Kapitel 4: Der Indische Tiger

 

K. Ullas Karanth arbeitet als Wildtierbiologe am Centre for Wildlife Studies, Mysore, in Indien. Er berichtet in Ronald L. Tilson et al. (eds.), Tigers of the World (1987): Der Tiger in Indien: Ein kritischer Bericht über die Feldzählungen“.

 

K. Ullas Karanth: „Tiger, Leopard und Dhole (Rothund) töten normalerweise keine sehr großen Beutetiere, wie Elefant (Maximum Elephas) und Nashorn (Rhinoceros unicornis). Deshalb habe ich diese Arten hier nicht berücksichtigt. Aus den Untersuchungen von Schaller (1967), Sunquist 1981) und Johnsingh (1983), habe ich festgestellt, wie viel lebende Beutebiomasse die drei Raubtiere durchschnittlich im Jahr brauchen: Tiger –3000 Kilogramm; Leopard – 1000 Kilogramm; und Dhole (Rothund) – 490 Kilogramm. Einige Studien der großen Fleischfresser (Schaller 1967, 1972, Muckenhirn 1973, Sunquist 1981, Tamang 1982), zeigen, dass diese Fleischfresser normalerweise keinen entscheidenden Einfluss auf die Größe des Beutetierbestandes haben. Diese Raubtiere töten selten mehr als etwa 10% der gesamten Beutebiomasse. Das mittlere Gewicht, das ich für diese Fleischfresser hier benutzt habe (männlich und weiblich, jung und alt): Tiger – 113 kg; Leopard – 34 kg und Dhole – 13 kg.

 

„Einige geschützte Gebiete in Südostasien haben etwa folgende Huftier-Beutebiomasse: 766 kg/km² und 886 kg/km² in Wilpattu und in Galoya auf Sri Lanka und 1.708 kg/km² im Gebiet, das Schaller in Kanha erforscht hat (Eisenberg und Seidensticker 1976). Johnsingh (1983) schätzt die durchschnittliche Beutetierbiomasse in seinem Studienbereich in Bandipur auf 3.320 kg/km², obwohl die Biomasse für das gesamte Reservat viel niedriger ist. Die geschätzte Biomasse der Beutetiere in Chitawan beträgt 2.798 kg/km² (Tamang 1982).“

 

 

Biomasse der Beutetiere und Fleischfresser

 

Jahr

Reservat

Tiger Biomasse kg/km²

Leoparden Biomasse kg/km²

Dhole Biomasse kg/km²

Gesamte Raubtier- biomasse kg/km²

Beute- Biomasse genötigt kg/km²

1983

Sariska

3,53

1,06

0

4,59

1.250

1984

Dudwa

13,64

0,39

-

14,03

3.735

1982

Kanha

10,70

1,95

-

12,65

3.415

1984

Ranthambore

10,37

3,70

0

14,07

3.841

1982

Corbett

19,74

3,07

-

22,81

6.42

1984

Melghat

5,75

1,08

1,56

8,39

2.434

1983

Bandhavgarh

1,14

2,59

0,74

19,47

5.327

1984

Nagarjunasagar

2,45

2,26

0,87

5,58

1.643

1984

Bandipur

8,68

3,10

2,45

14,23

4.141

1983

Periyar

5,96

0,66

8,37

14,99

4.929

 

Nach K. Ullas Karanth (1987:123) Tabelle 2. Diese Tabelle zeigt uns, wo der Tiger, der Leopard und der Rothund (Dhole) in Indien leben können und wo nicht, wie viel Huftierbeutebiomasse sie dort mindestens benötigen. Die Zahlen für "benötigte Beutebiomasse" sind Mindestzahlen, weil der Tiger nicht das ganze Tier, das er getötet hat, verzehrt. Viel davon verdirbt schnell in der tropischen Hitze.

 

In einem arktischen Klima kann so viel Huftieropferbiomasse nicht leben, weil die Zeit, in der die Pflanzen dort wachsen können, dafür viel zu kurz und weil das Klima zu kalt ist. Das widerlegt auch die Ansicht, der Höhlenlöwe und Tiger, die in Nordsibirien, Alaska und im Yukon Gebiet zusammen mit dem Wollhaarmammut gelebt haben, sei arktisch gewesen.