Kapitel 9: Eisbär

 

 

 

Eisbärin mit halb erwachsenen Jungen. Sie kommen im Sommer an Land, um nach Nahrung zu suchen. Küsten-Tundra von Nordkanada. Von: Bernard Stonehouse, Animals of the Arctic, The ecology of the Far North (1971:18) Foto: Breumer.

 

 

Dough Lindstrand's. Alaska Skizzenbuch (1981:88): Der Eisbär in Alaska, von Jack Lentfer, Alaska Abteilung für Fische und Wildtiere, Wildtier-Notizbuch-Reihe:

 

„Der Eisbär ist so an das Leben auf dem See-Eis angepasst: Das Oberhaar seines weißen Fell stößt das Wasser ab. Sein Unterhaar ist dicht. Seine kurze Schnauze ist behaart. Seine Zähne sind darauf spezialisiert, Fleisch zu fressen. Er ist kein Allesfresser. Die Unterseite seiner Füße ist fast ganz behaart. Ein sehr großes, erwachsenes Männchen kann bis zu 1.400 Pfund (635 kg) wiegen. Die meisten erwachsenen Männchen wiegen zwischen 600 und 1200 Pfund (272 und 544 kg). Erwachsene Weibchen wiegen 400 bis 700 Pfund (181 bis 317 kg).

 

Das trächtige Weibchen geht Ende Oktober und im November in seine Höhle. Sie halten ihren Winterschlaf meistens in Höhlen auf dem Festland. Einige überwintern auch auf dem dicken See-Eis. Ein Weibchen, das in einer Höhle überwintern möchte, gräbt sich zuerst eine Mulde im Schnee an einem Steilufer oder an einem Berghang, wo der Schnee sie zudriften wird. Während der Schnee über sie driftet, vergrößert sie den Raum (Kessel) in ihrer Schneehöhle. Ihre Jungen bringt sie in ihrer Höhle im Dezember zur Welt. Gewöhnlich hat sie zwei Junge, oft nur eins, und selten drei. Das Weibchen und ihre Jungen kommen Ende März oder Anfang April aus ihrer Höhle hervor. Die Jungen wiegen dann 15 Pfund (6,8 kg). Mehre Tage lang verlassen sie die Schneehöhle nur für kurze Zeit und gehen draußen nur kurze Strecken umher. So gewöhnen sich die Jungen allmählich an die Kälte im Freien. Die Jungen bleiben meistens bei ihrer Mutter, bis sie 28 Monate alt sind.

 

Die meisten Eisbären leben am Südrand des Packeises. Aber man findet sie auch in allen anderen Teilen des Polarbeckens. Im Sommer, wenn der Südrand des Packeises weg schmilzt, wandern sie nach Norden. Im Winter, wenn sich der Südrand des Packeises ausdehnt, wandern sie nach Süden. Im Winter wandert der Eisbär in Alaska nach Süden, bis zur Bering Straße. Manchmal kommt er sogar bis zur St. Lawrence Insel und St. Matthew Insel in der Bering See. Im Sommer lebt er nördlich von Alaska, am Rand des Packeises. Diese Bären findet man zwischen dem 71. und 72. Grad nördlicher Breite. Viele trächtige Weibchen überwintern auf den Inseln vor dem russischen Festland, auf den nördlichen Kanadischen Inseln, und einige überwintern auch auf den Inseln von Spitzbergen. Einige überwintern auch an der Nordküste Alaskas. Man hat einige Eisbären markiert und später wieder eingefangen. Dabei hat man festgestellt: Es gibt mehrere Populationen von Eisbären im Polarbecken, die nur wenig oder gar nicht zusammen kommen.

 

Der Eisbär, der vor der Eismeerküste Alaskas lebt, ernährt sich vorwiegend von Ringel-Robben, die auf dem Packeis leben. Der Bär fängt die Robbe auf dem Packeis, indem er an ihrem Atemloch wartet bis sie auftaucht, oder an Stellen, wo das Packeis aufgebrochen ist. Er schleicht sich auch an Seehunde heran, wenn sie sich auf dem Eis ausruhen. Und er fängt im Frühjahr junge Seehunde, wenn diese in ihrer Schneehöhle auf dem Eis liegen, denn er kann sie durch die dünne Schneeschicht hindurch riechen. Der Eisbär tötet manchmal auch Bartrobben und er frisst auch Kadaver, auch die Kadaver von Walen, Walrossen und Seehunden, die am Strand angespült worden sind. In anderen Gegenden jagt er Sattel- und Blasen-Nasen Robben (bladdernose seals).

 

Sie fressen gelegentlich kleine Säugetiere, Vogeleier und Pflanzen, wenn sie kein anderes Futter finden. Sie riechen sehr gut, haben sehr scharfe Krallen, sind geduldig, stark und schnell. Und ihr weißes Fell tarnt sie, wenn sie sich Futter suchen.“ Jack Lentfer.

 

 

Grzimeks Enzyklopädie Band 3 (1988) München. Von Fred Kurt unter Mitarbeit von Bernhard Grzimek und Victor Zhiwotschenko: Eisbären.

 

Eisbären verlassen meist schon im Dezember die Schollen des Treibeises und machen sich auf den beschwerlichen Weg zu ihren Wintereinständen auf dem arktischen Festland oder auf vorgelagerten kleinen Inseln. Dort graben sie durch Schnee und Eis und meist noch tief in den gefrorenen Boden hinein bis fünf Meter lange Gänge, die sie am Ende zu zwei Meter breiten und ebenso langen Kesseln ausweiten.

 

Doch just zu der Zeit, in der die Polarnacht die Arktis einhüllt und die Eisbären unter frischem Schnee und ewigem Eis ruhen, kommt eine neue Bärengeneration zur Welt. Die 300 Kilogramm schweren Eisbärenmütter gebären ihre rattenkleinen Jungen.

 

Der mächtige Körper der Mutter heizt die Kinderstube. Und wenn die winzigen Jungen, die vorerst noch nicht einmal ein schützendes Fellkleid tragen, in den letzten November- oder ersten Dezembertagen geboren werden, wärmt sie die Mutter: Sie klemmt sie dazu ganz einfach unter ihre Oberarme.

 

Die Jungen wachsen rasch: Im März wiegen sie bereits mehrere Kilogramm. Jetzt wird die Mutter bald zwei Löcher durchs Dach der unterirdischen Wohnung schlagen. Dann folgen die ersten Ausflüge mit dem Nachwuchs. Und bald naht schon der Abschied von der Kinderstube. Der Weg zum Meer, den wichtigsten Jagdgründen der Eisbären, ist gelegentlich sehr weit. Auf den russischen Wrangel-Inseln und in der kanadischen Hocharktis liegen 8-22 Kilometer zwischen den Geburtshöhlen und der Küste, im Bereich der Hudson’s Bay sind es bis zu 70 Kilometer. (1988:481, 482)

 

Tabelle, S. 498: Eisbär (Ursus maritimus): 320-410 kg, Männchen gelegentlich bis 1000 kg.

 

 

Grzimeks Tierleben Band XII (1972) Zürich: Der Eisbär, von B. Grzimek und A. Pedersen in Zusammenarbeit mit W. Heptner und S. Uspenski

 

Gewicht: 320-410 kg (in der sibirischen Arktis ausnahmsweise bis 1000 kg bei starkem Fettansatz). Zehen bis zu ihrer halben Länge mit einer Schwimmhaut (Spannhaut) verbunden. Sohlen behaart, nur Sohlen und Zehenballen unbehaart.

 

„Das Haarkleid des Eisbären hat die besondere Eigenschaft, dass Wasser sehr schnell von ihm abläuft. Damit ist der Eisbär vorzüglich an seinen Lebensraum angepasst, an die mit Treibeis bedeckten Meere der nördlichen Erdhalbkugel; nur vorübergehend trifft man ihn auf dem Lande an.

 

Bis vor kurzem galt er als der unermüdlichste Wanderer aller arktischen Landsäugetiere, der ununterbrochen mit der Eisdrift in Ost-West-Richtung rund um den Nordpol zieht, um robbenreiche Gebiete aufzusuchen. Nach neuesten Forschungen gibt es aber mehr standorttreue Eisbärbevölkerungen. Am häufigsten findet man nach Uspenski die Eisbären dort, wo es Strecken offenen Wassers gibt, denn hier ist die Robbenjagd leichter. Deshalb ziehen die Bären auch im Winter den südlichen Rand der treibenden Eisfelder vor und nähern sich jenen eisfreien Streifen, die in den hohen Breiten der Arktis ein ringartiges System bilden. Im Sommer, wenn die Eisfelder kleiner werden, verteilen sich die Bären gleichmäßiger.

 

Auf unseren Landkarten wird die Arktis meist viel zu groß dargestellt; in Wirklichkeit ist die Fläche des Nördlichen Eismeeres kleiner als Europa. Der Eisbär hat also keineswegs ein großes Verbreitungsgebiet. Seine eigentliche Heimat sind die kleinen hügeligen arktischen Inseln, die an seinen Kreuzwegen liegen. Hier sammeln sich im Herbst die tragenden Bärinnen, legen sich in ihre Schneehöhlen und bringen ihre Jungen zur Welt. In manchen Gegenden halten alle Eisbären eine Art Winterruhe wie der Braunbär, meist in einem selbst gegrabenen Lager im Schnee, das stets in einer Schneewehe an der Küste liegt, abgewendet von der vorherrschenden Windrichtung. In anderen Gebieten, so auf der sibirischen Wrangel-Insel, ruhen nur werdende Mütter in den Lagern. Nachdem sich der Bär eingegraben hat, lässt er sich einschneiden; dabei verschwinden alle Spuren, die seinen Aufenthaltsort verraten könnten. So ein Lager besteht aus einem zwei bis drei Meter, manchmal auch fünf oder sechs Meter langen Gang, je nach der Schneemenge, die sich im Laufe des Winters hier angesammelt hat, und aus einer geräumigen Höhle von ovaler Form, die bis zweieinhalb Meter lang, eineinhalb Meter breit und ebenso so hoch sein kann. Überwintert eine Bärin mit ihren halbwüchsigen Jungen, so ist das Lager entsprechend geräumiger. Selbst bei strenger Kälte hält sich die Temperatur in der Höhle durch die Eigenwärme des Bären in der Nähe des Gefrierpunktes. Anfang März befinden sich die meisten Eisbären wieder im Freien; manche verlassen aber erst im April ihr Lager.

 

Sowjetische Zoologen haben Eisbärbestände auf der Wrangel-Insel, auf der es im Winter rund hundertfünfzig Höhlen gibt, genauer erforscht. Jeden Winter suchen die Tiere dort die gleichen Boden- und Felsspalten auf. Allgemein kann man sagen: Je nördlicher das betreffende Gebiet, je kälter die Witterung  und je schwieriger die Ernährung in den Wintermonaten ist, desto mehr Bären, gleich welchen Geschlechts, bauen sich Höhlen. Dagegen legen sich sämtliche tragenden Weibchen in jeder beliebigen Gegend der Arktis, wo immer sie der Winter antrifft, in ihre Höhlen. Die Männchen und die unbegatteten Weibchen warten in Schneehöhlen nur auf wärmeres Wetter, um dann sogleich, ungeachtet der Jahreszeit, ihre Wanderungen fortzusetzen und auf Beute auszugehen.

 

Die Jungen, meist zwei, seltener eis und sehr selten drei, werden mitten im Winter geboren, am häufigsten in der ersten Hälfte des Dezember. Sie sind hilflos, taub und blind. Den ganzen Winter hindurch nimmt die Mutter keine Nahrung zu sich und zehrt ausschließlich von den eigenen Körpervorräten. Auf der Wrangel-Insel verlässt die Bärenmutter mit den Kindern das Winterlager in den ersten Märztagen, bleibt aber noch mehrere Tage in der Nähe und kehrt nachts ins Lager zurück. Bei der geringsten Gefahr versteckt sich die ganze Familie wieder in der Höhle.

 

In der ersten Zeit nach dem Verlassen des Lagers fängt die Eisbärmutter hauptsächlich neugeborene Roben und lässt auch die Jungen an der Mahlzeit teilnehmen. Oft unterbricht sie ihre Wanderung und legt sich im Schutze eines Eisblocks nieder. Hier verkriechen sich die Jungen zwischen ihren Vorder- und Hinterbeinen, werden gesäugt und finden dort ein warmes Lager. Ins Wasser geht die Eisbärmutter mit ihren Jungen erst, wenn der Nachwuchs einen Winter hinter sich hat, und auch dann nur notgedrungen. Ebenso meidet sie das Land und dessen Nähe, weil den Jungen hier mehr Gefahren drohen als auf dem Eis; so dürfte es der Bärin schwer fallen, die Kleinen vor Wölfen zu beschützen.

 

Unter der Pflege der Bärenmutter erstarken die Jungen schnell, so dass die Bärin bald ihr normales Wandern wieder aufnehmen kann. Sie hält sich nun von der Küste fern und verbringt nur in den seltensten Fällen den ersten Sommer auf einer Insel oder an der Festlandküste, abgesehen von den schon erwähnten standorttreuen Bevölkerungen. Den folgenden Winter bezieht sie mit den Jungen erneut ein Lager; die Eisbärenkinder haben dann ungefähr die Größe eines Schäferhundes erlangt und machen im Laufe des Winters den Zahnwechsel durch. Nach Beendigung dieser Winterruhe könnten sie sich im Notfall schon allein durchschlagen, bedürfen aber zu ihrer normalen Entwicklung weiterhin der Führung durch die Mutter. Sie nehmen jetzt aktiv an den Jagden der Altbärin teil, folgen ihr, wenn sie eine Beute anschleicht, das eine Junge hinter dem anderen, und machen ihr alle Bewegungen nach. Noch bis zum Alter von eindreiviertel Jahren werden sie gesäugt.

 

Gegen Ende des zweiten Lebensjahres löst sich die Familie auf, obwohl es auch Fälle gibt, in denen die Mutter noch den darauf folgenden zweiten Winter mit ihnen in einem Lager verbringt. Bald aber zieht jeder heranwachsende Eisbär seine eigenen Wege.

 

Von den Paarungszeiten und den Jahren des ‚Familienlebens’ abgesehen, ist das Leben des Eisbären recht eintönig. Ihre Lieblingsbeute sind Jungrobben, im Frühjahr vor allem neugeborene Ringelrobben. Mit tief herabhängendem Kopf und leisen Schritten sucht der Eisbär die Schneefläche ab, besonders gründlich vor Gletschermündungen, in der Nähe von Eisbergen und an ähnlichen Stellen, wo sich Robbenhöhlen befinden. Entweder robbt er sich auf dem Bauch ganz langsam an die schlafenden Robben heran und tötet sie durch einen Prankenhieb, oder er geht sehr vorsichtig ins Wasser, rückwärts mit einer Hinterpranke zuerst, schwimmt auf die Beute zu, den letzten Teil der Strecke untergetaucht, springt dicht vor ihr aus dem Wasser empor auf das Eis und schneidet ihr den Rückweg zum Meer ab. Er kann auch mit großer Geduld an den Atemlöchern der Robben auf Lauer liegen; tauchen sie zum Luftholen auf, dann schlägt er sie mit dem Kopf gegen den Eisrand.

 

In erster Linie interessiert sich der Eisbär im Frühling für Jungrobben und später für Robben, die auf dem Treibeis ihren Haarwechsel durchmachen. Im Winter verzehrt er fast nur den Speck, den er zusammen mit der Haut in großen Streifen herunter reißt, und die Eingeweide, die seine Lieblingsspeise sind.

 

Im Hochsommer, wenn bei den meisten Robben der Haarwechsel vorüber ist, werden viele Eisbären zu Allesfressern. Sie vergreifen sich dabei allerdings nur selten an so großen Säugetieren wie dem Moschusochsen oder dem Ren. In lemmingreichen Jahren stellt der Eisbär diesen kleinen Nagern nach, indem er Steine und sogar große Felsblöcke umwälzt; die dann nach allen Seiten davon laufenden Lemming tötet er mit schnellen Tatzenhieben. Lachsen und anderen Fischen lauert er im seichten Wasser auf und wirft sie mit einem blitzschnellen Tatzenhieb ans Ufer. Er geht auch an die Leichen großer Meeressäuger und nimmt im Sommer gern Blaubeeren, Krähenbeeren und andere Pflanzenkost zu sich.

 

Obwohl Eisbären nicht im Wasser nach Beute jagen, sind sie gute Schwimmer, die weite Strecken von einer Eisscholle zur anderen oder von der Küste zum Eisrand im Wasser zurücklegen. Beim Tauchen können sie sich etwa zwei Minuten unter Wasser halten, gehen aber selten tiefer als ein bis zwei Meter.

 

Der Mensch ist dem Eisbären im Allgemeinen ziemlich gleichgültig. Die Bären betrachten den Menschen weder als Beute noch als Gegner; sie haben im Grunde nur den einen Wunsch, unbehelligt dem Robbenfang und der übrigen Nahrungssuche nachzugehen.“ (1972:128-136)

 

 

 

Ringel-Robbe auf dem felsigen Strand. Die Ringe auf dem Fell, an den Flanken, sind für diese Art charakteristisch Dies ist die häufigste und am weitesten verbreitete Robbe im Nordmeer. Der Eisbär jagt hauptsächlich die Ringelrobbe. Von: Bernard Stonehouse, Animals of the Arctic, The ecology of the Far North (1971:67) Foto: National Film Board of Canada.

 

 

30. 12. 2003 ZDF 20.15 Uhr, Eiskaltes Paradies, von Adam Ravelch. Auf Southampton Island im Norden der Hudson Bay.

 

„9 Monate im Jahr ist sie vom Eis eingeschlossen.

Eisbärin mit zwei Jungen. Nach 4 Monaten Winterschlaf ist die Mutter völlig ausgehungert.

3 Jahren bleiben die Eisbären-Babys unter der Obhut ihrer Mutter. Erst nach 14 Tagen öffnen sie die Augen. Sie sind völlig von ihrer Mutter abhängig.

Eisbär über dem Atemloch einer jungen Robbe.

 

Eisbär am Walkadaver.

Eisbärin mit 2 Jungen am Walkadaver.

Männlicher Eisbär am Walkadaver.

Eisbärin mit 2 Jungen und männlicher Eisbär am Walkadaver.

Wie man sich an den Seehund heran pirscht: die Sonne im Rücken, gegen den Wind, und leise gehen.

Im Sommer, wenn das Eis geschmolzen ist, kommen die Walrosse an Land.

Eisbär im Sommer. Er kann tagelang und hunderte von Meilen vom Ufer entfernt im Meer schwimmen. Er muss wissen, wo es Inseln gibt, auf denen sich die Walrosse im Sommer ausruhen. Solch eine Insel ist wie eine Nadel im Heuhaufen.

 

Eisbär auf solch einer kleinen Insel. Das Walross ist nicht seine gewöhnliche Beute. Der Eisbär lebt gewöhnlich von Seehunden.

 

Der Eisbär lebt im Sommer auch von Beeren, Muscheln und Seetang.

Karibus auf Southampton Island im Sommer.“ Adam Ravelch, ZDF 2003, Ende

 

 

29. 01. 2004 Phoenix 20:15 Uhr, Näher an die Eiskappe. Mit dem Eisbrecher durch die Arktis. Von Brenda Goldblatt und Jeff van Reemen.

 

„Karte vom Polareis. Erste Umrundung der nördlichen Eiskappe. Sie starten in Spitzbergen.

Karte von Polareiskappe.

Das nördliche Eismeer ist fast vollständig vom Packeis bedeckt. Nur im Sommer, im Juli und August, bricht der Meter dicke Panzer an einigen Stellen auf und schwimmt als Treibeis umher. Es ist bis zu 6 m dick.

 

Bei Spitzbergen im Sommer.

Grönlandsee bei -10°C, Polarbär am Schiff.

Im arktischen Sommer scheint die Sonne dort oben 24 Stunden lang.

Die polare Eiskappe hat einen Umkreis von 24,000 km.

Ohne Eiskappe: dann müssen Pflanzen und Tiere ohne das Eis überleben. Dann gibt es keine Nahrungskette wie heute: von den Algen zu den Wirbellosen, zu den Wirbeltieren, den Fischen, Seehunden, Walrossen, Walen und Eisbären.

 

Polarbär an Westküste Grönlands im Sommer. Das Eis ist der Wohnraum und die Kinderstube der Robben. Der Polarbär lebt auf dem Eis, weil er dort von den Robben lebt.

Polarbär auf Packeis im Sommer, an der Westküste Grönlands.

Schwindet das Eis, ist die ganze Nahrungskette auf den Kopf gestellt. Das Grönlandeis ist im Mittel 8 km dick.

Polarbärin mit 2 Jungen auf dem Packeis vor Westgrönland im Sommer.

 

Der weiße Pelz des Eisbären ist nicht weiß, sondern farblos. Er lässt die Sonnenstrahlen bis auf die darunter liegende Haut durchdringen.

 

Der Nachwuchs bleibt in den ersten 2-3 Jahren bei der Mutter, lernt die Jagd, lernt das schwierige Überleben oder auch nicht. Die natürliche Auslese ist groß. Die Hälfte der jungen Polarbären ist der Umwelt nicht gewachsen.

 

Baffin Island, Nunavek, kanadisches Territorium in Selbstverwaltung.

Devon Island, Nunavek. Moschusochsen

Victoria Island, Nunavet.

 

Herschel Island, Kanada. Weidensträucher 5-10 cm hoch.

Bering Straße

Taimyr Halbinsel

Oktober-Revolutions-Insel, Eisbären auf Severnaya Semlya.

In der Arktis ist es im August schon später Herbst.“ Ende der Zitate. Von Brenda Goldblatt und Jeff van Reemen.

 

 

3. 1. 2004 Bayrischer Rundfunk (BR) 19:00 Uhr, Spitzbergen, Svalbard – Im Reich des Eisbären. Von Bo Landin.

 

„Svalbard, Spitzbergen, zu 60% von Eis bedeckt. 120 Tage im Jahr arktische Finsternis.

Eisbärin im Frühjahr kommt aus ihrer Winterschlafhöhle.

2 ½ Jahre bleiben die Jungen bei ihrer Mutter.

Bärin nach Winterschlaf mit 2 Jungen.

Eisbärin in Winterhöhle, hat nichts gefressen und getrunken. Sie recycelt das Wasser in ihrem Körper. Ihr Stoffwechsel recycelt die Flüssigkeiten.

Eisbärin säugt ihre Jungen.

Zuerst sind sie so groß wie eine Ratte. Jetzt, wenn sie aus der Höhle kommen, wiegen sie 10 kg, dank der fettreichen Milch der Mutter.

Die polare Eisdecke reicht fast bis nach Svalbard (Spitzbergen).

Das Polarmeer ist eines der produktivsten Meere der Welt.

Die Sonne scheint dort im Sommer 24 Stunden am Tag. Und das Gesteinsmehl, das die Gletscher zermahlen haben, liefert dem Nordmeer wichtige Mineralien.

Im Sommer entsteht dort eine unglaublich dicke Algensuppe. Von der ernähren sich kleinere Tiere. Das Krill im Algenwald bildet die Grundlage, den Anfang der polaren Nahrungskette.

Dieses Krill ernährt auch die Wale und die Eisbären. Ringelrobben sind die Grundnahrung der Eisbären. Deshalb hält sich der Eisbär meistens auf dem Packeis auf.

 

Wenn die Jungen groß und stark genug sind, bringt die Bärenmutter sie aufs Eis, damit sie dort lernen, Fleisch zu fressen. Der Eisbär findet die Robben mit seinem ausgezeichneten Geruchssinn. Der Eisbär stammt vom braunen Grizzly ab.

 

Tangwald im Nordmeer bei Svalbard. Das kalte Wasser ist reich an Nährstoffen. Es enthält viele Schwebstoffe. Sie kommen von den Gletschern.

Die Tangwälder sind die Brutplätze für zahllose Lebewesen. Dieser unterseeische Kindergarten bildet eine der Grundlagen des reichen Lebens im Meer rund um Svalbard.

 

Tangwald, Seeanemonen, Muscheln.

Die Sonne scheint jetzt rund um die Uhr, und die Temperatur der Luft liegt für einige Monate dicht über dem Gefrierpunkt (5°C).

 

Im Sommer: Die meisten Eisbären sind auf das Meer hinaus gewandert und folgen dem zurückweichenden Packeis. Wer zurück bleibt, hat es schwerer. Er muss den Sommer über dann auf der felsigen Küste jagen. Hier ist es aber für den Eisbären viel schwieriger, Nahrung zu finden. Er kümmert sich gewöhnlich nicht um das Rentier. Auf Svalbard gibt es keine Mäuse und keine Lemminge.

Eisbär mit Robbe.

Um hier in der Arktis zu überleben, muss man Fett ansetzen.

Das Überleben des Eisbären hängt davon ab, dass er die fetten Robben frisst.

Im August beginnt in Svalbard der Winter.

Das einsame Männchen wird im Winter die Arktis auf der Eisdecke des Polarmeeres durchwandern.

Die Bärin gräbt sich im Schnee eine Winterhöhle, um darin zu überwintern.“

 

 

 

Der Eisbär ist ein starker, aber unbeholfener Schwimmer. Er wandert weit über das See-Eis. Er geht über die Inseln und schwimmt von einer Insel zur nächsten. So besucht er alle nördlichen Inseln im Eismeer. Hier: auf dem König-Karl-Land, Svalbard (Spitzbergen). Von: Bernard Stonehouse, Animals of the Arctic, The ecology of the Far North (1971:71). Foto: Breumer.

 

 

27. 12. 2003 RBB 14:15 Uhr, Spitzbergen. Überleben im Packeis. Von Udo Bliss.

 

„Kein Baum, kein Strauch.

Grönland-Huskies und ein Schäferhund.

Pelztierjäger auf Nord Spitzbergen. Im Winter wird es dort bis zu -40°C kalt.

Robbenkadaver auf Cache (Gestell für Vorräte). Temperatur im Sommer dort selten über 5°C

Eisbär im Schnee. Er versucht an Seehund-Cache heranzukommen.

 

Im Winter hat ein großer Eisbär 4 Tage lang die Wetterstation von Spitzbergen belagert. Er wollte an die Cache (das Vorrats-Gestell) heran, um sich die Seehund-Kadaver zu holen. Dann haben die Wissenschaftler ihn erschossen. Er war 4 m lang und wog 850 kg!“ - Ende der Zitate.

 

 

2. März 2003 3SAT 20:15 Uhr: Sibirische Arktis, Wrangel Insel, von John Sparks, BBC, Natural History Unit

 

„Auf der Wrangel Insel, dem Reich des Eisbären, ist es seit Monaten Nacht. Und es herrscht Frost bis -50°C. Ende Januar geht dort die Polarnacht zu Ende.

 

Die Schneedecke bietet trächtigen Eisbärinnen Schutz. Die Eisbärin kommt aus ihrer Winterhöhle. Sie schüttelt sich den trockenen Schnee aus dem Fell. Er ist nicht getaut.

Mitte März, wenn die Mutter mit ihren Jungen aufbricht, ist es immer noch -35°C kalt.

Warm gehalten von einem dicken Fell und einer dicken Fettschicht lag die Bärin seit Oktober unter der Schneedecke. Ende Dezember wurden die fast nackten, nur rattengroßen Jungen in der Schneehöhle geboren. Von der fettreichen Milch der Mutter genährt, wuchsen sie schnell heran.

Eisbärin und Junges vor der Winterhöhle auf der Wrangel Insel. Es säugt. Es wird noch einige Wochen dauern, bis die Jungen ihrer Mutter aufs Packeis folgen können, um Robben zu jagen. Bis dahin bleiben sie in ihrer gemütlichen Schneehöhle.

 

Eisbärin mit Jungen vor Schneehöhle. Die Jungen werden immer größer und kräftiger. Sie verbringen nun immer mehr Zeit im Freien.

 

Jedes Jahr bringen hier etwa 200 Bärinnen in Schneehöhlen ihren Nachwuchs zur Welt.

Gegen Ende des Winters verlassen die Eisbärinnen ihre Höhle. Sie wandern zum Nordpolarmeer, das noch von Eis bedeckt ist. Die Eisbärin mit ihren beiden Jungen verlässt nun ihre Winterhöhle.

 

In der russischen Arktis leben etwa 10.000 Eisbären. Das ist etwa ein Drittel der gesamten Population der Erde.

Im Sommer taut dort die Tundra an der Oberfläche nur 15-30 cm tief auf.

Eisbärin mit Jungem auf dem Packeis vor der Wrangel Insel.

Eisbärin bei Walrossen am Strand der Wrangel Insel.

In diesem Jahr gibt es viele Eisbären und Walrosse am Strand der Wrangel Insel. Weil das Packeis stärker abgeschmolzen ist als sonst. Das ereignet sich nur alle 10 Jahre.

Da die Eisschollen fehlen, versammeln sich die Walrosse und Eisbären am Ufer.

Dieser Eisbär hat dort gerade ein Walrossjunges getötet.

 

Im Oktober ziehen sich die trächtigen Eisbärinnen auf die Hänge zurück. Dort werden sie die nächsten 5 Monate verbringen.

Trächtige Eisbärin am Berghang, im Oktober.

Sie legt sich einfach am Berghang nieder und schläft. Dort wartet sie einfach, bis sie zugeschneit ist.

Die männlichen Eisbären und nicht trächtigen Eisbärinnen im Bereich der Wrangel Insel bleiben fast den ganzen Winter über aktiv. Die Temperatur sinkt bis -50° C. Bis Ende Januar wird dort die Sonne nicht mehr scheinen.“ – Ende der Zitate.

 

 

Überleben in Weißer Wildnis, Franz-Josef-Land, von Anne Macloid, in 3SAT

 

„Das Franz-Josef-Land liegt östlich von Spitzbergen. Dort dauert die Polarnacht bis Ende Februar. Ab April geht die Sonne nicht mehr unter. Bis Ende August scheint sie 24 Stunden lang. Dennoch bleibt das Meer bis Juli mit einer dicken Eisdecke bedeckt. Erst ab Juli wird dort das Eismeer wieder offen.

 

Eisbär: Eine dicke Schicht aus Fett und Fell sind jedem Polaranzug überlegen. 

 

Das Wasser ist reich an Phosphor und Stickstoffen: Davon leben die Algen. Von den Algen lebt das Zooplankton. Von diesen ernähren sich die Krustentiere. Von den Krustentieren leben die Fische, Robben und Eisbären.

 

Ringelrobbe auf dem Franz-Josef-Land

 

Im Sommer wandern viele Eisbären zwischen Ostgrönland und dem Franz-Josef-Land hin und her. Das sind etwa 1200 km. Sie suchen Futter und Weibchen. Das ist ein Bestand von ungefähr 5000 Eisbären. Auf der Suche nach Futter und Weibchen durchstreifen sie auch die Inseln von Franz-Josef-Land.

 

Eisbär auf dem Eis. Jedes einzelne Haar ist lichtdurchlässig und leitet das Licht direkt zum Körper. Dort absorbiert dann das Fell dieses Licht.

 

Treffen zwei Männchen aufeinander, dann weichen sie sich nicht aus. Sie kämpfen miteinander, bis einer der Rivalen klein beigibt.

 

Zwei Männchen kämpfen. Denn nur eines von drei vorhandenen Weibchen steht zur Paarung bereit. Die anderen haben Junge. Die Jungen bleiben 2 ½ Jahre bei der Mutter. Dann ist sie nicht paarungsbereit.

 

Um ein Weibchen zu finden, legen männliche Tiere große Strecken zurück. 1500 km im Jahr sind keine Seltenheit.

 

Eisalgen, rote und grüne, wachsen auf dem Schnee.

Im Sommer liegt die Wassertemperatur unter dem Gefrierpunkt. Dann ist das Wasser reichhaltiger als irgendwo sonst.

 

Der Eisbär kann gut riechen. Auf dem Eis kann er das Atemloch einer Robbe auf 1 km Entfernung riechen.

 

Eisbärin mit 1 Jungen auf dem Franz-Josef-Land sucht am Felshang nach Vogeleiern. Dort brüten Krabbentaucher. Diese Bärin wiegt etwa 300 kg.

 

Im nächsten Winter werden beide ein Drittel ihres Körpergewichtes verlieren. Sie müssen daher jetzt so viel wie möglich fressen. Dazu kommt, dass die Mutter das Junge noch immer säugt. Der Sommer in der Arktis dauert nur 4-6 Wochen.

 

Das Eisbärenkind braucht mehr Energie, im Vergleich zu seinem Körpergewicht, als das erwachsene Tier. Deshalb wird es schneller müde.

 

Die jungen Krabbentaucher in ihren Nestern an der Felswand müssen in 8 Wochen flügge sein, um in den Süden zu fliegen.

 

Das Franz-Josef-Land im Sommer. Eisbär im Wasser.

Ein Eisbär kann leicht ohne Pause 100 km weit schwimmen, im eisigen Wasser des Polarmeeres. Er paddelt mit den Vorderpfoten und steuert mit den Hinterbeinen.

 

Vor Eisbären im Wasser haben Robben nichts zu befürchten. Denn der Bär muss schwimmen, um sich über Wasser zu halten. Nur Robben, die auf einer Scholle liegen, kann er fangen.

Der Eisbär schüttelt das Wasser aus seinem Fell.

 

Im Sommer gibt es eine Fülle an Nahrung. Im Winter herrscht Mangel. Die Algen wachsen. Der Seetang überlebt den langen Winter durch den Vorrat, den er sich im Sommer zugelegt hat. Dieses Grünzeug kann viele arktische Winter überleben.

 

Das salzhaltige Meerwasser gefriert erst bei -2°C. Ende August gefriert das Meer wieder, ist dann wieder mit Packeis bedeckt.

Der männliche Eisbär lässt sich im Schnee einschneien. Die Bärin verbringt mit ihren Jungen den Winter in der Höhle. Oder, wenn trächtig, bringt sie in ihrer Schneehöhle ihre Jungen zur Welt.

Eisbär im Winter auf dem Packeis auf dem Franz-Josef-Land.“ – Ende der Zitate.

 

 

 

Weißer Pelz: das persönliche Treibhaus des Eisbären. Der Sonnenstrahl dringt in das farblose Haar ein, wie in eine Glasfaser. Und dann in sein dunkles Fell, welches das Tier erwärmt. Von: Bernard Stonehouse, Animals of the Arctic, The ecology of the Far North (1971:38). Foto: Breumer.

 

 

17. 12. 2002 WDR Im Land der Eisbären, von Sandra Tober:

 

„Eisbärin in der kanadischen Arktis. Die Arktis beginnt an der Baumgrenze.

2 Eisbären

Eisbärin mit zwei Jungen. Sein südliches Verbreitungsgebiet liegt nahe der Baumgrenze, an den Stränden der Hudson Bay. Er durchstreift die Tundra und das zugefrorene Polarmeer.

 

Das Eis bestimmt das Leben des Eisbären. Sein Leben hängt ganz vom Ozean ab. Er braucht die Eisdecke, um seine hauptsächliche Beute zu erbeuten: Robben. [In einigen Gebieten] halten die Eisbären keinen Winterschlaf, außer den trächtigen Weibchen. Sie wandern über das zugefrorene Meer und suchen nach Robben. Sie riechen die Robbe, wenn noch 1 km entfernt. Solange die Eisdecke existiert, geht die Jagd weiter.

 

Die Bärin muss alle 4-5 Tage Beute machen, um sich und ihre Jungen zu ernähren. Das ist 1 Robbe in 4.5 Tagen. Sie sucht nach Eismeer-Ringelrobben. In 9 von 10 Versuchen hat sie keinen Erfolg.

 

4/5 des Eisbergs liegt unter Wasser.

 

Eisbärin schwimmt im Wasser. Sie können über 100 km weit schwimmen. Im Sommer, wenn das Treibeis geschmolzen ist, kommen die Eisbären an Land.

 

Der Seetang wächst im flachen Wasser. Das Karibu frisst es.

 

Die Eisschollen bilden sich aus gefrierendem Meerwasser.

 

Eisbär im Wasser.

Schwimmender Eisbär unter Wasser.

Ohne das Eis ist auch der Bär gestrandet.

Eisbär greift Walrosse am Strand an. Der Eisbär wiegt 600 kg.

 

3 Monate scheint hier die Sonne ständig, und die Pflanzen wachsen.

Gestrandete Eisbären müssen sich im Sommer in Geduld üben. Sie warten darauf, dass das Meer wieder zu gefriert.

Der Eisbär ist der Kälte gut angepasst. Die sommerliche Wärme macht ihm jedoch zu schaffen. Deshalb geht er ins eiskalte Wasser.

 

Auf Kanadas arktischen Inseln beginnt der Winter schon im August.

Moschusochsen auf den arktischen Inseln, 300 kg schwer, halb so schwer wie der Eisbär.

 

Eisbärin mit Jungen im Sommer. Die Eisbärin durchquert das Gebiet der Moschusochsen auf ihrem Weg zum Packeis, das sich gerade bildet.

Eisbärin mit 2 Jungen im Südwesten der Hudson Bay.

Eisbärin auf dem Eis.“ – Ende der Zitate.

 

 

 

Eisbär und schmelzende Eisdecke

 

Die Fernsehzeitschrift tv14, 5-18 März 2005, Seite 19, 20, brachte einen Artikel über den Eisbären und das Klima, unter der Überschrift: „Das Klima – ein zerbrechliches System“. Ich möchte daraus zitieren. Ich möchte hier die Frage untersuchen: Könnte der Eisbär auch an Land leben, wenn der Arktische Ozean nicht mehr mit Packeis bedeckt ist?

 

Der Eisbär lebt fast das ganze Jahr über auf dem Packeis, weil dort die Robben leben, von denen er sich ernährt. Im offenen Wasser wird der Eisbär den Robben nicht gefährlich, weil er dann schwimmen muss, um über Wasser zu bleiben. Nur auf dem Packeis kann er sie erbeuten. Gewöhnlich lebt nur die trächtige Eisbärin den Winter über auf dem Festland oder auf einer Insel im Eismeer, wo sie ihre Jungen zur Welt bringt.

 

Was wäre, wenn das Packeis auf dem Eismeer eines Tages verschwinden würde, wenn es plötzlich weg schmilzt? Könnte der Eisbär dann auch noch im Hohen Norden leben: auf der Polarwüste, der arktischen Tundra und der Waldtundra Nordsibiriens, Alaskas und Nordkanadas? Anders ausgedrückt: Könnte der Eisbär in einem strengen arktischen Klima leben, wo es so kalt und so trocken ist, dass dort keine Bäume wachsen können?

 

Diese Frage ist sehr wichtig. Denn sie hilft uns, herauszufinden, in was für einem Klima und auf was für einer Pflanzendecke die Tiere der Mammutfauna gelebt haben, als dort Mammut dort graste. Und zwar im mittleren und nördlichen Teil Alaskas und des Yukon Gebietes?

 

Der Eisbär ist genauso schwer wie der Braunbär, der heute an der Südküste Alaskas lebt. Und er ist genauso schwer wie der ausgestorbene Kurznasenbär Nordamerikas. Der Kurznasenbär hat im mittleren und nördlichen Teil Alaskas und des Yukon Gebietes gelebt, als das Mammut dort graste. Und zwar in der Letzten Eiszeit, wie die Eiszeitexperten glauben. Das haben sie festgestellt, indem sie ihre Überreste mit der Radiokarbon-Methode datierten.

 

Vom Eisbären der Letzten Eiszeit haben die Paläontologen entweder gar keine Knochen gefunden oder nur sehr wenige. Und oft wissen sie nicht, ob diese Knochen von einem pleistozänen Eisbären oder Braunbären stammen. Auf jeden fall: In der Letzten Eiszeit, als das Mammut dort graste, hat es im Hohen Norden entweder überhaupt keine Eisbären gegeben oder nur sehr wenige.

 

Wenn der Eisbär in der Zeit des Mammuts so wie heute im Hohen Norden gelebt hat, wenn er damals genauso zahlreich war: was sollten wir dann erwarten? Dann sollten wir seine Überreste genauso oft antreffen wie heute. Aber das ist nicht der Fall. Die Paläontologen finden dort oben oft die Überreste von Seehunden, Walen und anderen Meeressäugern, die dort in Späten Pleistozän gelebt haben, nach ihrer Zeitrechnung. Bis jetzt können wir darüber nur soviel sagen: Entweder hat es in der Letzten Eiszeit überhaupt keine Eisbären gegeben oder nur sehr wenige. Warum das so ist, können die Eiszeitexperten bis heute nicht überzeugend erklären.

 

Der Kurznasenbär, der an der heutigen Eismeerküste am Nordabhang Alaskas gelebt hat, als das Mammut dort graste, war genauso schwer wie der Braunbär, der heute an der Südküste Alaskas und auf der Kodiak Insel lebt.

 

Was haben die Fachleute jetzt über den Eisbären und das Packeis herausgefunden, auf dem er lebt?

 

Eisbär in der Arktis: kann nicht an Land leben, verhungert

 

Die Eisbären sind fast über Nacht zu einer der am stärkten bedrohten Tierarten der Erde geworden. Der Hintergrund: Die NASA gab gerade bekannt, dass der Nordpol noch in diesem Jahrhundert eisfrei sein wird. Ihren Analysen zufolge schwindet die Eisdecke deutlich schneller als bisher prognostiziert. Messungen des WWF (World Wildlife Fund) untermauern diese Ergebnisse: Inzwischen schmelzen jedes Jahr 9,2 Prozent des arktischen Eises – eine Fläche so groß wie Deutschland.

 

Für Eisbären eine lebensbedrohliche Katastrophe: Im Winter gefriert das Meer zwei Wochen später, im Sommer taut es zwei Wochen früher – insgesamt verlieren die Tiere einen Monat Zeit, um sich eine schützende Fettschicht anzufressen. Denn ihre bevorzugte Beute sind Robben, die sie ausschließlich auf Eisschollen lauernd erbeuten können. Die Bären sind auf das Gefrieren des Eises angewiesen. An Land finden sie keine Nahrung. ‚Schon jetzt haben die Bären durchschnittlich 80 Kilogramm Untergewicht’, sagte der Biologe Ian Stirling. ‚Und über die Hälfte der Babys stirbt, weil ihre Mütter zu schwach sind, um genügend Milch zu produzieren.’

 

In 20 Jahren, so errechneten Experten, werden die letzten der jetzt 22.000 Eisbären ausgestorben sein. Lange bevor der Mensch diese Tiere wirklich erforsche und begriffen hat. ‚Eisbären’, sagt Ian Stirling, ‚verfügen über Fähigkeiten, die Forscher bis heute vor Rätsel stellen.’ Bereits ihre Herkunft ist ein Kapitel für sich voller Wunder. Denn die Eisbären spalteten sich erst vor 100.000 Jahren vom Zweig der Braunbären ab. Als einzige ihrer Art entwickelten sie sich um Meeressäuger, ausgestattet mit Schwimmhäuten zwischen den Zehnen, und vom Vegetarier zum Fleischfresser. Heute sind Eisbären die einzigen Säugetiere, die ganzjährig die Weiten der Arktis besiedeln.

 

Ihr wasserfester Pelz speichert Wärme zu 100 Prozent – so perfekt, dass die Tiere auf Infrarotbildern nicht zu erkennen sind. Ihre Nasen sind so fein, dass sie Aas noch aus 30 Kilometer Entfernung wittern – eine Strecke übrigens, die sie mühelos überwinden können. Ihre Tatzen sind mit Spannknochen durchzogen, deren Belastbarkeit ist wie Titan. Im Tiefschnee erreichen Bären so Spitzengeschwindigkeiten von 40 km/h.

 

Die Schmelze der Arktis allerdings bedroht nicht nur die Eisbären. Das Eis erfüllt eine wichtige Rolle im Weltklima’, erklärt Hartmut Graßl, Leider des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. ‚Momentan reflektiert es 80 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlen und reguliert die Erdtemperatur auf ein erträgliches Maß.’ Verschwindet das Eis, so befürchten einige Forscher, schluckt das Polarmeer dieses Licht und heißt die Atmosphäre zusätzlich auf.  Die Folge: Niederschläge und Überflutungen nehmen vor allem auf der Nordhalbkugel zu.

 

Das Koma – ein zerbrechliches System

 

Kettenreaktion, wenn das Packeis am Nordpol schmilzt? In den kommenden 50 Jahren werden die Temperaturen der Arktis um vier bis sieben Grad steigen. Der Meeresspiegel wird sich dadurch um rund sieben Meter erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der ‚Arctic Climate Impact Assessment’, an dem 300 Wissenschaftler aus acht Arktis-Anrainerstaaten arbeiteten.

 

Warum schmilzt das Packeis am Nordpol? Die globalen Temperaturen steigen, vor allem durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, das entsteht, wenn man Erdöl und Kohle verbrennt.

 

Was geschieht, wenn das Packeis am Nordpol schmilzt? Bisher sind sich die Forscher noch nicht darüber einig. Die meisten aber glauben: Schon wenn die globale Temperatur um nur zwei Grad ansteigt, dann könnte in Südamerika das Wasser knapp werden. In Asien kommt es zu Missernten. Und in der Karibik entstehen gewaltige Hurrikans.

 

Wie schnell schmilzt das Packeis?  Wenn sich das Koma auf der Erde erwärmt, werden wir das zuerst in der Arktis bemerken. Der WWF (World Wildlife Fond) errechnete: Bereits im Jahr 2026 wird die Temperatur um zwei Grad zunehmen. Im Jahr 2070 ist das Eis dann nahezu verloren.

 

Ergebnis

 

Die Fachleute kommen zu folgenden Schluss: Wenn das Packeis auf dem Polarmeer verschwunden ist, wenn es weg geschmolzen ist, wird auch der Eisbär dort verschwunden sein. Weil dieser große Bär dort nur leben kann, wenn das Eismeer mit Packeis bedeckt ist, auf dem er Robben jagen kann. Weil er dort nicht auf dem Festland und auf den Inseln des Eismeeres überleben kann: auf der Polarwüste, der arktischen Tundra und der Waldtundra. Weil er dort nicht genug Futter findet. Er würde dort verhungern.

 

Und die Eisbärin könnte dort dann keine Jungen bekommen, weil sie im Herbst nicht genug Fett in ihrem Körper speichern kann.

 

Daraus schließe ich: Auch der Kurznasenbär und der Braunbär, in der Zeit des Mammuts, im mittleren und nördlichen Teil Alaskas und des Yukon Gebietes, konnten dort nicht in einem arktischen Klima leben. Denn sie sind ebenso schwer wie der Eisbär heute. Das heißt: Sie brauchten dann ebenso viel Futter. Aber die arktische Pflanzendecke kann nicht so viel Futter erzeugen. In der Tundra und Waldtundra im mittleren und nördlichen Teil Alaskas und des Yukon Gebietes können heute nur sehr kleine Grizzlies oder Braunbären leben, weil sie dort so wenig Futter finden: gerade genug, um zu überleben, obwohl sie so klein sind.

 

 

 

Die Eisdecke auf dem Nordmeer: wie groß es heute ist. Auf dieser Eisdecke lebt der Eisbär. Er jagt dort seine wichtigste Beute: den Seehund. Foto: Thomas P. Manngelsen, Premium. Nach: tv14 2005:19.

 

 

Eisbär auf dem Packeis des Arktischen Ozeans. Foto: Thomas D. Manngelsen Pictures, Premium. Nach: tv14 2005:2005:20. Nur auf dem Packeis kann er seine wichtigste Beute jagen: den Seehund.

 

 

 

Wie die Eisdecke des Polarmeers in den nächsten Jahren weg schmelzen wird, wenn das globale Klima noch wärmer wird. Wenn das Eis auf dem Polarmeer verschwunden ist, wird auch der Eisbär verschwunden sein. Foto: Superbild, Arcticphoto/Laif, Clifford Grabhorn/Acia Map. Nach: tv14 2005:20.

 

 

Eisbär und Braunbär: wie schwer und wie viel Futter am Tag?

 

Wie schwer wird der Eisbär? Und wie schwer wird der Braunbär?

Wie viel Futter brauchen sie am Tag?

 

Ich wandte mich deshalb an Dr. Blaser in der Wilhelma, dem Zoologischen Garten von Stuttgart. Er betreut dort die Bären.

 

Frage: Wie schwer wird der männliche Eisbär, im Herbst, wenn fett?

Dr. Blaser: 400 bis 1000 kg.

 

Frage: Und wie schwer wird der Küstenbraunbär, der Kodiak-Bär, wenn fett?

Dr. Blaser: 800 bis 1200 kg.

 

Frage: Wie viel von der Robbe verzehrt der Eisbär?

Dr. Blaser: Etwa 70% des Beutetieres. Er frisst nicht das Skelett, auch keine Röhrenknochen.

 

Frage: Wie viel Futter bekommt der Eisbär und große Braunbär im Zoo am Tag?

Dr. Blaser: 12-20 kg. ½ Fleisch, ½ Hälfte rohes Gemüse (Naßgewicht). Er bekommt keine Röhrenknochen.

 

Frage: Warum besteht das Futter dieser Bären zur Hälfte aus Fleisch und zur Hälfte aus rohem Gemüse. Warum gibt man ihnen nicht nur Fleisch? Könnten sie auch ohne dieses Gemüse leben, nur von dem Fleisch? Das sind doch Fleischfresser.

Dr. Blaser: Die Bären bekommen das rohe Gemüse anstelle der Innereien, wie Leber usw. Die Leber enthält alle nötigen Vitamine. Kein Fleischfresser kann nur von Muskelfleisch leben. Er braucht die inneren Organe. Der Eisbär frisst von der erbeuteten Robbe zuerst die Leber.

 

Anmerkung: Der Grizzlybär in Zentral-Alaska frisst vom Elch nicht das Skelett, auch nicht die Röhrenknochen und die Schädelknochen. Die sind ihm anscheinend zu hart.

 

Wie viel Beutebiomasse braucht der Bär dann am Tag?

 

Der Braunbär und Eisbär bekommt im Zoo am Tag 12-20 kg Futter: die Hälfte Fleisch, die andere Hälfte rohes Gemüse (anstelle der inneren Organe). Wie viel braucht dann der Braunbär und Eisbär (Männchen und Weibchen), von mittlerem Gewicht?

 

12-20 kg das sind dann 16 kg Fleisch mit Innereien [hier rohes Gemüse] am Tag. Dazu kommen noch 30% Abfall: die Teile, die er nicht frisst, wie Skelett mit Röhrenknochen. Das sind 4.8 kg. 16 kg und 4.8 kg sind 20.8 kg Beutebiomasse am Tag. Wie lange würde dem Bären dann eine Robbe, 91 kg schwer, reichen?

 

Von dieser Robbe, 91 kg (200 Pfund) schwer, kann er dann 4.4 Tage lang leben (91 kg : 20.8 kg). Er benötigt dann 7592 kg im Jahr, wenn er keinen Winterschlaf hält. Das sind 83 Robben zu je 91 kg im Jahr. Das gilt für den durchschnittlichen Eisbären und Braunbären, Männchen und Weibchen.

 

Wie viel Futter braucht dann der große männliche Küstenbraunbär und Eisbär, der 700 bis 1000 kg wiegt?

 

Der große Küstenbraunbär und Eisbär braucht 20 kg Fleisch mit inneren Organen am Tag. Dazu kommen noch 30% Abfall, Knochen, die er nicht frisst. Das sind 6 kg. 20 kg + 6 kg = 26 kg Beutebiomasse am Tag (das ganze Tier, mit Abfall, den Teilen, die er nicht frisst).

 

Dem großen Braunbären und Eisbären reicht eine Robbe, 91 kg schwer, für 3.5 Tage. Dieser Eisbär, 700 bis 1000 schwer, muss dann alle 3.5 Tage eine Robbe, 91 kg schwer, erbeuten. Das sind 9490 kg im Jahr, wenn er keinen Winterschlaf hält. Das sind 104 Robben zu je 91 kg. In Wirklichkeit braucht er wahrscheinlich noch mehr. Denn diese Futtermenge gilt für Tiere im Zoo, die sich nicht anstrengen müssen. Tiere, die in der Wildnis ihr Futter selbst erbeuten müssen, müssen sich mehr anstrengen. Man kann davon ausgehen, dass das wildlebende Tier 20% mehr Futter braucht als sein Artgenosse im Zoo.