Kapitel 6: Der Amur Tiger und seine Beutebiomasse

 

Wie viel Beutebiomasse muss im Heimatgebiet des sesshaften Tigers in Russlands Fernem Osten mindestens vorhanden sein, damit er dort mit seinen Jungen leben kann? Und zwar im nördlichsten Teil des Gebietes, in dem der Tiger heute lebt? Und wie groß ist dort sein Revier? Wir möchten kurz zwei Gebiete des Amur Tigers betrachten: (1) Das Sichote-Alin Reservat, das Gebirge, das von Norden nach Süden verläuft, von etwa 51°Nord bis 45°Nord, an der Küste des Stillen Ozeans. Und (2): das Lazowski Reservat, südlich von Sichote-Alin, bei Wladiwostok. – Warum möchten wir das untersuchen? –  Weil einige Pleistozän-Paläontologen immer noch allen Ernstes behaupten, der Tiger, der Höhlenlöwe und das Wollhaarmammut hätten in Nordsibirien, Alaska und dem Yukon Gebiet gelebt. Und zwar auf dem Höhepunkt der Letzten Eiszeit, als es dort viel kälter und trockener war als jetzt. Einige von ihnen haben jetzt wenigstens erkannt, dass die Tiere der Mammut-Tierwelt nicht auf einer arktischen Tundra gelebt haben konnten, weil sie dort verhungert wären. Aber sie behaupten: Das Wollhaarmammut und seine Begleiter haben im äußersten Norden Sibiriens, in Alaska und dem Yukon gelebt, als das Land dort so kalt und so trocken war, dass dort nur arktische Trockensteppe wachsen konnte. Näheres dazu in der Datei: Mammut-Fauna 8: Das Jarkow Mammut.

 

 

Sichote-Alin Reservat

 

Wie groß war der Bestand des Sibirischen Tiers im Sichote-Alin Reservat, bis zu etwa 51°Nord hoch, als er sich in den letzten 5 Jahren stabilisiert hatte? Und zwar, bevor die Sowjetunion zusammenbrach, als diese nördlichsten Tiger noch gut beschützt wurden? Die folgenden Zahlen stammen aus dem russischen Forschungsbericht The Amur Tiger in the USSR (1980). Ein großer Teil dieses Landes ist dort mit Nadelbäumen und großblättrigen Laubbäumen bedeckt. Etwa ein Drittel dieses Gebietes benutzt der Tiger überhaupt nicht, weil es dort zu wenig Beutetiere gibt: die alpine Tundra und die Fichtenwälder im nördlichen Teil. In jedem Jahr hat in Sichote-Alin eine bestimmte Anzahl der Tigerinnen keine Jungen. Tigerinnen, die mit keinem Tiger gepaart sind, trifft man regelmäßig im Sichote-Alin Reservat an (L. G. Kaplanov, 1948). Das ist für den Tiger Grenzgebiet. Das heißt: Der Tiger lebt dort im nördlichsten Teil seines Verbreitungsgebietes. Dort gibt es so wenig Futter (so wenige Huftiere), dass ein Teil der Tigerinnen dort regelmäßig keine Jungen hat.

 

Wir sollten hier bedenken: Noch weiter im Norden, im Transbaikal-Gebiet, das heißt, östlich des Baikal-Sees in Südsibirien, sind früher Tiger aus Nordchina eingewandert. Diese Tiger haben dann oft jahrelang in Südsibirien gelebt. Aber sie lebten dort nur als Nomaden, als Katzen, die kein eigenes Heimatgebiet haben. Und sie zogen dort auch keine Jungen auf, selbst dann nicht, wenn sie dort viele Jahre lebten, weil es dort zu wenig Futter gab. Im Sichote-Alin Reservat können viele der Tiger ihr eigenes Revier errichten und Junge aufziehen, wenigsten in den Jahren, in denen es genug Futter gibt.

 

 

Kindbett-Revier der Amur Tigerin, Sichote-Alin Reservat

 

Wie groß ist das Kindbett-Revier der Amur Tigerin in Sichote-Alin, wenn ihre Jungen noch sehr klein sind, wenn sie noch 1-4 Kleine säugen muss? Und wie viel Beutebiomasse muss dort dann mindestens vorhanden sein? Das ist sehr wichtig, weil dass das erste Problem ist, das sie lösen muss, wenn es ihr gelingen soll, ihre Jungen aufzuziehen. Wenn ihre Jungen noch sehr klein sind, muss sie versuchen, zwei Dinge auf einmal zu erledigen, weil der männliche Tiger, der ihr Revier beherrscht, ihr überhaupt nicht bei der Aufzucht ihrer Jungen hilft. Sie muss dann ihre Kinder mit ihrer Milch ernähren und sie vor Feinden schützen, vor Wölfen, Leoparden, Bären und männlichen Tigern, die sie töten würden. Doch sie muss auch ihre Höhle verlassen und Futter suchen, Huftiere jagen. Aber sie muss schnell genug wieder zurück sein – innerhalb von 1 bis 1 ½ Tagen -, um ihre Jungen zu säugen. Wenn sie länger weg bleibt, werden sie verhungern. Oder andere Raubtiere werden sie finden und töten. Das bedeutet: Die sesshafte Tigerin kann nur dort Junge aufziehen, wo es genug Huftiere gibt, und zwar nahe genug an ihrer Höhle, wo die Huftier-Biomasse in ihrem Kindbett-Revier groß genug ist. – Wie groß?

 

Im Sichote-Alin Reservat umfasst das Heimatgebiet der Amur Tigerin mit kleinen Jungen 5 x 3 km oder 15 km², gemäß to Kaplanov, L. G. (1946). In diesem Model nehme ich folgendes an: Sie säugt 1-4 Junge. Sie braucht ebenso viel Beute-Biomasse wie die nicht-säugende Tigerin in Nepal: 2950 kg lebende Huftierbiomasse. Darin ist 30 % Abfall enthalten (Knochen und Mageninhalt), (M.E. Sunquist, 1981). Aber der Amur Tiger verwendet nicht 20-70 % oder durchschnittlich 45 % des getöteten Tieres. Das ist dann 15% mehr Abfall. Anders ausgedrückt: Der Amur Tiger nutzt nur etwa 55 % des Huftiers, das er erbeutet hat. Den Rest verschlingen andere Raubtiere. Die Tigerin, die ihre Jungen säugt, muss mehr fressen als die Tigerin, die keine Jungen hat. Ich nehme hier an, dass die säugende Tigerin 27 % mehr Futter braucht, als die nicht-säugende Tigerin. Der sesshafte Tiger tötet etwa 9% des besamten Bestandes an Huftieren in seinem Heimatgebiet im Jahr. Wie berechnet:

 

1 sesshafte Amur Tigerin (ohne Jungen, nicht-säugend) braucht 2950 kg lebende Beutemasse im Jahr. Darin ist 30 % Abfall enthalten (Knochen, Mageninhalt). Bei 45 % Abfall braucht sie dann 3392 kg lebende Beutemasse im Jahr. Wenn sie ihre Jungen säugt, braucht sie 27 % mehr Futter als in der Zeit, in der sie nicht ihre Jungen säugt. Das bringt uns dann auf 4308 kg lebende Beutebiomasse im Jahr. Der Tiger tötet etwa 9 % der gesamten Huftierbiomasse in seinem Revier im Jahr. In ihrem 15 km² großen Heimatgebiet muss dann eine Huftier-Beutebiomasse von 47.867 kg vorhanden sein. – Wie viel ist das je Quadratkilometer auf ihrem 15-km² großen Revier?

 

47.867 kg : 15 km² = 3191 kg/km² Huftierbiomasse

 

Das heißt: Die Amur Tigerin im Sichote-Alin Reservat braucht auf ihrem 15-km² großen Kindbett-Revier eine Beute-Biomasse an Huftieren von mindestens 3191 Kilogramm je Quadratkilometer. Wenn weniger vorhanden ist, werden die Jungen verhungern. Wenn die Jungen größer sind, wenn wie weiter umher gehen können, wird sich ihr Revier allmählich vergrößern.

 

 

1 Tigerin in 250 km² Revier, Sichote-Alin Reservat

 

Das optimale Biotop im Sichote-Alin Reservat ist 1 Tigerin je 250 km². Das bedeutet: Eine sesshafte Tigerin, die Junge aufzieht, hat dort ein Heimatgebiet von 250 km², gemäß The Amur Tiger in the USSR (1980). Wie viel Huftierbiomasse muss dann mindestens in ihrem Heimatgebiet vorhanden sein, so dass sie dort ihre Jungen aufziehen kann? Das heißt: Wie groß muss dort die Huftierbiomasse in der magersten Zeit des Jahres sein (lean-season prey biomass), die Futtermenge, bei der diese Katze noch überleben kann? Irgend ein Überfluss an Futter im übrigen Teil des Jahres ist hier unwichtig. Ich nehme hier folgendes an: Die Tigerin hat 2 Junge. Die Jungen säugen jetzt nicht mehr, sondern fressen Fleisch, das ihnen ihre Mutter in die Höhle bringt. Sie leben drei Jahre lang auf dem Revier ihrer Mutter. In ihrem ersten Lebensjahr benutzt die Mutter nur ein Drittel ihres Heimatgebiets, im zweiten, zwei Drittel, und im dritten Lebensjahr das ganze 250-km² große Revier. Sie sind jetzt voll erwachsen und benötigen ebenso viel Futter wie ihre Mutter. Der herrschende männliche Tiger hat drei Weibchen mit ihren Heimatgebieten. Ein Drittel seines Futter holt er sich aus dem Revier dieser Tigerin mit ihren beiden Jungen. Der Tiger tötet etwa 9 % des gesamten Huftierbestandes in seinem Heimatgebiet im Jahr.

 

 

Eine Tigerin mit ihrem Baby. Aus: Ronald L. Tilson et al. (eds.), Tigers of the World (1987:254).

 

 

 

Tigerin mit 2 Jungen 1. Lebensjahr, Sichote-Alin Reservat

 

In diesem Model hat die Amur Tigerin 2 Junge in ihrem ersten Lebensjahr. Ihr Heimatgebiet im Sichote-Alin Reservat umfasst 250 km². Sie benutzt nur ein Drittel ihres Reviers, weil ihre Jungen noch zu klein sind. Der herrschende männliche Tiger holt sich ein Drittel seines Futters aus ihrem Gebiet.

 

Die nicht-säugende Tigerin in Nepal, ohne Junge, braucht 2950 kg lebende Beute im Jahr. Darin sind 30 % Abfall (Knochen, Mageninhalt) enthalten. Aber der Amur Tiger verwendet nicht 20-70 %, oder durchschnittlich 45 % des Tieres, das er getötet hat. Sie benötigt dann 3392 kg lebende Beute-Biomasse im Jahre (mit 45 % Abfall).

 

Die beiden Jungen brauchen in ihrem ersten Lebensjahr 1696 kg lebende Beute (mit 45 % Abfall). Die Tigerin und ihre beiden Jungen benötigen in deren erstem Lebensjahr zusammen 5088 kg lebende Beute. Der männliche Tiger, der ihr Revier beherrscht, holt sich ein Drittel seines Futters aus ihrem Gebiet: 1303 kg lebende Beute (mit 45 % Abfall). Das addiert sich dann auf 6391 kg.

 

Der Tiger tötet etwa 9 % der Huftierbiomasse im Jahr in seinem Heimatgebiet. Die gesamte Huftierbiomasse in seinem Revier beträgt dann 71.011 kg. Wie viel Beute-Biomasse ist dann in diesem Heimatgebiet in Sichote-Alin vorhanden, im nördlichsten Teil des Gebietes, in dem der Tiger heute lebt? Die Tigerin benutzt jetzt nur ein Drittel ihres 250-km² großen Reviers, oder 83.3 km². Sie kann jetzt nicht mehr verwenden, weil ihre Jungen noch zu klein sind.

 

71.011 kg lebende Beute/Jahr : 83.3 km² = 852 kg/km²

 

Das bedeutet: Die Amur Tigerin im Sichote-Alin Reservat, die zwei Junge in deren erstem Lebensjahr aufzieht, braucht eine Beute-Biomasse an Huftieren von mindestens 852 Kilogramm je Quadratkilometer. So viel muss auch noch in der magersten Zeit des Jahres vorhanden sein. Ist weniger vorhanden, werden die Jungen verhungern. Irgendein Überfluss im übrigen Teil des Jahres ist hier unwichtig.

 

 

Tigerin mit 2 Jungen, 2. Lebensjahr, Sichote-Alin Reservat

 

Die Amur Tigerin versorgt jetzt ihre beiden entwöhnten Jungen in deren zweitem Lebensjahr. Jetzt können sie schon besser herumlaufen und ihr zu den Beutetieren folgen, die sie erlegt hat. Sie benutzt jetzt zwei Drittel ihres 250-km² großen Reviers: 166.7 km². Der herrschende männliche Tiger holt sich ein Drittel seines Futter aus ihrem Gebiet. Ihr Revier muss jetzt in der magersten Zeit des Jahres eine Huftierbiomasse von mindestens 596 kg/km² enthalten. Wenn weniger vorhanden ist, werden die Jungen verhungern.

 

 

Tigerin mit 2 Jungen, 3. Lebensjahr, Sichote-Alin Reservat

 

Die beiden Jungen sind jetzt in ihrem 3. Lebensjahr. Sie sind jetzt etwa so groß wie ihre Mutter. Jedes dieser beiden Jungen braucht jetzt ebenso viel Nahrung am Tag wie deren Mutter, wenn nicht noch mehr. Sie benutzen jetzt das ganze Heimatgebiet, 250-km² groß, im Sichote-Alin Reservat.

 

Ihr Revier muss jetzt in der magersten Zeit des Jahres eine Huftierbiomasse von mindestens 510 kg/km² enthalten..

 

Wenn weniger vorhanden ist, werden ihre Jungen verhungern. Irgendein Überschuss zu anderen Zeiten des Jahres ist unwichtig.

 

 

 

Sibirische Tier in einem Zoo im Winter. Aus: J. Seidensticker et al. (eds.), Great Cats (1991:219)

 

 

 

Lazowski Reservat

 

Das Lazowski Reservat liegt südlich von Sichote-Alin, bei Wladiwostok. Dies ist die ‘normale’ Heimat des Amur Tigers, mit ihren Zedern, Mongolischen Eichen und anderen großblättrigen Bäumen der gemäßigten Zone. Dort stoßen arktische Pflanzen auf subtropische Pflanzen. In den Jahren 1974-75 hatte im Lazowski Reservat 1 Amur Tigerin ein Heimatgebiet von etwa 111 km². Weiter im Osten, nahe der Pazifikküste, umfasst das Gebiet einer Tigerin bis zu 100 km², gemäß The Amur Tiger of the USSR (1980). Und zwar, bevor die Sowjetunion zerfallen ist, als der Amur Tiger dort noch gut beschützt war. Wie viel Huftier-Biomasse muss dieses Heimatgebiet des Amur Tigers mindestens enthalten, damit er dort leben und Junge aufziehen kann? Das heißt: Wie viel Beutebiomasse muss dort in der magersten Zeit des Jahres vorhanden sein?

 

Auch in diesem Modell zieht die Amur Tigerin zwei entwöhnte Junge in ihrem Heimatgebiet auf. Sie bleiben drei Jahre lang bei ihrer Mutter, bis sie voll erwachsen sind. In deren erstem Lebensjahr benutzt die sesshafte Tigerin nur ein Drittel ihres Reviers, weil ihre Kinder noch zu klein sind. Sie können noch nicht weit umher laufen. In deren zweitem Lebensjahr benutzt die Tigerin dann zwei Drittel ihres Gebietes. Und in deren drittem Lebensjahr, wenn ihre Jungen erwachsen sind, ihr ganzes Gebiet. Jetzt muss jedes dieser beiden Jungen ebenso viel fressen wie ihre Mutter. Ihre Futter enthält 45 % Abfall. Das heißt: Von dem getöteten Huftier verzehrt die Tigerin nur etwa 55 %. Die Knochen, den Mageninhalt und einen Teil des Fleisches lässt sie liegen. Das holen sich dann die anderen Raubtiere. Auch hier beherrscht der sesshafte männliche Löwe die Reviere von drei Weibchen. Und er holt sich ein Drittel seines Futters aus ihrem Gebiet.

 

 

Tigerin mit 2 Jungen im 1. Lebensjahr, Lazowski Reservat (1974-75)

 

Ihr Revier muss 71.011 kg Huftierbiomasse enthalten. Sie tötet in ihrem Gebiet etwa 9 % des Huftierbestandes im Jahr. Ihr Heimatgebiet umfasst jetzt 37 km², und zwar den Teil, den sie jetzt benutzen kann, weil ihre Kinder noch so klein sind. Es muss dann in der magersten Zeit des Jahres eine Beutebiomasse von mindestens 1919 kg/km² enthalten. Wenn weniger vorhanden ist, werden die Jungen verhungern.

 

 

Tigerin mit 2 Jungen im 2. Lebensjahr, Lazowski Reservat (1974-75)

 

Ihr Heimatgebiet muss jetzt eine Huftierbiomasse von 99.303 kg enthalten. Von dieser Beutebiomasse tötet sie 9 % im Jahr. Ihr Revier umfasst jetzt 74 km². Das heißt, den Teil, den sie jetzt benutzen kann. Wie viel Beutebiomasse muss dort jetzt vorhanden sein, damit sie dort leben und ihre Jungen aufziehen kann? Ihr Heimatgebiet ernährt jetzt 99.303 kg Huftierbiomasse. 99.303 kg : 74 km² = 1342 kg/km². Das bedeutet: Ihr Gebiet muss in der magersten Zeit des Jahres eine Huftierbiomasse von mindestens 1342 Kilogramm je Quadratkilometer enthalten.

 

 

Tigerin mit 2 Jungen im 3. Lebensjahr, Lazowski Reservat (1974-75)

 

Die Amur Tigerin benutzt jetzt ihr ganzes Heimatgebiet von 111 km², weil ihre beiden Kinder jetzt erwachsen sind. Jedes von ihnen muss jetzt ebenso viel fressen wie sie. Wie viel Huftierbiomasse muss ihr Revier jetzt enthalten? - 127.544 kg : 111 km² = 1149 kg/km². Das bedeutet: Ihr Heimatgebiet muss in der magersten Zeit des Jahres eine Huftierbiomasse von mindestens 1149 kg/km² enthalten. Irgendein Überschuss im übrigen Teil des Jahres ist hier unwichtig.

 

 

 

Tigerin mit zwei 2 Jungen im Lazowski Reservat (1974-75), Pazifik-Küste

 

Weiter im Osten, an der Pazifik-Küste, ist das Klima im Lazowski Reservat noch milder. Und dort ist noch mehr Futter für Hirsche und Wildschweine vorhanden, weil dort viele Zedern, Mongolische Eichen und andere großblättrige Bäume wachsen. Die Nüsse der Zedern und die Eicheln ernähren die Herden der wilden Huftiere. Die Tigerin benutzt hier nur ein Drittel ihres Reviers im ersten Lebensjahr ihrer Jungen, weil sie noch sehr klein sind und noch nicht weit umher laufen können. Der Tiger tötet etwa 9 % des Huftierbestandes in seinem Revier im Jahr. Er verzehrt nur etwa 55 % vom Gesamtgewicht der Beute, die er getötet hat. Das heißt, er lässt die Knochen, den Mageninhalt und einen Teil des Fleisches liegen. Das holen sich dann die anderen großen Raubtiere. Das Heimatgebiet des Amur Tigers umfasst hier etwa 100 km². Wie viel Huftierbiomasse muss ihr Revier an der Pazifik-Küste mindestens enthalten?

 

 

Tigerin, mit 2 Jungen im 1. Lebensjahr, Lazowski Reservat (1974-75), Pazifik-Küste

 

Ihr Heimatgebiet ernährt jetzt einen Huftierbestand von 71.011 kg. Von den 100-km² ihres Reviers benutzt sie jetzt nur ein Drittel, 33.3 km². Es hat in der magersten Zeit des Jahres eine Beutebiomasse von mindestens 2132 kg/km².

 

 

Tigerin mit 2 Jungen im 2. Lebensjahr, Lazowski Reservat (1974-75), Pazifik-Küste

 

Von ihrem 100-km² Revier verwendet sie jetzt zwei Drittel, 66.6 km². Es enthält jetzt mindestens 99.303 kg Huftierbiomasse. In der magersten Zeit des Jahres muss dort eine Beutebiomasse von 1491 kg/km² vorhanden sein.

 

 

Tigerin mit 2 Jungen im 3. Lebensjahr, Lazowskí Reservat (1974-75), Pazifik-Küste

 

Ihre beiden Jungen sind jetzt voll erwachsen. Sie benutzt jetzt ihr ganzes Heimatgebiet von 100 km

 

 

 

Der Amur Tiger in Russlands Fernem Osten. Aus: The Amur Tiger in the USSR (1980). Diese Katze beweist, dass weder der Tiger, noch der Löwe in Nordsibirien, Alaska und Nordwest Kanada – in der Zeit des Wollhaar-Mammuts – in einem arktischen Klima leben konnten. Sie wären dort verhungert. Der Amur Tiger lebt bis nach 51 – 52° Nord, wo es viele Wildschweine, Rehe und Rothirsche gibt. Das Klima des Tigers am Nordrand seines Gebietes: 1600 – 2000° 10°C Temperatursumme im Jahr. Die arktische Tundra hat eine 10°C-Temperatursumme von nur etwa 200°. Mittlere Jahrestemperatur der Luft an der Nordgrenze des Tiger-Areals: 2 to 4°C. Kein Dauerfrostboden. Arktische Tundra: –9 to –13°C mittlere Jahrestemperatur der Luft, mit dickem, durchgehendem Dauerfrostboden.

 

Das Kind-Revier der Amur-Tigerin, mit kleinen Jungen, in den ersten Monaten ihres Lebens, hat eine Beutebiomasse an Huftieren von 6368 bis 6640 kg/km². Der sesshafte Tiger, der Junge aufzieht, braucht eine Huftierbiomasse von mindestens 3431 kg/km², die um 190 kg/km² im Jahr zunimmt. Die arktische Tundra ernährt nur 18 – 26 kg/km² Huftier-Biomasse, oder durchschnittlich 22 g/km². Diese Huftier-Biomasse nimmt in der arktischen Tundra um nur 2 kg/km² zu (Hudson and Bunnel, 1980:210). Der sesshafte Amur Tiger kann sich nicht einmal im nördlichen Nadelwald (im Lärchen- und Fichtenwald) halten, weil es dort zu wenig Futter gibt. Huftierbiomasse im borealen Nadelwald ist nur 200 - 500 kg/km².

 

 

Ergebnis

 

Das widerlegt ein für alle Mal den überholten Glauben, Tiger, Höhlenlöwe und Wollhaarmammut hätten auf dem Höhepunkt der Letzten Eiszeit im nördlichsten Teil Sibiriens, Alaskas und des Yukon Gebietes gelebt. Das widerlegt die Behauptung, diese Tiere hätten dort oben auf arktischer Tundra und trockener arktischer Steppe gelebt, während es dort so kalt war, dass keine Bäume wachsen konnten. Sie wären dort verhungert, verdurstet und erfroren. Weder die arktische Tundra, noch die trockene arktische Steppe können so viele Huftiere ernähren, dass der sesshafte Tiger oder Löwe, die Junge aufziehen, dort oben leben könnten. Dies widerlegt auch quantitativ den Glauben, das Wollhaarmammut habe auf dem Höhepunkt der Letzten Eiszeit im Hohen Norden gelebt. Das ist nur eine fromme Mythe, Science-Fiction, ohne irgendeinen wissenschaftlichen Beweis.

 

Als der Tiger, der Höhlenlöwe und das Wollhaarmammut in Nordsibirien, Alaska und dem Yukon lebten, war das Klima dort oben ebenso mild und feucht, wie heute im Heimatgebiet des Amur Tigers, südlich von 51°Nord. Niemand kann diese Schlussfolgerung widerlegen. Doch wie war das möglich? Wie konnte es damals im Hohen Norden ebenso warm gewesen sein, wie heute bei 45°-51°Nord. – Meine Schlussfolgerung: Der Tiger, der Höhlenlöwe und das Wollhaarmammut haben im Hohen Norden in einem gemäßigten Klima gelebt, ohne arktischen Winter, ohne Eis und Schnee, vor der weltweiten Sintflut der Tage Noahs. Und sie sind dann in dieser weltweiten Sintflut umgekommen, als sich das Klima in den Polargebieten plötzlich änderte, als es dort plötzlich sehr kalt wurde.