Kapitel 8: Grizzlies in Mittel- und Nordalaska

 

Grizzlies, Eskimos und Biologen: Bär Management verschiedener Kulturen in Südwest Alaska. Von: Lawrence J. Van Daele, Alaska Abteilung für Fische und Wildtiere, Dillingham, Alaska und Mitarbeiter, in: Ursus 12:141-152:

 

Erforschtes Gebiet

 

„Das Gebiet, das wir erforscht haben, liegt in den südwestlichen Kuskokwim Bergen, auf halbem Wege zwischen Dillingham und Bethel, Alaska. Es umfasst 2.850 km² staatliches Land. Dazu gehört ein Teil des Staatlichen Togiak Tierschutzgebietes, des Staatlichen Yukon Delta Tierschutzgebietes und Gelände, das dem Staat Alaska gehört.

 

Die Berge versperren den feuchten Winde, die von der Bering See wehen, den Weg. Und niedrige Wolken und Nebel bedecken oft dieses Gebiet. Der mittlere Jahresniederschlag beträgt 89 cm, einschließlich 177,5 cm Schnee. Im Tiefland bleibt der Schnee von Ende Oktober bis Mai liegen. Die Vegetation wächst schnell in der kurzen Jahreszeit, in der die Pflanzen wachsen. Die höchste und tiefste mittlere Temperatur für Januar beträgt – 10,5°C, und für Juli 18,5°C und 7°C.

 

Die Berge in diesem Gebiet sind nur spärlich mit niedrigen Sträuchern und Kräutern bewachsen. Der mittlere Teil der Berghänge (300-600 m) ist mit niedrigen Sträuchern bewachsen, mit Labrador-Tee, Krähenbeere und Seggen. An einzelnen Stellen wächst dort dichtes Gestrüpp. Es besteht aus Weiden und Berg-Erlen. Im Tiefland (150-300 m) wächst vorwiegend Sumpfweide (S. arctica) und Zwergbirke (Betula nana) und verschiedene Sorten von Beerensträuchern: auch Blaubeeren, die an niedrigen Sträuchern wachsen, Preiselbeeren und Bärbeeren. In den Flusstälern wachsen Pappeln; sie bilden dort das Obergeschoss. Unter ihnen wachsen Weiden und die Kenai Birke; sie bilden das Untergeschoss der Pflanzendecke.“ Lawrence J. Van Daele et al. (2001:141, 142)

 

Die Kilbuck Karibu (Rangifer tarandus) Herde (~5000 Tiere) lebt in diesem Gebiet, das wir erforschten. In den letzten Jahren hat auch ein Teil der Mulchatna Karibuherde (~200.000 Tiere) in diesem Gebiet gelebt. Elche (Alces alces) sind in diesem Gebiet noch recht neu. Sie sind erst in den letzten Jahren dort eingewandert. Nur wenige Elche leben am Ufer der Flüsse.“ Lawrence J. Van Daele et al. (2001:142)

 

 

 

Das Gebiet in den südwestlichen Kuskokwim Bergen, Alaska, in dem wir in den Jahren 1993-97 den Braunbären erforscht haben. Es liegt am Bering Meer. Von: Lawrence J. Van Daele et al. (2001:142) Tabelle 1.

 

Forschungsergebnisse

 

Wir haben 60 Bären (21 Männchen, 39 Weibchen) gefangen und gekennzeichnet.

 

Größe der erwachsenen Braunbären (<5,5 Jahre alt), die wir in den südwestlichen Kuskokwim Bergen, Alaska, 1993-97, gefangen haben. Tabelle 2.

 

Erwachsene Männchen, mittleres Körpergewicht 235,9 kg, Bereich 158,8-299,4 kg.

 

Erwachse Weibchen, mittleres Körpergewicht 133,0 kg, Bereich 99,8-200,0 kg.

 

Lawrence J. Van Daele et al. (2001:147)

 

 

Revier und Lebensraum

 

„Das mittlere Revier (Heimatgebiet) der erwachsenen Weibchen in dem Gebiet, das wir erforscht haben, umfasst 398.1 km².

 

Wir haben 87 Höhlen gefunden, die 30 Bären gehören. Sie liegen in einer mittleren Höhe von 632 m (Bereich 336-1.220) über dem Meeresspiegel. Die meisten Höhlen befanden sich in steilen, felsigen Gebieten (71%), und 13% in der Tundra. Einige Bären benutzen dieselben Höhlen Jahr für Jahr. Ab Anfang Oktober bis Ende November gehen sie in ihre Höhle. Die ersten Bären kommen Ende April wieder aus ihrer Höhle. Und bis Ende Mai haben alle Bären ihre Höhle wieder verlassen.“ (2001:147)

 

„Anfang Juli wandern die meisten Bären, die wir mit einem Sendehalsband versehen haben, auf den mittleren und unteren Teil der Berghänge (150-600 m). Dort fressen sie junge Pflanzen, die jetzt hoch wachsen, Erdhörnchen, Schneehühner und Karibu. Die Bären ruhen sich nun in den Erlen- und Weidendickichten aus, wenn es immer länger hell bleibt und immer wärmer wird. Dort leben sie bis Ende Juli. Dann kommen die Chinook-Lachse in dieses Gebiet, um zu laichen. Und einige der Bären wandern nun zu den Flüssen und Bächen, wo die Lachse laichen. Es gab dort keine Stellen, wo sich viele Bären versammeln, um Lachse zu fangen. Sie verteilten sich gleichmäßig entlang des Ufers der Flüsse und Bäche. Dort blieben sie bis Ende August.

 

Anfang September gab es dann strengen Frost. Und die Blätter der Pflanzen und der meisten Sträucher und Bäume wurden gelb und verloren ihre Blätter. Nun begannen die Bären den ganzen Tag über, solange sie wach waren, verschiedene Sorten von Beeren zu fressen. Bei unseren Überwachungsflügen stellten wir fest: Im Laufe des Monats September begann die Bären nun alles zu fressen, was sie nur finden konnten. Ab Ende September gingen sie zu ihren Höhlen oder gruben sich neue. Ende Oktober lagen dann die meisten Bären in ihren Höhlen.“ (2001:148)

 

„Das Gebiet, das wir erforschten, lag über der Baumgrenze. Es war typisch für einen großen Teil von Westalaska. Die Wachstumsperiode der Pflanzen ist dort kurz. Und die Bären finden dort nur wenig Futter. Aber es gab dort viele Lachse von verschiedenen Arten, die dort die Flüsse und Bäche hoch schwammen, um zu laichen. Die Bären in diesem Gebiet sind recht verschieden voneinander (Farbe, Größe und Verhalten). Diese Population besteht wahrscheinlich aus einem Gemisch von Küstenbraunbären und Innland-Grizzlybären. Der Bestand der Bären im südwestlichen Teil der Kuskokwim Berge ist mindestens so dicht wie der anderer Bär-Bestände im Innern und im nordwestlichen Teil Alaskas. Die Reviere der Weibchen sind dort viel größer als auf der Kodiak Insel. Sie sind aber vergleichbar mit den Revieren der anderen Braunbär-Bestände im Innern Alaskas. Das deutet darauf hin, das sie in einer ähnlichem Umwelt leben (Tabelle 3).“ (2001:150)

 

 

 

Revier der erwachsenen Bärin (km²)

Dichte/1.000 km² (Bereich)

Kuskokwim Berge

398

18,2 - unbekannt

Nordzentrales Alaska Gebirge

233

10,3 (5,3-16,8)

Noatak Fluss, Nordwest Alaska

993

13,9 (11,8-17,2)

Susitna Fluss, Südzentral Alaska

501

18,8 (15.2-24,3)

Terror See, Kodiak Insel

28

233,8 (191,6-304,2)

 

Von: Lawrence J. Van Daele, Alaska Abteilung für Fische und Wildtiere, Dillingham, Alaska und Mitarbeiter, in Ursus 12 (2001:148). Das Revier der Bärin am Terror Fluss, auf der Kodiak Insel, umfasst 28 km². Das Revier der Bärin am Noatak Fluss, in Nordwest Alaska, umfasst 993 km². Es ist 35,5mal größer. Die Bestandsdichte am Noatak River, Nordwest Alaska, beträgt 13,9/1.000 km². Am Terror See, auf der Kodiak Insel, beträgt sie 233,8/1.000 km². Das ist 16.8mal kleiner als auf der Kodiak Insel. Der Noatak Fluss liegt nördlich von Kotzebue und südlich der Ausläufer des Brooks Gebirges. Er fließt in die Tschuktschen See.

 

 

Am 13. 1. 2003 zeigte das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) um 16:15 Uhr den Dokumentarfilm, Nomaden des Nordens, von Andreas Kieling, Tierfilmer.

 

Über die Küstenbraunbären Alaskas

 

„Alaska Küstengebirge: 2 Braunbären am Wasserfall. Die Lachse ziehen dort von Mai bis September die Flüsse hinauf. Lachse bilden mit Abstand ihre wichtigste Nahrungsquelle.

 

Junger Grizzly in der Waldtundra Nordalaskas bei Moschusochsen.

 

Tundra-Grizzlies fressen jetzt viel, um sich den nötigen Winterspeck zuzulegen. Sie ernährten sich schon im Sommer zu einem großen Teil vegetarisch. Tag für Tag fressen sie jetzt die süßen Blaubeeren. Das ist ihre Hauptquelle, um für die 7monatige Winterruhe gerüstet zu sein. Tundra-Grizly frisst süße Blaubeeren. Die Grizzlies werden nun ihre Höhlen aufsuchen, um sich für das nächste halbe Jahr einschneien zu lassen.“ – Andreas Kieling (2003)

 

 

01.01, 2004 ARD 19:10 Uhr, Denali Nationalpark von Günter Goldmann und Phil Golas. Am Mount McKinley, Nordamerikas höchstem Berg.

 

„Anfang April. Der Schnee schmilzt. Grizzly-Bärin mit 2 Jungen. Sie haben den Winter über in ihrer Höhle geschlafen. Jetzt suchen sie nach Futter. Sie haben noch ihr dichtes Winterfell. Der Grizzly ernährt sich im Denali Nationalpark, im Süden Alaskas, aber nördlich des Küstengebirges, zu 80% vegetarisch. Doch sie verdauen die Pflanzen nur schlecht, wie ihr Kot zeigt.

 

Wölfe und Bären reißen dort 9 von 10 Elchkälbern. Der Timberwolf wiegt dort 80 kg. Der Grizzly Bär wiegt dort mindestens so viel wie 4 Wölfe, etwa 320 kg.

 

Grizzly im Spätherbst im Sommerfell, wenn die Blaubeeren reif und süß sind. Er frisst jetzt Blaubeeren. So setzen sie jetzt große Fettreserven für den langen Winter an, denn die Blaubeeren enthalten nun viel Zucker.“ – Günter Goldmann und Phil Golas (2004).

 

 

12. 3. 2002 WDR 20:15 Uhr, Grizzlies, Riesenbären in Nordamerika von Jeff Turner, kanadischer Tierfilmer.

 

„In der nördlichen Tundra Alaskas. Tundra-Grizzly in Alaska. In einem Sprint kann er 50 km/Stunde erreichen.

 

Grizzly in Tundra mit Wollgrass bei Karibou-Herde.

 

Grizzly und Wölfe an Elchkadaver.

 

Die meisten Grizzlies verbringen den größten Teil des Tages damit, Pflanzen zu verzehren. Frisches Riedgras ist ihre Hauptnahrung.

 

Ein Grizzlybär an Kanadas Westküste frisst Gras. Es ist zart und leicht verdaulich. Es enthält auch Eiweiß, aber weniger als Fleisch. Deshalb ist es nicht so nahrhaft. Deshalb muss der Bär viel mehr davon fressen, um satt zu werden.

 

Grizzly in Bergtundra. Im Herbst, wenn die Beeren reif sind, fressen sie viele Beeren. Er kann am Tag bis zu 100.000 Beeren vertilgen.

 

Bär in Bergtundra.

 

An der Küste können Grizzlies leichter Nahrung finden. Hier graben sie Muscheln aus.

Bei Ebbe streifen sie über das Watt und suchen nach den im Schlamm verborgenen Muscheln.

Eine Küstenbraunbärin mit Jungen gräbt Muscheln aus. Das Junge bleibt drei Jahre bei seiner Mutter. Es lernt von ihr, wie man überlebt.

 

Küstenbraunbärin mit zwei Jungen fängt einen Lachs. An solch einem Engpass, am Wasserfall im Bach, verzehrt der Bär Unmengen an Fisch, ohne sich zu überanstrengen.

Wenn der Braunbär Lachse fängt, setzt er täglich 5 Pfund (2.5 kg) Fettreserven an.

 

Bei vielen Lachsen verzehren sie nur die nahrhaftesten Teile, vor allem die Eier, den Rogen.

Für die Küstenbärin ist die Lachswanderung die wichtigste Zeit des Jahres, um Fettreserven anzulegen. Überall an der Küste Alaskas suchen die Braunbären nach Lachsen, am Salzwasser, da, wie die Lachse den Ozean verlassen.

 

Auf der Kodiak Insel: Eine Bärin im See taucht 6 m tief, um an die toten Lachse heran zu kommen, die auf dem Grund des Sees liegen.

 

Küstenbraunbären an den Brooks Fällen an der Küste Alaskas. Sie fangen Lachse, die am Wasserfall hochspringen, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen.“ Jeff Turner (2002)

 

Yukongebiet

 

Wie groß und wie schwer ist der Braunbär oder Grizzly im Yukon Gebiet: im mittleren Teil und weiter oben im Norden auf der arktischen Tundra, am Eismeer? Ich schrieb an John Storer, Paläontologe für das Yukongebiet, und fragte ihn. Er antwortete mir am 8. Juli 2004:

 

„Ich fragte die Biologin der Yukon Regierung, die für die Bären zuständig ist. Sie sagte mir: Darüber hat sie nur recht wenige Daten. Aber sie sagte mir: Die Braunbären im Yukon scheinen alle etwa gleich groß zu sein. Nur die Braunbären an der Küste Alaskas (Kodiak Bären), die im Alsek Tal und an einigen anderen Stellen leben, sind größer.

 

Gewicht der Bären im mittleren und nördlichen Teil des Yukon Gebietes:

 

Erwachsene Braunbärinnen wiegen zwischen 120 und 320 Pfund (54,43 kg und 145,15 kg).

Erwachsene Männchen wiegen zwischen 250 und 700 Pfund (113,40 kg und 317,51 kg).

Das durchschnittliche Weibchen wiegt etwa 220 Pfund (99,80 kg), wenn es im Frühjahr aus der Höhle kommt.

Und das durchschnittliche Männchen wiegt etwa 370 Pfund (167,83 kg).