiten entstehen, oder kritische Situationen, mit denen sie schwer fertig werden.

 

„Im Winter schneit es in Sichote-Alin nur manchmal, aber dann viel. Dem Tiger fällt es dann schwer, umher zu gehen. Wenn er dann durch den Schnee geht, entsteht dort eine Art Graben. Selbst eine dünne Schneeschicht verursacht ihm Schwierigkeiten. An seinen Fußsohlen frieren dann Eisklumpen fest. Dadurch fangen dann seine Zehen an zu bluten. Im Winter, wenn Schnee liegt, kann man in seiner Spur oft Bluttropfen sehen.

 

„Die Pflanzendecke in den höheren Lagen im nördlichen Teil von Sichote-Alin unterscheidet sich vom südlichen, und auch dadurch, in wie weit der Mensch dort den Wald verändert hat. Im Sichote-Alin-Reservat auf den östlichen Hängen der Berge, wachsen vorwiegend Zedernwälder. Je näher man ans Meer kommt; um so mehr haben dort sekundäre Birken und großblättrige Laubwälder, Eichenwälder und Wiesen den Zedernwald ersetzt. Der Tiger hält sich dort hauptsächlich in der Mitte der Flussbecken auf. 700-800 Meter über dem Meeresspiegel wachsen auf den Bergen Nadelwälder (Abies, Picea = Tanne und Kiefer), und subalpine Vegetation auf einigen Gipfeln. Diese Gebiete bedecken bis zu 30% des Reservats, und die Tigers halten sich dort fast nie auf. Der obere Teil des Beckens des Flusses Lolumbe im Norden des Reservats, in dem Abies, Picea Taiga (Tanne und Fichte) vorherrschen, hat keine Tiger.

 

 

Amur Tiger in Russlands Fernem Osten im Winter. Nach: Ronald L. Tilson et al. (eds.), Tigers of the World (1987:394).

 

 

Gebrauch des Heimatgebiets

 

Wie groß ist das Heimatgebiet des Amurtigers? Und wie weit wandert diese Katze dort am Tag umher?

 

„Wenn nur wenig Futter vorhanden ist, müssen einige Tiger 80-100 Kilometer in 24 Stunden zurücklegen (Baikov, 1925). Unter normalen Bedingungen wird er nur 15-20 Kilometer umher wandern.

 

"In den Jahren 1970-72 hat man im Sichote-Alin-Reservat festgestellt, dass die Tigerin in einem Gebiet von etwa 200-400 km² umher wandert, und der männliche Tiger in einem Gebiet von 800-1000 km². Das sind Höchstwerte. Aber die Zahlen, die L. G. Kaplanov (1946) angegeben hat, sind 3-6mal so groß. Sie sind verschieden, weil sich die Bestandsdichte des Tigers dort geändert hat. Damals gab es dort nur wenige Tiger, und deshalb hatte jeder Tiger dort damals ein größeres Heimatgebiet. Diese Tatsache wird durch zeitgenössische Beobachtungen bestätigt, die man im Lazowski Reservat gemacht hat. Da es dort mehr Tiger gibt, umfasst das Heimatgebiet der Tigerin nur etwa 100 km² (Zhivotcheno, 1976). Wenn die Jungen noch klein sind, kann sie nur wenig umher wandern. L. G. Kaplanov (1948) hat beachtet, dass sich eine Tigerin mit zwei Jungen drei Wochen lang in einem Gebiet von nur 5 x 3 Kilometern aufgehalten hat.

 

„Die Heimatgebiete von Tiger mit Tiger – oder Tigerin mit Tigerin – sind scharf voneinander getrennt oder überschneiden sich nur wenig. Das Heimatgebiet des männlichen Tigers überschneidet sich aber zu einem großen Teil mit dem der Tigerinnen. Dort, wo V. I. Zhivotschenko (1976) im Feld forschte, haben im Winter von 1973-74 ein Männchen und zwei Weibchen gelebt. Die eine der Tigerinnen hatte zwei erwachsene Junge. Und ein junger, aber unabhängiger Tiger schloss sich von Zeit zu Zeit dem anderen Männchen an. Im Winter von 1974-75 hat der junge Tiger das Heimatgebiet seiner Eltern dann verlassen. Aber dann kamen drei kleine Junge in zwei neuen Würfen (ein Junges in dem einen und zwei im anderen). Jedes Jahr hat eine bestimmte Anzahl der Tigerinnen keine Jungen. L. G. Kaplanov (1948) schrieb, dass er ungepaarte Tigerinnen angetroffen hat; in den letzten Jahren hat man die Spuren der nicht-gepaarten (= nicht sesshaften) Tigerinnen regelmäßig im Sikhote-Alin-Reservat angetroffen.

 

„Der Tiger bleibt nur selten so lange bei seiner Beute, bis er sie ganz verzehrt hat. Er lässt 20%-70% des Gewichts des Kadavers zurück. Manchmal kommt er wieder zu seiner Beute zurück und frisst davon. Aber meistens verzehren Aasfresser dann den Rest.“ (1980:23-25, 31).

 

 

Beutebiomasse

 

Wie hoch ist die Biomasse der wilden Huftiere in den Wäldern des Fernen Ostens, wo der Amurtiger jetzt lebt? Das sind gewöhnlich gemischte Wälder, mit Eichen und anderen großblättrigen Bäumen. Professor Andrej G. Bannikov, Universität von Moskau, hat dieses darüber herausgefunden: 

 

Die Wälder im Fernen Osten haben eine durchschnittliche wilde Huftierbiomasse von 2800 kg/km². Die folgenden Tierarten leben dort: Elch, Wildschwein, Moschus-Tier, Reh, Rotwild und Rentier. Das ist in den Nationalparks. Außerhalb der Nationalparks ist die Biomasse der wilden Huftiere niedriger, weil die Leute dort jagen und einen Teil des Landes landwirtschaftlich nutzen. Sonst wäre die Biomasse der wilden Huftiere dort viel höher: Außerhalb der Nationalparks haben die Bergwälder und Mischwälder im Fernen Osten eine Huftierbiomasse von bis 1000 kg/km² und durchschnittlich 350-400 kg/km². Bannikov, A. G. (1967:259).

 

Die sesshafte Tigerin, die Junge aufzieht, und ihr männlicher Tiger können noch leben, wo es viele Wildschweine und viel Rotwild gibt: wo die Huftierbiomasse durchschnittlich 2800 kg/km² beträgt. Die Tigerin bleibt dort so lange, wie ihre Kinder klein sind. Später, wenn die Jungen größer sind, wird sie sie in Gebiete bringen, in denen Beutebiomasse etwas geringer ist, vielleicht unter 1000 kg/km². Umherwandernde erwachsen Tiger, die kein eigenes Heimatgebiet haben, die keine Jungen aufziehen, keinen auch eine Zeit lang in ärmere Gebiet ziehen, die nur eine Beutebiomasse von 350 bis 400 kg/km² haben.

 

 

Amur Tiger: wie schwer?

 

Wie schwer ist der durchschnittliche Amurtiger? Und wie schwer kann der Amurtiger werden?

 

Professor V. G. Heptner: „Die Körpergröße des Amurtigers schwankt sehr, besonders die der alten Männchen, der viel größer und schwerer ist. Wichtig ist auch, das der Tiger eine lange Zeit wächst, dass er praktisch sein ganzes Leben lang wächst. Unter günstigen Bedingungen sind die Tiere gut ernährt und sogar fett. Das größte Gewicht eines Amurtigers betrug 390 kg (Bajkov 1927) und 384 kg (ein Männchen; V. P. Sysoev 1952). Bajkov (1927) gibt als allgemeine Obergrenze sogar 400 kg an. Es kann sein, dass diese Zahlen etwas zu hoch sind. Jedenfalls beziehen sie sich auf große alte Männchen, die in unserer Zeit selten geworden sind. Dass es Tiger gegeben hat, die 325, 340 kg und 360 kg wogen, ist bewiesen. Bis zu 320 kg für Männchen und bis zu 180 kg für Weibchen erwähnt man als 'normales maximales Gewicht (Bajkov 1925)'.“ (1980:118).

 

 

Heutiger Tiger: Klima an der Nordgrenze seines Gebietes

 

In was für einem Klima lebt der Tiger jetzt oder hat er bis vor kurzem noch im nördlichsten Teil seines Gebietes gelebt? Beweist dies, dass der Tiger und Löwe während der Zeit des Wollhaarmammuts auch einem arktischen Klima angepasst waren?

 

Gemäß den Verbreitungskarten von V. G. Heptner et al. (1980) hat der Tiger in den südlichsten Teilen von Westsibirien gelebt und lebt noch in Russlands Fernem Osten: am Amur-Fluss. In Westsibirien und im südöstlichem Europa hat der Tiger noch bis vor einigen Jahrzehnten östlich des Kaspischen Meeres (zwischen Aral See und Balchasch See) und noch weiter im Osten gelebt, bis die Siedler ihn dort ausgerottet haben. Der Tiger hat dort hauptsächlich nahe an den Flüssen, in den dichten Schilfdickichten gelebt und Wildschweine gejagt. In Westsibirien ging diese große Katze bis zu über 47° zu 48°N hoch.

 

In Russlands Fernem Osten, am Amur-Fluss, lebt der Tiger (oder hat noch bis vor kurzem gelebt), bis zu über 52° Nord. Das sind sesshafte Tiger, die ein eigenes Heimatgebiet haben und Junge aufziehen. Umherwandernde Tiger (ohne Heimatgebiet) sind manchmal viel weiter nach Norden, nach Südsibirien gewandet (auf Verbreitungskarte durch schwarze Punkte und unterbrochene Linie gezeigt). Aber der umherwandernde Tiger pflanzt sich dort oben nicht fort. Der umherwandernde Tiger, der manchmal ins südöstliche Sibirien gewandert ist, zieht dort auch dann keine Jungen auf, wenn er dort oben eine lange Zeit lebt, wie Professor Heptner berichtet. Der Grund: Der Tiger kann sich nicht im südöstlichem Sibirien fortpflanzen, weil es dort zu wenig Huftiere gibt, um eine Tigerin mit Jungen zu ernähren. 51°-52° Nord, das auf der Höhe vom mittleren Teil Deutschlands. 

 

Was zeigt uns das Klima an der Nordgrenze das Tigergebietes? Beweist es, dass diese Katze auch in der arktischen Tundra gelebt haben könnte?

 

Im nördlichsten Teil des Tigergebietes, am Amur-Fluss in Fernem Osten Russlands, beträgt die Temperatursumme von Tagen, mit Temperaturen über 10°C, 1600-2000°. In West Sibirien hat das Nordgebiet des Tigers eine jährliche Temperatursumme mit Tagen über 10°C, 3500°.In der arktischen Tundra Sibiriens (über der nördlichen Baumgrenze), beträgt sie nur 200°. Das ist 9mal weniger als am Amur-Fluss. 

 

Die mittlere Lufttemperatur des wärmsten Monats (Juli) am Amur-Fluss beträgt über 18°C. An der Nordgrenze des Tigergebietes in West Sibirien ist der wärmste Monat des Jahres 25°C. In Sibiriens arktischer Tundra beträgt sie nur 3-10°C. Und noch weiter im Norden, in der Polarwüste, in der man auch die Überreste des Tigers, des Löwen und des Mammuts gefunden haben, nur 0-3°C.

 

Die mittlere jährliche mögliche Evapotranspiration am Amur-Fluss ist jetzt 1000 Millimeter. In der Tundra von Nordsibirien, beträgt die mittlere jährliche mögliche Evapotranspiration nur 200 Millimeter. Und in der Polarwüste, noch weiter nördlich, noch weniger.

 

Mittlere jährliche Lufttemperatur am Amur-Fluss ist +2°C zu +4°C. An der Nordgrenze des Tigergebietes, in West Sibirien, beträgt sie +12°C. Und Nordsibirien hat jetzt eine mittlere jährliche Lufttemperatur von nur –9°C zu –13°C.

 

Im Amur-Gebiet gibt es jetzt vereinzelt auftretenden Permafrost, mindestens in den Bergen, 0-25 m mächtig. Aber diese vereinzelt auftretende Dauerfrostboden liegen dort unter einer 2-3 m tiefen Erdschicht. Dort kann kein Eiskeil wachsen. In West Sibirien, an der Nordgrenze des Gebietes, in dem der Tiger lebt, gibt es überhaupt keinen Permafrost. In nordöstlichem Sibirien gibt es zusammenhängenden Permafrost, 300-500 m dick, mit großen Eiskeilen. Die aktive Schicht über diesem Dauerfrostboden (die Erdoberfläche, die am Sommer auftaut), ist dort oben nur ungefähr 20 Zentimeter tief. Nur an einigen gut entwässerten Südenhängen kann die Erdoberfläche tiefer aufzutauen.

 

Der Löwe hat in Nordsibirien mindestens bis zu über 77° Nord gelebt, gemäß R.-D. Kahlkes Verbreitungskarte (1994). In Alaska hat man die Überreste des Löwen bis zur arktischen Küste hoch gefunden. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass auch der Tiger so weit im Norden in Nordsibirien und in Yukon/Alaska gelebt hat. Das zeigt uns etwas, was den Verfechtern der heutigen Eiszeittheorie gar nicht gefallen wird: Diese Klimatabelle zeigt uns, wie warm es mindestens in Nordsibirien, in Alaska und im Yukon Gebiet gewesen sein muss, als der Löwe und der Tiger dort oben auf der Mammut-Steppe gejagt haben.

 

Wir sollten hier bedenken: Das Klima am Amur-Fluss, in dem der Tiger jetzt lebt, ist nur die Nordgrenze seines Verbreitungsgebietes, wo er gerade noch leben kann (marginal habitat). Deshalb muss das Klima in seinem normalen Verbreitungsgebiet, weiter südlich, noch wärmer sein. Das zeigt uns:

 

Als der Tiger und der Löwe im Hohen Norden lebten, bis mindestens 77° Nord, muss die Temperatursumme mit Tagen über 10°C dann mindestens 1600°-2000° betragen haben.

 

Der wärmste Monat des Jahres (Juli oder August) hatte dann eine mittlere Lufttemperatur von mindestens 18°C. Die mittlere jährliche mögliche Evapotranspiration betrug dann mindestens 500 Millimeter. Und die mittlere Jahrestemperatur der Luft von Nordsibirien, Alaska und dem Yukon Gebiet muss dann mindestens +2°C bis +4°C  gewesen sein.

 

Als der Tiger und der Löwe in Nordsibirien, in Alaska und im Yukon lebten, hat es dort oben dann keinen zusammenhängenden Dauerfrostboden gegeben. Und es gab dort damals auch keine Eiskeile, keine arktische Tundra und keine Polarwüste. Im Gebiet des Amur-Tigers gibt es jetzt an einigen Stellen vereinzelt auftretenden Permafrost, bis 25 m dick. Aber nur im nördlichsten Teil seines Gebietes, 2-3 m unter der Erdoberfläche, an der Nordgrenze seines Verbreitungsgebiets. In seinem normalen Gebiet, wie im südlichsten Teil von West Sibirien, gibt es überhaupt keinen Permafrost, denn das Klima ist dort unten subtropisch. Auch das Futter, das die Mammut-Herden benötigten, konnte nur in einem milden, mäßigen Klima wachsen, in dem es keinen Permafrost gab. Das zeigt uns das Klima am Nordrand des heutigen Verbreitungsgebietes des Tigers, der jetzt am Amur-Fluss lebt.  Sein normales Gebiet – sein optimaler Lebensraum – muss daher noch wärmer gewesen sein.

 

 

 

Der Tiger verfolgt seine Beute in großen Sprüngen. Aus: Grzimeks Enzyklopädie (1987:11) Bd. 4.